Yumi-Bruch / Reparaturversuch

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Kyujin
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Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Kyujin » 26.02.2010, 11:20

Zur Diskussion um Bambusbögen in der Kälte ein aktueller Erfahrungsbericht aus Ultima Thule:

Bild

(Mehr Bilder unter http://gallery.me.com/ibel#100053 )

Gekauft im Mai letzten Jahres, in diesem Winter im Vollauszug gebrochen.

Mögliche Ursache: Während das dōjō geheizt ist (um die 18 Grad), stehen die Bögen in einem ungeheizten Geräteraum mit zwei Außenwänden. Die Temperatur ging dort während der Kälteperiode in diesem Winter (wir hatten bis unter -25 Grad) auf bis ca 5 Grad herunter. Auch wenn wir den Bögen vor dem Schießen immer reichlich Zeit zum Akklimatisieren geben, kann das zu kalt gewesen sein. Oder der Bogenrücken tauchte nichts - ob die Flecken darauf deuten könnten, mag ich aber nicht beurteilen.

Im Moment arbeitet der Besitzer mit der Reparatur, wir werden berichten...
Zuletzt geändert von Kyujin am 26.02.2010, 11:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Markus » 26.02.2010, 11:25

Sch...ade aber auch! Viel Erfolg bei der Reparatur!

In welchem Bereich ist der Bogen gebrochen?
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Kyujin
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Kyujin » 26.02.2010, 11:40

Der Bruch liegt in der tori uchi, das scheint eine typische Stelle zu sein. Für westliche Bogenschützen:

http://en.wikipedia.org/wiki/File:Yumi_name_of_parts.svg

Der aktuelle Status: Die ausgebrochenen Späne (die saugend in die Bruchstelle passen) sind mit Weißleim eingeklebt.

Der Leim wurde mit einer Spritze und Injektionsnadel tiefst möglich unter die Bruchstücke gespritzt, dabei waren die Rißenden mit einer Umwicklung gesichert. Danach wurde mit der üblichen Keil-Schnur-Technik gepresst. Zur Zeit härtet der Leim, danach soll die Klebestelle umwickelt werden.
Zuletzt geändert von Kyujin am 26.02.2010, 11:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Markus » 26.02.2010, 11:55

War fast zu erwarten, dass er in der tori uchi gebrochen ist.
Warum habt Ihr Weißleim und kein Epoxy verwendet?
Ich denke zwar auch, dass Weißleim reicht, aber Epoxy wird häufig als sicherer angesehen und kann über Wärme ja noch etwas flüssiger gemacht werden ...
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von the_Toaster (✝) » 26.02.2010, 12:05

Da hat auch bestimmt ein gewisser Feuchtigkeitsentzug was mit zu tun.

Habt ihr in Eurem Dojo auch ein Luftfeuchtemessgerät?

Ich würde noch ein sanft auslaufendes Pflaster drüber machen.
Hanf zum Beispiel.
Irgendwas muss ja nun die Kräfte aufnehmen, die die nun gerissenen Fasern vorher gemeistert haben.
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von benzi » 26.02.2010, 12:08

der Hauptunterschied ist der, dass Epoxy keinen hohen Anpressdruck benötigt, während der Weissleim fester wird, je höher der Druck ist und an an einer solchen Bruchstelle ist ein gleichmäßiger und hoher Druck schwer zu realisieren, aber nu is zu spät.....

btw hallo Kyu, hab immer noch keinen Yumi, aber einen Schützen in meiner Nähe...... wenn der Frühling über den Winter gesiegt hat werde ich Kontakt aufnehmen

Grüße benzi
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von kra » 26.02.2010, 12:13

Das mit dem Kleber war auch men erster Gedanke.

Aber ohne eine Überbrückung der zugfesten Fasern im Bruchbereich sehe ich nur sehr begrenzt Hoffnung. Also ein Pflaster, das den Zug aufnimmt und eine Wicklung zur Sicherung werden nötig sein.

An die Flecken als Ursache glaube ich weniger. Es scheint mir eher, das ein lokalen Belastungsmaximum (wie ich aus der Diskussion heraushöre ist in dem Bereich eine Belastungsspitze) mit einer ganz lokalen Schädigung im Bambus zusammen gekommen ist (evtl. bekam er da mal nen Schlag?).
Kälte ist nicht auszuschließen, aber dann eher in Verbindung mit einem Schlag - sonst ist Bambus durchaus zugfest bei niedriger Temperatur. Bis deutlich unter -5° hatte ich bisher noch keine Proleme mit dem Bambusbacking.

Btw, welches Zuggewicht hat(te) der Bogen?
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Kyujin » 26.02.2010, 12:43

Das ist ein yonsun nobi (233 cm) mit 18 kg (knappe 40 lb).

Die Diskussion zum Kleber hatten wir, der Besitzer hat sich wegen des perfekten Sitzes der Bruckstücke und des daraus resultierende kapillären Spaltes für Weißleim entschieden. Vorausgehende Klebeversuche hatten gezeigt, daß wie erwartet eher der Bambus als die Klebefuge reißt. Mit Schraubzwingen wäre das Anpressen tatsächlich schwierig geworden, aber die traditionelle Schnur-Keil-Methode (hier mit Hartgummikeilen, die sich dem Bogenquerschnitt anpassen konnten), funktionierte wie gewünscht. Die Späne sitzen ohne fühlbare Stufen oder Defekte in der Oberfläche.

Trockene Luft ist ganz sicher ein Problem, bei -25 Grad Außentemperatur bleibt nicht viel Luftfeuchtigkeit. Wir denken tatsächlich über einen Bogenhumidor nach. In Japan hat man eher Probleme mit Schimmel...
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von kra » 26.02.2010, 13:37

Kyujin hat geschrieben:... Wir denken tatsächlich über einen Bogenhumidor nach. In Japan hat man eher Probleme mit Schimmel...


;D Aber Vorsicht beim Rauchen... und bitte dann ein Photo ;D (sorry, mußte sein)

Die Zone scheint mir gerade die mit der maximalen Biegung zu sein - und die gerissenen Bambusfasern können keine Kraft mehr tragen. Meine Meinung: ohne Pflaster wirds kritisch. Zum Weißleim - kann bei den geschilderten Umständen wohl klappen. Von sorgfältiger Arbeit kann man da schon ausgehen!!

Zur Luftfeuchtigkeit - -25° ist schon happig, aber ob der Unterschied zu -10° was ausmacht, ich weiß nicht. Und in dem Raum, bei 5°, wird die relative Luftfeuchtigkeit verm. so bei 50% gelegen haben - eigentlich noch kein kritischer Bereich (sonst wären meine schon gebrochen)
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Kyujin » 26.02.2010, 14:00

kra hat geschrieben:Zur Luftfeuchtigkeit - -25° ist schon happig, aber ob der Unterschied zu -10° was ausmacht, ich weiß nicht. Und in dem Raum, bei 5°, wird die relative Luftfeuchtigkeit verm. so bei 50% gelegen haben - eigentlich noch kein kritischer Bereich (sonst wären meine schon gebrochen)


Unter Null sind da wohl tatsächlich keine großen Unterschiede mehr:

http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Feuchte_Luft.png

Meine Überlegung war: Die kalte Außenluft hat einen deutlich geringeren absoluten Wassergehalt  - wird ihr beim Aufheizen kein Wasser zugeführt, sinkt im Winter die relative Luftfeuchtigkeit im Innenraum.

Das einzige, was die Luft im Dojo befeuchtet, sind unsere Kollegen von Karate und Taekwondo  ;D Aber die trainieren auch nicht im Lagerraum.

Das Pflaster habe ich meinem Kollegen auch empfohlen, aber es ist nicht mein Bogen. Mal sehen, wie er weiter vorgeht, ich berichte. Im schlimmsten Fall hobeln wir den Rücken herunter und ersetzen ihn komplett  ;D
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Snake-Jo » 26.02.2010, 14:31

@Kyujin: Selbst mit Pflaster ist das kritisch zu sehen. Dennoch: ich würde es versuchen und zwar:
als Pflaster ein Stück fertiges Glasfaserlaminat für den Bogenbau. Dieses u.U. etwas flacher machen und vorne und hinten anschrägen, bis es perfekt auf die Stelle paßt und dann alles aufrauhen (Bambusrücken und Laminatunterseite) und mit UHU Endfest auflkleben. Darüber eine Wicklung, die zu den anderen Bogenwicklungen paßt.

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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Markus » 26.02.2010, 14:47

An ein Pflaster hatte ich auch gedacht.
Ich kenne einen Bambusyumi, der auch in dem Bereich auf dem Rücken gebrochen ist, der ein Rohhautpflaster bekommen hat.
Die Reparatur hat Jorge Zschieschang (schreibt man den Nachnamen so?) durchgeführt. Wenn ich mich recht entsinne, auch ohne Wicklung hinterher, aber da bin ich etwas unsicher.
Die Frage ist, ob weitere innere Laminate auch gebrochen sind oder sich der Kleber dazwischen gelöst hat. Das könnte dazu führen, dass der Tiller sich wesentlich verändert und der Bogen unbrauchbar wird.

Könnte es sein, dass die Rückenlage zu dünn ist? An der Stelle muss der Bambus doch gewaltige Zugkräfte aufnehmen und wenn die Lage zu dünn ist, könnte ich mir vorstellen, dass sogar die zugstarken Kraftfasern ihren Geist aufgeben, wenn es denn zu wenige sind.
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Kyujin » 26.02.2010, 16:37

Wie lang sollte denn das Pflaster sein? Über den kompletten Ausriß plus ein paar cm Sicherheit?

Die Späne sind über insgesamt mehr als 15 cm ausgerissen, die Zone mit den queren Faserzerreißungen ist aber nur etwa 1 cm lang.

Reichlich Rattan zum auch ästhetisch akzeptablen Überwickeln des Pflasters ist vorhanden.
Zuletzt geändert von Kyujin am 26.02.2010, 16:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Markus » 26.02.2010, 17:48

Zuerst - ich habe keine Erfahrung mit solch einem Pflasterbau
Wenn ich es machen müsste, würde ich das Pflaster über die ganze Länge plus ein paar cm darüberhinaus laufen lassen. Wickeln mit Leinenzwirn/faden, mindestens an der Bruchstelle und an den Enden der ausgerissenen Fasern. Damit wäre nicht das ganze Pflaster gewickelt, sondern nur die gefährdeten Stellen. Darüber könnte man dann mit Ratten das Pflaster verschönern. Aber das ganze könnte dann auch recht "klobig" wirken, da Leinenzwirn und Rattan drauf kommen.
Dem Rattan als alleinige Wicklung traue ich eher wenig zu.

An die Rohhautprofis - es gibt doch relativ transparente Rohhaut. Würde es reichen, nur eine dieser transparenten Rohhautstreifen drauf zu legen und mit Epoxy o.ä. zu kleben? Das wirkt vielleicht nicht ganz so klobig, wie Pflaster, Wicklung und Rattan obenauf. Nur so als Idee.
Persönlich würde ich von Glasfaser abraten, so gut das Zeug sein mag, denn Glas auf einem Bambusrücken ... tut mir irgendwie weh  ::)
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Re: Yumi-Bruch / Reparaturversuch

Beitrag von Snake-Jo » 26.02.2010, 17:50

Kyujin: Mein Ansatz ist folgender (siehe auch Markus oben): Der Riss mus optisch verschwinden, die Reparaturstelle muss halten, die Biegezone (Tiller) darf sich nicht wesentlich verändern und die Optik muss stimmen bei einem Bogen solcher Qualität.
So... ;D

Daher sollte das "Glas-Laminat" (kann man sich als kleines Stück in einem Briefumschlag von einem der Glasbogenbauer hier im Forum zusenden lassen) nicht zu dick sein, sollte getapert auslaufen und sollte die Stelle nur soweit beeinflussen, dasss sie hält, aber auch noch gut biegt. Das ist machbar! Ich kenne die käuflichen Stärlken von diesen Glasstreifen nicht, aber so um die 0,5 mm.
Aber um die Länge des Pflasters zu bestimmen, sollte ein versierter Bogenbauer einen Blick auf den Bogen in Natura werfen. Längen über 12 cm incl. Taper werden wahrscheinlich die Biegezone verändern.

@Markus: Ja, nur die Enden umwicklen, dazwischen braucht das Pflaster keine Unterstützung. Eventuell dünn Fastflight und darüber dann Rattan, eine Spur dünneres Material.
Rohhaut: Vergiss es, hält nicht. Oder traust du einer Wurstpelle?
Rohhaut gibt unter der Wicklung nach, ist nicht stabil genug. Hab das oft genug an Reiterbögen erlebt, bis ich alle Rohhaut unter den Wicklungen abgetragen hatte.
Ebenso die Glasfasermatte aus dem Bootsbau oder vom Autozubehör: Hält gut, ist eine Alternative, aber bei so einem Bogen nur mit Vorsicht zu gebrauchen. Ist mir selbst jetzt in doppelter Lage zerbrochen an einem ähnlichen Riss.
Wirklich: Ich würde nur diese Bogenbau-Glasstreifen verwenden. Alles andere kann halten, muss aber nicht.  ::)
Zuletzt geändert von Snake-Jo am 26.02.2010, 17:57, insgesamt 1-mal geändert.

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