ottonischer Langbogen

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Wilfrid (✝)
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ottonischer Langbogen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 06.07.2011, 18:31

Hallo Leute
in einem MA-Forum tauchte der Begriff
Ottonischer Langbogen
auf.
Da ich von so nem Teil noch nie was gehört habe,
Wat is dat vorn Dingen????? (Was soll das für ein Bogen sein)

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Squid (✝)
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Squid (✝) » 06.07.2011, 18:38

Hmm, die Zeitspanne zwischen ca. 920 und 1024 wird nach dem ottonischen Herrschergeschlecht - den Ottonen - benannt, aus dem u. A. die Kaiser Otto I. und Heinrich II. hervorgingen.
Dabei war Otto I. wohl der bekannteste, er tat ne Menge für die Staatsstruktur und hat die Ungarn auf dem Lechfeld vermöbelt.

Gemeint wird also ein Bogen sein, der in der genannten Zeit in Deutschland zu finden war und kein Reiterbogen war.
Ob ELB oder Flat... hmmmmm... wer mag das wissen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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acker
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von acker » 06.07.2011, 19:29

hm, da findet man mal echt NIX ! bzw so gut wie "0"

Also ich habe ein paar Bilder gefunden,aber leider steht da keine Datierung bei , also alles sehr waage und vermutlich wenig zu gebrauchen :

Heinrich der 3te
Bild

Heinrich der 1te
Bild

Quelle:
http://www.welt.de/kultur/article433805 ... lm-II.html
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Squid (✝)
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Squid (✝) » 06.07.2011, 19:34

Bögen waren zu der Zeit militärisch einfach nicht angesagt. Man machte auf Kavallerie und Nahkampf. Die reicheren Truppen dazu im Kettenpanzer.

Bögen machten keinen Sinn und kaum Schaden und waren eher für Plänkler am Rande geeignet. Vermutlich werden das Jagdbögen gewesen sein - nicht unähnlich unseren flachen Selfbows mit Zuggewichten von 50 . 70 lbs.

Erst 250 Jahre später wurde die Feuerkraft des Bogens erkannt - und zwar nicht als Individualwaffe sondern eben als das "MG des Mittelalters" so wie wir das von Azincourt, Poitiers und Crecy kennen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Wilfrid (✝)
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 06.07.2011, 19:44

alles schön und gut, es gibt ja nun Alemannenbögen, Alamannenbögen, Haithabu und Nydam und was nicht noch alles.
Sowas haben wir hier ja schon beschrieben. Und gibt ja Funde.

Dann gibts ja noch Alamannenpfeile, die wurden erst im letzten Jahrhundert erfunden:-))

Die Bezeichnung "ottonischer Langbogen" soll im "Kitguide" des Frank -Flämischen Contingents gestanden haben.
Es kann sich also auch um eine Erfindung oder Wortschöpfung der Living-History- Szene handeln, wie Bruche , Beinwickel oder phrygische Mütze

shortRec
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von shortRec » 07.07.2011, 11:04

Die Bilder sind sicher nicht zeitgenössisch und daher für die Beurteilung von Bogenformen nicht zu gebrauchen. Sie geben nur die Vorstellung des Malers wider, wie er sich aus seinem eigenen zeitlichen Horizont mittelalterliche Bögen vorstellte.

Da das ottonische Reich eher eine Vereinigung verschiedener Volks- und Stammesgruppen war und kulturell und rechtlich durchaus heterogen, darf davon ausgegangen werden, dass es "den" ottonischen Bogen nicht gab. Vielmehr wurde in den jeweiligen Regionen das verfügbare Material und Bearbeitungstechniken genutzt. Es ist smit wahrscheinlich, dass sich die Bögen hinsichtlich des Designs, des Materials und des Gebrauchs unterschieden. Denn der Bogen ist nicht nur als Jagdwaffe, sondern auch als Verteidigungswaffe von Burgen denkbar.
Es sind somit unterschiedlichte Bogenstile denkbar, eben abhängig vom jeweiligen handwerklichen Können des Bogenbauers, des verfügbaren Materials, des zugedachten Verwendungszwecks und des finanziellen Einsatzes des Auftraggebers.

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Wilfrid (✝)
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 08.07.2011, 15:50

tja, das Geheimnis ist durch ein Telefonat gelüftet.
Es handelt sich um einen aus verschiedenen Funden zusammengedachten Bogen eines "Reenactors", so wie ích´s verstanden habe.
Eine "Erfindung " des 21. Jhdts
ELB aus Ulme, b/h ~2/1, Griffbereich 3X3, symmetrischer Tiller, griffnah betonte Biegung mit steifen Enden, normale Tips ohne Overlay etc, beidseitig Sehnenkerben.

lonbow
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von lonbow » 09.07.2011, 08:45

wenn der ottonische Langbogen eine Erfindung des 21.jhs ist, dann kann es sich bei dem Erfinder um keinen Reenactor handeln. Denn Reenactor halten sich bei ihren Darstellungen an Funde, Bilder, Beschreibungen der dargestellten Zeit und nähern sich diesen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen an.

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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Sateless » 09.07.2011, 09:28

deshalb steht der begriff reenactor ja in anführungszeichen, um anzudeuten, dass der erfinder sich nur dafür hält.

lonbow
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von lonbow » 09.07.2011, 09:58

stimmt :)

Fitzgerald

Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Fitzgerald » 09.07.2011, 11:26

also wenn ich mal die zeit der regentschaft inbetracht ziehe und die damals gebräuchlichen mir bekannten "langbogen" dann komme ich zu den allemannischen langbogen,welche ja schon den römern zugesetzt und somit kriegserprobt waren.
gehe ich davon aus das die herzoge und stammesführer immer ein kontingent zum kriegszug zur verfügung stellten dann ergibt sich eventuell eine spur dahin.....ist aber nur eine theorie.

gruss fitz

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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Tarmes » 10.10.2011, 00:00

Arnulf der Böse von Bayern packelt mit den Magyaren, österreichische Bischöfe jammern über die Teufel aus dem Osten um sich vor Zahlungen zu drücken - alles kurz vor der Entstehung Österreichs. Aber Bögen? Hm, halbwegs belegt sind in der Zeit die magyarischen Reiterbögen - da bist bei den klassischen kurzen Hornbögen. Der Rest der damaligen Welt setzte auf Lanzen und Ritter, mir ist aus der Zeit nur eine Abbildung bekannt (hab ich im Büro liegen, Kodex Aureus, St. Gallen wenn ich mich jetzt nicht irre, und da bin ich mir auch nicht sicher) - aber da sieht man grad in der sehr stilisierten Abbildung das auch ein Bogenschütze dabei war... wie der Bogen ausgesehen hat ist hier reine Spekulation
Ligna in silvam ferre...

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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Isidorus » 27.04.2012, 10:14

"Ottonischer Langbogen" ? Im kitguide Ottonik - 2010 taucht dieser Begriff nicht auf. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dieser Begriff im Kitguide des FFC fiel. Im Ottonen-kitguide sind Funde dieser Zeit aufgeführt. Auf Abb. z.B. der Bamberger Apokalypse tauchen auch Reiterbögen auf. Auch Schleuderer sind für die Ottonik belegt. Aber welche kriegsentscheidene Wirkung das hatte ?????
Zitat:
Da das ottonische Reich eher eine Vereinigung verschiedener Volks- und Stammesgruppen war und kulturell und rechtlich durchaus heterogen, darf davon ausgegangen werden, dass es "den" ottonischen Bogen nicht gab.

Dem stimme ich zu.

Mit ottonischen Grüßen
Isidorus

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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Sateless » 27.04.2012, 10:37

Wenn du dir den Beitrag von Wilfrid nochmal zu gemüte führst, siehst du auch den Grund, warum es den Ottonischen Langbogen nicht im kitguide gab. Es gibt davon einen einzigen, mit Baujahr nach 1990. Mit irgendwas wissenschaftlichem hat das, und kann es nichts zu tun haben.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: ottonischer Langbogen

Beitrag von Wilfrid (✝) » 27.04.2012, 12:02

Vielleicht ein kleiner Zwischenbericht .....

Mir ist keine Abbildung kontinentaler Bogenschützen mit was Langbogenähnlichem bekannt. Es muß sie aber gegeben haben, denn Hohenaschaubogen, Burgunderbogen was auch immer von ~1480 und Oberflachtbogen können die Verwandtschaft nicht verleugnen.Ansonsten , auf Abbildungen gibts nur asymmetrische Recurves . Selbst auf dem Teppich von Bayeux ist kein ein Langbogen zu sehen.

Realfunde Völkerwanderung Oberflacht, Ende Mittelalter alter Pogen, dazwischen für "nicht englisch/skandinavisch" nichts.

Der Bogen von Dorestad ist wohl auch ein "Wikingerbogen"

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