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von Skua » 11.11.2012, 14:30
Hallo,
natürlich reichen für Rehe 40#. Aber wie sah die potenzielle Geute damals aus? Ötzi hatte Gemsenfleisch gegessen - da reicht ein leichter Bogen? Nicht unbedingt, da er eben keine leichten Carbonpfeile hatte. Gemsen reagieren schon auf größere Entfernung, als das meiste andere Wild. Also muß man einen recht schweren Pfeil auch echt weit werfen, ergo höheres Zuggewicht. Andere Beute in der Steinzeit war sicherlich problemlos aus jagdlichen 20m zu erwischen, hatte aber, wie z.B. Auerochsen, Bison, Wildschweine und Bären, die etwas unangenehme Eigenschaft, den Jäger anzunehmen, wenn es nur verwundet wurde. Da hilft ein starker Bogen schon etwas.
80 - 100# auf einem Primitivbogen dürften etwa den 70# eines modernen Jagdrecurves entsprechen. Damit kann man auch heute jedes größere Tier erlegen. Wenn also Ötzis Bögen bei 28" etwa 120# hatte, er aufgrund seiner Körpergröße vielleicht nur 26" gezogen hat, dann liegen wir nur etwas über dem, was ich für die damalige Zeit annehme.
Bei meinen Studien über die Inuit (Eskimos umgangssprachlich) bin ich inzwischen zu der Auffassung gelangt, das sie genau wussten, wie ihre Ausrüstung aussehen mußte. Was nicht funktionierte, kam nicht wieder nach Hause. Kleidung, Kajak, Paddel, Waffen - alles ist unglaublich perfekt.
Genauso sieht es auch bei Ötzi aus. Seine Kleidung würde auch heute reichen, die Ausrüstung ist funktionell wie bei heutigen Outdoorprofis. Und ausgerechnet der Bogen soll da nicht in das Bild passen?
Wenn er also einen so starken Bogen dabei hatte, dann dürfte das so üblich gewesen sein und es wird nach steinzeitlichen Erfahrungen Gründe dafür gegeben haben.
Grüße, Skua
Keine Hektik, wer hektisch ist macht Fehler!