Giriko - selbst machen

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shokunin
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Giriko - selbst machen

Beitrag von shokunin » 16.07.2014, 09:00

Nachdem ich ja gerade dabei bin Kyudo-Pülverchen zu kochen... hier nun etwas zu Giriko (ギリ粉)

Für die Nicht-Kyudoka, Giriko ist ein Pulver, das auf den Handschuh (Zughand) aufgetragen wird. Es erhöht die Reibung und erleichtert damit das Halten - bzw das halten ohne zu halten... ::)

Giriko ist einfach nur gemahlenes Kolophonium und ist denkbar leicht selbst herzustellen.

Es ist erhältlich in Japan in: normal, in gekocht und in weiss.
(長時間煮込みギリ粉 - länger gekochtes Girigo) (白ギリ粉 - weisses Giriko)

Das weisse Giriko ist eine Art technisches Kolophonium, denke ich, wie es z.B. als Flussmittel für Lötungen usw verwendet wird.
Es soll im Gebrauch sauberer sein, ist aber von der Funktionalität her nicht anders als das normale soweit ich es ersehen kann.
Preislich ist es minimal teurer und riecht wenn man es verbrennt wie durchgebrannter Fernseher :P ...eher technisch als harzig.
Keine Ahnung ob es vollsynthetisch ist, oder gereinigtes, evtl hydriertes Kolophonium aus der Natur, für mich ist es preislich nicht interessant. Evtl aber eine sinnvolle Option für Leute mit weissem oder hellgrauen Handschuhen...

Das gekochte Giriko ist eben... gekocht - sprich es wird erhitzt um darin verbleibende Öle auszutreiben.
Dadurch wird es "trockener", etwas brüchiger... schmiert auch weniger, und obwohl es dunkler ist soll der Handschuh damit weniger dazu neigen eine schwarze speckige Patina an zu legen als mit "standard" Giriko.
Bei mir funktioniert das allerdings nur bedingt... vielleicht bin ich aber auch zu enthusiastisch im Gebrauch :-\

Naja, wie stellt man nun "gekochtes Giriko her...?

Man ließt, dass dazu das Kolophonium z.T. stundenlang gekocht wird...
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Zeug anfangs sehr stark raucht - dass das aber nach einer halben bis dreiviertel Stunde stark abnimmt. Ich denke kochen bis der Rauch nachlässt reicht um Restöle zu verdampfen.
Beim Weiterkochen habe ich festgestellt, dass eigentlich das Giriko kaum besser wird, es aber verdampft. Es geht z.T. über die Hälfte verloren.

Was man an dieser Stelle auch sagen muss, ist dass der Rauch extrem unangenehm ist.
Man sollte Giriko nur unter freiem Himmel kochen. Weiterhin ist heisses Kolophonium gut flammbar und auf 300 oder was-weiss-ich Grad erhitzt kann es beim Verschütten z.B. lebendgefährliche Verbrennungen verursachen. Schutzbekleidung/ Brille ist keine schlechte Idee. Und Arbeitsbereich sichern besonders mit Kindern, Haustieren usw auch nicht...

Das gesagt, kochen gibt aber sehr schönes Giriko und ist mit etwas Umsicht auch kein Hexenwerk.

Einfach Kolophoium in einen alten Topf geben, heiss machen bis es raucht und auf der Temperatur ca 1/2 Std halten. Dann auf Backblech o.Ä. dünn ausgiessen (Metall - oder eben nicht-klebend und nicht-schmelzend).
Die dünne Kolophonium-Platte lässt sich leicht zerkrümeln und die Krümel lassen sich in Sekunden zu Pulver mahlen, indem man sie durch ein Metallsieb reibt.
Mörser usw sind totaler Unfug - sie mahlen zu fein und verkleben. Das Pulver lädt sich statisch auf und haftet in sich und überall...
Mit dem Pistill durch ein Sieb gerieben gibt schönes körniges Pulver, das noch knirschig ist beim Auftragen.
und es geht sehr schnell.
Mein Sieb ist aus Metall-Filtergewebe geformt, es geht aber jeder Küchensieb und ein Pistill, Löffel o.Ä.

Für die die nicht kochen wollen ist die absolut beste Option "Kolophonium hellst" von Kremer.
Das kostet ca €20 / Kg und kommt schon in feinen Plättchen. Man kann es direkt reiben und hat in Sekunden gebrauchsfertiges Giriko.

Giriko kostet ca €3 für 15g aus Japan - gekocht das Dopplte. Hier zahlt man ca €5 für eine ähnliche Menge in "normal", gekocht gibt es gar nicht erst...

Bei Kremer kosten 100g helles Kolophonium ca €6 und 1000g ca €20... da kosten dann 15g entweger 90 Cent oder nur 30 Cent, je nach gekaufter Grundmenge.
Dateianhänge
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erkaltet
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ausgiessen
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kocht
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schmelzen
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weisses Giriko
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Kremer Kolophonium hellst
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Giriko gekauft, selbst gemacht und gekocht
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Re: Giriko - selbst machen

Beitrag von shokunin » 16.07.2014, 09:02

weiter...
Dateianhänge
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DSC07253.jpg
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Re: Giriko - selbst machen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 16.07.2014, 12:28

Mal wieder gute Anleitungen von Dir.

Noch eine Anmerkung von mir:

Es gibt viele Leute, die eine Kolophonium Kontaktallergie haben.

Hier im "Westen" wird Kolophonium gerne in folgenden Produkten verwendet:

Hansaplast - das echt böse klebende Zeug.
Lötzinn - Das Flussmittel, hier kann eine Sensibilisierung durch Einatmen der Lötdämpfe erfolgen.
Geigen - Damit der Geigenbogen auch an den Saiten schön sägen kann...
Da gibts noch viele Andere...

Das zeigt sich dann in juckender Haut und dann nässenden Blasen, die nur langsam abheilen.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Giriko - selbst machen

Beitrag von shokunin » 16.07.2014, 12:53

Danke für den Tip!

Das mit er Allergie hatte ich auch gelesen, wusste allerdings nicht wie verbeitet das ist.
Bei mir ist es ok, und nachdem man es ja auf den Handschuh gibt, und nicht auf die Haut, ist mir bislang auch noch nichts zu Ohren gekommen bez Hautreaktionen usw.
Da muss man aber ggF evtl schon drauf achten - ...ich kenne aber leider auch keinen Ersatz. :-\

Evtl geht da ja das weisse, wenn es was anderes ist...
Haben wir hier evtl zufällig 'nen Allergiker, der Versuchskaninchen spielen will...? ::)

Gruss,
Mark
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Re: Giriko - selbst machen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 16.07.2014, 15:12

ICH bin Allergiker. LOL...

Deswegen weiss ich das auch.
Kam vor Jahrzehnten bei nem Hautarzt raus. Der wußte aber nichts von Kolophonium Kontaktallergien. - Hätte mir zu denken geben sollen... War seit dem nie wieder bei dem...

Seit dem vermeide ich schlicht den Hautkontakt mit dem Zeug.

Bei meinen Schellack Mattierungen ist alledings immer Kolophonium mit drin. Das hält den Lack geschmeidig. Im trockenen Lack macht das dann auch keine Probleme mehr.
Muss man beim mattieren halt Handschuhe anziehen...
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