Wer hat die Hosen an...

Fragen und Antworten zu Gewandungen.
Schneiderlein
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RE: RE: meine Liebste ...

Beitrag von Schneiderlein » 31.10.2003, 09:24

Original geschrieben von Authomas

Original geschrieben von Hunbow

trägt manchmal eine Art Hakama (ist das richtig geschrieben?). Einen gebunden weiten Hosenrock, ähnlich wie im Aikido. Ich finde der steht ihr sehr gut und ist im Wald nicht hinterlich!


Ein Hakama im Wald? Ich finde den schon beim Aikido hinderlich... :o

Jo


Das ist auch die Schreibweise, die ich kenne. Aber das sowieso nicht genau festgelegt, da es sich um eine Transliteration handelt.
Dazu, daß die Hakama hinderlich wäre:
Normalerweise wurde die Hakama von höheren Persönlichkeiten getragen. Wenn diese ins Feld zogen oder sich anderweitig viel bewegten trugen Rüstschienen an den Schienenbeinen, die die Hakama eng zusammenrafften. Später wurde es bei Hof Mode, dies zu immitieren um martialischer auszusehen. Diese Schienen waren dann allerdings nur noch aus mehr oder minder gepolstertem Stoff.

LG, Schneiderlein
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RE: wer hat die hosen an?

Beitrag von Schneiderlein » 31.10.2003, 09:39

Original geschrieben von landogar

ich, ab und zu wenigsten :D ;-)
@shewolf: wenn fc-ler/-innen unter sich sind stört niemand ob du hosen trägst.
aber wenn du auf einem offizellen turnier,bei dem auch noch auf das große "A" wertgelegt wird(solls geben) kommst du um ein kleid oder rock nicht rum. wähle dann aber einen niederen stand.
also nicht adel oder bürgertum. dann kannst du den rock/kleid auch bis zum knie hochraffen.das haben die frauen, z.b. bei der feldarbeit auch gemacht.

was mich immer stört das wenn´s um kämpfende frauen geht,die es sicherlich gab, die jungfrau von orleans hergeholt wird, nicht mal der berühmte hörnerhelm aus der themse wird so oft hervorgekramt.


landogar


Das mit dem großen "A" würde ich so nicht sagen. Grundsätzlich haben das gesamte Mittelalter Frauen und Männer alles getragen und getan, was notwendig, vorhanden und praktisch war. Man muß beim "A" bedenken, daß viel der uns heute bekannten Historie im Biedermeier und in der Gründerzeit von gutbürgerlichen Herren geschrieben wurde, und daß sie deshalb stark von der Moralvorstellung jener Zeit eingefärbt ist.

LG, Schneiderlein.
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RE:

Beitrag von Schneiderlein » 31.10.2003, 09:49

Original geschrieben von Isugath

Also ich bin gerade dabei, mir meine erste MA gewandung zu machen. Den Rock hab ich jetzt fast fertig, und ich bin männlich (und ich bin nicht irgendwie anders...:o). Ich hab ihn etwas läänger als Knielang und aus Leder gemacht... Wenn er gut gemacht issst, ist er angenehm zu tragen und man kann auch damit laufen... Also ich finds ziemlich gut... im winter ists halt a bissal frisch...:-)

Isugath


Was genau für eine Mittelaltergewandung möchtest Du denn machen? Das mit dem Rock ist so eine Sache. Nach allen mir bekannten Quellen gab es den "Rock" vor der Renaissance noch gar nicht. Was auf Bildern manchmal als Rock betrachtet wird war immer nur eine geraffte Decke.
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RE: Overall?

Beitrag von Schneiderlein » 31.10.2003, 10:01

Original geschrieben von Taubert

Die Kleidung sieht wirklich aus wie ein Einteiler. Gibt es dazu nochh irgendwelche Details?

Gruß Götz


Nach dem, was mir von Funden bekannt ist, und nach den Bildern auf der Keramik ist es nicht unwahrscheinlich das diese "Hosenanzüge" gestrikt waren. Das Material hing häufig von Gegend und Jahreszeit ab.

LG, Schneiderlein
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Beitrag von locksley » 31.10.2003, 11:01

Herzlich Willkommen Schneiderlein.
Endlich mal Jemand der dazu beiträgt unser profundes Halbwissen in Sachen Gewandung zu ergänzen, auf daß es zum Vollwissen wird.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

Schneiderlein
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RE:

Beitrag von Schneiderlein » 31.10.2003, 11:22

Original geschrieben von locksley

Herzlich Willkommen Schneiderlein.
Endlich mal Jemand der dazu beiträgt unser profundes Halbwissen in Sachen Gewandung zu ergänzen, auf daß es zum Vollwissen wird.


Hallo Locksley :o

Ich helfe gerne, wenn ich kann :p
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Glyptothek (München)

Beitrag von Taubert » 21.12.2003, 17:26

Mittlerweile werden Farbreste auf den weißen Marmorstatuen der Griechen analysiert. Raus kommt dann so was:

Bild

Die Ausstellung läuft bis Ende Februar '04.

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Beitrag von shewolf » 21.12.2003, 20:30

@Taubert: das ist ja genial! Wo läuft denn diese Ausstellung?
Thoughts are magnetic -
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daritter

Beitrag von daritter » 21.12.2003, 22:27

@shewolf sieht nach ner computerstudie aus, also gerendert, nicht ausgestellt ;-)

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Gerendert

Beitrag von Taubert » 21.12.2003, 22:35

@ daritter
Das Original ist Teil eines alten Tempelgiebels und im Hintergrund zu sehen.
Der bunte Bogenschütze ist ein Abguß aus einer Marmormasse und wurde entsprechend der Farbanalyse bemalt. Also voll analog und in 3D.

Taran
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Ausstellungsort

Beitrag von Taran » 22.12.2003, 12:01

München, Glyptothek, soweit ich weiß.
Taran von Caer Dallben

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RE: RE: wer hat die hosen an?

Beitrag von Esca » 02.01.2004, 21:09

Original geschrieben von Schneiderlein
Das mit dem großen "A" würde ich so nicht sagen. Grundsätzlich haben das gesamte Mittelalter Frauen und Männer alles getragen und getan, was notwendig, vorhanden und praktisch war. Man muß beim "A" bedenken, daß viel der uns heute bekannten Historie im Biedermeier und in der Gründerzeit von gutbürgerlichen Herren geschrieben wurde, und daß sie deshalb stark von der Moralvorstellung jener Zeit eingefärbt ist.

LG, Schneiderlein.


Hallo,

Ich nehme an, ich verstehe dich ier nur falsch. Mag sein, dass in ver Vergangenheit viel historisiert wurde. Jedoch lassen sich entsprechende Quellen ja heutzutage interpretieren, und diese lassen Rückschlüsse auf die damaligen Moralvorstellungen zu.
Dies umfasst v.A. auch die Kleidung der Frau.
Es wurde sicher primär getragen, was praktisch war, jedoch bestand ein starkes Modeempfinden, auch beim niederen Stand, wie z.B. Funde bei Herjolfness belegen, wo der einfache Stand neue Schnite zu immitieren versuchte, ebenso eine starke Moralisierung, nicht nur, wie oft gerne gepredigt, durch die Kirche, sondern die Menschen an sich, die nunmal sehr gläubig waren. Hinzu kommen speziall ab dem 13Jhd zahlreiche städtische Kleidervorschriften.
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RE:

Beitrag von Esca » 02.01.2004, 21:51

Original geschrieben von Schattenwolf

sicher hat die kirche überall ihren stempel hinterlassen.......aber es gab und gib immer "freie" menschen.....heiden die sich davon nicht haben beeindrucken lassen...die ihre eigenen moralvorstellungen hatten/haben und vor allem leben.....auch dem großen ,weisen "A" zum trotz...!!!


Hm? Aber nicht im Mittelalter. Erstens war der Begriff der "Freiheit" vor der Aufklärung" anders geprägt, zweitens hiess, sich von der Gesellschaft mutwillig auszuschliessen, meisst des Hungers zu sterben, drittens wird sich in Mitteleuropa kaum ein Heide gefunden haben, da sonst 2.) in Kraft tritt, und schliesslich die Erziehung und dergleichen prägt.
"A", also "authentisch", ein Wort das ich persönlich tunlichst vermeide, bedeutet ja nichts weiter, als sich "an gängigen Quellen/Belegen zu orientieren". Da ist nichts weise, das ist die einzige mögliche Herangehensweise, um eine vergangene Epoche zu repoduzieren.
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RE:

Beitrag von Esca » 02.01.2004, 22:52

Original geschrieben von Schattenwolf

du vergießt dabei zweierlei......zum einen MA ist keine klar definierte zeitepoche.....es sei denn ein zeitraum von 1000 jahren ist für dich klar definiert zweitens, all das was wir wissen sehr lokal und selten grenzüberschreitent ist,also vorsicht mit so mutmaßlich allgemeingülltigen antworten........ausserdemgab es uns "heiden" schon immmer... und meist haben wir uns verborgen,schon zum eigenschutz...
nur weil karl der grosse mit schwert und feuer gegen uns und woran wir glauben vorging heist das noch lange nicht das er uns alle erwischt hat ;-)
sorry......aber öffne mal deine verstandt :D


Nun, das Mitteleuropa ist zumindestens für Europa nach gängiger Definition ein von 500-1500 umfassender Zeitraum. Allgemeingültige Aussagen für das gesamte Mittelalter lassen sich nur schwer treffen, das ist richtig.

Jedoch lässt sich anhand der Belegsituation ein schlüssiges Gesamtbild zeichnen.
Wenn Du mir Belege für Heiden im Hochmittelalter mitten in Europa bringst, als Beispiel, fein. Vorher muss ich davon ausgehen, dass es keine gab. Der Umkehrschluss, es habe welche gegeben, wäre spekulativ, sofern kein Beleg exestiert.

Insofern war meine Aussage vlt. zu allgemein gehalten, da ich nicht vom Frühmittelalter gesprochen habe. Jedoch spätestens ab 1100 wird das eng.

Mein Verstand ist sogar sehr offen; meine Grundantwort bezog sich auf die von Schneiderlein getätigte Grundaussage.
Die von dir getroffene Aussage war eben halt auch sehr "allgemein", und so habe ich geantwortet; da ich annahm wir sprachen von den Epochen nach der Christianisierung.
Und dort trifft meine Aussage zu.

Schränken wir es doch einmal ein, von welcher Jahreszahl sprichst Du denn?
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Beitrag von locksley » 03.01.2004, 01:10

@Schattenwolf
Die Christianisierrung war Anfang des 11.Jhd. in ganz Mittel- und Nordeuropa flächendeckend abgeschlossen. Die diesem Zwang entkommen wollten waren wie Erik der Rote zur Flucht nach Island und später Grönland gezwungen, da um 1000 n. Chr. auch die skandinavischen Länder christlich wurden und ihre Lebensweise, nach altem Brauch nicht mehr geduldet wurde.

Die sogenannten Ketzer wie die Katharer und Andere waren sehr wohl auch Christen nur lehnten sie die römisch katholische Lithurgie ab. Sie wollten einfach eine andere Form des Christentums leben.

Frei bedeutete im europäischen MA in erster Linie, daß man nur dem König bzw. Kaiser verpflichtet war und nicht irgendeinem Lehnsherrn der unteren Ränge. Unsere Vorstellung der Freiheit des Individiums hatte im mittelalterlichen Weltbild keinen Platz. sogar der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches musste in Canossa vor dem Pabst Abbitte leisten, da er unter dem Kirchenbann stehend auch kaum noch weltliche Macht hätte ausüben können.

So jetzt können wir weiter über Gewandungsfragen diskutieren.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

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