Sehnenriss beim Abschuss ist das normal - Yumi ?

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Exus
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Sehnenriss beim Abschuss ist das normal - Yumi ?

Beitrag von Exus » 17.03.2013, 09:44

Hallo Leute,

Ich habe mal wieder einige Fragen, wegen

- (normales) Reissen von Yumi Sehnen beim Abschuss und warum die Bögen dadurch nicht beschädigt werden, sondern im Gegenteil, es soll sogar angeblich gut für die Yumi Bögen sein.

Da Originale Yumi Sehnen (Hanf) nur 200 Schuss halten, müsste ja der Bogen das 1 x Woche/Tag aushalten bei anderen Sehnen (Kevler) 1 x in der Woche/Monat

Fragen:

a) -Warum gehen die Yumi Bögen nicht kaputt (Physikalischer Grund)?
a1) (Vermeidet die Japanische Dehtechnik den Bruch?)

b) -Wann gehen die Sehnen Kaputt (Zeitpunkt bei welcher Abschussphase) ?

c) -Wo gehen die Sehnen kaputt (am Schlagholz) ?
(Höchste Belastung der Sehne Ort/Zeitpunkt)

d) -habt ihr schon Yumi Brüche durch Sehnenriss gesehen/gehabt ?



Ich freue mich auf eure Antworten und Erfahrungsberichte. ;D



Exus

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shokunin
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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal ?

Beitrag von shokunin » 17.03.2013, 11:07

Also für Bambusyumis wird in der Tat gesagt der Sehnenriss sei "regenerativ".

Ob da was dran ist kann ich nicht sagen, ich schiesse meine Sehnen aber immer bis sie reissen - auch wenn ich Hanf-Kevlar schiesse eher als reine Hanfsehnen.
Schäden hatte ich noch keine, ich kenne bisher auch niemanden der durch ein Reissen der Sehne einen Schaden am Bogen erlitten hätte.

Grund ist, denke ich, dass die Sehne "nach getaner Arbeit" reisst. Die höchste Belastung ist nicht beim Beschleunigen des Pfeiles, sondern beim Stoppen der Wurfarme. Da geschieht auch der Riss. Ein Riss beim Aufziehen wäre natürlich fatal, beim (bzw nach dem) Abschuss ist wohl entsprechend wenig Energie im Bogen, dass es ihm nicht schadet.

Mit der Technik hat es weniger zu tun denke ich.

Zum Punkt wo die Sehne reisst...
das kommt schon auch etwas auf die Technik an - und die Pflege. Ich meine hier sowohl den Zeitpunkt als auch die Stelle an der der Riss geschieht. Aus beiden kann man Folgerungen ziehen und lernen.

Bei guter Technik halten Sehnen länger - bei guter Pflege auch.
Der Riss passiert meist entweder am Nockpunkt oder oben, ca Unterkante Klangholz, oder ganz unten.
Den Riss ganz unten kann man am leichtesten vermeiden - der geschieht wenn man die Sehne viel herum-zwirbelt, knickt usw.
Der Riss oben ist eher ein Zeichen grober Technik - je heftiger die Sehe ans Klangholz schlägt, desto schneller ist sie natürlich hin. Da spielt neben Bogenform, Pfeilgewicht usw auch die Technik hinein.
Ein Bruch in der Mitte ist einfach durch Verschleiss, Reiben der Nocke und das ständige Biegen beim Schuss. Da kann man durch Pflege des Nockpunktes und durch Verrunden des Nockschlitzes einiges erreichen, Kevlar wird aber immer irgend wann spontan brechen.

Allgemein wird die Pflege der Sehne durch Reiben mit einem Hanf-Reiber (Magusune まぐすね) und Kusune (くすね) empfohlen.
Man soll das (besonders bei Hanf-Sehnen) eigentlich vor jedem Schiessen machen.
Kusune ist ein klebriges Kollophonium-Öl Gemisch (ein paar Tropfen z.B. Sesam- oder Rizinusöl im Harz reichen). Beim Reiben wird es warm macht die Sehne geschmeidiger und verklebt lose Fasern. Sowohl Magusune als auch das Kusune kann man leicht selbst herstellen. Kusune macht man in der Regel in 2 Konsistenzen - für Sommer und für Winter.


Gruss,
Mark
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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal ?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 17.03.2013, 12:12

mal ne unqualifizierte Frage eines trad Bogenschützen zwischen durch:
wie dünn sind Eure Sehnen?? Ich schieße ja nun auch schon einige Zeit "Leinensehne" (über 50%hanf ist da bestimmt drin im Schustergarn), da bricht nix und da reißt nix nach 200 Schuß.

Ansonsten reißt eine Sehne im moment der höchsten Belastung, und das ist, wenn der Bogen auf Block knallt, also die Standhöhe "überschreitet"

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shokunin
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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal ?

Beitrag von shokunin » 17.03.2013, 15:24

...hier eine sicher ebenso wenig qualifizierte Antwort... :-[

Hanf ist nicht meine Welt ...da könnte ich wieder ausschweifen... O0 ...meine Hanfwelt, ca 1985 ;)
naja, ok,... :-X

Ich schiesse nur sehr gelegentlich mit Hanfsehnen.
Die können auch sehr viel länger halten als 200 Schuss - oder weniger. Kommt immer auch auf die Pflege und Technik an.
Ich habe auch schon mal gelesen, wenn eine Sehne einmal 500 Schuss gehalten hat soll man sie abnehmen und als Ersatz-Sehne aufbewahren... man hat für Wettkämpfe oder Prüfungen eine Sehnenrolle (Tsurumaki 弦巻), auf der sollte immer mindestens eine gut eingeschossene Sehne sein, für den Fall das mitten im Wettkampf/Prüfung die Sehne reisst.
Naja, es kann also auch mal sein eine Sehne hält über 500 Schuss...
...oder dass sie nach 20 hin ist. Das passiert gern wenn man sie zu lange lagert, dann werden sie spröde.

Zur Stärke...
Hanfsehnen in Japan werden in Monme bemessen. Monme ist eine alte Gewichtseinheit die z.B. für Garne verwendet wurde.
1 monme = ca 3,75g
Für 18kg Bogen nimmt man z.B. eine Sehne mit 2,0 Monme - die sind ca 1,7mm stark.
Meine normalen Kevlar Sehnen sind ca 1,5mm.

Wie ist das im Vergleich zu Deinen...?

Gruss,
Mark
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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal ?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 17.03.2013, 15:51

auch so 1,5 mm, Schustergarn, flämisch spleiß, durchgewachst bei 55#~ 25 kg
allerdings kein Abrieb durch nen Handschuh oder Daumenring o.ä.

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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal ?

Beitrag von the_Toaster (✝) » 17.03.2013, 18:37

Ganz ehrlich?

Ich trau dem Braten nicht.
Deswegen haben meine Yumis FF+ Sehnen. 12 Strang Endlos.
Und die Schlaufen sind unterfüttert.
Da habe ich keine Angst, dass da was passiert.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal ?

Beitrag von shokunin » 17.03.2013, 19:52

Auch im Kyudo gibt es mehr als ein paar Schützen die mit FF schiessen - meist allerdings auf Glas- oder Carbonbögen.
Es hält viel länger und ist im Gebrauch allgemein einfacher.
Für mich ist Hanf-Kevlar ein guter Kompromiss.

Prinzipiell kann der Sehnenriss aber kein Problem dastellen wenn man sich vor Augen hält, dass vor 50 Jahren keine Glasyumis oder FF existierte und jeder nur und immer und von Anfang an mit Bambus und Hanf schoss.

Auch heute gehört der Sehnenriss einfach zum Schiessen dazu. Man verwendet nicht um sonst Kevlar für Kyudosehnen. Kevlar hält lang - aber nicht ewig. Und es reisst spontan und oft ohne grosse Vorankündigung - wie Hanf auch, nur halt später.


@wilfrid

Ist das dann ein einzelner Faden 1,5mm Schustergarn als Sehne, oder eine Sehne aus mehreren Strängen mit 1,5mm Gesamtdurchmesser oder mehrere Stränge a 1,5mm?
Kyudosehnen sind nur ein einzelner Strang Hanffasern. Die werden mit dem oben erwähnten Kusune (Kollophonium und Öl) getränkt, leicht verdrillt (nur ein paar Umdrehunen) und durch Reiben verdichtet.

Würde mich schon sehr interessieren ob sich aus Schustergarn vergleichbare und brauchbare Kyudosehnen basteln lassen...
Hanfsehnen aus Japan sind extrem teuer...

Gruss,

Mark
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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal ?

Beitrag von Exus » 18.03.2013, 12:10

Wie oft darf mann eine Kevler/Hanf Sehne eindrehen max. um den Sehnenstand zu korregieren ?
(10 Drehungen = ca.1cm kann mann auch 20-30 Drehungen für 2-3cm eindrehen?)
Und wie sind die Auswirkungen auf die Haldbarkeit der Sehne durch die Eindrehungen ?

Wie genau setzt sich eine Kevler/Hanf Sehne ?
Muss ich einen Sehnenstand von 16cm ansetzen um 15,5cm Standhöhe zu Schiessen da sich die sehne ca. 0,5 mm Setzt (immer) beim Schiessen ?



Danke



Exus

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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal - Yumi ?

Beitrag von Markus » 18.03.2013, 12:21

Sehnenriss am oberen Knoten ist mir noch nicht untergekommen. Am Nockpunkt und unten dagegen schon.
Wie oft Du eindrehen kannst, ist schlecht zu sagen. Zu viel schwächt die Sehne. Ein neuer Knoten ist dann angebrachter.
Schau Dir die Sehne an - wenn sie eingedreht schön glatt ist, ist das gut. Wenn sie aussieht, wie ein ausgewrungenes Handtuch, wurde zu viel eingedreht.
Mehr als 10-max. 15 mal würde ich nicht eindrehen.

Es setzt sich vor allem der obere Knoten. Die Sehne selbst relativ wenig. Daher kann die Standhöher einer neuen! Sehne durchaus 1 cm über normal sein. Nach 20-30 Schuß kontrollieren. Dann sollte die gewünschte Standhöhe erreicht sein. Falls nicht, Sehne neu knoten.

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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal - Yumi ?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 18.03.2013, 13:16

Das Schustergarn ist ein gewachster Zwirn, ich nehme soviel Stränge (4?), das die Sehne später im Flämisch Spleiß die gewünschte Dicke hat. Das ist dann um einiges fester als ein einfacher, dicker gesponnen Faden.

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Re: Sehnenriss beim Abschuss ist das normal - Yumi ?

Beitrag von shokunin » 18.03.2013, 19:44

:o Markus pflegt seine Sehnen offenbar besser als ich...
Bei mir reisst schon mal immer wieder auch eine oben. Ich bin aber oft auch nachlässig mit der Pflege, dann werden die Dinger oben ziemlich fusselig... :-[

Das mit dem Eindrehen seh' ich wie Markus...
...also nicht zu-u-u doll eindrehen.
Im Buch von Feliks Hoff steht, glaube ich, 4 Umdrehungen... das ist wenn man einfach nur die Sehne spannt ohne die Standhöhe korrigieren zu wollen.
Um die Standhöhe zu ändern kann man schon mal 10 Umdrehungen eindrehen, recht viel mehr aber nicht - und möglichst auch nicht ständig sondern nur wenn es halt mal sein muss.

Hanf-Kevlar Sehnen sind ein wenig diffus... :-\
Die die ich momentan schiesse scheinen keinen erkannbaren Hanfanteil in der eigentlichen Sehne zu haben. Da ist das Hanf wohl nur in den Verstärkungen an den Enden und es gibt Hanf fürs Nakashikake (Mittenwicklung) dazu.
Ich hatte aber auch schon welche bei denen die Sehne aus Hanf mit "Kevlar-Strähnen" bestand.

Gruss,
Mark
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