Dirk M hat geschrieben:Klar kämpften die anders, aber sie führten als Hauptwaffe eben einen Bogen und das eben als Waffe gegen Menschen!
In ganz Europa war es unüblich mit Bögen zu kämpfen, ja es galt nahezu als feige mit einer Fernwaffe auf dem Schlachtfeld aufzutauchen, warum also setzten die Engländer so stark auf den Bogen, wenn dazu noch der Adel und die Berufssoldaten darauf verzichteten?
Da muss ich etwas korrigieren, ganz unüblich war der Bogen als Kriegswaffe im restlichen Europa nicht - im früheren Mittelalter gab es auch Bogenschützen auf dem Kontinent, die im Kampf eingesetzt wurden, zwar nicht unbedingt viele und meistens welche aus dem allerniedrigsten sozialen Stand (was bei den Engländern überigens NICHT zwangsläufig der Fall war), aber es gab sie, das ist belegbar.
Im frühen Spätmittelalter waren sie dann in Mitteleuropa aber schon lange fast komplett vom Schlachtfeld verschwunden, weil man mit "gewöhnlichen" beliebigen leichteren Allzweckgebrauchsbögen einfach nicht mehr viel gegen gerüstete Berufssoldaten mit der neuesten Panzerungsgeneration reißen konnte. Dafür hielt dann aber die Armbrust her. Als feige galten die Fernwaffen zwar, aber nur im Adel, und solange die feinen Herren sie nicht selbst verwendeten, heuerte man Fernkampftruppen durchaus auch mal gerne an, weil sie einfach praktisch waren (Weshalb hatten die Franzosen bei Crecy die Genueser angeheuert? Weil sie nützlich waren. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass die eitlen Franzosen diese Kerle auch mochten, wie man an ihrem idiotischen Verhalten in der Schlacht sieht).
In Osteuropa,im südlichen Spanien und auch dem Mittelmeerraum (z.B. Italien, da gab es wirklich alle Sorten von Söldnern) waren übrigens auch im Spätmittelalter und länger noch Kompositbögen in Gebrauch.
Wo sich die spätmittelalterlichen Engländer jetzt den exzessiven Gebrauch ihres Kriegslangbogens angewöhnt haben, ist schwer zu sagen, aber auf sarmatische Reiterschützen geht das mMn sicher nicht zurück - Bögen gab es auch vor denen schon auf der Insel.
Der englische Kriegslangbogen war ja auch keine "Neuerfindung". Einfache Holzlangbögen gab es in England auch vorher (also vor dem 14. Jahrhundert) schon und sie wurden auch in zahlreichen Schlachten verwendet, nur halt eher in Nebenrollen.
Der englische Kriegsbogen (also der Warbow), ist im Prinzip nur eine deutlich stärkere, massivere und längere Weiterentwicklung der verschiedensten Formen einfachen Holzlangbogens des früheren Mittelalters, von dem wir so viele andere beliebige Formen kennen.
@Hurny:
Stimmt, ich bin kein Muskelpaket und ziehe trotzdem mit welche der stärksten Bögen, die hier im Lande so im Umlauf sind. Man braucht auch keine großen Muckies dafür - man braucht eine ganz spezialisierte, antrainierte Kraft und vor allem die richtige Technik, und dafür muss man eine ganze Weile trainieren, um das vernünftig ziehen zu können. Nochmal länger braucht man, um konstant damit schießen zu können und wiederrum seeeehr viel länger, um diese Bögen richtig zu meistern. Ich würde sagen, dass ich persönlich mich gerade auf dem langen Weg zu diesem letzten Schritt befinde
.
So oder so, man braucht echte Kraft, aber nicht unbedingt durchtrainierte Supermänner (ein
Bodybuilder würde an einem Warbow höchstwahrscheinlich erstmal versagen), und deswegen waren auch Bauern das perfekte Rohmaterial für solche Schützen. Es braucht seine Zeit, um mit solchen Bögen was reißen zu können, kannste mir glauben.