Ausbildung der Bogenschützen im Mittelalter

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Seraphina

Ausbildung der Bogenschützen im Mittelalter

Beitrag von Seraphina » 09.01.2006, 10:10

Weiß jemand wie damals die Bogenschützen ausgebildet wurden? Das würde mich nämlich mal interessieren wie die es damals gelernt haben :-)

Gruß Seraphina :-)

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 10.01.2006, 21:31

Welche Seite??? :bash :bash :bash

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locksley
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Beitrag von locksley » 10.01.2006, 23:10

Die Ausbildung bestand zumindest bei den Engländern, im wesentlichen erst einmal darin, daß, nach einem Erlass Edwards I. jeder männliche Engländer dazu angehalten war, einen Bogenzu besitzen und regelmässig, sprich jeden Sonntag damit zu üben. Der allgemeine Übungsplatz befand sich in der Regel neben der Kirche, da sich dort sowieso Alle trafen.

Geübt wurde sowohl das Clout-Schiessen, d.h. ein Ziel aug große Entfernung +/- 160m zu treffen. Ebenso gab es natürlich Scheibenschiessen, in der Regel auf Strohscheiben, die an einer Erdaufschüttung befestigt waren.

In der Hoch Zeit der englischen Langbogenschützen, ab Mitte des 15.Jhd. als aus den zusammengewürfelten Haufen, Elitetruppen wurden, wurde das üben wohl auch Drillmässig, also militärisch geübt. Diese Schützen waren sehr gut bezahlte Söldner, die dazu in der lage waren bis zu 12 Pfeilen pro Minute abzuschiessen. Die Übungen waren aber die Gleichen.
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Seraphina

Beitrag von Seraphina » 10.01.2006, 23:56

einem Erlass Edwards I. jeder männliche Engländer dazu angehalten war, einen Bogenzu besitzen


Aber es konnte sich doch nicht jeder einen Bogen leisten, gab es da nicht eine bestimmte Richtlienie?? also ab so viel Gold man verdiente musste man einen Bogen kaufen.
Und mussten auch schon die ganz kleinen jungs oder ab welchem alter?

Hmm es waren doch nie die englischen Bogenschützen die in den Kriegzogen, das durften doch immer die waliser machen die unter der Herrschaft der Engländer standen.

Ach ja da gibt es doch noch immer die Gesätze in England wenn ich mich recht erinnere....


Gruß Seraphina

Ahenobarbus
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Beitrag von Ahenobarbus » 11.01.2006, 10:24

Hi,
stell Dir das Ganze wie eine Miliz vor. Die Qualität der Bögen war sehr unterschiedlich. Irgendwann ging den Engländern das gute Bogenholz aus, und es musste aus, ich glaub Venedig(bin mir aber nciht sicher) importiert werden.
Die Bögen der Mary Rose waren z.B. nicht so prickelnd. In dem Bericht, den ich über die Mary Rose habe, wird davon gesprochen, dass die Seeschützen wohl öfter ihre Bögen geschrottet haben; sei es, um einen neuen zu bekommen (das Problem der schlechten Bögen war nämlich erkannt worden und diese sollten ausgetauscht werden) oder weil sie beim Gebrauch ihren Geist aufgaben.

Es wurden sogar bestimmte Sportarten verboten, da die Bogenschützen lieber üben sollten, anstatt sich zu vergnügen. Man stellte ihnen sogar frei, sonntags in die Kirche zu gehen, oder lieber auf der Dorfwiese Pfeile zu versenken.

Aber Locke ist da versierter, gelle ...

vale
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Beitrag von locksley » 11.01.2006, 12:41

Nach meinen Informationen, ab dem Alter von neune Jahren. Vom 12.-14. Jhd. war das auch kein Problem, da das Material, sprich Eiben in England praktisch überall wuchs.

Später wurde dann aus ganz Europa, auch minderwertiges EWibenholz eingeführt, da England eine Art Zoll in Form von Eibenstaves einführte um immer genug Material für den Kriegseinsatz zur Verfügung zu haben.

Edward wurde bei seinen Kämpfen mit den Walisern, auf diese hoch wirksame Waffe aufmerksam und fing damit an, den Gebrauch dieser Waffe auch in England zu fördern. Das gros der späteren Söldner, oder auch der Garderegimenter des Königs wurden in erster Linie von Walisern gestellt, die ab Ende des 13.Jhd. zu England gehörten, nachdem sie von Edward I. unterworfen wurden.

Die genauen Jahreszahlen oder Quellenangaben hab ich jetzt nicht im Kopf, kan ich aber bei Bedarf gern nachschlagen.
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RE:

Beitrag von horsebow » 11.01.2006, 20:54

Original geschrieben von Ahenobarbus

Die Bögen der Mary Rose waren z.B. nicht so prickelnd.

Einspruch, Euer Ehren!
Die Mary Rose war schließlich das Flaggschiff, die Bögen waren alle aus Eibe und gut gemacht. Das schreibt Robert Hardy (Der im Mary Rose Trust sitzt und die Mary-Rose-Bögen bei sich zu Hause im Keller liegen hat) in seinem neuen Buch "The Great Warbow" (eine Koproduktion mit dem renommierten englischenHistoriker Matthew Strickland).

In dem Bericht, den ich über die Mary Rose habe, wird davon gesprochen, dass die Seeschützen wohl öfter ihre Bögen geschrottet haben; sei es, um einen neuen zu bekommen (das Problem der schlechten Bögen war nämlich erkannt worden und diese sollten ausgetauscht werden) oder weil sie beim Gebrauch ihren Geist aufgaben.

Das mit dem selberschrotten der Bögen stimmt, aber meistens brachen die billigeren, weil aus hellen Hölzern gefertigten Bögen einfach im Gebrauch. Zum ELB taugt halt Eibe am besten...

Es wurden sogar bestimmte Sportarten verboten, da die Bogenschützen lieber üben sollten, anstatt sich zu vergnügen. Man stellte ihnen sogar frei, sonntags in die Kirche zu gehen, oder lieber auf der Dorfwiese Pfeile zu versenken.

Stimmt nicht so ganz, das Bogenschießen war nach dem Kirchbesuch vorgesehen, nicht anstatt (hättste wohl gerne, gelle!). An einigen alten englischen Kirchenmauern findet man noch die Spuren vom Schleifen der Pfeilspitzen vor dem Training. Für den Unterhalt der Zielhügel ("butts") hatte übrigens die Kirche zu sorgen.

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

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Roving the Marks

Beitrag von Pictor Lucis » 12.01.2006, 09:20

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Eine absolut faszinierende Veranstaltung.
»Arbeite, als bräuchtest du kein Geld; liebe, als wärst du nie verletzt worden; tanze, als würde niemand zuschauen; schieße, als hättest du nie einen Pfeil verloren.«

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Beitrag von Ahenobarbus » 12.01.2006, 09:37

Hallo horsebow,

lass uns nicht streiten ... aber (grins, so fängt mein Kurzer immer an)

Ich hab nicht gesagt, dass die Bögen der Mary Rose NICHT aus Eibe waren. Ich zitiere nur den Bericht(in Übersetzung) von Hugh David Hewitt Soar aus der Traditionell Bogenschießen (34/2004) in der er über die rohe Bearbeitung spricht. Des weiteren über die mindere Qualität der Bögen der Seeschützen und das die Admiralität dieses Manko gemeldet hatte.

"Kirchgang oder Bogenschießen" hab ich mal gelesen, ist aber lang her und ich bin ja schließlich 'öme'.

:knuddel :knuddel
Ahenobarbus

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