2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

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Squid (✝)
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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Squid (✝) » 28.06.2011, 16:06

Wie lange planst du eigentlich, unterwegs zu sein?
Ich kenne zwei relativ aktuelle vergleichbare Experimente, 1981 hat Rüdiger Nehberg mal Deutschland durchquert - 1000 km in 23 Tagen, 2010 hat Joey Kelly das auch mal versucht und für 900 km ebenfalls 23 Tage benötigt. Macht im Schnitt 40 km am Tag...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Pyromir
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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Pyromir » 28.06.2011, 16:45

Oh, da habe ich auch noch drei Literaturtipps, alle drei von Wolfgang Büscher verfasst:
  • "Berlin-Moskau. Eine Reise zu Fuß"
  • "Deutschland, eine Reise"
  • "Hartland: Zu Fuß durch Amerika"
Speziell die beiden letzte Bücher habe ich soooo gern gelesen. Büscher hat eine gute Art über die Erlebnisse auf seinen Wanderungen zu schreiben. Und er mag Menschen. Dabei gibt es manchmal auch weniger Schönes zu berichten. Meiner Meinung nach umwerfende Bücher. Achja, und Büscher schwafelt nicht rum, er ist wahrlich keiner, der auf Teufel komm raus Zeilen schindet.

Grüße
Marc
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Albert Schweitzer

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Indiaman » 28.06.2011, 16:53

Die Ernährung ist ja heute kein Problem mehr, und es gibt eine große Arztdichte, da würde ich mir keine Sorgen machen.
Und wenn die Ausrüstung leicht ist, wird auch kein großes Training im vorfeld nötig sein, das Einlaufen der Schuhe schon eher und die ersten Tage oder Wochen etwas langsamer angehen, dann bist Du trainiert und Du läufst, falls das Schuhwerk es erlaubt, Deine 40km am Tag (im Flachland)...

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Jolinar
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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Jolinar » 28.06.2011, 17:16

@walta
Haha, gesponsort von Apple. Wär was :D

@Squid
Ich hab mir ein halbes Jahr dafür genommen, wobei es theoretisch auch noch einen Monat länger dauern könnte. Ein Pfarrer aus meiner Umgebung hat 99 Tage gebraucht, der war allerdings modern unterwegs und hat ziemlich Gas gegeben.
Meine Tagespensum wird ca. 25km sein, allerdings je nach Tagesetappe und ich werde sicher ein, zwei zusätzliche Tage in verschiedenen Städten verbringen. Somit rechne ich mit ca. 5 Monaten, wobei - wie bereits erwähnt - ich 7 Monate Zeit habe.

@Pyromir
Danke für die Buchtipps, da werd ich wohl mal reinlesen!

@Indiaman
Naja, so einfach auf Teufel komm raus funktioniert das nicht. Der heutige Mensch muss "gehen wieder gewohnt werden".

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von pollux » 28.06.2011, 17:24

Ich wünsch dir auch eine gute Reise, Jolinar. Viele schöne Eindrücke, neue Bekannte, Zeit für Kontemplation und dass dir nichts passiert.
Der heilige Christopherus ist der Schutzpatron der Reisenden, möge er ein Auge auf dich werfen.

liebe Grüsse
polly
"Wenn du mit einem Holzbogen nicht gut schiesst, ist es allein deine Schuld, und nur deine. Hierin liegt die Herausforderung. Immer wenn ein Problem auftritt, kannst du es sofort lokalisieren. Das Problem bist du."
Paul Comstock

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Jolinar » 28.06.2011, 17:28

Danke!
Ich muss gestehen, dass ich nicht gläubig bin (= Mediävistik- und Kirchengeschichte-Student). Aber wer weiß was im Zuge der Reise alles passiert. Immerhin wurde ja auch Luther erst wirklich gläubig, als er ein Unwetter überlebte...

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Indiaman » 28.06.2011, 19:27

Doch, so einfach geht das mit dem Gehen.
Ich habe letztes Jahr mit über 40 Lenzen das Wandern reaktiviert und kam von Null auf 30 Tageskilometer.
Zugegebenermaßen hat mir nach zwei Tagen alles weh getan, was aber hauptsächlich am schweren Gepäck lag.
Im Frühjahr hatte ich dann eine 50kmTour unternommen (am Stück) und wieder waren diverse Muskeln zu spüren, aber dann habe ich ein wenig trainiert und drei Wochen später waren 100km an zweieinhalb Tagen kein Problem. Diesmal auch ohne weitere Schmerzen.
Deshalb meine ich, daß Du im "zarten Alter" das schon gut hinbekommen wirst, wenn Du die ersten Tage etwas ruhiger angehen lässt und gegebenenfalls mal einen Ruhetag zur Regeneration einlegst.

Gruß,
Stefan

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von walta » 28.06.2011, 19:58

Ich weiss nicht warum ich dich noch nicht gefragt habe: was trägt denn so ein Pilger im 14. Jhdt? Kannst du das mal beschreiben oder mir sagen wo ich nachschauen kann? Hintergrund ist das ich mir derzeit ein Gewand machen will und da ist mir der Gedanke an einen Pilger gekommen (bevor ich von deinem Vorhaben gelesen haben :-). Radmantel und Schuhe hab ich schon. Zumindest den ersten Entwurf.

walta

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Jolinar » 28.06.2011, 21:44

@indiaman
Mal schauen, ich hätte nichts dagegen wenns so hinhauen würde! :D Dennoch werde ich trainieren!

@walta
Bitte sehr:
Bild

Die Abbildung ist zwar aus dem 15. Jahrhundert, aber im Großen und Ganzen recht ident mit der Ausrüstung aus dem 14. Jahrhundert.

Dazu noch ein Text aus dem späten 14. Jahrhundert:

"Wer das elent bawen wel,
der heb sich auf und sei mein gesel
wol auf sant Jacobs straßen!
Zwei par schuoch der darf er wol
ein schüßel bei der flaschen.

Ein braiten huot den sol er han
und an Mantel sol er nit gan,
mit Leder wol besezet,
es schnei oder regn oder wähe der wint,
daß in die luft nicht nezet.

Sack und stab ist auch darbei,
er luog, daß er gebeichtet sei,
gebeichtet und gebueßet!
Kumt er in die welschen lant,
er findt kein teutschen priester."

lonbow
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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von lonbow » 28.06.2011, 21:46

Respekt! Das ist sicherlich eine Reise, die du nie vergessen wirst!
Vielleicht wäre es nicht schlecht, Trippen für die Wanderung mitzunehmen! Die wiegen natürlich auch was, aber die Ledersohlen werden dabei nicht zu stark beansprucht!
Wie genau wirst du das Gepäck tragen? Hast du da einen Tragekorb, oder nimmst du eine Umhängetasche? Ich habe vor einem Jahr eine nur zwei Tage lange Wanderung in Ausrüstung aus dem späten 15.Jh gemacht. Da ich leider keinen Tragekorb habe, musste ich einen Brotbeutel und einen Umhängesack nehmen. Die Decke habe ich an einem Seil um die Schulter getragen. Danach war ich dann ganz schön verspannt!

David

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Indiaman » 28.06.2011, 21:55

[quote="Jolinar"]@indiaman
Mal schauen, ich hätte nichts dagegen wenns so hinhauen würde! :D Dennoch werde ich trainieren!

Das ist schon alleine deshalb eine gute Idee, weil Du Dich dabei mental auf die Reise einstellen kannst und auf das lange mehr oder wenig einsame Gehen.
Ich meinte nur, dass ich es aus konditionellen Gründen nicht für notwendig erachte.
Das vorherige Training hält auch die Vorfreude aufrecht, das ist nicht zu unterschätzen.

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Jolinar » 28.06.2011, 22:16

@longbow
Davon geh ich aus, dass ich das nicht mehr vergessen werde :D
Trippen hab ich mir bereits überlegt welche mitzunehmen, allerdings wenn nur Ledertrippen und keine Holztrippen, da ich so meine Füße endgültig kaputt machen würde.
Ja so etwas wie einen großen Brotbeutel werde ich mitnehmen, mehr nicht. Allerdings werde ich keine Decke o.ä. dabei haben sondern nur eine zweite Garnitur Unterwäsche (Brouche/Hemd), ein zweites Paar Schuhe und Kleinkram (Reparaturzeugs, Buch, etc.)

Ich bin echt stark am Überlegen ob ich nicht wirklich ein iPhone oder so mir dann zulege, denn da hab ich dann Telefon/iPod/Kamera in einem Stück und erspar mir somit die Aufladekabel der restlichen Geräte.

Archive

Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Archive » 29.06.2011, 22:41

Moin

guter Vorsatz, doch melde dich doch noch mal wenn die ersten 500km gelatscht sind. ;)

Gruß Mütze

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von Jolinar » 30.06.2011, 08:49

Hehe, ich freu mich schon total auf die Reise und würde am Liebsten jetzt sofort losgehen. Letztes Mal, als ich mit meinem MA-Verein einen Auftritt hatte, begann es irrsinnig zu schütten und ich dachte mir: Oh, ich freu mich schon drauf wenn ich unterwegs bin und es mal so richtig regnet. Das habe ich mir in dem Moment gedacht.
Ich glaube nach einer Woche werde ich die Idee und mich selbst verfluchn, dass ich mir sowas antue und die Sache mit dem Regen werd ich nicht mehr so lustig finden :D

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Re: 2.800km lange Pilgerreise im 14. Jahrhundert

Beitrag von walta » 30.06.2011, 16:34

Deshalb hat ein Pilger ja auch einen Hut auf ;-)

Hast du Informationen über die Farben die die pilger damals trugen? Die Herren auf dem Bild dürften ein geistlicher und ein adeliger gewesen sein, schätze ich mal. Ich hätte lieber einen einfachen Mann. Meine lieblingsfarbe ist schwarz, wird aber eher selten gewesen sein, fürchte ich.

Walta

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