Kurz entschlossen suchte ich Ende August nach einem Bogenbaukurs in meiner Nähe. Das bedeutet möglichst in Hessen. Drei Bogenbauer schrieb ich an und die schnellste Antwort kam von Florin Federspieler (www.federspieler-holzbogenbau.de). Dann kam erst mal eine Weile nichts. Nach zwei-drei mails hatte ich den Eindruck die Chemie könnte stimmen und buchte. Auch weil nach zwei Jahren in denen ich den Gedanken mit mir trug jetzt gerade alles ganz schnell gehen sollte... Als sich die Anderen Bogenbauer meldenten hatte ich schon gebucht. Und wie sich herausstellte war das auch gut so!
Ich fuhr früh los und kam früh an. Irgendwo im Nirgendwo gegen 8:20. Beginn war gegen neun angesetzt. Ein freunliches „Ich bin noch beim Frühstück, ich eile mich. Nimm Dir in der Werkstatt einen Kaffee.“
So schaute ich mir die schönen Bögen an und bald kam Florin. Wir machten uns bekannt und ich hatte den Eindruck einer freudigen, aufgeregten Stimmung. Da ich früher selber beruflich Kurse gegeben habe kenne ich das Gefühl. So nach und nach trudelten alle Teilnehmer ein. Wir waren zu fünft plus Anleiter. Die Werkstatt in einem ehemaligen Stall wirkte freundlich, hell und hat Raum für sieben Werkplätze. Zu fünft hatten wir viel Platz.
Anfangs standen sechs Stühle in der Mitte um einen Korb mit Holzstücken. Und nach einer kurzen Vorstellungsrunde begann Florin uns viel über Holzarten zu erzählen. Mit seinem Hintergrundwissen als Forstingenieur blieb da keine Frage offen. Ganz oft blitzte da die -hmmm- Liebe zur Arbeit durch. Er beruhigte uns dass bisher noch jeder Teilnehmer mit einem vernünftigen Bogen heim gefahren wäre und dann ging es daran die Rohlinge aus zu suchen. Jeder schaute was ihn ansprach. Alle Rohlinge waren grob auf die Breite zugesägt.
Wir zeichneten die Bogenmitte an. Mit Lineal oder Schlagschnur. Es begann ein erstes „kannst Du mir mal helfen“ oder „wie hast Du das denn gemacht“. Dann zeichneten wir die Konturen der Bögen, legten sanfte Schwünge um Knoten und Äste. Immer wieder klang ein „kommt ihr mal g'schwind her“, auf das dann Erklärungen folgten die wir dann natürlich umsetzten. Zwischen all dem wuselte Florin hin und her, hielt sich im Hintergrund, bis man ihn brauchte. Dann war er da und half, wie man so schön sagt „mit Rat und Tat“. Ich fühlte mich gut betreut.
Irgendwann gab es Mittagessen im Hause Federspieler. Irgendwie war man da ein wenig Teil der Familie. Die Kinder schauten mal in der Werkstatt rein, der Hund lag meist unter meinem Schraubstock 'rum. Wie daheim halt...
![zwinkernd ;)](./images/smilies/wink.gif)
Die Kontur sägte Florin mit der Bandsäge vor und wir arbeiteten mit der Hufraspel grob und mit der Feile fein aus. Als die stimmte kamen wir zur Dicke...
Wir müssen wohl zwischen drinne mal eine Übernachtung gehabt haben, denn es war ja ein zwei-Tages-Kurs. Aber egal.
Wieder anzeichnen, aussägen, raspeln und feilen. Liest sich ganz undramatisch – und das war es auch. Immer wieder war Florin überall und nirgends und gab kleine und große Tips. Das Tolle dabei war die Möglichkeit immer fragen zu können und nicht in (große) Gefahr zu laufen den Rohling zu versauen. Ich hatte zum Beispiel die Befürchtung das der Bogen zu leicht wird. Ohne seinen Rat hätte ich wohl drei Tage getillert und wäre schließlich doch bei verzweifelten 70# raus gekommen. So landete ich aber relativ schnell, nach Bodentiller und Feintiller am Brett bei meinen angepeilten 50#. Punktlandung!
Oft tillerten wir Teilnehmer zusammen an unseren Bögen. Wir guckten mal hier, mal da, gaben unsere immense Fachkenntnis weiter und waren alle ganz begeistert. Immer überall dabei war... Wer wohl?! Er relativierte unsere Bedenken, machte Mut und bremste wo nötig.
Als die Bögen fast fertig waren arbeiteten wir die Griffe aus. Und dann spannten wir die ersten Bögen auf Standhöhe. Feintiller immer weiter mit Ziehklinge. Bis alles passt. Und dann, der erste Schuß! Was für ein Gefühl. Aus einem Stück Holz wird ein Bogen! Wie genial ist das denn!?!
Immer wieder ging einer von uns nach Nebenan in die Scheune ein paar Stöckchen werfen. Da wurden die Bögen getauscht, diskutiert, anerkennend genickt. Und schließlich schoß Florin auch mal meinen Bogen. Schon beim pumpen hatte er mit seinem Dialekt den ich mal als schwäbisch angehaucht bezeichne (mobbt mich wenn's nicht stimmt) mal gesagt „was en zäher Hund“. Und den ersten Schuß damit kommentierte er mit „ja leck mich...!“ Ich deutete das mal als ein offensichtliches Lob!
![grinsend ;D](./images/smilies/grin.gif)
Eigentlich, ja eigentlich hatte ich in der Vorstellungsrunde gesagt ich möchte hautpsächlich Erfahrungen sammeln und wenn ich einen Bogen mit nach Hause nehme ist das mehr als ich erwarte. Und dann fuhr ich schließlich mit meinem "zähen Hund" heim
![lachend :D](./images/smilies/cheesy.gif)
Eine CD mit Bildern die Florin gemacht hatte kam noch per Post. Einige Mails gingen hin und her und ich habe das Gefühl das der Mann seinen Job gut und gerne macht. Ich kann seine Kurse nur empfehlen!
Und mit der Erfahrung die ich dort gesammelt habe und dem Wissen dass ich vermittelt bekam habe ich meinen ersten, schußfähigen Bogen daheim gebaut. Ein Kinderbogen für meinen Sohn
![schmatzi :-*](./images/smilies/kiss.gif)
Bilder kommen noch nach...