Brustharnisch

Fragen und Antworten zu Gewandungen.
Dominic Hopp
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Re: Brustharnisch

Beitrag von Dominic Hopp » 09.12.2007, 13:08

Ollo,
Weiß irgendjemand, Wie so eine Rüstung heißt?
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Um ein Meistersch?tze zu werden, musst du aufh?ren einer sein zu wollen.

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Squid (✝)
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Re: Brustharnisch

Beitrag von Squid (✝) » 09.12.2007, 13:45

Ringpanzer

Die Technik, Kettenhemden herzustellen, war im Mittelmeerraum seit der Antike bekannt, aber während der Völkerwanderungszeit fast in Vergessenheit geraten. Entsprechend entstand als Nachfolgerin der antiken und Vorläuferin der mittelalterlichen Kettenrüstung, der Ringpanzer. Auf einem ledernen Kleidungsstück wurden einzelne, größere Kettenringe aufgenäht.
Der Ring(el)panzer (engl.: Ring Mail) spielte im Frühmittelalter möglicherweise dieselbe Rolle, wie später das Kettenhemd (engl.: Chain Mail).
Da  - im Gegensatz zu Helmen und Schilden - keine Rüstungen aus dieser Zeit erhalten sind, müssen sich Historiker ganz auf bildliche Darstellungen oder literarische Beschreibungen verlassen. Daher ist der Rüstungstyp Ringpanzer historisch umstritten und möglicherweise liegt eine Verwechslung mit dem Kettenpanzer vor.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Brustharnisch

Beitrag von Hakon » 14.12.2007, 20:29

das oben angesprochene Problem mit dem Wachs beruht darauf, das das leder im Wachs gekocht werden soll. Dabei wird es zu heiß und verbrennt.

Es ist durchaus möglich lederrüstungen aus dickem leder mit heißem Wachs zu bestreichen (mit nem pinsel) und nacher mit nem Föhn oder ner Heißluftpistole "einzuarbeiten". man kann die den Härtegrad beeinflussen, jeh nachdem, wieviel Wachs man einarbeitet und welche sorte.
Ich würde Bienenwachs empfehlen, wenns härter werden soll gemischt mit Canauberwachs. Wenn man aber wieder zu viel Canauberwachs nimmt, wird das leder auch schnell brüchig.

Und am sinnvollsten ist so ein Lederpanzer über einem Kettenhemd und einem Gambeson, da er, wie schon erwähnt kaum gegen stiche und schnitte schützt, es sei denn man hat echt fies dickes leder oder mit metall verstärktes.....

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Re: Brustharnisch

Beitrag von Ritter Jos » 15.12.2007, 23:20

Hi.

Also fassen wir mal zusammen.
Brustpanzer nicht mit Wachs härten und wieso nicht?  Das die Pfeile besser durch das gewachte Leder gehen, probiere ich aus.

Härten mit Wasser nicht kochen, die Lederfaser zieht sich zusammen, dadurch geht das Leder nicht kaputt es muss nur nach dem trocknen gefettet  werden.

Eine 4-5 mm starke Haut kannst du auch so lassen wie sie ist.

Wie soll den dein Brustpanzer aussehen, so richtig mit Konturen, oder nur glatt.

        Jos
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Re: Brustharnisch

Beitrag von Ritter Jos » 16.12.2007, 21:28

Hi.
Bild 1:  Ich habe auf ein ca.3, 5 – 4 mm starkes Stück Leder ( Walkleder ) geschossen. Der Bolzen hat das Leder leicht durchdrungen. Er lässt sicht nur sehr schwer aus dem Leder Ziehen.


Bild 2:  Danach habe ich das Leder mit Wachs gehärtet. Zum Vergleich wurde ein zweites Stück Leder mit heißem Wasser gehärtet. (Es ist durch die Hitze etwas eingelaufen).
Ganz links die ersten drei Löcher vom Beschuss auf das Rohleder. Die Bolzen sind hier am wenigsten eingedrungen. Die Löcher in der Mitte sind vom Beschuss nach dem das Leder bewascht wurde. Die Bolzen drangen am tiefsten ein und konnten ohne Mühe gezogen werden. Die Einschusslöcher rechts liegen im Einschuss und dem herausziehen des Bolzen genau im Mittelwert der anderen  Beschusstests. Das Leder war im heißen Wasser zirka fünf Minuten gehärtet.
Um das Ergebnis nicht zu  verfälschen habe ich zuerst auf Rohleder geschossen, dann auf daß mit Wasser gehärtete Leder. Zuletzt wurde auf das gewachte Leder geschossen. Der Bolzen wurde nach jedem Schuss mit Azeton gereinigt.

Mein Fazit: Ich selber hätte auf das mit Wasser gehärtete Leder getippt das ich für das festeste hielt. Das gewachte Leder lässt den Bolzen wunderbar durchgleiten. Das, das Rohleder den Bolzen  am besten stoppt wundert mich.
Da der Beschusstest von den drei Schuss auf die drei Verschiedenen Oberflächen dermaßen genau Ausfiel denke ich diese Aussagesagen, treffen zu können. Die Eindringtiefen der Bolzen waren auf den Millimeter genau gleich bei den Einzelnen Ledern. Als Scheibe diente eine neue Elaftan Scheibe (400).

      Jos
Ps: Glauben heißt nicht wissen, ich würde mein Brustharnisch nicht härten. :)

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Re: Brustharnisch

Beitrag von Hakon » 16.12.2007, 22:27

das iss ja mal interessant, ich schätze der wachs funktioniert quasi als schmiermittel.

könntest mir nochmal nen gefallen tun. Nim mal das mit wachs gehärtete stück (hast du Bienenwachs verwendet?) und streich das mehrmals mit Leinöl ein. das ganze dann ne Woche liegen lassen und nochmal Beschußtest machen.

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Re: Brustharnisch

Beitrag von Ritter Jos » 16.12.2007, 22:49

Hi.


Glaubst du, das durch das Leinöl die schmierende Wirkung  des Wachses aufgehoben wird?
Aber ich mache es


Ein anderer Beschuss auf ein Schwein (Hälfte) mit verschiedenen Spitzen hat uns auch mal sehr erstaunt.

    Jos
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Re: Brustharnisch

Beitrag von Squid (✝) » 16.12.2007, 23:32

Ich halte die Schmiermitteltheorie für falsch.

Ich denke, wenn im gehärteten Leder erst mal ein Loch ist, dann kann der Pfeil da entspannt durchrutschen, und wird nicht mehr aufgehalten.

Das weiche Leder möchte sich weiterhin - wie es von der Natur gedacht ist - um die "Verletzung" schliessen, bietet also dem Pfeil beim Durchrutschen mehr Widerstand.

Dafür ist es dem Grunde nach schwerer, ins gehärtete Leder ein Loch zu schlagen. Dieser Faktor kam hier aber nicht zum Tragen, denn die Energie des Bolzens ist so groß, dass es bei beiden Sorten grundsätzlich zu Durchschlägen kommt. 
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Brustharnisch

Beitrag von Ritter Jos » 17.12.2007, 13:32

Hi.

Squid, das glaube ich auch.

    Jos
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Re: Brustharnisch

Beitrag von Hakon » 17.12.2007, 20:10

klingt auch plausibel.

Wenn man Bienenwachsgehärtetes leder zusätzlich mit Leinöl behandelt und etwas gedult hat (mehrere Tage) wird das Leder nochmal härter, nur ob das an der Beschußfestigkeit was ändert, würde mich halt interesieren...

nixx
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Re: Brustharnisch

Beitrag von nixx » 18.12.2007, 22:26

Hallo

Ich meine das das nichtgehärtete Leder nachgibt und so dem Pfeil sehr viel Energie nimmt. Während das gehärtete Leder nicht nachgeben kann und deshalb die volle Energie abbekommt.
Man könnte das mit dem ungehärteten Leder auch mit der Knautschzone beim Auto vergleichen.

Grüße
Robert

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Re: Brustharnisch

Beitrag von Ritter Jos » 27.12.2007, 21:48

 

Das bereits mit Wachs gehärtete Leder hat nur wenig Öl aufgenommen. Nach einer Woche fühlt es sich nicht fester an.
Der Schuss Test ergibt das gleiche Ergebnis.
       

      Jos :)
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