türkisches Bogenschiessen

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
Sateless
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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Sateless » 23.10.2012, 17:34

er baut die sehnen nach seiner interprätation des historischen vorbilds nach, und findet diese ganz toll. außerdem baut er einen andersfarbigen strang sehnengarn in die sehne ein, um leichter sichtbar zu machen, wie stark die sehne eingedreht ist.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Murat
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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Murat » 25.10.2012, 10:47

benzi hat geschrieben:könnt Ihr herauslesen, was uns Mehmet Gölhan hier bzgl. der Sehnen sagen will?

http://www.osmanliyaylari.com/

Grüße benzi



Hallo Benzi,

Mehmet Gölhan plädiert dafür unverdrehte Sehnen zu verwenden. Als Indikator für die Verdrehung der Sehne ,welche seiner Meinung nach auch einen Twist im Bash- und Kasan-Bereich verursachen könnte, verwendet er einen gefärbten "Strang" innerhalb der Sehne. Diese Art von "Führungsstrang" als Indikator für eine den Bogen gefärdende Verdrehung sind auch in verschiedenen Quellen beschrieben.
So steht z.B. bei Ünsal Yücel in seinem Buch mit dem Namen "Türk Okçuluğu" auf der Seite 269:
''Araya katılan farklı renkte ibrişime klavuz denilir,çilenin dolaşık olup olmadığını anlamaya yarar.''
übersetzt:
"Der eingefügte farbige Garn wird als Klavuz (Führer) bezeichnet, und hat den Nutzen anzuzeigen ob die Sehne verwickelt ist oder nicht"

Etwas ähnliches steht auch bei Musatafa Kani auf der Seite 102:
''...sonra kullanma anında kıvrılmayıp düz gelmesi içim boyuna bir başka renkte iki kat az gevşek bükülmüş ibrişim çekilir ''
übersetzt:
"...um beim Gerbrauch sicherzustellen, daß die (Sehne) unverdreht und gerade liegt, kann man zwei lagen sehr leicht verdrehten andersfarbigen Garn über die ganze Länge mit einziehen"

Aus den oben genannten Gründen sind (laut Mehmet Gölhan) die Sehnenschlaufen bei den Osmanen nicht verdreht sondert verknotet. Hierzu verweist er auf die zahlreichen in den Museen zu besichtigenden Orginalsehnen der osmanischen Bögen bei denen die Sehnenschlaufen ebenfalls verknotet sind.

Ich hoffe ich konnte mit meinen Übersetzungen weiterhelfen

viele Grüße,

Murat

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benzi
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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von benzi » 25.10.2012, 11:21

vielen Dank Murat!

die englische Übersetzung hat doch ziemlich viele Mängel........

Ich hatte beteits gedacht herauszulesen, dass er die These aufstellt, dass das ein Eindrehen der Sehne eine Verdrehung des Bogens zur Folge hat, war mir aber, anhand der schlechten Übersetzung, nicht sicher.

Grüße benzi
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Murat
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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Murat » 25.10.2012, 16:16

[quote="benzi"]vielen Dank Murat!

die englische Übersetzung hat doch ziemlich viele Mängel........



...und die deutsche Übersetzung erst: '' Gemeinsam ibrişime Führer, der in einer anderen Farbe genannt wird, um herauszufinden, ob der Nutzen von Erdbeeren verflochten .''

am besten ist "der Nutzen von Erdbeeren" :D hier hat die Übersetzung das Wort Cile (in diesem Zusammenhang wird die Sehne gemeint) mit dem Wort Cilek verwechselt (was wirklich Erdbeere heißt)

Grüße, Murat

EddieDean

Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von EddieDean » 25.10.2012, 18:45

Äh.. ihr redet aber hier sicherlich von der Bogensehne? Und nicht vom Sehnenbelag?

Gruß
Stephan

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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Murat » 25.10.2012, 21:08

Janitschar hat geschrieben:Äh.. ihr redet aber hier sicherlich von der Bogensehne? Und nicht vom Sehnenbelag?

Gruß
Stephan



es geht natürlich um die Bogensehne (der Erdbeerbelag kommt dann in Form von Marmelade aufs Brot ;) )

viele Grüsse

Murat

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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Sateless » 25.10.2012, 21:15

Murat hat geschrieben:
Janitschar hat geschrieben:Äh.. ihr redet aber hier sicherlich von der Bogensehne? Und nicht vom Sehnenbelag?

Gruß
Stephan



es geht natürlich um die Bogensehne (der Erdbeerbelag kommt dann in Form von Marmelade aufs Brot ;) )

viele Grüsse

Murat


njam :)


Unter der Vorraussetzung, dass die Bogensehne nicht eingedreht wird, machen auch die geknoteten Ohren auf einmal Sinn. Dankeschön für die Übersetzung! :)
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Yayci
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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Yayci » 25.10.2012, 21:27

Cilek... Erdbeerbelag... bayildim ;D Hab ich mir grad vorgestellt, den Bogen mit Erdbeerbelag.
Nee, Google Übersetzer und Türkisch ist kein gutes Team, hab ich auch schon feststellen müssen.

@Murat: Hast du die neue Ausgabe von Kani ("Okculuk Kitabi")?

Da Sateless die geknoteten Ohren angesprochen hat, da hab ich doch gleich zwei Fragen: 1) Hat jemand von euch eine Anleitung für den Ohrenknoten, oder weiß, wo in der einschlägigen Literatur eine ist? (Hab die entprechenden Bücher grade nicht zur Hand). 2) Meint ihr, man könnte einen "handelsüblichen" Türkenbogen wie meinen Grozer auf eine Sehne mit geknoteten Ohren umrüsten? Schon mal vielen Dank im Voraus!

(noch so'n witziges Wort, Ohrenknoten, wie heisst der eigentlich auf Türkisch, wortwörtlich kulak düğümü??? ;) )

Gruß,
Philipp
"Bogenschießen ist eine schwere Aufgabe, wer es betreibt, weiß es. - Okçuluk bir belâdir, onu çeken bilir." (Türkisches Sprichwort)

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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Sateless » 25.10.2012, 21:35

Jupp, der englische Wikipediaartikel hat eins! :)

Bild
Bildquelle ist http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... atinge.PNG / http://en.wikipedia.org/wiki/Bow_string
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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Yayci » 25.10.2012, 21:52

Such macht kluch :) ! Hätt ich auch mal drauf kommen können. Vielen Dank, Sateless!
"Bogenschießen ist eine schwere Aufgabe, wer es betreibt, weiß es. - Okçuluk bir belâdir, onu çeken bilir." (Türkisches Sprichwort)

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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Murat » 25.10.2012, 23:22

In der Dissertation von Joachim Hein mit dem Namen "Bogenhandwerk und Bogensport bei den Osmanen" von 1926
ist auf Seite 6 (im Nachtrag) eine ähnliche Abbildung (Abb. 20) zu finden (obere Abbildung). Die Komplette Skizze vom englishen Wikipediaartikel im orginal ist im Buch von Paul E. Klopsteg "Turkish Archery and the Composite Bow" auf Seite 58 zu finden (untere Abbildung).

viel Spaß beim Knotenbinden

Murat
Dateianhänge
Sehnenschlaufe Hein und Klopsteg.jpg
Sehnenschlaufe Hein.jpg
Sehnenschlaufe Hein.jpg (7.53 KiB) 3178 mal betrachtet

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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Murat » 26.10.2012, 01:52

Yayci schrieb:
... Das war im tuerkischen Bogenschiessen sogar sehr verbreitet! Traditionell hat man auf eine mit Stroh oder aehnlichem gefuellte Kiste oder Sack geschossen. Der tuerkische Fachausdruck fuer die Methode faellt mir grade nicht ein.


Der türkische Fachausdruck ist "Torba-Gezi", übersetzt: "Sackschießen". Hierzu wurde ein mit Sägespäne oder Baumwollkernen gefüllter Sack in einer offenen Kiste in einem Winkel von 45°(nach oben) aus nächster Entfernung (ca. 2-3m) beschossen (Quelle
http://www.kemankes.com)

Um beim Menzil-Atışı (Distanz-Schießen) mitzumachen mußten die osmanischen Bogenschützen vorher ein vorgeschriebenes Training absolvieren:

Als Anfänger mußte man zunächst mit dem "Kepaze" trainieren. Der Kepaze ist ein weicher Bogen mit dem der Auszug und die Haltung dabei trainiert wird. Außerdem soll hierbei die Muskulatur gekräftigt und an den neuen Bewegungsablauf angepaßt werden. Der Schüler beginnt hierbei mit 50 Kepaze-Zügen pro tag und steigert während des Trainings die Anzahl auf 500 Kepaze-Züge pro tag. Insgesamt soll der Trainierende in dieser Trainingsperiode auf 12000 Kepaze-Züge kommen. Um bleibende Verletzungen zu vermeiden ist es aber ratsam die gesamte Kepaze-Trainingsperiode behutsam und ohne Eile zu vollziehen.

Als zweite Trainingseinheit war das oben beschriebene "Torba-Gezi" (Sackschießen) durchzuführen. Hierbei soll das visieren und der Abschuß des Pfeils trainiert werden. In dieser Trainingsperiode soll der Trainierende auf 6000 Torba-Gezis kommen.

Als letzte Trainingseinheit mußte das "Hava-Gezi" (Luftschießen) absolviert werden. Über eine Zeit von 30 Tagen mußte der trainierende morgens und abends jeweils 150 "Luftschüsse" durchführen. In dieser Trainingseinheit werden alle Feinheiten des Distanzschießens trainiert.

Auch in den beiden letzten Trainingseinheiten soll der Trainierende das Krafttraining (Kepaze-Züge) nicht vernachlässigen. Das einfachste Training ist, früh morgens gleich nach dem Aufstehen 66 Kepaze-Züge zu machen.


viel Spaß noch beim trainieren >:)

Gruß, Murat

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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Arry » 27.10.2012, 15:53

Das sollte man wirklich mal versuchen. Habe mir ja so eine Kepaze-Möhre gebastelt... Danke für diese Infos, Murat!
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

EddieDean

Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von EddieDean » 27.10.2012, 19:07

Dann mach mal ein paar Bilder zu der Kepaze-Möhre!

Gruß
Stephan

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Re: türkisches Bogenschiessen

Beitrag von Arry » 27.10.2012, 19:42

Kepaze-Möhre = gebogenes PVC-Rohr mit einem Gummiband als Sehne:
IMG_1526.jpg
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.

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