Langbögen nicht unterschätzen!

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
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BBouvier
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von BBouvier » 27.04.2010, 12:17

Diese Anmerkung scheint mir wesentlich zu sein.
=>
<"Nicht großartig nach vorne, aber in die Runde.
Die Rollen müssen sich doch drehen oder?">


Die Wurfarme des neuen Compounds meines
Freundes sind zwar sehr kurz und auch deren Weg,
dafür haben jedoch nun die Rollen die Grösse eines Bierdeckels!

Der Widerstand, den die Aussenkanten der nun derart grossen Räder
dem Beschleunigungsimpuls entgegen setzen,
dürften dem des ehemals kleineren Abrollumfanges
bei langen Wurfarmen entsprechen.

Das ist so, als hätte ein Fahrrad Räder mit 4 Metern Durchmesser.
Und der stolze Besitzer meint, deswegen führe man damit
viel schneller.
Jedoch wird er, um 10 Meter voran zu kommen,
nun mit sehr viel grösserer Kraft in die Pedale
treten müssen. Ganz besonders beim "Start",
um (wie bei einem Hebel) erstmal das nun weit aussen
liegende Gewicht der Felgen und der Reifen
zu beschleunigen!
=>
Da beisst sich die Katze in den Schwanz.

Gruss,
BB

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mbf
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von mbf » 27.04.2010, 17:01

Langschiff hat geschrieben:Selbst der "schlechteste" Compoundbogen in seinem Test,
der Phoenix von Monsterbows, der wie der Oneida Anteile des
Recurves
und keine Umlenkrollen hat, schafft folgende Werte:
[Hervorhebung durch mich]

Die gekrümmten "Wurfarme" der Klappspaten sind keine. Diese Teile sind starr. Der eigentlichen WA sind wie beim "richtigen" CP die kurzen Ärmchen zwischen Mittelteil und dem Hebelsystem.  ;)
Der Pfeil fliegt hoch, der Pfeil fliegt weit.
Warum nicht - er hat ja Zeit!
-- Modifiziert nach einer Vorlage von Heinz Erhardt

Matthias Herp
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Matthias Herp » 27.04.2010, 17:37

Hi Langschiff!

So weit ich das mitbekommen habe, wurden im Laufe der Entwicklung die kurzen Wurfarme der Compounds immer waagrechter angeordnet, vergleiche mal aktuelle Modelle mit welchen vor 10 Jahren.

Die Wurfarme bewegen sich nicht mehr horizontal sonder vertikal.
Kannst du eine vertikale Bewegung erkennen?

Ich habe selbst keine Compound-Erfahrung und kenne sie nur von Bildern her.

Kann jemand diese Überlegung bitte bestätigen oder widerlegen?

Liebe Grüße,
Matthias

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mbf
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von mbf » 27.04.2010, 18:37

Die Sache mit den parallelen WA ist eine Entwicklung, die zu verringertem Handschock führt, da sich die Bewegungen der WA beim Abschuss im Idealfall gegenseitig neutralisieren und der Bogen nicht mehr "springt" - bei nicht-parallelen WA wird dies sonst von der Restbewegungsenergie der WA hervorgerufen. An der Stelle ist es auch ganz gut, wenn die WA etwas kürzer sind, sonst hat man sie im Vollauszug im Gesicht. ;-)

Das macht aber auch nicht jeder Hersteller voll mit, auch da gibt es unterschiedliche Philosophien im Bogenbau.

Zwischen "da bewegt sich nichts" und "es ist mit dem bloßen Auge keine Bewegung zu erkennen, weil der Schütze auch noch genug herumwackelt" ist ein großer Unterschied. Natürlich arbeiten die WA beim CP.

Da das Motto beim CP (zumindest in der Werbung) lautet "je schneller desto besser", ist davon auszugehen, dass die Hersteller schon wissen, was sie mit ihren Fahrrädern machen. Denn auch dies zeigt die Entwicklung: die Bogen werden immer schneller.
Der Pfeil fliegt hoch, der Pfeil fliegt weit.
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ullrson
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von ullrson » 27.04.2010, 21:18

Langschiff hat geschrieben:
Muetze hat geschrieben:Der Kompostbogen hat z.B. sehr schwere Tips. Die müssen auch erst mal bewegt werden.
...
Gruß Mütze


Das gilt vielleicht noch für alte Compunds, schau dir die heutigen Bögen mal an:
die Wurfarme stehen schon beinahe horizontal und sind im Ruhezustand bereits maximal vorgespannt,
bewegen tut sich da kaum noch was. Die Beschleunigung kommt neben der Vorpannung von den
riesigen Single- oder Dual Cams.
Vielleicht hinkt der Vergleich etwas, wenn, dann sollte man gleiche Zuggewichte vergleichen.



Es müssen ausser den Wurfarmen das Kabelsystem und die Rollen innerhalb etwa 1/100 Sekunde beschleunigt und wieder abgebremst werden. Dazu kommt der Reibungswiderstand in der Rollenlagerung und am Kabelgleiter. Der Pfeil legt bei dieser Aktion 500mm zurück und wiegt ca. 30g. Wieviel wiegt das andere Gedöns? Viel hilft nicht immer viel, sondern erhöht manchmal auch die Verluste.  :(

Bei meinem Fahrrad (alt!) werden die Wurfarme um 100mm zusammengezogen. Jedes legt also "nur" 50mm zurück. Trotzdem wirft es nicht nennenswert schneller als mein -nominal gleich starker- Recurve. Das Fahrrad wird auch nicht nenneswert schneller, wenn ich es von 55# auf 65# hochdrehe: Es steigen offensichtlich nur die Reibungsverluste.

Warum ist der Langbogen und der Recurve im Wirkungsgrad besser? Bei beiden Bögen wird die Eigenbewegung der Wurfarme durch Sehne und Pfeil abgebremst und die Energie auf den Pfeil übertragen. Beim Recurve (und Oneida) wird durch die anliegende Sehne zusätzlich die wirksame Sehnen- und Bogenlänge kürzer, was die Übertragung der kin.Energie der Wurfarme auf den Pfeil begünstigt.

Miß einfach mal nach, um wieviel sich die Wurfarmspitzen beim Langbogen bei 100mm 150mm 200mm usw. auszug nach hinten bewegen. Bei den ersten 100mm wirst Du fast nichts messen können. Beim Ausziehen benötigst Du für die ersten 100mm auch fast keine Kraft, Beim Schuß bewegt sich die Sehne dort aber sehr schnell, wenn nicht die Massenträgheit des Pfeils sie (und die Wurfarme) bremsen würde. Beim kürzeren Compound ist dieser Vorgang zwar gleich, tritt durch die Geometrie aber erst später ein, da der Sehnenwinkel an der Pfeilnocke anders ist als bei den längeren Bögen

Mathematik: der Cotangens von 0° bzw 180° ist unendlich (-(minus)unendlich). Auf Standhöhe erreichst Du bei minimaler Kraft auf dem Finger nahezu unendliche Kräfte auf die Wurfarmspitzen, die als Druck ins Tip übertragen werden. Auf dem Rückweg (Schuß) ist es die Massenträgheit des Pfeils, das eine hohe Kraft entgegen der Bewegung der Wurfarme  auf ebendiese ausübt und sie dabei bremst. 

Allgemein kann man sich aber dynamische (bewegte) Vorgänge schwerer vorstellen, als einfache statische Kräfte. Die Kraft-Wegkurve beim auszug kann jeder bei seinem Bogen mit einem Meterstab und einer Bogenwaage selbst messen.  Die Kraft auf die Pfeilnocke bei den 10-20ms der Beschleunigungsphase kann kaum jemand messen oder auch nur abschätzen.

Grüße ullsron  ;) ;) ;)

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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Galighenna » 27.04.2010, 22:52

Also mal ganz theoretisch und fernab der Durchführbarkeit:

Es gibt in der Elektronik so ganz kompakte IC`s, die die Beschleunigung messen können. Könnte man sowas leicht genug mit einer winzigen Stromversorgung und einem kleinen Speicher bauen, müsste man dieses Gerät nur an den Pfeil Kleben und den Pfeil schießen. Über Beschleunigung und Gewicht des Pfeiles bekommst du dann die Kraft die die Nocke auf die Sehne ausübt...

Aber ich glaube die Bauteile wären zu groß und zu schwer für so einen Versuch...

Wie gesagt, fernab der Durchführbarkeit
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Heidjer
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Heidjer » 27.04.2010, 23:06

Warum fernab der Durchführbarkeit?
Das Ergebnis ist natürlich mit Vorsicht zu betrachten. Aber der Aufbau sollte machbar sein, einfach einen längeren Pfeil nehmen der vorne ca. 10 cm übersteht (Auszug + 4") und das ganze 6-7 cm hinter der Spitze ankleben.
Der Sensor würde dann aber nur die Beschleunigung der Pfeilspitze darstellen und die ist etwas gedämpfter durchs Archers Paradox als die Kraft die auf die Nocke wirkt.
Ich bastel gerade an so einen Pfeil für NB nur will ich eine Videocamera hinter die Pfeilspitze kleben. ;D


Gruß Dirk 
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Archive

Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Archive » 28.04.2010, 03:07

Moin

Hat jemand mal einen Geschwindigkeitstest mit 15 oder 25 gpp schweren Pfeilen gemacht? wenn ich so sehe, wie schnell der Kompostbogen Geschwindigkeit verliert, kaum das der Pfeil etwas schwerer wird, so kann ich mir vorstellen, das bei sehr schweren Pfeile (z.B. solche Wurfspeere wie sie die Wikinger verschossen haben) der Langbogen doch in den Vorteil gerät.

Gruß Mütze

Merlin13
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Merlin13 » 28.04.2010, 09:51

@Muetze: schau Dir mal bitte die Beiträge von DuggaBoy im Archerytalk Forum an, oder frag mal die Jungs von APA was deren Bögen mit einem 1200gr. Jagdpfeil so alles anstellen  ;D
Wenn Ihr schon Customlangbögen mit Compies vergleicht, dann bitte auch dort Custom!!!

Langschiff
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Langschiff » 28.04.2010, 12:14

Ein Compound wirft schwere und leichte Pfeile selbst dann weiter und schneller, wenn das Zuggewicht geringer ist als beim Langbogen, welcher mit den gleichen Pfeilen geschossen wird, weil er deutlich mehr Energie speichert.
Wirkungsgrad hin oder her.
Man muss den Compund ja nicht mögen, aber man kann die Fakten nicht abstreiten.
Quidquid agis respice finem!

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BBouvier
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von BBouvier » 28.04.2010, 12:50

Langschiff hat geschrieben:Ein Compound wirft schwere und leichte Pfeile selbst dann weiter und schneller, wenn das Zuggewicht geringer ist als beim Langbogen, welcher mit den gleichen Pfeilen geschossen wird, weil er deutlich mehr Energie speichert.
Wirkungsgrad hin oder her.
Man muss den Compund ja nicht mögen, aber man kann die Fakten nicht abstreiten.


Ja.
Natürlich.
Das wird ja auch nicht bestritten.
Jedoch ist der Unterschied nicht so erheblich,
wie ein Laie sich das so zurechtdenkt.
=>
Betrachtet Der nämlich das ganze technische "Gedöns" von Kabeln,
Rädern, Wicklungen, Dämpfern, Rollen, Verzurrungen,
An- und Vorbauten, Schrauben, Strängen, Hebeln, Scharnieren,
Lagern, Puffern und so weiter.

Im Vergleich zu einem schlichten Stück "Langbogen".
=>
"Es kreisste der Berg.
Und gebar ein Mäuslein."

Gruss,
BB

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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Merlin13 » 28.04.2010, 12:53

http://www.archeryevolution.com/

wenn ich mir überlege wieviel Aufwand betrieben werden muss um einen ordentlichen Langbogen herzustellen...dann behaupte ich mal das ein Compound um Einiges schlichter ist  ::)

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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Faltenhemd rigoros » 28.04.2010, 14:08

gewagte Aussage, mein Freund, sehr gewagt an dieser Stelle... ;)

Gruss Falti
Däumling

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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Merlin13 » 28.04.2010, 14:16

Dip my in honey and throw me to the lesbians..... :-*

Langschiff
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Re: Langbögen nicht unterschätzen!

Beitrag von Langschiff » 28.04.2010, 14:25

BBouvier hat geschrieben:...
Jedoch ist der Unterschied nicht so erheblich,
wie ein Laie sich das so zurechtdenkt.
...
Im Vergleich zu einem schlichten Stück "Langbogen".
...
Gruss,
BB


OT - Modus an:
Ich empfand den Unterschied zwischen meinem vor 2 Monaten verkauften 68'' & 65# Eibenlangbogen
(Glasbacking mit superschmalen Reflex-Deflex Wurfarmen, ein "schnelles" und exquisit verarbeitetes Unikat)
und einem kürzlich getesteten 2010er 60# Compound von Hoyt als geradezu eklatant.
Der Langbogen zog mir auf 29'' die Kugel aus der Pfanne, der Handschock machte meinem Tennisarm links das Leben zur
Hölle, der Bogen machte beim Abschuss "dschumm" und die Pfeile flogen auf 30m mit sichtbarer Parabel um dann mit einem
verzögerten "Klatsch" im Ziel zu landen.
Beim Compound kann ich auf 29'' ein Schwätzchen mit dem Nachbarn machen, beim Release macht er leise "Zing"
und unmittelbar danach hört man den Aufschlag des Pfeils und sieht das 3D Tier wackeln.  ;D ;D ;D
Quidquid agis respice finem!

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