Vorstellung & Frage zum Bogen

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Kriemelen
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Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Kriemelen » 13.04.2012, 00:07

Frieden euch allen!

Seit einigen Monaten verfolge ich dieses wunderbare Forum und bin sehr begeistert. Viele Beiträge sind äußerst professionell und fachlich sehr hilfreich.

Seit einiger Zeit (Zwei Jahre :) ) Lässt mich die Faszination Armbrust nicht mehr los, und ich möchte eine Armbruster-Darstellung um 1220 aufbauen. Ganz abgesehen davon stamme ich aus einer leidenschaftlichen Handwerkerfamilie und es reizt mich einfach, eine Armbrust zu bauen.
Folgender Plan:
- Schaft aus Eiche. Habe zwei abgelagerte, gute 1000mm-Stücke hier, sollte der erste Versuch gelingen, steht der zweite günstigst abzugeben.
- Einachsiges Schloss; Stifte, Nuss und Abzug sind schon geschmiedet.
- Ob ein Fußbügel angebracht wird, kommt auf die Zugstärke an (siehe Frage unten).

Das "Problem" ist der Bogen:
Nach den ersten Bogenbauversuchen und -Experimenten mit Haselnuss bin ich mit dem Material eigentlich recht zufrieden, schlicht, weil es sich einfach verarbeiten lässt und leicht verfügbar ist. Aber.
- Haselnuss ist für mich das Holz meiner Kinderbögen. Irgendwie seltsam. Außerdem ist es mir zu schwach.
- An Eibe ist leider kaum heranzukommen, selbst unsere befreundeten Sägewerke haben (jedenfalls vor dem nächsten Herbst) nichts mehr. (und nein, die Werke stehen eh nicht in Deutschland, also nix von wegen Naturschutz). Und die Friedhofsgärtner, die fällen dürfen, machen gleich Feuerholz daraus, es ist zum heulen ...
- Goldregen wäre die nächste Option. Ich habe aber keine Erfahrungen damit. Kann mir dazu jemand etwas sagen?

Abgesehen von der Holzfrage: Ein reiner Holzbogen ist eigentlich nicht mein Ziel.
1. zu schwach
2. sind für meine angestrebte Darstellungszeit eher Kompositbögen angebracht.
3. reizt mich der handwerkliche Mehr-Aufwand des Kompositbaus.

Also: Was denkt ihr, kann ich da mit Holz-Horn-Sehnen-Komposit arbeiten?

Vielleicht geht auch schon ein geringer Komposit mit Haselnuss, das als Backing Sehnen und / oder Leinen bekommt? (Beleg gefunden). Ich denke, das Holz ist eher druckbelastbar, sehe ich das richtig? Falls nicht, Horn-Facing zusätzlich versuchen?
Wieviel Zugkraft ist damit zu erreichen?
Ich will keinen Kinderbogen, hab aber auch Angst, daß das ganze über die ohne Spannvorrichtungen überwindbaren Kräfte hinausgeht.
NUR: Ich weiß nicht, wie ich das vorher bestimmen kann. Wie rechne ich eine vorraussichtliche Zugkraft etwa aus? Oder muss ich das durch probieren und tillern selbst erproben? Mit Backing mag das ja gehen, aber ist ein eventuelles Facing erst mal drauf ...

Ich hoffe, meine Fragen sind nicht zu viel und nicht zu wirr gestellt. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir helfen könnt.
Herzliche Grüße,

Daniel von Kriemelen
Etiam si omnes, ego non.

Vür Georg unde Berc! Heya, Roemerike Berge!

Kriemelen
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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Kriemelen » 13.04.2012, 00:12

Ach ja, bevor einer fragt; Daß es nicht "A" ist, die Nuss aus Stahl gemacht zu haben, ist mir vollends bewusst. Das Elchgeweih liegt zwar hier, aber die Sicherheit ging mir doch vor, und irgendwie trau ich dem Horn bisher nicht so. Vielleicht bau ich eine "A"-Nuss noch zum Auswechseln und richtig Aussehen. Ansonsten wäre das Geweih auch abzugeben.
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Baumkirchner
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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Baumkirchner » 13.04.2012, 08:26

Hallo!

1220 ist der Hornbogen keinesfalls die Regel - eher die exotische Ausnahme.
Ob der für diese Zeit vermutlich typische Holzbogen zu schwach ist oder nicht, liegt im Auge des Betrachters - da der Fußbügel ebenfalls noch nicht die Regel war, ist man eben mit dem aufzubringenden Kraftaufwand limitiert. Die Armbrust hat sich eben im Laufe der Jahrhunderte entsprechend entwickelt - ebenso wie die damit einhergehende Rüstungstechnik.

Holzbogen mit Sehnenbacking kenne ich erst aus dem 14. bzw 15. Jh.

Die Entscheidung liegt bei dir - soll es "A" sein oder nicht.....

Gruß

Baumi

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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Ravenheart » 13.04.2012, 09:35

Hi Kriemelen,

willkommen in der FC!
Als Armbrustbogen genügen ja kurze, vereinzelte Eibenstücke...?
(Für Langbogen braucht man ja 2 aus dem selben Stamm)

Ich habe hier einige vereinzelte Meterstücke rumstehen.
Gegen Übernahme der Versandkosten (schätze mal ca. 25,-) (+ kleinen freiwilligen Anerkennungs-Aufschlag) kannst du gerne 1 oder 2 Stücke bekommen.

Besondere Anforderungen werden gerne berücksichtigt, soweit möglich.
Das Holz ist gebrauchsfertig getrocknet!
:)

Rabe

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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Snake-Jo » 13.04.2012, 10:34

Kriemelen hat geschrieben:Ich will keinen Kinderbogen, hab aber auch Angst, daß das ganze über die ohne Spannvorrichtungen überwindbaren Kräfte hinausgeht.
NUR: Ich weiß nicht, wie ich das vorher bestimmen kann. Wie rechne ich eine vorraussichtliche Zugkraft etwa aus? Oder muss ich das durch probieren und tillern selbst erproben? Mit Backing mag das ja gehen, aber ist ein eventuelles Facing erst mal drauf ...
Daniel von Kriemelen


Hallo Daniel:
So ein Eibenbogen ist sicher eine gute Option. Da lassen sich leicht Zuggewichte von über 100 lb erreichen, Fußbügel also zu empfehlen. Berechnen braucht man da nichts. Der Bogen wird grob hergestellt nach den allgemein bekannten Anleitungen und dann einfach auf einem Tillerbrett auf das gewünschte Zuggewicht heruntergetillert. Damit kann man dann schießen und später problemlos noch einen Sehnenbelag als Bruchschutz und Zuggewichtserhöhung auftragen (Gewinn: locker 20 lb).

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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Ritter Jos » 13.04.2012, 11:25

Willkommen in den Heiligen Hallen.

Holz für den ersten Bogen halte ich für sehr gut ( nicht nur weil ich auch so angefangen habe )

Die meisten hier unterschätzen wie schnell ein Holzbogen gegenüber einen Stahlbogen sein kann.

Jos

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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Sherrif Sherwood » 13.04.2012, 13:48

Hi,
Holzbogen sind eine gute Geschichte zum Anfang des Armbrustbau´s. Eine meiner Ersten, war komplett aus Holz auch die Nuss
(Buchsbaum). Von Hnd noch zu spannen .
"Eibe" wie Rabe schon erwähnt ein absolutes Highlight, zugreifen. Geht sauschnell und gut.
Und frach mal den "Ritter Jos" zwecks Umsetzung, das kriegste eine gescheite Antwort.

Gruss Jürgen.

Gusgt du mal hier rein

http://www.youtube.com/watch?v=ftCvNyOPcpY

http://www.youtube.com/watch?v=pFEorohRiZ4

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Ritter Jos
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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Ritter Jos » 13.04.2012, 15:28

Sherrif Sherwood, danke für das Lob. Wenn ich die CD mit der Holzbogen Beschreibung finde, setze ich sie bei You Tube in meinen Kanal mit ein.

Heute gibt es jedenfalls noch einiges über Sehnen.

Jos

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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Kriemelen » 13.04.2012, 23:19

Vielen lieben Dank euch allen für die prompten und guten Antworten! Das ist ja ein grandioser Empfang.
Ich war heute "leider" viel unterwegs, und komme erst jetzt wieder dazu, euch zu antworten.

@Baumi: Daß solche Bögen die "exotische Seltenheit" sind, ist mir bewusst, jedoch gibt es eine Urkunde von Erzbischof Engelbert von Köln (Graf von Berg, mein darstellerischer Fixpunkt), in der der Kauf von 100 "Neuen Armbrusten" bezeugt ist. Mögen das nicht Horn- oder Kompositbögen gewesen sein?

Wie auch immer, eure Argumente für den Holzbogen klingen sehr überzeugend, jedenfalls für dieses Projekt und als Ersten sowieso.

@ Rabe: Lieber Rabe, dein Angebot würde ich sehr gerne annehmen! Klasse! Trotz guter Kontakte komemn wir zur Zeit nicht an Eibe, es ist zum Haare ausraufen... vielen Dank, ich schreibe dich privat an!

@ Snake-Jo: Danke für die kleine Aufklärung, das macht doch Mut zum Holzbogen.

@ Ritter Jos: Danke fürs Willkommen. Habe ich richtig geraus gehört, daß du eine ebsodnere Anleitung für den Verbau von Holzbögen hast? Könntest du sie mir zukommen lassen oder darf ich dich generell um Rat bitten? Wenn du einige Tipps hast, die es gesondert zu beachten gilt, wäre ich sehr glücklich.

Also, ihr habt mich überzeugt. Ich mache den ersten Armbrustbogen aus Holz. Ich freue mich schon richtig drauf!
Ob ich den Fußbügel ansetze, entscheide ich dann beim Tillern, wenn ich das Zuggewicht langsam abschätzen kann. Bin aber tendenziell eher dafür...

Habt ihr eine Idee, wie ich das ganze wetterfester machen kann? Sicherer Schutz ist wohl kaum möglich, aber wie wäre es mit einer Leinenummantelung? Oder ist das dann auch gleichzeitig doch wieder zuviel Komposit?

LG, Daniel
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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Kriemelen » 13.04.2012, 23:42

Und doch einen vergessen...
@ Sheriff, danke nochmal für die Videos! Das sind ja Klassiker. Wie gesagt, mit dem Holzbogen habt ihr mich überzeugt. Die Nuss bleibt trotzdem (vorerst) aus Stahl. Hab sie eben. Vielleicht mach ich später mal eine aus Horn.

Hat sosnt jemand Interesse an einer Elchschaufel?
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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von lonbow » 14.04.2012, 14:09

Ich würde um das Holz keine Ummantelung machen... Eibe ist optisch sehr schön, ziemlich wasserresistent und eine Ummantelung wäre nur zusätzliche Masse. Eine Ummantelung aus !Birkenrinde! käme meiner Meinung nach nur Infrage, wenn der Bogen ein Sehnenbacking hat.

grüße,

David
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Armbrust mit Holzbogen ich glaube aus dem 14.jh, Schottland

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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Kriemelen » 14.04.2012, 14:36

Interessantes Bild!
Dann kann ich mir die Ummantelung auch sparen, umso besser. Bin schon gespannt! (... Wie ein Flitzebogen... ha ha -.-)

Interessantes Bild aus Schottland! Wie ist der denn eingebunden? Ist das Birkenpech vorne am Fußbügel? Und woraus ist die Nuss? Sieht ja fast nach Holz aus.

LG, Daniel
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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Rizzar » 14.04.2012, 14:42

Sieht aus, als wenn der nicht eingebunden, sondern über den Fußbüglel (Scharnier oben an der Säule) befestigt wird, vieleicht ists auch nur weg oder verrottet ein Bild von unten wäre nicht schlecht...

lonbow
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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von lonbow » 14.04.2012, 15:19

Das ist noch das zweite Bild, das ich habe. Mehr konnte ich leider im Internet nicht finden. Ich meine auf der Unterseite der Säule eine Öse zu erkennen, durch die ein Keil gehauen ist, welcher die beiden Teile zusammenhält. Aus was die Nuss besteht, frage ich mich auch... ich finde es auch eigenartig, dass die Nuss nicht mit einem Nussfaden befestigt wurde.
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Re: Vorstellung & Frage zum Bogen

Beitrag von Ritter Jos » 14.04.2012, 15:20

Ich meine das schon gesehen zu haben, oben ist der Fußbügel in der Säule eingeklemmt und unten gebunden. Glaub mir beim spannen machst du dicke backen.

Jos

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