Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Fragen zu Ausrüstungsgegenständen wie Armschutz, Köcher, etc. Keine Fragen zum Armschutzbau, etc.
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Diego
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Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Diego » 23.05.2007, 09:33

Mahlzeit zusammen  ;)
Mal ne Frage an all die langjährigen Schützen hier.
Hab hier irgendwo aufgeschnappt, dass Reiterbögen Holzpfeile deutlich öfter schreddern, als der Zugkraft entsprechende Langbögen.
Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen, warum das so sein soll.
Ich selbst hab nen Samick SKB50 mit 50 lbs, schieße nicht vom Pferd und habe von 30 Holzpfeilen, Spine 1132, bestimmt schon 5 zerstört in relativ kurzer Zeit. Das spricht ja eigentlich dafür, vielleicht kann mir ja jemand erklären, warum das so ist, oder ob das nur ein Gerücht ist.

MfG Diego

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captainplanet
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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von captainplanet » 23.05.2007, 09:54

Kurze Bögen haben prinzipiell andere Eigenschaften als längere. Sie sind "giftiger", dh. sie können leichtere Pfeile stärker beschleunigen da die Wurfarme kürzer sind und außen nicht so viel Masse beschleunigt werden muß. Ein solcher Pfeil hat auf kürzere Entfernungen sehr viel Energie und geht entsprechend auch leichter kaputt, verliert aber wegen auf größere Entfernungen viel Geschwindigkeit da er dem Luftwiderstand wenig träge Masse entgegenzusezen hat.

Der Langbogen hingegen kann einen Pfeil nicht so schnell beschleunigen, dafür kann er schwerere Pfeile schießen die ihre anfangs etwas geringere Geschwindigkeit auf große Entfernungen auch besser beibehalten und dadurch insgesamt eine größere Reichweite haben.

Gruß Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!

benz

Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von benz » 23.05.2007, 10:55

Ja leider ist das so, deshalb hab ich mir die ersten Alupfeile gemacht für meinen Türken von Grozer. Ich denke es sind verschiedene Faktoren die zusammenspielen.

Die Auszugslängen sind in der Regel größer, ein längerer Pfeil bricht schneller als ein kurzer. Das Verhältnis Pfeillänge zu Bogenlänge ist ja ein total anderes als bei einem Langbogen. ICH schieße auf dem Türken einen kleinen spine (11/32" ist der Durchmesser nicht der spine!) bei 38# Bogenstärke 34#er Holzschäft mit 5/16" Durchmesser. 30" lang. Aus diesen Faktoren ergibt sich, das es ein sehr langer, dünner und weicher Schaft ist, der von einem sehr kurzen Bogen sehr schnell beschleunigt wird.

Wenn Du einen lamen lederumwickelten RB von irgendeinem MA Markt mit dicken schweren Holzpfeilen schießt, tritt das Problem vermutlich nicht auf, aber Dein Samick gehört ja auch zu den schnellen leichten RB.

liebe Grüße benzi
Zuletzt geändert von benz am 23.05.2007, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.

Diego
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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Diego » 23.05.2007, 11:19

Danke, das klingt plausibel.
Schande über mich, das ich den Durchmesser mit dem Spine verwechselt habe  ;D
Naja, bin halt Neuling auf dem Gebiet.

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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Taran » 23.05.2007, 11:51

Reiterbögen haben meistens auch kein Schussfenster, moderne Langbögen (Flatbows) meist eine eingeschnittene Pfeilauflage. Also ist beim Reiterbogen das Pfeilparadoxon stärker - er pendelt mehr und länger, bis er sich beruhigt hat, der Pfeil! Außerdem wirken sich Lösefehler stärker aus, auch das macht den Pfeilflug unruhiger. Wenn der Pfeil dann seitlich am Baum anschlägt oder im ungünstigen Winkel auftrifft, gibt es im Zusammenhang mit den von Benz beschriebenen Faktoren eben leichter mal Bruch.
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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von menhir » 23.05.2007, 15:57

Passt jetzt zwar nicht 100% rein, aber das is glaub ich kein neues Thema wert:

Ich hab letztens gelesen, dass Reiterbögen ihre Pfeilchen bis zu 5 oder 600 Meter weit schiessen können  :o

Kann das stimmen?

Die Langbögen die ich kenne schießen nicht über 200 Meter. Kann mir das schwer vorstellen... :S

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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Squid (✝) » 23.05.2007, 17:18

Hmmnaja... mit dem richtigen Equipment geht vieles
Bei Recurves liegt der Reichweitenrekord für Männer irgendwo bei 550 m, für Frauen bei ca. 380m. Auch Reiterbögen - die ja letztlich auch Recurvebögen sind - können ansprechende Distanzen erzielt werden.
Mit Flightbögen und entsprechenden Pfeilen, die ausschließlich auf Weitschüsse ausgelegt sind, wurde auch schon mal 1200 m erreicht. Aber auch mit nem starken Langbogen sollte man 250 m erreichen. Allerdings sind für normale Holzbögen 150 - 200 m völlig normal und realistisch.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 23.05.2007, 19:48, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Taran » 23.05.2007, 18:16

@menhir
Der "normale" Reiterbogen schafft das nicht, auch für ihn gilt die Physik.
Er ist vielleicht ein Stück besser/schneller/weiter als ein Langbogen, aber auch nicht so viel.
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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von menhir » 23.05.2007, 23:04

Danke für die Antworten. Wie gesagt, hab das eh mit viel Misstrauen gelesen  :-\

Pathgalen
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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Pathgalen » 24.05.2007, 10:05

Was diesen 600m Schuß angeht, habe ich vor einger Zeit eine Doku vom ZDF über die ersten Kreuzzüge gesehen, bei dem Muslime mit Reiterbögen gezigt wurden die um die 500m - 600 m weit geschoßen haben sollten. Dabei handelte es sich nicht um gezilt schüsse sondern um Pfeilagel, zudem gab es auch noch einen anderen unterschiet. Diese Bögen hatten eine sehr hohe LBS Zahl und wurden deswegen völlig anderes ausgelöst. Die Bogenschützen nahmen den Bogengriff in die Füsse und zogen die Sehne mit beiden Händen, dazu lagen sie dann mehr oder minder seltsam auf dem Boden. Ich gehe mal davon aus das diese Zugmonster anders nicht ziehbar wären, aber sollche große Distanzen möglich wären.
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Snake-Jo
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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Snake-Jo » 24.05.2007, 11:39

Diego hat geschrieben:Mahlzeit zusammen  ;)
Mal ne Frage an all die langjährigen Schützen hier.
Hab hier irgendwo aufgeschnappt, dass Reiterbögen Holzpfeile deutlich öfter schreddern, als der Zugkraft entsprechende Langbögen.


Hallo Diego,
ich bin langjähriger LB-Schütze und Bogenreiter und kann Dir aus meiner Erfahrung sagen: Nein, es stimmt nicht. Ich schieße einen RB (Komposit aus Naturmaterialien) mit 40 lb und parallel dazu einen LB auch mit 40 lb und benutze bei beiden die gleichen Pfeile.  Ich habe im letzten Jahr jeweils einen Pfeil geschreddert und das auch nur, weil ich sie quer an einen Ast geschossen habe.  ;D
Es wurden zwar jede Menge Gründe genannt, warum der RB die Pfeile schneller verschleißen soll, aber diese Gründe kann ich allesamt nicht nachvollziehen, weder die von Benz noch die von Taran. Ein Pfeil, der schneller beschleunigt wird, braucht auch einen härteren Spine. LB und RB hatten früher traditionell keine richtigen Schussfenster. Mag sein, dass die heutigen Glasfaser-Bogen dem Pfeilbruch entgegenkommen, die traditionellen jedenfalls nicht.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich immer nur genau passende Pfeile verwende und dazu noch eine herausragende Holzqualität nehme.
Merksatz: Einen schlechten Holzpfeil kann man mit jedem Bogen in der Luft zerlegen.
Weiterer Merksatz: Nach dem Zerlegen stecken die Teile eventuell in der Bogenhand.  ;D

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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Diego » 24.05.2007, 12:05

Snake-Jo, Du machst mir Angst!  ;D
Hab ma Bilder gesehen, da hatte ein Bogenschütze einen zerpflückten Carbonpfeil quer in der Hand stecken. Das hat nicht gut ausgesehen.. :-\

Ich schieße mit Holzpfeilen aus Nordischer Kiefer, 11/32 Stärke und kann bisher nur sagen, daß manche Pfeile wohl nur brachen, weil der Pfeil unsauber flog, bzw. zuviel "Schwingung" aufgrund falschem Nockpunkt hatten, dadurch bedingt nicht immer gerade aufgekommen sind und dann meistens direkt hinter der Spitze abgebrochen sind. Leider weiß ich den Spine-Wert dieser Pfeile nicht  ???.
Nachdem ich den richtigen Nockpunkt ermittelt hatte, bin ja noch Neuling, sah die Sache schon sehr viel besser aus mit dem geraden Pfeilflug, nur habe ich momentan noch das Problem, dass ich aus relativ kurzer Entfernung schieße, ca. 10m, selbst mit dem richtigen Nockpunkt schwingen die dann immer noch leicht.

Esteban
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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Esteban » 24.05.2007, 13:03

Hallo Diego,

da solltest du keine Angst haben.

Wenn der Pfeil beschädigt ist, bricht er eben u.U. beim Abschuß.

1) Verwende den richtigen Spine (nicht zu schwach)
2) Überprüfe die Pfeile auf Beschädigungen (Beim Kauf und beim Gebrauch)
3) Bleib mit den Pfeilen von harten Gegenständen weg
4) Vermeide Streif- und sonstige Fehlschüsse  ;)


Ich schrotte pro Parcoursdurchlauf so 1 - 4 Pfeile. Nur,  meine Alus geben bei Fehlschüssen da auch den Geist auf.

Und noch was: Je nach Zuggewicht und Entfernungen, brechen die Holzpfeile schon rein aus Materialermüdung nach einer gewisssen Zeit.

Ein Vereinskamerad schiesst einen 50 lb Langbogen. Die Holzpfeile haben den richtigen Spine. Der verbraucht im Jahr so ca. 15 Pfeile nur über Materialermüdung. Ich hab noch nicht erlebt, dass der einen Fehlschuß hatte.

Gruß

Esteban

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Snake-Jo
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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Snake-Jo » 27.05.2007, 18:45

@Esteban: Punkt 1-4: sehr gut, sehr wichtig!
Materialermüdung scheint schlüssig, glaube ich aber erst, wenn dazu konkrete Versuche vorliegen (z.B. Maschine, die den Abschuss simuliert und dann nach 1000 Schuss der Pfeil untersucht wird).
Meine Pfeile sind numeriert und der älteste, den ich regelmäßig schieße, ist ca 10 Jahre alt, von Materialermüdung keine Spur, nur jede Menge Riefen. Spinewert ist immer noch der gleiche.  8)
Was noch gegen einen RB als Pfeileschredderer spricht:
Viele Reiterbogen aus moderner Glasfaser schießen bei gleicher Zugstärke vom Wirkungsgrad her und von der Pfeilgeschwindigkeit verglichen mit guten Recurvebogen sehr mäßig (sehr, sehr mäßig).  Warum spricht dann niemand von den Recurvebogen als Pfeileschredderer? Dazu der Hinweis, das man hier nichts verallgemeinern darf. Sicher liegen für den ein oder anderen Bogen entsprechende Erfahrungswerte vor (siehe Hinweise von Benz). Aber selbst da bin ich mir nicht sicher, ob nicht eine Charge saumäßig schlechter Holzpfeile die Ursache war. Beispiel: Bei einem netten Turnier gewann ich mit dem 2. Platz einen Satz Holzschäfte. Von diesen habe ich 7 sofort als unbraucbar weggeworfen. Sie brachen sofort beim Antesten. Leicht vorstellbar, was passiert, wenn man solche Schäfte schießt. Und wenn man dann zufällig einen Reiterbogen benutzt...... s.o.  ;) ;)

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Re: Stimmt es, dass Reiterbögen Holzpfeile eher schreddern als LB und warum?

Beitrag von Nilbomb » 22.07.2007, 15:18

Also ich habe ebenfalls den SKB50 mit 50lbs, Pfeile schieße ich 11/32  und ich kann nicht behaupten auch nur einen Pfeil wirklich zerschreddert zu haben(klar wenn ein Pfeil wegen engem Schussfenster quer auf nen Baum geht ist er Schrott)

Allerdings hatte ich vorher ein dutztend gebrauchte Pfeile, mit falschem Spinewert oder einfach zu alte, auf jeden Fall sind die mir ewig abgebrochen. Daher hab ich meine Pfeile nicht gekürtzt was aber unnötig war.

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