Schildbuckel - weshalb?

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Atair
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Schildbuckel - weshalb?

Beitrag von Atair » 14.07.2005, 16:00

Hallo,

jedesmal wenn ich etwas ueber Schildbuckel lese/hoere/etc., stellt sich mir die Frage, warum braucht ein Schild einen Schildbuckel, order anderst gefragt: Welchen Vorteil hat ein Schild mit Schildbuckel gegenueber einem Schild ohne Schildbuckel?

Auf Erleuchtung hoffend.

Gruss
Atair

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Beitrag von Netzwanze » 14.07.2005, 16:09

Meist wird unter dem Schuíldbuckel der Griff des Schildes angebaut. Und dabei ist es einfacher ein Loch in den Schild zu schneiden, dann über das Loch ein Querholz anzubringen und das Loch, amit es nicht ungerschützt ist, dann mit dem Buckel wieder zu schießen. Einen richtigen Griff anzubauen ist schon komplizierter (wurde aber auch gemacht).

Außerdem ist er aus Metall auch ne nette Schlagwaffe; vor allem, wenn er mit Spitzen versehen ist.
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

Wurzelpeter
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Beitrag von Wurzelpeter » 14.07.2005, 16:10

Der Schildbuckel dient als Schutz für die Hand. Unmittelbar darunter befindet sich ja der Griff, an dem den Schild gehalten wird.
Wikipedia schreibt davon, dass dort ein Loch im Holz wäre, um den Schild halten zu können.

Von späteren Schilden habe ich gelesen, dass der Buckel nur noch zur Zierde da war. Wahrscheinlich waren die dann schon mit Metall beschlagen.

Nagut, das war's von mir

Steffen


PS: War ja klar, dass sich wieder jemand vordrängelt! ;-)
Der Grund f?r den Anlass war letztlich die Ursache f?r den Ausl?ser.

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Beitrag von Atair » 14.07.2005, 16:42

Sehe ich das Richtig, dass der Schild in dem Fall nur mit der Faust getragen wird? Ich dachte immer er waere an 2 "Punkten" am Arm (Faust und knapp vorm Ellenbogen).

Gruss
Atair

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Beitrag von mbf » 14.07.2005, 16:45

Römische Schilde z.B. wurden in der Tat nur an diesem Griff getragen. Was u.A. dazu führte, dass man auf Darstellungen von Gladiatoren sehen kann, daß der Schild nicht vertikal steht, sondern zum Schildträger hin gekippt ist und auf dem Arm anliegt. Wenn man einen Nachbau einmal in der Hand gehalten hat, weiß man sofort, warum. Wieder ein Pluspunkt für die experimentelle Archäologie.
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Beitrag von Netzwanze » 14.07.2005, 16:46

Das war wohl verschieden. Bei kleineren Schilden ist eine zusätzliche Haltevorichtung wohl mehr hinderlich als hilfreich. Ein fest angebautet Schild beeinträchtigt einen schon gewaltig. Wenn man das Schild mal wegwerfen oder damit schlagen muß...
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Beitrag von mbf » 14.07.2005, 16:51

... deswegen wurde auch der Spruch: "Komm mit dem Schild oder auf dem Schild wieder!" geprägt. Wegwerfen des schweren Schildes, um sich zur Flucht zu Erleichtern, galt vielerorten als Feigheit und war damit unehrenhaft.
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Beitrag von Atair » 14.07.2005, 17:02

Danke fuer die Antworten.
Ich muss mal schauen, dass ich mal ein Schild in die Hand bekomme. Ich kann mir es irgendwie nicht vorstellen, dass ein Schild so seinen vollen Nutzen entfaltet. Bei jedem Schlag/Stoss ausserhalb der Mitte muesste sich der Schild in der Faust doch drehen und damit wird der Schlag/Stoss nur abgelenkt und nicht geblockt und kann damit immer noch den Koerper treffen.

Gruss
Atair

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Beitrag von LaCroix » 14.07.2005, 17:13

@mbf Warum?

Ich habe weder einen Nachbau, noch kann ich mir das jetzt vorstellen ohne ein Bild.

Interessieren würde es mich aber jetzt schon :D
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RE:

Beitrag von Netzwanze » 14.07.2005, 17:13

Original geschrieben von mbf

... deswegen wurde auch der Spruch: "Komm mit dem Schild oder auf dem Schild wieder!" geprägt. Wegwerfen des schweren Schildes, um sich zur Flucht zu Erleichtern, galt vielerorten als Feigheit und war damit unehrenhaft.

Ich glaube, den Spruch "lieber feige als tot" gab es auch schon. Ich meine mit Wegwerfen aber auch eher eine Kampfhandlung - also jemanden an den Kopf werfen.

Original geschrieben von Atair

Ich kann mir es irgendwie nicht vorstellen, dass ein Schild so seinen vollen Nutzen entfaltet. Bei jedem Schlag/Stoss ausserhalb der Mitte muesste sich der Schild in der Faust doch drehen und damit wird der Schlag/Stoss nur abgelenkt und nicht geblockt und kann damit immer noch den Koerper treffen.

Mit einem Schild kämpft man auch aktiv. Man hält es also immer in Idealposition zum Gegner hin. Außerdem hast du ja noch den Arm und die Schulter zum Gegenhalten.
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RE:

Beitrag von mbf » 14.07.2005, 17:22

@LaCroix
Ich habe auch keinen Römerschild. Ein Kumpel von mir ist aber auf dem Römertrip. Und als er stolz das Ding fertig hatte (ziemlich "A", in den Dimensionen und der Optik, nicht unbedingt in Material und Bearbeitung), hab ich das Ding mal in die Hand genommen.

Und geschluckt. Hatte einige viele Kilos drauf...

@Netzwanze
Klar. Es gibt den offiziellen und den inoffiziellen Verhaltenskodex...
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Beitrag von Ahenobarbus » 14.07.2005, 19:04

HI,
der Spruch mit dem Schild wird den Spartanern zugeordnet, die hatten allerdings keinen Schildbuckel.

Römerschilde(scutum, clipeus oder parma) hatten alle einen Schildbuckel und keine Tragehilfe, wie die normannischen. Beim Marsch wurden die scuta allerdings mittels eines Tragegestells auf den Rücken geschnallt. Im Kampf war es nicht nötig, grossartig damit "rumzuhantieren", da die Legionäre fast ausschließlich in einer geschlossenen Formation kämpften. Man kann sich das so ähnlich wie in "Troja" vorstellen. Den seltenen Kampf "Mann gegen Mann", nicht in der Formation, übten die Legionäre natürlich auch. Dabei wurde der Schild mit dem linken Fuss/Schienbein "hochgetreten" und dann horizontal dem Gegner ins Gesicht, oder Hals gedrückt. Wir sind, glaub ich die einzige Römergruppe, die diese überlieferte Ausbildung der Legionäre bei den Veranstaltungen zeigt. Die anderen Gruppen halten es eher mit dem "links rum, rechts rum" also Formalausbildung.

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Beitrag von Benny » 15.07.2005, 00:41

Nabend

Ein Schild das man nur mit der Hand führt hat den Vorteil das man es einerseits viel weiter vom Körper weg halten kann, andererseits auch zum Schlagen einsetzen kann. Das ist bei Schildern die zusätzlich am Unterarm befestigt sind nicht so einfach möglich.
Mit einem "kleineren" Rundschildern ist man auf jeden Fall noch gut gedeckt.Wenn man damit umgehen kann;-).
Muss nur darauf achten die Hand Senkrecht zu halten, sonst klappt des Schild bei einem Schlag auf die Nase.... :wacko

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Beitrag von Atair » 15.07.2005, 11:34

Hallo,

hatte erst jetzt wieder Zeit hier reinzuschauen: Nochmals Vielen Dank fuer die Antworten :knuddel

Gruss
Atair

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schildbuckel

Beitrag von Wikinger » 15.07.2005, 14:34

Hallo atair. Der schild eines germanen und der wikinger war oft aus esche, im buckelbreich so 17 mm dick, zum rand hin dünner bis 14-15 mm. ein nydamppfeil (Vorwikinger) mit vierkantnadelspitze geht so ca. 10 cm durch den schild durch eh er bremst ,und bei den späteren wikischilden ists genauso. daher wird der schild nur an der hand getragen, du willst dich ja nicht annageln.er wiegt noch stolze 4,7 kg im schnitt. und der buckel ist das einzige schußfeste teil von schild. der schild war gegen den beschuß mit bogen da, bei schwert und axt braucht es wenige hiebe zum zerstören. beim nahkampf mit axt und schwert oder sax ist ein lederkörperschutz oder kettenhemd dann echt wichtiger. das schild ist dann überflüssig. ( im beschuß mit pfeilen ist ein kettenhemd so ziemlich das letzte was ich anhaben möchte.) meine tests mit wikispitzen haben das kettenhemd in 90 prozent der fälle durchschlagen.sehr anschaulich für den nydamschild der germanen kannst du dir das in schleswig in der nydamhalle im landesmuseum angucken.da hat harm paulsen die versuche aufgebaut (beschossener schild) und auch bögen sind da zu sehen.

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