Messerbau aus Rentiergeweih

Hier kommt alles rein, was in irgendeiner Form mit der Herstellung von Messern zu tun hat.
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shokunin
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von shokunin » 20.11.2014, 09:04

Wenn Du Epoxi vermeiden willst, wie wäre ein Schellack- oder Kollophonim-Kleber?
Schrumpfen beide nicht.

Kollophonium mit etwas Leinöl erwärmt wird sehr flüssig und zieht gut ein - und klebt auch recht gut. Wäre zum Verfüllen sicher gut - wie gut es langfristig die Lagen untereinander Verbindet kann ich allerdings nicht sagen... :-\
Müsste einer testen... ;)

Aber ich denke sowieso simpler Hautleim hat früher gehalten und wird es auch heute noch tun - und wenn nicht kann man Hautleim wieder runter kochen (und auch Kolophonium z.B. in Alkohol oder Natron) und erneuern.

Das Schöne an traditionellen Techniken ist nicht, dass sie ewig halten, sondern dass sie nicht ewig halten müssen.
Sie erlauben eine periodische Pflege und Erneuerung. Epoxi tut das eben nicht. Das muss ewig halten, denn wenn es mal nicht mehr hält, dann ist das Ganze eigentlich für die Tonne weil man Rückstande nie mehr aus dem Grundmaterial raus bringt und so auch kaum was erneuern kann.

Klar Epoxi hält im Normalfall ewig, ist aber halt 'ne Frage von Aethos und Aestethik was man wählt... pflegeleicht oder pflegefrei.

Gruss,
Mark
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kra
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von kra » 20.11.2014, 10:19

Schön gesagt ;D -

Generell denke ich, wenn man traditionell arbeiten will wird man auf Kleber verzichten und ein Geweihstück nehmen, das in sich fest genug ist und wenig Hohlräume hat.

Dann evtl. vorne und hinten noch, soweit geht, Birkenpech rein (auch ums wasserdicht zu bekommen), Abschlüsse drauf und dann vernieten. Obs da noch kleinere Hohlräume drin gibt ist imho nebensächlich.
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Rado
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 20.11.2014, 14:17

Ja, wenn ich nur so viel Elchgeweih wie Ren hätte.
Das bekommt man leider nirgendwo günstig. Für das komplette Rentiergeweih habe ich lediglich 40€ bezahlt. Unschlagbar.

Ok, dann Planänderung. Hier nehme ich wieder Epoxi und werde mir für das nächste Projekt stückweise Elchgeweih zusammen sammeln.
Es wären ja ohnehin nicht meine letzten Messer gewesen, also was solls.

@Shokunin: Karelische Maserbirke ist schon ein anderes Kaliber als unsere Hängebirken. Es ist deutlich dichter und ich trickse ein wenig rum beim Anpassen. Ich schlage das Holzstück die letzten ein- zwei Zentimeter vorsichtig mit dem Holzhammer auf. So verdichtet die Angel von innen das Material und ich bekomme eine supergenaue Passung die auf ganzer Länge aufliegt.
Das werde ich beim Elchgeweih nicht können. Dort werde ich eben einfach exakt arbeiten müssen. Wenn man die Angel aber mit Edding bepinselt, geht das ganz gut. Man braucht nur Zeit und Geduld.

Ein Set mit gleichen Klingenlängen was ich mir da jetzt im Saami-Stil zaubern wollte habe ich bereits (halbfertig)in Maserbirke&Messing.
Bild
Hier ist das halbfertige Leuku.
Bild
Bild
Alles sitzt perfekt, ohne Klebstoff. Das soll mir jetzt mit Geweih gelingen. Hoffe ich...
Zuletzt geändert von Rado am 20.11.2014, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von shokunin » 20.11.2014, 15:48

Hi,

Was ich an karelischer Birke da hab', und auch schon verarbeitet, scheint mir nicht maßgeblich härter als das was sonst ordinär hier so wächst - ist auch farblich fast gleich (nur halt mit der charakteristischen Maserung). Das Material in Deinen Bildern ist viel dunkler und sieht auch dichter aus - ist das evtl schon stabilisiert oder so...?

Was bei Deinen Geweihteilen geht weisst Du sicher am Besten - wir wissen ja auch nicht was genau draus werden soll.
Ich denke aber schon, dass Du evtl den Erl da auch ein Stück weit einschlagen kannst... evtl mit Leim ein-schlonzen und dann rein... dann gibt es weniger Reibung und Leim und Knockenstaub zementieren die Klinge fest. ::)

Ich hab' der Gaudi halber gerade ein Stück Geweih (32mm lang) mit einem alten vier-schlägigen Nagel (4x4mm Schaft) auf den Tisch genagelt. Ohne Vorbohren...
Geht wunderbar und der Kern hier war recht dicht.

Gruss,
Mark
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 20.11.2014, 16:10

Das Mark ist stellenweise so weich dass ich es mit dem Daumennagel eindrücken kann.
Da wird ohne ´Füllung´ wohl nichts gehen. Zumindest würde ich härtere Holzbearbeitung damit vergessen können. Leukus sollen einem das Beil weitestgehend ersetzen. Mit dem Material und Pech oder Harz als Klebstoff würde das nie im Leben funktionieren.

Stabilisiert ist die Birke nicht. Ich habe sie von meinem ehemaligen Arbeitgeber Theodor Nagel und wir haben dort die Stammware überhaupt erst getrocknet. Da gibt es aber auch Qualitätsunterschiede. Je härter die Wachstumsbedingungen und langsamer der Wuchs, desto dichter ist es. Und die Birke an den beiden Puukko-Messern ist etwas fester und härter als die am Leuku. Da hoffe ich einfach dass die Verdichtung von innen das übrige tut.

Der Farbunterschied rührt daher, dass das kleinste Messer bereits seine komplette Endbehandlung bekommen hat und seit mittlerweile ein paar Jahren im Gebrauch ist. Das Holz ist etwas nachgedunkelt. Behandelt wurde es indem ich es in Leinöl fritierte und anschließend mit ´Le Tonkinois´ Tungöl bestrich. Das härtet in einer dicken Schicht aus wie Lack und gibt selbst langweiligster Fichte einen heissen Farbton.

Das Mittlere habe ich erst letztes Jahr in diese, noch zu plumpe, Form gebracht und ein Einlegen für drei Tage in rohem Leinöl war die bisherige Behandlung. Eher als test. Ich werd es endbehandeln wie das Kleine.
Die Birke am Leuku ist noch ohne irgendwelche Bahandlung.

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von shokunin » 20.11.2014, 16:22

Danke für die Infos :)
Meine Birke ist geölt auch etwa so - etwas weniger rot, aber ähnlich. Im Rohzustand ist sie aber viel "chremiger"... :-\
Liegt aber wohl an Materialqualität und evtl Lagerung.

Sehen übrigens echt spizte aus die Messer - hatt' ich vorhin versäumt zu sagen. Bin gespannt auf das fertige Set. :)

Gruss,
Mark
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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 20.11.2014, 16:47

Danke schön! :P

Das soll mein Gebrauchsset sein und die Saamis Sammlerschätzchen.
Nichtsdestotrotz sollen sie einwandfrei funktionstüchtig sein.
Das hier ist mein Vorbild in punkto Stil:
http://img4web.com/view/FWGXG

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von apaloosa » 20.11.2014, 18:31

Hi,
mal 'ne dumme Frage,
warum bohrst Du das nicht aus uns klebst mit Holzleim ein Stück z.B. Eichenholz rein?

VG
Harald

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Re: Rentiergeweih bleichen. Welche Methoden gibt es.

Beitrag von Rado » 20.11.2014, 18:37

Kein Witz, die Idee hatte ich auch schon. Es ist aber im Endeffekt genauso ´gepanscht´wie es wäre es mit epoxi vollzukippen und letzteres ist um Meilen einfacher und wirksamer.
Ausserdem hätte ich die Befürchtung dass Holz mir da drin zu sehr arbeitet. Sich entweder lockert oder mir das Material sprengt.

Gerade eine mail vom Schmied bekommen. Die Klingen sind fertig, ich könnte heulen. ;D

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Re: Messerbau aus Rentiergeweih

Beitrag von Snake-Jo » 21.11.2014, 13:44

Edit: Ich habe die Beiträge, die hauptsächlich den Messerbau bzw. den Griffaufbau zum Thema haben, hier abgetrennt.
Bitte hier weiterdiskutieren.
LG, Jo

Hier geht es zum ursprünglichen Faden:


http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=14&t=25976#p465655

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Messerbau aus Rentiergeweih

Beitrag von Snake-Jo » 21.11.2014, 13:52

bulletknives hat geschrieben:Hab ich behauptet dass/Oryx komplett hohl ist?

Ich hab genug in der Hand gehabt und hier liegen, keine Sorge, ich weiß wie so ein Horn aufgebaut ist. Nur nimm mal so ne volle Spitze in die Hand ... ein Messergriff gibt das keinen.



@bulletknives: es gibt da offenbar große Unterschiede in der Qualität der Hörner. Sicherlich sind die meisten weitestgehend hohl, aber diese hier hab ich zufällig sondiert. Die rund 1 m langen Hörner waren am Ende auf mind. 30 cm Länge massiv.

Hornb.jpg

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Re: Messerbau aus Rentiergeweih

Beitrag von Idariod » 28.11.2014, 17:45

Wenn ich das hier überhaupt vorbringen darf aufgrund mangelnder fachlicher Qualifikation (baue weder Messer noch hab ich viel mit Horn gemacht):

Ich glaub trotzdem dass der volle Anteil vom Horn auf dem Bild zu dünn ist, um ein guter Messergriff zu werden. Als Bogentip mags gut langen, aber damit ich eine Klinge sicher führen kann?
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.

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