Anlassen auf der Herdplatte...?

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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Bognhansl
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Bognhansl » 06.05.2014, 13:42

shokunin hat geschrieben:...und bei der muss man dann aber ja auch ohne Temperatur-Messung auskommen, wenn man für den Sand keine hat. :-\

Wenn die Klinge auf der Stahlplatte steht, seh ich ja die Anlassfarben, auch wenn sie nur auf 2(eigentlich immer 3) Punkten reitet. Ich muss halt so langsam erwärmen, dass die Klinge Zeit hat, sich ebenfalls langsam zu erwärmen, und keine zu großen Temperaturunterschiede innerhalb der Klinge vorhanden sind. Dass der Rücken weicher werden darf/soll als die Schneide, ist ja eh erwünscht.
Wie siehst Du beim Sandbad ohne Temperaturmessung die Anlassfarben? Holst Du die Klinge da ab und zu raus?

Was war das für ein Sägeblattstahl? Ich habe mir auch schon mehrere Messer aus Sägeblättern von großen Bügelsägen gemacht ("HSS Schnellschnittstahl", ca. 2,5mm dick, kein Hartmetall)

HSS-Sägeblätter von Bügelsägen und Kaltsägen sind sehr häufig aus dem 08/15-HSS, der HS6-5-2, den es auch als WIG-Draht und Stabelektroden gibt. Hier ein Datenblatt: 1.3343 Demnach kannst Du ihn bei 780-860° weichglühen, mit Ofenabkühlung. Allerdings ist er nicht so leicht zum Härten, weil man dafür 1200° braucht, weswegen ich ihn hart bearbeiten würde, wenns irgend geht.
Anlassen, um ihn weicher zu bekommen ist schwierig, weil er bei 600° mit 60HRC noch fast seine volle Härte hat ;D

Gruß
Hansl

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shokunin
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von shokunin » 06.05.2014, 14:01

Naja, man sieht das im Sand schon, mal lässt halt die Schneide etwas rausspitzen.

Die Sägen, um die es hier in aller Regel geht, sind ausgediente HM-bestückte Kreissägeblätter.
Das Blatt an sich ist oft aus simplen Werkzeugstählen wie 1.2235 (80CrV2). Lässt sich in aller Regel wunderbar "ganz normal" härten und anlassen.

Gruss,
Mark
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kra
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von kra » 06.05.2014, 14:05

Ok Hansl, dann bleibe ich bei meinem bisherigen Vorgehen. Hatte mich schon auf eine Vereinfachung gefreut ;-)

Aber ein altes Kleissägeblatt habe ich auch irgendwo noch rumliegen, mal schauen...
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von eddytwobows » 06.05.2014, 16:09

@kra, shokunin...

Jepp, sind ganz st...normale Kreissägenblätter... :)

Die lassen sich sehr gut mit den dünnen Trennscheiben per Flex schneiden, ebenso stellt das zuschleifen am ganz normalen
Standard-Schleifbock kein Problem dar... vor dem Härten natürlich... ;) :) :)

LG
etb
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Alles was schiefgehen kann wird auch zwangslaeufig schiefgehen. Larry Niven

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von BBouvier » 08.05.2014, 18:00

Um deswegen keinen neuen Faden zu eröffnen,
erlaube ich mir, "Anlassfarben" betreffend,
auf folgende Merkwürdigkeit hinzuweisen:

"Johannes von Patmos", der nur wegen seiner Namensgleichheit
mit den bekannten Apostel irrig in das Neue Testament gerutscht ist,
beschreibt gegen Ende des ersten Jahrhunderts in der "Offenbarung"
mit religiös-verfremdeten Bildern die "Endzeit" -
und im neunten Kapitel u.a. auch Schlachten.
Die dort in Vers 17 geschilderten Reiter tragen
blaue bzw. gelbe Panzer!

Wäre es denkbar, dieser "Johannes" nahm sich
damals kontemporäre römische (oder andere) Panzerreiter
zum Vorbild, deren metallenen Rüstteile
farbig angelassen waren ... und wir wissen
davon nur deswegen nichts, weil auf uns aus dieser Zeit
weder farbige Bilder noch "wie neu" erhaltene
Metallteile gekommen sind??

Grüße!
BB

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Holzbieger » 08.05.2014, 22:01

@ kra

Weichglühen geht eigentlich immer recht einfach, auch mit HSS Stahl.
Grill anwerfen, eine schöne Glut erzeugen, Stahl in die Glut zur Rotglut bringen und dann mit dem Grill in der Glut kalt werden lassen.

Nur wenn HSS draufsteht bekommst Du diesen Stahl mit Hausmitteln nicht vernünftig wieder gehärtet. Wärembehandlung ist bei HSS IMHO was für die Profies, zu komplex.

So auf dem Weg nach Hause.

Grüße aus Québec (noch)

Roland
- Es ist besser ein gute Entscheidung rechtzeitig zu treffen als eine sehr gute zu spät.
- Ancora Imparo

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Rizzar
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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Rizzar » 11.05.2014, 11:12

Moin

Die These mit den angelassenen Rüstungen deren Farbe erhalten wird halte ich eher für unwahrscheinlich.
Allein der Aspekt der Rüstungspflege einschließlich Korrosionsschutz würde mich als Nutzer schon nerven.

Die Oxydschichten sind nunmal sehr dünn und leicht weggekratzt.
Bei einem Messer mag das noch im Ausnahmefall gehen, aber bei bewegenden großflächigen, der Witterung ausgesetzten Teilen meiner Ansicht nach suboptimal.
Erneuerung der Decorschicht auch mehr als aufwendig.

Ich würde da eher auf Farbe schließen.

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Galighenna » 11.05.2014, 12:23

Korrekt gepflegte und behandelte Oxid-Schichten schützen Stahl sogar vor Korrosion. Es wäre daher sogar unter Umständen von Vorteil, solche belasteten Teile entsprechend zu behandeln.

Aber das ist natürlich jetzt etwas Off-Topic hier.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von Rizzar » 11.05.2014, 13:25

Ja, sicher hilft die Oxidschicht für sich allein.

Der Gesamtzusammenhang ist meiner Meinung nach aber problematisch, entweder großflächige oder bei Lamellen viele kleine Stücke die aneinanderreiben und so automatisch diese Schicht angreifen bzw. abnutzen.

Die Rüstung muss eh dauernd zusätzlich konserviert (Fett) werden, aber der ständige Schutz bzw die Entfernung des Rostes gebührt Methoden die Meiner Meinung nach nicht mit dem Anlassfärben vereinbar sind.

Schwarzbrennen ist da z.b. schon deutlich robuster.

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Re: Anlassen auf der Herdplatte...?

Beitrag von BBouvier » 11.05.2014, 15:21

Danke sehr - Euch Beiden!

Genau zwischen diesen zwei Beurteilungen schwankte ich
und wollte gern dazu (Fach)- Meinungen hören,
da ich diesbezüglich ein ziemlicher Laie bin ...
Wäre es vielleicht denkbar, die Metallteile von Prunkrüstungen
(allein für feierliche Anlässe oder Paraden) wären farbig
angelassen gewesen?

Beste Grüße auch!
BB

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