Einhandfechten als Linkshänder

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Rado
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Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Rado » 21.12.2009, 21:49

Hatte die Frage mal in einem anderren Thread untergeschoben, nun mache ich zwecks Übersicht doch einen eigenen Thread dafür auf.


Und zwar habe ich folgendes Problem:Mit einem zweihändigen "Schwert" (nur Bokken bis jetzt) fechte ich wie ein Rechtshänder.
Ganz automatisch von Anfang an, ohne mich irgendwie umstellen zu müssen.
Beim Bogenschießen übrigens auch.
Nun würde ich mich gern mal demnächst im europäischen Fechten mit Einhandschwert & Buckler probieren, bin aber Linkshänder und fühle mich mit dem Schwert in der Rechten unwohl.
Was meinen die Profis?
Unbedingt umstellen, oder geht das trotzdem?
Die gängigen Paraden, Hebel etc werden wohl zwingend nicht mehr funzen wenn beide Gegner Schild und Schwert auf der gleichen Seite haben, oder?

PS:Ich las auch mal bei einem youtube-video in den comments, "Endlich mal ein Linkshänder der was drauf hat..."
Ist man als Linkshänder generell im Nachteil, wenn man gegen Rechtshänder kämpft(ich kann mir nicht vorstellen welchen Nachteil man haben sollte, den der Rechtshänder nicht auch hätte)?
Muss man praktisch spezielle auf Links vs. Rechts konzipierte Techniken erlernen?


Ich hoffe daß mir jemand aus Erfahrung etwas raten oder mich mal aufklären kann, wie mit dem Problem umgegangen wird.



Gruß
Rado
Zuletzt geändert von Rado am 21.12.2009, 21:52, insgesamt 1-mal geändert.

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captainplanet
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von captainplanet » 21.12.2009, 22:10

Tradition hat es jedenfalls nicht. Früher gab es keine Linkshänder, nur Rechtshänder und Umgelernte.  ;)

Ich habe noch nie mit einem Schild gekämpft, aber ich erlaube mir trotzdem ein bißchen zu theoretisieren:

Einen echten Nachteil hat es wohl nur wenn man in geschlossenen Formationen kämpft, wo der Schilderwall plötzlich eine Lücke hätte wenn einer den Schild anders hält.
Fragt sich aber ob es als Linkshänder, der ja ziemlich auschließlich gegen Rechtshänder kämpfen wird, viel Sinn macht überhaupt einen Schild im Zweikampf zu verwenden, ob z.B. ein zweites Schwert oder überhaupt ein Zweihänder nicht günstiger wäre. Denn das Schild bringt wohl eher dann was wenn es direkt gegenüber der Schwertseite des Gegners geführt wird, es büßt also für beide Kämpfer an Nutzen ein wenn es zum Kampf rechts gegen links kommt. Und da man als Linkshänder eher in so eine Situation kommt ist es vielleicht besser den Schild von vornherein durch eine andere Waffe zu ersetzen.

Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

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Rado
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Rado » 21.12.2009, 22:21

Ich wollte Duelltechniken mit Schwert&Buckler lernen.
Also Zweitwaffen eines Bogenschützen.
Ein Schildwall aus Bucklern wäre sowieso ein bißl lächerlich...
Hintergrund ist Der: Als Langzeitsammelprojekt möcht ich mir mal nen Eibenwarbow und sämtliche sonstige Ausrüstung eines Spätmittelalterlichen Langbogenschützen zulegen.
Wenn ich schon mir so ein Zeugs zulege, spare und bastel wie ein Bekloppter, möchte ich damit zumindest durchschnittlich umgehen können.
Ein Langbogenschütze wird höchstens zum Ende einer Schlacht ins Handgemenge geworfen worden sein um die kläglichen Reste zu verjagen.
Ich wollte mich jetzt auch gar nicht all zu lang damit befassen ob nicht vielleicht eine Hellebarde sowieso die bessere Wahl wäre, sondern lediglich:
Ich bin Linkshänder, wie siehts mit Problemen bei Schwert&Buckler aus, wie begegnet man dem?


Gruß
Rado

Mike W.

Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Mike W. » 21.12.2009, 22:32

Das ist eigentlich ziemlich lustig! Vor allem die Verteidigung ist dann für beide nicht einfach. Auf lange Sicht wirst du aber im Vorteil sein. Einfach deshalb, weil diese "komische" Kampfweise für dich die Regel, für den Gegner aber ungewohnt ist. Eine effektive Variante wäre dann jede die den Gegnerischen Schild blockiert. Wenn du dann etwa waagerecht von links unter dem Schild durch angreifst bist du schnell durch, da der Gegner zu ungewohnter Abwehr gezwungen im engen Raum hinter dem Schild  schlecht parieren kann. sollte dir der Gegner selbst so kommen, versuche den Schild runter zur Abwehr zu bekommen. Das sollte ihm Schild und Schwert binden und du kannst ne Lücke suchen. dabei am Anfang immer versuchen mit nem kräftigen Schildstoß das Gleichgewicht zu stören.
Aber Vorsicht der Gegner versuch bestimmt ähnliches. Stell dir einen Gegner vor, such seine Schwachstellen und du weißt worauf du selber achten mußt.

mfg  Mike

PS.: Mit dem  Schild macht das durchaus Sinn, zumindest als Gewicht um angreifen, zB. gerader Schildstoß!


@Georg

Nur ein Linkshanddolch mit breitem Fänger kann ein Schild ersetzen. Damit ein Schwert abzuwehren ist alles Andere als leicht!


lg Mike
Zuletzt geändert von Mike W. am 21.12.2009, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Rado
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Rado » 21.12.2009, 22:40

Du meinst also, daß es nicht unbedingt ein Nachteil ist?
Das freut mich, weil ich bis jetzt schon dachte ich müsste mich zwingend umgewöhnen.
(Versucht euch mal mit der anderren Hand bloß die Zähne zu putzen!Ätzend!)
Aber nach klassischen Fechtbüchern üben, kann ich wohl  bei den meisten Atacken und Paraden wohl vergessen?


Gruß
Rado

Mike W.

Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Mike W. » 21.12.2009, 22:45

Hauptsächlich bei den Paraden. Denn der Gegner muß ja einen Angriff, egal von wo er kommt abwehren! Du solltest auch vor allem die Abwehr von innen heraus üben.


mfg  Mike

Anuk
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Anuk » 22.12.2009, 11:17

Nu ja, der Vorteil ergibt sich für den Linkshänder aber nur dann, wenn er als Linkshänder wirklich gegen Rechtshänder trainiert hat. Ansonsten ist das Aufeinandertreffen für beide Seiten ungewohnt.
Was das Training angeht, kann man immer beides machen - die Koordination ist ja das Interessante am Fechten (nicht nur). Beide Hände unabhängig voneinander gebrauchen zu können ist ja auch dann wichtig, wenn du mit zwei Waffen kämpfst, Säbel und Messer, oder was auch immer. Dann musst du beides bedienen und mit beidem angreifen bzw. verteidigen können.
Das Problem stellt sich nur, wie oben dargestellt, wenn es um die Frage einer Formation geht (hat man vielleicht nicht dauernd?!) oder wenn der Gegner andershändig ist. Ich würde nicht sagen, dass der Linkshänder per se im Vorteil ist.
Ein interessanter Kampf ist das Aufeinandertreffen von Links- und Rechtshänder bestimmt, aber mir wäre es echt zu nervig, ständig mit einem "Andershänder" zu trainieren, weil man dann auf "seiner" Hand keine saubere Technik erwerben kann.
Und mein geflügelt Werkzeug ist mein Wort (F.S.)

Haben Sie die Lösung oder sind Sie selbst Teil des Problems?

Tyrdal
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Tyrdal » 22.12.2009, 14:07

Aber mit nem Buckler ist sicher niemand in den Formationskampg gegangen (Und Rado schreibt von Duell). Ansonsten ist das wohl genauso wie mit Linkshändern beim Boxen. Geht.

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Schattenwolf
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Schattenwolf » 22.12.2009, 18:19

Rado...du, wir könnnen gern mal üben....du mit schwert bukler und ich (rechts) mit schwert und kleinem rundschild....
aus dem training ergeben sich dann techniken bzw. anpassungen von selbst ;)

und nein, ich werd mit dem etwas größeren schild nicht druck ausüben, sondern mich mehr schützen, da ich glaube das ich, bis ich mich drauf eingestellt habe erstmal im nachteil sein werde.....
Abergläubisch? - Pah!
1000 Generationen Erfahrung ist kein Aberglaube, sondern gesunder Menschenverstand.
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Klex » 22.12.2009, 19:17

Ich habe selber mal mehrere Jahre olympisch gefochten (mit den ganzen Kabeln hinten dran und so ;D ) und kann bestätigen, was schon gesagt wurde.

Als Linkshänder bist du im Vorteil, da du fast ausschließlich gegen Rechtshänder kämpft. Diese kämpfen auch meistens gegen Rechtshänder, aber wenn sie auf dich treffen, ham sie Pech gehabt, weil sie sowas nie üben!

Bogenede

Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Bogenede » 22.12.2009, 19:23

Rado hat geschrieben:Ich wollte Duelltechniken mit Schwert&Buckler lernen.
Also Zweitwaffen eines Bogenschützen.
Ein Schildwall aus Bucklern wäre sowieso ein bißl lächerlich...
Hintergrund ist Der: Als Langzeitsammelprojekt möcht ich mir mal nen Eibenwarbow und sämtliche sonstige Ausrüstung eines Spätmittelalterlichen Langbogenschützen zulegen.
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Ein Langbogenschütze wird höchstens zum Ende einer Schlacht ins Handgemenge geworfen worden sein um die kläglichen Reste zu verjagen.
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Gruß
Rado



Am Ende der Schlacht ? Wie bitte ? Hast Du schon mal etwas von Parabelschiessen gehört. Damit wurden ZUERST die Reihen ausgedünnt.

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Botjer
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Botjer » 22.12.2009, 19:27

spinewert hat geschrieben:
Rado hat geschrieben:Ich wollte Duelltechniken mit Schwert&Buckler lernen.
Also Zweitwaffen eines Bogenschützen.
Ein Schildwall aus Bucklern wäre sowieso ein bißl lächerlich...
Hintergrund ist Der: Als Langzeitsammelprojekt möcht ich mir mal nen Eibenwarbow und sämtliche sonstige Ausrüstung eines Spätmittelalterlichen Langbogenschützen zulegen.
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Gruß
Rado



Am Ende der Schlacht ? Wie bitte ? Hast Du schon mal etwas von Parabelschiessen gehört. Damit wurden ZUERST die Reihen ausgedünnt.


Wenn Du Dir den von Dir selbst hervorgehobenen Teil des Zitates vergegenwärtigst, wirst Du feststellen, dass Rado davon sprach, dass Bogenschützen am Ende der Schlacht ins Handgemenge geworfen wurden, also in den Nahkampf, nicht, dass sie erst zum Ende der Schlacht eingesetzt wurden.
Zuletzt geändert von Botjer am 22.12.2009, 19:28, insgesamt 1-mal geändert.
LG Niels

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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Schattenwolf » 22.12.2009, 19:28

spinewert....kann es sein das du überlesen hast, das rado meinte, erst dann das schwert zu ziehen wenn die distanzen für den bogen zu gering und der tumult zu groß ist?

obwihl ich ja der meinung bin das damals die bogenschützen bessere läufer als schwertfechter waren.... ;D



ups...Botjer war schneller
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von the_Toaster (✝) » 22.12.2009, 19:28

@Spinewert:

Ich glaube er meinte mit dem Ende der Schlacht den Nahkampf. Mann gegen Mann. Da mussten die Bogenschützen die Infanterie unterstützen.
Aber Du hast Recht. Zu Beginn einer Schlacht hatten erstmal die Bogenschützen zu tun.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Rado
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Re: Einhandfechten als Linkshänder

Beitrag von Rado » 24.12.2009, 02:30

Ja, genau das meinte ich, danke euch Leute.
Nur als Antwort ob man in einer Formation groß Nachteile hätte, daß Bogenschützen mitunter als erstes zum Einsatz kamen ist klar.

@Schatti:Wir können gern mal wieder ein bißl Dengeln gehen.Du kannst auch gern mit dem Schild stoßen und was Du möchtest.Bin ja nicht aus Zucker.
Hab bloß im Moment nur den Buckler und das scharfe, für die Sammlung gedachte Schwert wird wohl zuerst da sein.
Wir könnten ja erstmal Bewegungsabläufe trocken üben(da hätte ich mich eben auf rechts umzugewöhnen versucht, wenn es unbedingt hätte sein müssen) und ich schnitz mir bei Gelegenheit aus irgendeinem verdrehten Hoffnungslosstave mal ein Einhandschwert.
Wat meinst?


Gruß
Rado
Zuletzt geändert von Rado am 24.12.2009, 20:17, insgesamt 1-mal geändert.

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