Stichwort Overbult

Fragen zu Boegen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Bogenbau.
Dustybaer
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Stichwort Overbult

Beitrag von Dustybaer » 05.07.2005, 07:36

In diesem thread ist das Stichwort overbuilt gefallen. Um aber nicht den thread mit OT zu belasten, fange ich hier einen neuen an.

Original geschrieben von Taran

= mit zu viel Sicherheitsreserve gebauter Bogen (also zu dick, breit, lang). Er wird zwar fast nie brechen, aber auch wegen des hohen Wurfarmgewichts nicht besonders gut werfen.
Bestes Beispiel für einen "overbuilt" Bogen ist der Meare Heath: ewig lang, breite Nocken, sehr breite Wurfarme mit Wicklungen. Gebrochen ist er dann prompt im einzigen normal dimensionierten Teil: dem Griff.


@ Taran

nach lesen der TBB muss ich Deinen bedenken beim overbuilt Bogen zustimmen. Es ist ja auch logisch dass jedes zusätzliche (unnötige) Gramm, welches mitbeschleunigt werden muss, Energie schluckt die dem Pfeil nicht mehr zur Verfügung steht.

Nun lese ich gerade Paul Comstock's gebogenen Stock (hab ich beim Adventon gewonnen) und dieser preist den Overbuilt als das Nunplusultra an. Er behauptet sogar dass ein Overbuilt besser schießt (also weiter wirft) als ein normaler Bogen.

@ all

Ich persönlich finde Sicherheitsreserven bei einem Bogen nicht schlecht, wenn sie nicht zu sehr auf Kosten der Effizienz gehen, Also deshalb meine Frage: Gibt es logische (physikalische) Argumente warum der Mann Recht haben könnte?
Bis bald

Marius


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Peter O. Stecher
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Beitrag von Peter O. Stecher » 05.07.2005, 08:00

Ich würde Paul Comstock hier nicht zustimmen - bringt er für seine Meinung stichhaltige Argumente ? Ich hab "The bent Stick" länger nicht gelesen.


Saxton T. Popes Meinung: ein guter Bogen ist zu sechs achtel gebrochen bei vollem Auszug(kann auch sein dass er 7/8 schrieb)
Popes Ansicht ist gedanklich nachvollziehbar.

Für mich liegt hier auch das Problem von Bogenbauern die Selfbogen zum Verkauf anbieten - die Bögen müssen beinah overbuilt sein um eventuellen Missbrauch auszuhalten...
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RE:

Beitrag von Archiv » 05.07.2005, 08:35

Original geschrieben von Negley
Saxton T. Popes Meinung: ein guter Bogen ist zu sechs achtel gebrochen bei vollem Auszug(kann auch sein dass er 7/8 schrieb)
Popes Ansicht ist gedanklich nachvollziehbar.

So ähnlich äußert sich auch Konrad Vögele (auf seiner Homepage).
Persönlich wäre mir ein Selfbow, der ein paar Reserven auf Kosten einiger fps eingebaut hat, lieber als ein Highspeedbogen, der zwar optimal schießt, bei dem aber auch bei jedem Schuß die Angst vor eventuellem Bruch mitschwingt.
Dass ein "overbuilt", also ein Bogen, der nicht am Limit gebaut ist, besser schießen soll, als ein Bogen, bei dem alle Möglichkeiten ausgereizt sind, klingt für mich unlogisch. Aber Physik war nicht mein Lieblingsfach (sondern Russisch). :)

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Beitrag von Peter O. Stecher » 05.07.2005, 08:50

Eines darf man keinesfalls vergessen, in England oder Kalifornien (Pope) z.B. herrscht das ganze Jahr über ein mildes Klima. Das ist für z.B. Eibenbögen ganz wichtig.

In unseren Breiten haben wir Temperaturunterschiede von bis zu 50 Grad.
Da muss ein Ganzjahres-Bogen schon was aushalten und das heißt bei reinen Holzbögen wahrscheinlich overbuilt.(Abgesehen von div. Backings)
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Beitrag von Holzbogenbauer » 05.07.2005, 09:06

Hallo, das kommt ja sehr auf das Holz und seine Eigenschaften an. Conny hat sich z.b. auf Osage festgelegt und da kann man, 150-160cm bei 28", Bögen bauen die auch auf Dauer halten und exzellent schiessen. Vorausgesetzt man hat optimale Vorausetzungen im Holzaufbau. Grad bei Osage möchte man Gewicht sparen, anders sieht bei Esche oder Ulme zum Beispiel aus, da tendiere ich zu 170-175 cm.

Meiner Meinung nach sollte man alles an Holzmasse weg lassen, was man nicht braucht, aber auch auf etwas Sicherheit gehen.

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Beitrag von Ravenheart » 05.07.2005, 09:09

..."im Prinzip ja, aber..."

..es kommt natürlich darauf an;

- darauf, was man von seinem Bogen erwartet,
- darauf, was man als "gut werfen" empfindet!

Erwarte ich maximale Geschwindigkeit/Leistung,
- muss ich an das Limit gehen; dann ist jedes Gramm zu viel störender Ballast.

Erwarte ich lange Lebensdauer mit konstanter Leistung,
- muss ich Sicherheitsreserven belassen und darf das Holz nicht grenzwertig belasten.

Empfinde ich einen ruhigen, weichen Abschuss als optimal,
- ist etwas mehr Masse förderlich.

Empfinde ich einen giftigen, explosiven Schuss als optimal,
- muss möglichst viel Energie für den Pfeil bereit stehen.

Fazit: Baue Deinen Bogen so, wie er Dir gefällt! Aber das war doch eigentlich schon vorher klar, oder?

Rabe

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Beitrag von Peter O. Stecher » 05.07.2005, 09:21

Pope bezog sich immer auf Eibenholz, ein Osage hält ungleich mehr aus, Art Young baute seine ELB aus Osage und meinte in Alaska hätte er min. 3 Eibenbögen ruiniert - die Osage hielten das aber aus.

To Rabe: Wahrscheinlich ist wie überall der Mittelweg am Besten...;-)
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Beitrag von HolunderWunder » 05.07.2005, 09:35

[ebOT]
kann mir mal kurz einer sagen, was ein ELB ist? unter LB kann ich mir schon was vorstellen, aber das E hat ja wohl noch ne andere bedeutung, oder? und im lexikon ist nichts zu finden ...

danke und gruss,
thilo
[/ebOT]
Konfusius sagt: ich bin durcheinander :wacko :D

Nur eins ist glasklar: alle Bogensch?tzInnen sind Spanner 8-| :D

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Beitrag von Peter O. Stecher » 05.07.2005, 09:39

Englischer Langbogen ...

Hab früher auch geglaubt es hat was mit Elben zu tun:)
https://classic-archer.com/

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RE:

Beitrag von HolunderWunder » 05.07.2005, 09:43

Original geschrieben von Negley

Englischer Langbogen ...

Hab früher auch geglaubt es hat was mit Elben zu tun:)


naja, auf elben hätte ich jetzt nicht getippt, aber danke trotzdem ;-)

gruss,
thilo




edit: @rabe: danke für den eintrag :D
Konfusius sagt: ich bin durcheinander :wacko :D

Nur eins ist glasklar: alle Bogensch?tzInnen sind Spanner 8-| :D

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RE:

Beitrag von Ravenheart » 05.07.2005, 09:45

Original geschrieben von HolunderWunder

und im lexikon ist nichts zu finden ...


...jetzt schon!
:D

Rabe

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Beitrag von Peter O. Stecher » 05.07.2005, 09:50

Da fällt mir noch was ein:
Die alten Scheibenschützen wie z.B. Horace Ford oder Arthur Lambert hatten immer zwei identische Eibenbögen. Wenn der eine eingeschossen war und kein Set mehr zu erwarten war, besorgten/machten sie einen zweiten und schossen den ein. Die Bögen sollten eben gleich sein in der Leistung, das war üblich wegen der hohen Bruchgefahr von ausgereitzten Eibenbögen. Falls so ein Missgeschick im Turnier passierte konnten die Schützen mehr oder weniger einfach umsteigen.
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Beitrag von Archiv » 05.07.2005, 11:01

Ich denke mal Paul Comstock baut Jagdbögen und keine Scheibenbögen oder Flightbögen. Ein Jagdbogen muß solide sein und zuverlässig werfen. Deswegen schwärmt er vielleicht für "overbuilt".
Wenn man einen Bogen sehr breit macht >5cm, dann kann man mit dem entsprechenden Tiller (entsprechend der Länge des Bogens) das Set oder auch Stringfollow auf ein Minimum reduzieren - also noch ein Vorteil von "overbuilt".
Man kann overbuilt aber auch falsch verstehen: Bei einem Auszug von 28" einen 2,5" breiten Flachbogen im Meare Heath Stil mit einer Länge von 185cm mit 40 lbs Zuggewicht8-|.
Das Ding wirft dann eher wie ne halbierte Salatgurke ;( .

Aber Ulme im Meare Heath Stil mit 170cm Länge, 6cm Breite und bei 28" etwa 60-65 lbs ist die Variante von "overbuilt" wie sie Paul Comstock meint - Länge ausreichend und noch gut händelbar bei der Jagd, Breite ordentlich, Zuggewicht >60lbs.

P.S. Die Bögen von Konrad sind sehr schön und auch effizient aber ich empfinde sie nicht als overbuilt, sondern eher als geraderichtigbuilt.

Taran
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Jagdbogenargument

Beitrag von Taran » 05.07.2005, 12:06

Dieses Argument trifft es voll!
1. schwerere Pfeile wirft auch ein Bogen relativ gut, dessen Wurfarme nicht so explosiv beschleunigen
2. schwerere Pfeile reduzieren den Handschock
3. Zuverlässigkeit ist wichtiger als Höchstleistung
4. "overbuilt" hält lange Aufspannzeiten besser aus
Taran von Caer Dallben

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Beitrag von Peter O. Stecher » 05.07.2005, 12:14

Ich würde sogar sagen dass vermutlich jeder ernsthafte "Gebrauchsholzbogen" overbuilt sein muss - eben wegen Snakes Argumenten.

Auf der Turnierwiese kann ich schnell einmal den Reservebogen hernehmen - wenn ich aber vor einem "Lebenshirsch" im Walde stehe und der Bogen gibt nach;( ;( :bash :bash :bash
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