Hallo,
ich weiß zwar nicht in welchem Forum besagte "kritische Anmerkungen" waren oder worum es geht, aber ich gebe zu, ein bisschen Sorgen habe ich mir auch gemacht, als ich das im Archäologieforum gelesen habe.
Vorneweg: Wenn der Fundzusammenhang der Funde sorgfältig dokumentiert wurde, dann Hut ab, das wäre wirklich eine klasse Sache, dass sich jemand so viel Mühe darum macht. Dann auch von mir alle Achtung!
Sorgen hat mir jedoch gemacht, dass nur von Funden die Rede war, nicht jedoch von irgendeiner Form der Dokumentation. Es geht nicht nur um Lesefunde aus einer gestörten Ackeroberfläche, sondern offenbar um richtige Grabung in ungestörte Schichten hinein. Wichtig sind nicht nur die Funde, sondern - vor allem - die Befunde, d.h. der zusammenhängende Fundkomplex, die Stratigraphie, welche Funde liegen in welcher Schicht. Und natürliche genaue Einmessung der Funde & Befunde, zumindest mit einem halbwegs genauen GPS-Gerät, wenn man keinen Zugang zu einem Tachymeter hat. Eine Dokumentation muss so angelegt werden, dass ein Archäologe Jahre später aus den Unterlagen heraus den Fundzusammenhang einwandfrei nachvollziehen kann, dazu werden neben Farb- und S/W-Fotos auch Zeichnungen angefertigt. Denn man hat nur eine Chance. Wenn etwas einmal ausgegraben ist, ist der Fundzusammenhang zerstört, und "lebt" nur noch in der Dokumentation weiter. Gibt's keine Doku, so ist ein Stück Archäologie unwiderbringlich verloren.
Fotos von Fundlage plus Tiefenangabe sind zwar besser als nichts, aber auch nur bedingt aussagekräftig. Für Richtlinien zur Anfertigung einer vernünftigen Dokumentation kann ich z.B. "Ausgrabung heute" von E. Gersbach empfehlen, oder "Tabellen und Tafeln zur Grabungstechnik" von A. Kinne (
www.ausgrabungstechnik.de). Wichtig wäre auch ein Größenmaßstab bei den Fundfotos.
Lass dich durch die kritischen Äußerungen in dem Forum nicht abschrecken. Ob die Sporen nun spätes MA sind und die Straße römisch oder später
Hmmm, sorry, aber ich finde das schon wichtig. Natürlich muss man das jetzt nicht gleich bestimmen, aber zumindest für diejenigen festhalten, die es genauer bestimmen können. Und die Stratigraphie ist für die sehr wichtig. Auf einem Foto sehe ich z.B. einen Metallgegenstand, dessen Form ich so bisher vor allem aus eisenzeitlichen Fundkomplexen kenne, sieht mir sehr nach dem oberen Teil eines Achsnagels aus. An der Form alleine kann ich es aber nicht festmachen, dazu müsste ich sehen, mit welchen anderen Funden der vergesellschaftet war, ob sich in der gleichen Schicht irgendwelche Leitformen finden lassen. Wäre was ganz spannendes, wenn das aber nicht dokumentiert ist, ist's rum, pech gehabt. Verstehst du, was ich meine? Auch der vorgeschlagene Student mit Bedarf an Abschlussarbeit kann dann nicht wirklich was mit anfangen.
Wichtig finde ich, dass diese Funde öffentlich werden
Ich sag das mal so: Wenn die Fundstelle akut gefährdet ist, z.B. durch Bautätigkeit, dann muss sie untersucht werden, die Funde geborgen und - viel wichtiger - die Befunde notiert werden. Ist aber eine Fundstelle nicht gefährdet, dann sollte sie entweder sorgfältigst ausgegraben und dokumentiert werden - oder gar nicht. Wenn sie von besonderer Bedeutung ist, dann erst recht. Nur meine Meinung.
Da sich Günther aber nicht zur Form der Dokumentation geäußert hat, will ich einfach darauf vertrauen, dass er sich auch diesbezüglich bei den Archäologen informiert hat, bei denen er die Funde bestimmen lässt, und dann wünsche ich natürlich weiterhin viel Erfolg bei der Erforschung. Falls die Dokumentation zu wünschen übrig lässt, dann bitte ich das unbedingt für das weitere Fundmaterial zu beherzigen - gerade wenn man stolz auf die Funde der "eigenen" Grabung ist. Denn den Eindruck bekomme ich bei Günther, er ist sehr engagiert und steckt viel Eifer in sein Projekt, und ist sicher zurecht stolz auf seine Funde. Wäre vor allem für ihn superärgerlich wenn irgendein besonderer oder gar einmaliger Fund wissenschaftlich nicht gebührend anerkannt werden kann, weil die Doku eben fehlt.
Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte weder Korinthenk***en noch Spassbremse sein. Mir war es nur wichtig zu erläutern, warum der eine oder andere vielleicht mit Kritik reagiert. Bei so einer Grabung hat man nur eine Chance. Man sollte sie nicht verspielen!
Gruß
Angela