Leichtkavallerie

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sundancewoman
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Leichtkavallerie

Beitrag von sundancewoman » 27.08.2005, 20:04

In Gedanken habe ich die Zeit rückvärts verfolgt, vom I. WK. bis sagen wir mal, 8oo n.Chr., und zwar in Betracht der berittenen Kämpfer.
Noch im I. Weltkrieg gab es Kavallerie, aber die Ursprünge liegen meiner Meinung nach bei den Bogenreitern!
Vertreten kann ich hier Mitteleuropa, dessem Kriegsgeschichte hab ich mehr im Bild. Hier gab es, von Anfang an, die kriegerische Nutzung des Pferdes. Das Karpatenbecken wurde von Hunnen, Magyaren, Mongolen, Osmanen überrolt, alle am Pferderücken!! Im um das jahr 1000 gegründete Staat der Magyaren war selber ein Reitervolk, und dessen Waffen-und Kriegsgeschichte basiert Jahrhunderte lang auf die Leichtkavallerie, nur die Waffen wurden mit der Zeit dementsprechend anders.
Dieser Einhet hat sich bis zu dem Neuzeitlichen modernen Maschinen-Feuerwaffen bewährt.
Ich denke, es ist eine gerade Linie vom Bogenreiter Nomadenkrieger, MA-Reitereinheiten, die Hajdu-Einheiten (XVII Jh), die Husaren (die sogar im Amerikanischen BK. mitgekämpft haben!), bis zum I. WK.
Die Ritter im Westen in ihrem schweren Schutzpanzern auf dem pferd (ab XIV. Jh.) hatten eine andere Rolle. Dort war eher die Infanterie in hoher Zahl vertreten.
Vielleicht hat Jemand dazu andere Gedanken.

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locksley
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Beitrag von locksley » 27.08.2005, 22:07

In Westeuropa begann die Ritterzeit ca. 800 n.Chr. als Karl der große, damals noch leicht gepanzerte Reitereinheiten einsetzte, die als "schnelle Einsatzgruppe" die Küsten gegen Überfälle der Sachsen schützten. Die waren auch damals schon nur mit Schwert und Speer bewaffnet.

Berittene Einheiten, für schnellen und mobilen Einsatz gab es auch schon bei den Römern, auch bei Ihnen bildete sich daraus eine "Ritterschicht", die Equites.

Ob es jetzt die östlichen Steppenvölker mit dem Bogen waren oder die gepanzerten Reiter, die als Ahnen, der "modernen" leichten Kavallerie gelten können, kommt wohl darauf an von welchem Land man ausgeht.

Zur Hochzeit der Ulanen und Husarenregimenter, ca. 17.- 19. Jhd. kaämpten diese allerdings auch mit Säbel und Lanze und weniger mit dem Bogen.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

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hugin
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Beitrag von hugin » 28.08.2005, 12:27

dazu mal ein buch: geschichte der reiterkrieger.Heinz Mexer, Kohlhammerverlag
isbn:3-17-007347-8

Wurzelpeter
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Steppe

Beitrag von Wurzelpeter » 28.08.2005, 15:41

@sundancewoman: Man merkt, dass du Anhängerin des Bogenreiten bist! Jeder, der bei Ritterschaukämpfen teilnimmt, geht bestimmt davon aus, dass sie den Ursprung der Kavallerie darstellen.

Ansonsten ist es nicht verwunderlich, dass sich die Steppenvölker auf's Pferd setzten. In anderen Ländern waren es Kamele oder sogar Elefanten.
In irgendeinem Thread wurde festgestellt, dass in dem, was wir heute als Mitteleuropa bezeichnen, der Bogen ein eher wenig genutztes Kriegsgerät war. Vielleicht liegt es daran, dass gegnerische Infanterie lieber von schwerer Kavallerie überrannt wurde, als im Pfeilhagel unterzugehen. Vielleicht waren die Pfeile auch einfach nur zu teuer. Letztendlich war aber die Beweglichkeit auf dem Schlachtfeld entscheidend.

Wie Locksley schon schreibt, kommt es auf das Land an. In Europa stellte man sich in ordentlichen Reihen gegenüber. Da wären berittene Bogenschützen vielleicht sogar fehl am Platz...

Naja, ich würde mal sagen, dass sich die Nutzung von Reittieren überall dort ihren Ursprung hat, wo es halt Reittiere gab.

Steffen
Der Grund f?r den Anlass war letztlich die Ursache f?r den Ausl?ser.

hugin
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Beitrag von hugin » 28.08.2005, 19:31

der abendländische reiterkrieger bildet das endglied einer entwicklungskette, die vom asiaten bereich und dem iran über rom in den abedländischen norden entfaltete.persien gilt als der entstehungsort des reiterkriegertypus, der später für das abendländische rittetum beispielhaft wurde. aus dem oben beschriebenen buch...

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Peter O. Stecher
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Beitrag von Peter O. Stecher » 29.08.2005, 09:18

Kavallerie, in welcher Form auch immer ist auch eine Kostenfrage. Die Pferde und die Soldaten müssen extra ausgebildet und versorgt werden...Infantrie = bitte schön eine Waffe, Herr Bauer und los gehts - immer rein ins Getümmel und nicht zurückschauen - eine relativ simple Waffengattung.
Die Kavallerie war immer auch eine Prästigewaffe der jeweiligen Oberen - Infantrie konnte sich bald jemand leisten.
In Mitteleuropa waren denke ich lange keine Wildpferde o.ä.mehr vorhanden - in Asien aber sicher länger verfügbar.
https://classic-archer.com/

Wikinger
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Beitrag von Wikinger » 29.08.2005, 09:37

sundance woman, du kannst sogar noch kavallerie bis in den 2 wk. verfolgen . die polen sind beim einmarsch der deutschen mit ihrer kavallerie gegen die deutschen panzer angeritten. mein alter nachbar erzählt da öfter von. da wurde dann einfach drübergefahren.das buch geschichte der reiterkrieger gibt ein umfassendes bild über die entwicklung von der antike an und behandelt auch die bekannten völker.denn es ist so das im selben land zu verschiedenen zeiten auch verschieden gekämpft wurde. das lag immer an den zu dieser zeit vorherrschenden krigstechniken. es gab zeiten zum beispiel hier in deutschland, wo man nur mit dem pferd zur schlacht ritt, dann abstieg und zu fuß kämpfte. dann zur späten römerzeit gab es sogenannte universalkrieger die sowhl reitend als auch zu fuß eingesetzt werden konnten.dazwischen wuselten dann noch reine fußtruppen rum. diese mischkampfweise hat cäsar imponiert und er hat seine auxiliarheere mit diesen germanentruppen verstärkt und beachtliche erfolge erzielt.und letztlich landet man beim reiterspezialisten ist ein interressantes buch. isbn nummer steht oben

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Beitrag von Wikinger » 29.08.2005, 09:40

stimmt negley, aus kostengründen werden pferdereiter gerne abgeschafft. unsere pferdepolizei hier in der heide sollte auch weg. aber in so nem riersennaturschtzgebiet kann man die heide ja nicht mit dem geländewagen plattfahren. deshalb dürfen die da weiter streife reiten

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RE:

Beitrag von Tiga » 29.08.2005, 10:26

Original geschrieben von Wikinger
sundance woman, du kannst sogar noch kavallerie bis in den 2 wk. verfolgen . die polen sind beim einmarsch der deutschen mit ihrer kavallerie gegen die deutschen panzer angeritten. mein alter nachbar erzählt da öfter von. da wurde dann einfach drübergefahren.


Das hat mein Opa auch oft erzaehlt - er meinte, das sei eine seiner grausigsten Erinnerungen an den Krieg.
Pfeile wollen Katjes.
- Traditioneller Gruss aller mit Shewolf trainierenden Bogensch?tzinnen. -

sundance
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Bogenreiter

Beitrag von sundance » 29.08.2005, 12:01

Gruß an ALLE!!
Mich fasziniert einfach dieser Kampfeinheit, es ist sowas von URIG!!
Auf den ebenen, offenen Teilen Europas war schon ein zeitlang noch möglich, die Bogenreiter-Einheiten einzusetzen. (XI-XIV. Jh.)Im Westen war eh` alles (immer) anders.
Im Osten - wie Tiga bestetigt, hatten die Reiter ein Jahrhundertlange Tradition. Mehr hab ich nicht behauptet.
Danke für sden Tipp, das Buch werde ich besorgen. Meine Gedanken kamenh, weil auch hier in Deutschland zahlreiche Menschen fasziniert sind von dem Bogenreiter. Siehe Kassai-Schüler oder Grózer-Bogen-Schützen, deswegen wollte ich das ableiten: was für historische Hintergründe und dessen Waffengeschichtliche Wirkungen hat unsere Hobby?
Ich habe -nicht trad.- Bogenschützen getroffen, die hatten keine Ahnung, was ihre Bogen für ein historische Hintergrund hat!!
Aber hier ist es ANDERS!!!

Jeder lernt immer was Neues dazu. :-) :-)

Liebe Grüße, ich nutze die Sonnenschein, und bin gleich draussen :D und ...Pfeil ab....

Sundancewoman
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Peter O. Stecher
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Beitrag von Peter O. Stecher » 29.08.2005, 13:15

Ei, Sundancewoman,
ja, ja die romantischen Reiterhorden, der Pferdenmähne schnell ein paar Zöpflein geflochten, tagsüber morden und plündern vielleicht noch ein wenig schänden - und am Abend beschauliche Lagerfeuer-Stimmung...:knuddel :knuddel
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Beitrag von sundancewoman » 09.09.2005, 18:50

Krieg war, ist und wird IMMER schlimm, nie würde ich das verherrlichen!!
Aber es gab ihn, und die Bögen waren halt Waffen. Nun benutzen wir sie als reines Sportgerät, aber mit dessen historischen vergangenheit.
Nachdem in Zentraleuropa immer schon Pferdehaltung betrieben wurde, kann man sagen, das es an erster Hand lag, sie weiter für Kriegszwecke zu benutzen. Für Königsarmeen wurden nie die Goldtaler für Ausrüstung gespart! - Es ist leider bei manchen Nationen immer noch so.- :-|

Gruß: Sundancewoman ;-)
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Harbardr
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Bogen = Waffe...

Beitrag von Harbardr » 09.09.2005, 19:35

...sicher nicht mehr, als jedes andere zum "Töten" geeignete Gerät!
Daß der Bogen wohl eher zur Nahrungsbeschaffung "erfunden" wurde sollte uns nicht dazu verleiten, ihn als Waffe in dem Sinne des Kriegsgerätes zu sehen. Sicher ist u. daS unumstritten, daß er sehrwohl als solches eingesetzt wurde u. das nicht gerade erfolglos.

Zum Thema berittene Bogenschützen, die Kavallerie der Frühzeit (?), sie gab es im frühzeitlichen Europa in dem Maße, wie in den asiatisch/osmanischen Bereichen sicher nicht. Dennoch erscheint mir diese These zu untersuchen nicht ohne Reiz.

@Locksley...Ritter ab dem 8en JH? Das kann so nicht stimmen, denn den Begriff "Ryder" (gewappneter Reiter)solltes Du nicht zu schnell verallgemeinern. Immerhin dauerte es noch ein paar JH, bis das sog. Rittertum sich etablieren tat.

Sollte ich hier falsch liegen, bitte mich zu verbessern.

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Beitrag von Archiv » 09.09.2005, 20:03


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locksley
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Beitrag von locksley » 09.09.2005, 23:21

@harbardr

Aus den "ryders" entwickelte sich, wohl an Anlehnung an das römische
Reich auf das, sich Karl der Große berief, wohl das europäische Rittertum.

Das Rittertum, wie wir es in der heutigen romantisierten Form kennen, entstand erst im ausgehenden 12. und 13. Jhd. Als sich die "neu" entstandene Schicht etablieren wollte. Durch Troubadoure etc. So kam es dann ja auch dazu, daß alte Heldenlieder wie das "Niebelungenlied" oder die "Artussage", die sich geschichtlich betrachtet, eher im 1. bis 5. Jhd. n.Chr. ansiedeln lassen als "Urquell" der ritterlichen Tugenden angeseheh wurden, weil die Protagonisten zu "Edlen Rittern" verherrlicht wurden.

Neue Forschungen deuten darauf hin, daß Siegfried und Arminius(Hermannn der Cherusker) identisch sind. sh. PM Artikel im Mai 05.

Aber um nicht vom Thema abzuschweifen, die leichte Kavallerie entwickelte sich wohl nicht aus den schweren unbeweglich gewordenen europäischen Rittern, denen u.A. die Bogenschützen ein ende bereiteten, sondern eher aus der Taktik der Reitervölker, gepaart mit dem Ritterverständnis des Europa des 18. Jhd. Ist nur eine These von mir.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

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