Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
Wolltroll
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von Wolltroll » 26.05.2008, 15:27

stimmt, genau den meinte ich.  :)

die links sind klasse, danke. bei google hab ich schon ne menge müll gefunden, womit wir wieder bei den damst-legenden wären....
diese texte geben endlich mal einen ganz guten überblick, ohne zu verherrlichen!

grüße
wolltroll

Alamannic_Michael
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von Alamannic_Michael » 11.06.2008, 22:49

Hallo Leutz...nach lange Abstinenz...mal wieder meine 5 Cents zu dem Thema...


Aaaaalso...wer sich wirklich für Damast interessiert...dem empfehle ich das Buch von Manfrad Sachse...ein Damast-Schmied im Ruhestand und Lehrmeister von Markus Balbach. In Messerkreisen ist der Herr ein Begriff...er hat es z.B. geschafft das Schwert von Sutton Hoo nachzuschmieden, welches sich durch ein kompliziertes Banddamastmuster auszeichnete.

Ich hab da was anfangs gelesen von "Damast is nicht so toll wie sein Ruf" und "Monostahl is mindestens genausogut"...ich sag mal Jain...

In Zusammenarbeit mit Manfrad Sachse wurden Messungen an dem Damast durchgeführt. Unter anderem kam dabei heraus, dass der Damast eine weitaus höhere Kerbschlagarbeit hat als die beiden Monostähle aus denen er bestand allein. Hier zeichnet sich also die Kombination schon mal aus.
Wer es nicht glaubt, der mag bitte bei Prof. M. Pohl am Institut für Werkstoffprüfung der Ruhr Universität Bochum nachfragen.

Des weiteren haben neue Erkenntnisse gezeigt, dass es dort sogenannte "Microtubes" gibt...das sind angeblich durch die vielen Schmiedevorgänge Graphit-"Säulen" in der Verbindungszone der Stähle entstehen, die an der Schneide bei Ausbrüchen quasi wie eine Mikroverzahnung wirken...nicht rasiermesserscharf, aber schärfer als ne plattgedengelte Schneide.
Die Quelle kenn ich nicht und von daher sag ich zu dem Thema "unter Vorbehalt"

Zum Thema Katanas sind aus Raffinierstahl....aaaarg!
Katanas sind kein Damast, das stimmt....aaaaaber...das Tamahagame aus dem die Katanas bestehen wird in einem Rennofen gewonnen. Danach werden die Stahlklumpen mit nem Vorschlaghammer zerschlagen und anschließend "nach Auge" hinsichtlich ihres Kohlenstoffgehalts getrennt.
Ja, das geht...wenn auch nur grob.
Dann werden die kohlenstoffreichen Stücke zu einem Packet "gebunden" und zu einem Stahlstück ausgeschmiedet.
Das selbe wird mit den kohlenstoffarmen Stücken für den Schwertkern, bzw. die Seitenlagen (je nach Schmiedeverfahren, ob Kobuse Klinge oder nicht) gemacht. So kommt das Jitetsu (die Oberflächenstruktur ähnlich einem Damastmuster) zustande.
Hier verweise ich auf das Buch "Japanische Schwertschmiedekunst" von Leon Kapp und Yoshindo Yoshihara.

Ja später wurden Raffinierstähle bevorzugt, weil die Stahlqualität besser geworden ist und der Damast wurde nur noch zu Zierde benutzt...trotzdem wurde der Raffinierstahl mit weicherem Stahl verschweißt...
Zudem war er günstiger...

Und zum Thema Caesar lacht über die krummen Keltenschwerter...
ja...er hat gelacht, weil die Kelten ihre wirklich guten Schwerter aus Meteroitendamast (aus dem Meteroit der in Süddeutschland runter gekommen ist und ähnlich Tunguska sich zerlegt hat) an die Römer verkauft haben und die miesen Schwerter selber hatten....z.T. ja auch noch aus Bronze.
Also haben die Römer die Gallier im warsten Sinne des Wortes mit ihren eigenen Waffen geschlagen...da hätt ich auch gelacht!

So...war ein Rundumschlag, aber bei soviel Halbwahrheiten einiger Leute brodelst mir manchmal hoch...

Grüße

Michael
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von kra » 12.06.2008, 07:20

Alamannic_Michael hat geschrieben:...

Und zum Thema Caesar lacht über die krummen Keltenschwerter...
ja...er hat gelacht, weil die Kelten ihre wirklich guten Schwerter aus Meteroitendamast (aus dem Meteroit der in Süddeutschland runter gekommen ist und ähnlich Tunguska sich zerlegt hat) an die Römer verkauft haben und die miesen Schwerter selber hatten....z.T. ja auch noch aus Bronze.
...


Hast du dazu ne Quellenangabe? Welcher Meteorit ist gemeint?
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von jerryhill » 12.06.2008, 11:06

Wer sich eine Klinge aus Damaststahl zulegen möchte, sollte vor allem darauf achten, das die unmittelbare Schneide nicht aus verschiedenen dort auslaufenden Stahllagen besteht. Solcher Schrott ist nämlich auch viel auf dem Markt und diese Schneiden kriegen natürlich leicht Scharten.
Aber wenn es um Gebrauchseigenschaften geht, ist guter Guss- und Flusstahl, meist nur noch aus der Zeit vor dem Krieg vorhanden meine erste Wahl. Außerdem kann man prima Messer aus Maschinensägeblättern machen. Dieser HSS-Stahl ist sehr hart, schnitthaltig und dabei einfach und schnell abzuziehen.
Nichtsdestotrotz ist mein Lieblingsmesser aus einer Feile selbst geschmiedet, weil das so schön urig aussieht. Aber wenn es um Schönheit geht, ist natürlich Damststahl unschlagbar. Aber so weit sind meine angenommenen Schmiedekünste nun doch nicht gediegen.
Was den Meteroiten betrifft, den ein keltischer Stamm verwertete, hab ich mal was im Fernsehen drüber gesehen. Auch der Verkauf von Schwertern an die Römer wurde erwähnt. Aber Die Kelten bestanden aus vielen Stämmen und die meisten mußten sich halt mit viel minderwertigerem Stahl begnügen, so daß beide Versionen für sich Wahrheit enthalten werden.
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von Bernhard Langbogen » 12.06.2008, 19:20

siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Damaszener_Stahl

siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenmeteorit

Die Mär mit dem Meteoriten finde ich immer zum lachen.

Leute denkt mal nach wie viel Eisen Notwendig ist um ein Schwert herzustellen. Und jetzt ratet mal wie viel in einen Meteor drinnen ist und wieviel nach dem Schmelzen zum Schmieden brauchbar ist.

In Malaysia wurde für die Königsschwerter Meteroiteneisen beigemengt. 1.5g pro Schwert oder Kris.

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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von mbf » 12.06.2008, 19:52

Alamannic_Michael hat geschrieben:In Zusammenarbeit mit Manfrad Sachse wurden Messungen an dem Damast durchgeführt. Unter anderem kam dabei heraus, dass der Damast eine weitaus höhere Kerbschlagarbeit hat als die beiden Monostähle aus denen er bestand allein. Hier zeichnet sich also die Kombination schon mal aus.
Wer es nicht glaubt, der mag bitte bei Prof. M. Pohl am Institut für Werkstoffprüfung der Ruhr Universität Bochum nachfragen.

Die Arbeiten sind doch sicherlich veröffentlicht? Wenn Du eine Literaturangabe hast, ist das mal was Feines zum Schmökern. Das spart im Übrigen dem Forscher wertvolle Zeit, in der er sich mit komischen Anfragen rumschlagen muss. ;-)

Das Ergebnis wird auch kaum jemand bezweifeln. Nur - es kann einen dritten Monostahl geben, der über bessere Eigenschaften verfügt als Stahl 1, 2 oder die damaszierte Version aus beiden. Die Frage, ob man mit der Technik des Damaszierens einen Monostahl schlagen kann, bleibt insofern aufgrund Deiner Zusammenfassung der Bochumer Arbeiten unbeantwortet. Ebenso, ob man grundsätzlich mit einer Damaszierung die Qualität erhöhen kann.

Umso mehr muss die Publikation interessieren, denn dort steht sicherlich, warum genau diese beiden Monostähle verwendet wurden, wie gearbeitet wurde und so weiter. Denn wenn die Ausgangsbedingungen nicht bekannt sind, ist allein die Angabe des Ergebnisses... quasi wertlos.

Aber wie gesagt, wenns dazu plausible Literatur gibt, immer her damit. Nur so funktioniert das mit dem Wissen sammeln.
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von Alamannic_Michael » 12.06.2008, 20:06

Bernhard Langbogen hat geschrieben:siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Damaszener_Stahl

siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenmeteorit

Die Mär mit dem Meteoriten finde ich immer zum lachen.

Leute denkt mal nach wie viel Eisen Notwendig ist um ein Schwert herzustellen. Und jetzt ratet mal wie viel in einen Meteor drinnen ist und wieviel nach dem Schmelzen zum Schmieden brauchbar ist.

In Malaysia wurde für die Königsschwerter Meteroiteneisen beigemengt. 1.5g pro Schwert oder Kris.

Bernhard




Ja...man brauch keine Tonne Eisen um 1 Schwert herzustellen...
Und es geht um folgendes Meteroitenfeld:

http://www.innovations-report.de/html/b ... 35234.html


Außerdem: der Stahl wird nicht geschmolzen!!!!!! Er wird nur zerteit und umgeschmiedet! Wenn ich den Mist schmelze, dann mach ich alles was den Meteroitendamast ausmacht dahin! Und wer mal einen kleinen Meteoriten gesehen hat (stehen ja in diversen Museen) erkennt, dass so ein Ding gut und gerne 1kg hat...und die römischen Scherter waren entweder die Gladien (also Kurzschwerter) oder Spatha (Langschwerter).

Das Gewicht der Klinge liegt auf jedem Fall unterhalb von einem Kilo.

Und es gibt durchaus auch Kris die komplett aus Meteroitendamast sind...ein Blick in das Buch von M. Sachse zeigt wunderbare Bilder davon...dort wird diese Damastsorte auch sehr schön erklärt.

Es gibt so vieles was zum lachen ist...(ohne Worte)

@jerryhill

Die Messer aus Maschinensägeblätter sind wirklich prima...aaaber...man muß aufpassen die meisten sind nur an den Zähnen aus HSS.
Der Rest ist meistens Federstahl.

Und ein HSS ist hart und zäh und durch die Karbide sicherlich schnitthaltig...
Trotzdem: einfach abziehen ist was anderes...es sei denn man arbeitet grob mit nem Doppelschleifer oder ähnlichem.
Außerdem neigen fein ausgeschliffene Schneiden aufgrund der Karbide gerne zum ausbröseln und dadurch sind die Schneiden nicht ganz so fein auszubilden wie z.B. Messer aus nem X40Cr13 oder aus Kohlenstoffstählen.

Aber ich benutz solche Messer selber gerne für grobe Gartenarbeit, o.ä. wie man z.B. an dem Sägeblattmesser in meiner Galerie sieht...auch wenn das zum Großteil eben aus dem gehärteten Federstahl besteht...nicht ganz so schnitthaltig, aber einfach zu schleifen und äußerst robust.

LG,

Michael
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von Alamannic_Michael » 12.06.2008, 20:17

mbf hat geschrieben:
Alamannic_Michael hat geschrieben:In Zusammenarbeit mit Manfrad Sachse wurden Messungen an dem Damast durchgeführt. Unter anderem kam dabei heraus, dass der Damast eine weitaus höhere Kerbschlagarbeit hat als die beiden Monostähle aus denen er bestand allein. Hier zeichnet sich also die Kombination schon mal aus.
Wer es nicht glaubt, der mag bitte bei Prof. M. Pohl am Institut für Werkstoffprüfung der Ruhr Universität Bochum nachfragen.

Die Arbeiten sind doch sicherlich veröffentlicht? Wenn Du eine Literaturangabe hast, ist das mal was Feines zum Schmökern. Das spart im Übrigen dem Forscher wertvolle Zeit, in der er sich mit komischen Anfragen rumschlagen muss. ;-)

Das Ergebnis wird auch kaum jemand bezweifeln. Nur - es kann einen dritten Monostahl geben, der über bessere Eigenschaften verfügt als Stahl 1, 2 oder die damaszierte Version aus beiden. Die Frage, ob man mit der Technik des Damaszierens einen Monostahl schlagen kann, bleibt insofern aufgrund Deiner Zusammenfassung der Bochumer Arbeiten unbeantwortet. Ebenso, ob man grundsätzlich mit einer Damaszierung die Qualität erhöhen kann.

Umso mehr muss die Publikation interessieren, denn dort steht sicherlich, warum genau diese beiden Monostähle verwendet wurden, wie gearbeitet wurde und so weiter. Denn wenn die Ausgangsbedingungen nicht bekannt sind, ist allein die Angabe des Ergebnisses... quasi wertlos.

Aber wie gesagt, wenns dazu plausible Literatur gibt, immer her damit. Nur so funktioniert das mit dem Wissen sammeln.


Die Ergebnisse hingen öffentlich als Paper in der Uni aus...ist schon eine ältere Arbeit. Ich kann gerne die Tage nach der Veröffentlichung fragen, sollte eigentlich kein Problem sein

Es stand auch dabei welche Stähle verwendet wurden. Aber das sind eben die typischen Damaststähle zu der Zeit. Ich glaube "Silberstahl" und ...den anderen müßt ich lügen.
Außerdem wurde die Kerbschlagarbeit sowohl quer, als auch längs zur Schmiederichtung gemessen...in der einen Richtung wesentlich schlechter, in der anderen wirklich gut.

Sicher wird es einen Monostahl geben der diesen Damast schlagen kann...aber rein theoretisch kann man ja dann mit diesem Stahl und einem weiteren wieder einen Verbund bilden, oder?

Ich denke das damaszieren schon die Qualität erhöht, dass sehe ich in den Ergebnissen bestätigt.
Ob man damit EINEN Monostahl schlagen kann...sicherlich...ob man alle Monostähle damit schlagen kann...ich denke nicht...denn das hängt ja von den Beanspruchungen ab...
Aber die besten der alten Gewehrläufe waren z.B. aus damasziert...

Wie gesagt...der Damast ist eine teure Sache und sicher nicht für jeden Fall das Optimum...aber im historischen Fall ihn so schlecht zu reden, das widerspricht mir...der Raffinierstahl war damals gut, ja...aber er wurde vor allem wegen seiner besseren Verarbeitbarkeit und der einfacheren Nutzung für den Schmied verwendet.
Man erspart sich eben das ewig falten, man hat weniger Verluste als Zunder beim ewigen umschmieden. All das macht so eine qualitativ gute Klinge günstiger, als eine ähnliche Damastklinge.
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von mbf » 12.06.2008, 20:27

Danke.

Sicher, wie Du sagst, im historischen Kontext (und im ästhetischen, davon abgesehen) hat der Damast seine absolute Daseinsberechtigung, die möchte ich ihm auch nicht absprechen. Es zeigt ja auch sehr gut, mit welcher Kreativität mit dem durchaus bewusst gemachten Problem "minderwertiger Stahl" umgegangen wurde.

Sicher wird es einen Monostahl geben der diesen Damast schlagen kann...aber rein theoretisch kann man ja dann mit diesem Stahl und einem weiteren wieder einen Verbund bilden, oder?

Und mit dem Verbund und einem weiteren Stahl... das könnte eine durchaus philosophische Frage sein!  ;D
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von Bernhard Langbogen » 12.06.2008, 20:33

Meteoriteneisen hat nur einen höheren Nickelgehalt, ansonsten ist es gleich wie unseres.

Außerdem: der Stahl wird nicht geschmolzen!!!!!! Er wird nur zerteit und umgeschmiedet! Wenn ich den Mist schmelze, dann mach ich alles was den Meteroitendamast ausmacht dahin!


Ich muß mir dieses Buch Besorgen wo sowas steht. ;D

Alamannic_Michael, ich arbeite in einen Schmiedekonzern und entweder hat der Autor eine große Phantasie oder er drückt sich falsch aus.

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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 12.06.2008, 21:05

also leute, der alte Raffinierstahl ist genauso durch Feuerschweißen entstanden wie ne Damastklinge. Der Vorteil des Damast ist seine Wirtschaftlichkeit, ich verlängere guten Stahl mit minderwertigem.
Es wurden 2 Raffinierstähle zusammen geschweißt, der Effekt nebenbei ist, das der weichere stahl eine andere Anriss und rissfortbildungsenergie hat als der härtere und ich muß mir beim Härten nicht so eine Mühe machen, um einen weichen Kern zu erzeugen.
Wenns Härten gut geklappt hat, hat der Damaszener Stahk verloren
 
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
Der schönste Pfeil ist der im Centerkill

Schorl
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Re:

Beitrag von Schorl » 12.06.2008, 22:15

Hallo,

also ich gestehe das ich mir jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen habe, jedoch das was ich überflogen habe ist, wie mir scheint, mit recht viel Missverständnissen, Vorurteilen und Halbwahrheiten gespickt.

Nur mal so als Beispiel (und ich möchte gleich sagen das ich nichts gegen LaCroix habe, ist nur ein Beispiel):

LaCroix hat geschrieben:Sorry, aber Damaszener Stahl ist ein NOTLÖSUNG.
...
Das Hauptproblem damals war, das man mit dem auskommen musste, was man hatte.
......
wenn zwei gegenstände mit wucht wiederholt aneinanderknallen bricht halt einer irgendwann, und das ist für gewöhnlich der weichere.


Der sogenannte Damaszener-Stahl war eine Laune der Natur, ein besonderes "Gemisch" aus Eisenerzen mit speziellen Verunreinigungen die beim Ausschmieden eben diese besonderen Kohlenstoffformationen bildeten die den Stahl sehr hart und trotzdem elastisch werden lassen. Ausserdem war er nicht so anfällig gegen Umwelteinflüsse (sprich: sehr lange haltbar).

Das wirklich besondere war jedoch das dieses Erz nur in einem relativ kleinen Gebiet vorkam und von der Menge her relativ begrenzt war. Der "richtige" Damaststahl war also etwas besonders Wertvolles und kann nicht mit den "Imitaten" der "Neuzeit" verglichen werden, wo man kohlenstoffarmen und kohlenstoffreichen Stahl in Schichten ausschmiedet und mit Säure behandelt. Sieht sicher genauso oder ähnlich aus und ist in Sachen Härte und Elastizität besser als der damalig übliche Stahl, kommt jedoch nicht an die Eigenschaften des "echten" Damasts heran.

Wenn zwei Gegenstände unterschiedlicher Härte mit Wucht aufeinanderprallen bricht normal der Härtere (weil hart = spröde (siehe Glas)) und der "Weichere" würde sich ggf. verformen, aber nicht brechen.

So, und jetzt nochmal sorry LaCroix das ich hier nun speziell Deine Antwort etwas zerpflückt habe, ist echt ned böse gemeint und auch nur stellvertretend für die reichlichen Missverständnisse bezgl. Damast-stahl. Und der Thread ist ja auch schon etwas in die Jahre gekommen  ;)

Aber es sind auch einige gute Quellen und Bücher genannt die hier etwas Lichts ins Dunkel bringen können - so dann Wünsche ich noch was.

Schorl
Zuletzt geändert von Schorl am 12.06.2008, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.

jerryhill
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von jerryhill » 12.06.2008, 23:31

@ alemanic. michael; ja, ich habe ein paar Messer aus alten ostzonalen Maschinensägeblättern gebaut und der ist durchweg OK. Mit Ausbröseln der Klingen hatte ich nie Probleme und natürlich muß man die Schneidfasen erstmal durch schleifen herstellen, bevor man sie abzieht, aber dann geht es recht schnell und wird sauscharf und schnitthaltig. Die genaue Zusammensetzung von dem Zeug kenne ich leider nicht, glaube aber nach meinen Teilinfos, es ist ne Menge Wolfram drin.
lg, jerryhill
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von Alamannic_Michael » 17.06.2008, 12:42

Bernhard Langbogen hat geschrieben:Meteoriteneisen hat nur einen höheren Nickelgehalt, ansonsten ist es gleich wie unseres.

Außerdem: der Stahl wird nicht geschmolzen!!!!!! Er wird nur zerteit und umgeschmiedet! Wenn ich den Mist schmelze, dann mach ich alles was den Meteroitendamast ausmacht dahin!


Ich muß mir dieses Buch Besorgen wo sowas steht. ;D

Alamannic_Michael, ich arbeite in einen Schmiedekonzern und entweder hat der Autor eine große Phantasie oder er drückt sich falsch aus.

Bernhard




Also...ich arbeite am Institut für Werkstoffe der Ruhr Univerität Bochum.
Bin zudem Cand. Ing und schreibe gerade an einer Studienarbeit über Schnellarbeitsstähle. Genug von dem blöden "ich hab aber auch Ahnung *Nase zeig*".

Du kannst dir gerne das Buch besorgen. Hast du die Schliffe des Meteroiten in deinem Link bei Wiki angeschaut? Dort sieht du ein Widmannstättsches Gefüge...das Gefüge ist sehr grob...und durch die ewige Zeit da draußen im All hast du gewisse Entmischungen...wenn du dieses Material faltest...was wird wohl entstehen? Ein Stahl mit einem Muster...den man Meteroitendamast nennt...sicher wird auch ein Stahl bei dem du normalen Stahl mit dem Meteroiteneisen vermischt indem du damaszierst von vielen als Meteroitendamast bezeichnet...

Halten wir fest das Zeug enthält Nickel und der ist in normalem Erz selten...ob nun Entmischung oder nicht...das kannst du gerne selbst entscheiden.

also nennen sagen wir du hast Recht und ich meine Ruhe, denn beides mag richtig sein...ok? Müßig sich wegen sowas zu streiten...wünsch dir viel Spaß beim Fackelzug...

@schorl
Das was du meinst ist der gemeinhin als Wootz-Damast bezeichnete Stahl.
Das ist eben der jahrhunderte alte Streit ob der durch feuerverschweißen gefertigte Damast wirklich so bezeichnet werden darf.
Gibt ja auch noch so Sachen wie Furnierdamast, wo eben der Damast um die eigentliche Schneidlage zu "kosmetischen" Zwecken aufgeschmiedet wird.

@jerryhill

Ja...je nach HSS ist ne Menge Wolfram drin...wobei ne Menge z.B. bei nem sehr üblichen HSS dem HS6-5-3 eben 6% ist. Der ist als Karbidbildner drin.
Und sauscharf ist eben definitionssache. Ich hab Pfeilspitzen aus massivem HSS. Die sind super stabil und ließen sich gut ausschleifen...aber...wenn man sie fein ausschleift ist der Grat sehr instabil...naja...ist ja bei ner Pfeilspitze egal. Aber bei nem Messer...da finde ich mein selbstgemachtes Finnenmesser aus 3 Lagen Stahl schärfer...selbst die Klingen aus X40Cr13 kann ich schöner ausschleifen obwohl die auch zu Chromkarbiden neigen ...wie gesagt...im HSS sind M2C, M6C und z.T. auch MC Karbide...und je nach Herstellungsart sind die nicht unbedingt klein. Sicher 'n Sägeblatt wird keine groben Klötze von 200 µm enthalten...trotzdem superscharf zu schleifen und bleiben...sagen wir man kann robuste Arbeitsmesser daraus herstellen, die nach harter Schleifarbeit (wenn man es mit Schleifsteinen von Hand macht und nicht mit Maschinenunterstützung) schön abzuziehen sind, weil der Stahl eben Härten um die 60HRC +/- 2HRC haben wird. Aus gleichen Grund sind sie eben ziemlich schnitthaltig...makroskopisch gesehen.

Ich seh gerad du schreibst ostzonal...hmmm...da könnte sogar noch mehr Wolfram drin sein...die Ostzone hat eher Wolfram eingesetzt (weil Russland da wohl Ressourcen hat) während Richtung Amiland versucht wurde Wolfram durch Molybdän und Vanadium zu substituieren.

@mbf

hab die Veröffentlichung auch auf der HP vom Lehrstuhl gefunden...

M. Pohl, N. Lindner
    Gefüge und Eigenschaften von Damaszener-Stählen
    Prakt. Met., Sonderbd. 25 (1994), S.519 - 530

Da müßte der Kram drin stehen...

hier ist noch ein bisserl mehr von ihm...

Damaszenerstahl
    Prakt. Metallogr., Sonderbd. 29 (1998), S. 55 - 92

M. Pohl, N. Lindner
  Damaszener-Stahl
  Schrift zur Ausstellung "Damaszener Schwerter vom Lübecker
  Ring" in Soest 11/2000, Heft 8, S.25-32

M. Pohl

    Gefüge und Eigenschaften von Damast- und Duplexstählen

    Widmung Prof. Dr. Dr. h. c. mult Günter Petzow

    Prakt. Metallogr., Sonderbd. 33 (2002), S. 3 - 10

das war alles was ich auf der HP gefunden hab.
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Re: Damaszieren- Weshalb Damaszener Stahl?

Beitrag von kra » 17.06.2008, 13:13

Der sogenannte Damaszener-Stahl war eine Laune der Natur, ein besonderes "Gemisch" aus Eisenerzen mit speziellen Verunreinigungen die beim Ausschmieden eben diese besonderen Kohlenstoffformationen bildeten die den Stahl sehr hart und trotzdem elastisch werden lassen. Ausserdem war er nicht so anfällig gegen Umwelteinflüsse (sprich: sehr lange haltbar).

Das wirklich besondere war jedoch das dieses Erz nur in einem relativ kleinen Gebiet vorkam und von der Menge her relativ begrenzt war. Der "richtige" Damaststahl war also etwas besonders Wertvolles und kann nicht mit den "Imitaten" der "Neuzeit" verglichen werden, wo man kohlenstoffarmen und kohlenstoffreichen Stahl in Schichten ausschmiedet und mit Säure behandelt. Sieht sicher genauso oder ähnlich aus und ist in Sachen Härte und Elastizität besser als der damalig übliche Stahl, kommt jedoch nicht an die Eigenschaften des "echten" Damasts heran.



Es gab 2 unabhängige Entwicklungen, die zum selben (ähnlichen) Ergebnis führten:
einmal der aus Indischen Flußsanden gewonnene Stahl, der duch seine Zusammensetzung (V) und sehr ausgefeilte Temperung eine Trennung in mehrere Phasen stattfand (Carbid-reiche und Carbid-ärmere). Die Bearbeitungstechnik, um hierraus bDamstzenerstahl zu machen, wurde in Damaskus entwickelt (daher der Name)
und
die Methode, bei der Stähle unterschiedlicher Härte zusammen geschmiedet wurden und durch wiederholtes Falten und neu ausschmieden sehr dünne Lagen erreicht wurden.

Die erste Methode starb mit der Erschöpfung der Lagerstätte aus (nur in dieser Lagerstätte lagen die Ausgangsstoffe in der benötigten Zusammensetzung vor) und wurde erst in den letzten ca. 10-20 Jahren wiederbelebt. "Amüsanter" Hintergrund: die Schmiede in Damaskus wußten zwar, wie sie den Damastzenerstahl herstellen konnten, wußten aber nicht um das "warum" und nicht um der Bedeutung der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials. Als das ausblieb, starb auch das Wissen um diese Technik aus.

die 2. hat sich über die Jahrhunderte bis heute tradiert.

Welcher der beiden Damaststähle nun qualitativ besser ist, kann in der pauschalität nicht gesagt werden. Nur weil etwas aus mythischer Zeit her überkommen ist, heißt nicht, das es auch besser ist! Bitte nicht bei "alt" den gesunden Menschenverstand ausschalten.

@Alemannic
Btw, bei 15K findet keinerlei Entmischung mehr statt, das kannst glatt in die Tonne treten. Erzähl das bitte nicht dem Prof bei der Prüfung, das gibt "Abzüge in der B Note" ;D.
Diese Kristallisationsformen entstehen beim sehr langsamen Abkühlen des aufgeschmolzenen Metallklumpens in der Schwerelosigkeit oder bei sehr oft wiederholter Erwärmung bis an den Schmelzpunkt.
Sorry, genauer hab ichs nicht. Mein Mineralogie/Physikstudium ist jetzt 20 (EDV-)Jahre her. ;D
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