Original geschrieben von Niels
Wenn man sich nun fragt, warum die moderne Kyudo-Kleidung nicht aus Jeans und T-Shirt besteht,...
Das tat sie sogar einmal - jedenfalls in betimmten Zusammenhängen. Hier Training einer Mädchenschule in den 30er Jahren:
Original geschrieben von Niels
dann ist man bezüglich einer möglicherweise erstrebenswerten Standardkleidung für das berittenen Bogenschießen meiner Ansicht nach ganz schnell bei den Auffassungen, die hier bereits vertreten wurden.
Die Frage ist bloß, ob eine Szene, die sich eher durch Nonkonformität als durch Traditionalität auszeichnet, sich auf solche Standardisierung zu einigen vermag.
Original geschrieben von Niels
Die moderne Kyudo-Kleidung hat doch ganz sicher auch was mit einem gewissen Bezug zu den historischen Wurzeln zu tun. Vielleicht geht es auch um die Betonung einer gemeinsamen Ausrichtung.
Natürlich, der (die, das) Hakama ist ja im Grundsatz ein traditionell japanisches Kleidungsstück. DIESE Hakama sind allerdings in Farbe, genauem Schnitt und Material eine moderne Adaptation. Und der Gi ist eigentlich nichts anderes als eine leichte, kurzärmelige Version der von Kano für das Judo erfundenen modernen Kampfsportkleidung. Die hat natürlich auch immer Uniformkarakter, schafft Gruppenidentität nach innen und grenzt nach außen hin ab.
Übrigens schreibt die ANKF diese Kleidung nur für Wettkämpfe und Graduierungen vor und weiter Fortgeschrittene tragen zumindest bei bestimmten Gelegenheiten auch etwas aufwendigere Kleidung, nämlich einen helleren, gestreiften Hakama und einen Kimono / Montsuki. Und zwischen Frauen und Männern gibt es auch noch einmal subtile Unterschiede:
Was man sonst im Dojo trägt, ist lokale Angelegenheit. In der Praxis ist das aber, jedenfalls für Nichtanfänger, fast immer auch Hakama und Gi bzw Kimono/Montsuki.
Kassai macht mit seinem Kaftan ist ja nichts anderes: Eine moderne funktionelle Version kulturspezifischer Kleidung, die darüber hinaus symbolische Bedeutung hat (analog den Gürtelfarben in einigen Kampfkünsten - auch diese erst von Kano erfunden). Kassai orientiert sich bei seiner Rekonstruktion und Organisation in vielerlei Hinsicht am Budo (vgl. auch seine Betonung des "Kriegertums").
Ob und worauf sich die eher lose organiserte berittene Bogenszene außerhalb der Kassai-Schule in der Kleidungsfrage einig werden kann, war wohl Niels' ursprüngliches Thema.
Da hier die Motive und Ziele offenbar vielfältige sind, erscheinen auch Standardisierungsbestrebungen zunächst einmal schwierig.
Man kann das vom Beispiel des Kyudo ausgehend aber auch genau umgekehrt sehen: Zu Hause und bei eigenen Aufführungen / Reenactment / Living History macht jeder was er will - bei gemeinsamen Veranstaltungen / Wettkämpfen trägt man einfachere, standardisierte Kleidung.
Was Vorführungen in individueller Gewandung auch dort ja nicht ausschließen muß, es ist durchaus üblich daß ANKF-Lehrer eine historische Demonstrationsform im "großen Ornat"
schießen und dann zum Untericht in Standardkleidung wechseln.
Ob ihr so etwas wollt, geht mich natürlich nichts an.