Daumenauflage

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
Uli
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Beitrag von Uli » 29.11.2003, 18:18

Ich habe mir mal einen Daumenring aus Leder gemacht und damit versucht zu schießen. Schieße ich über den Handrücken geht der pfeil Meilen weit nach links weg. Über den Daumen geht er nicht ganz so doll, aber immer noch sehr weit zur Seite, aber diesmal nach rechts ab.
An was könnte das liegen? Alle Daumenringschießer bitte melden.

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Steinmann

Beitrag von Steinmann » 29.11.2003, 18:47

@ uli

eine mögliche Ursache könnte das Abrollen der Sehne über den Daumen sein. Sind Daumenringe nicht üblicherweise aus harten Materialien? Wäre eine Möglichkeit das rollen der Sehne zu vermeiden. Ansonsten wird m.W. der Bogen beim Ablassen seitlich weggedreht damit sich der Pfeil nicht um den Bogen herumwinden muß bzw. der Pfeil schneller frei kommt. Deswegen auch die Daumenauflage !

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Beitrag von shewolf » 29.11.2003, 22:15

@Uli: Dir fehlt der Assyrische Rauschebart & vor allem das Streitross... :) Aber mal im Ernst: vielleicht ist das Leder zu weich und verformt sich beim Schuß?

@Locksley:
das kommt nur auf die Qualität des Scanners an
Also um ehrlich zu sein: hier liegt der Hase eher bei den Fähigkeiten des Scannenden im Pfeffer. Der Scanner (Cannon Lide 50) ist neu und kann ganz viel, ich kenne aber nur den Ein- und den Ausknopf 8-| Aber hey, das eröffnet mir noch ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten :) :)

@Nacanina: den goldenen Straußenfächer hab ich auch im Bild, aber nur die Rückseite, wo Tuti den Bogen noch ohne Pfeile festhält. Der Grabfund war wohl so bedeutend, daß die Bilder davon immer überall wieder auftauchen...:-)
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Beitrag von Nacanina » 30.11.2003, 10:19

@shewolf
ja, aber in Wirklichkeit ist es noch etwas beeindruckender. Ich war in der Ausstellung und 2 Mal im Ägyptischen Museum.
Interessanter für mich ist im Moment allerdings, wann Bögen das erste Mal abgebildet worden sind. In den ersten Dynastien werden die Herrscher meißt mit Kriegskeule gezeigt.
Aber der Bogen muß eine gewisse Rolle gespielt haben. Das Wort "Neith" wird z.B.: mit folgender Hyroglyphe geschrieben:
eine Standarte mit 2 gekreuzten Pfeilen.
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Beitrag von shewolf » 30.11.2003, 10:37

Interessanter für mich ist im Moment allerdings, wann Bögen das erste Mal abgebildet worden sind. In den ersten Dynastien werden die Herrscher meißt mit Kriegskeule gezeigt


Eigentlich verwunderlich, da Fernwaffen ja schon in steinzeitlichen Felsen-Abbildungen auftauchen. Vielleicht hat das gesellschaftliche Gründe, das der Bogen erst später "Königswaffe" wurde. Interessant finde ich das "D" Profil des assyrischen Bogens. Ob das Original auch so aussah?
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Das D-Profil

Beitrag von Taran » 30.11.2003, 13:21

Ja, das stimmt schon. Im gespannten Zustand bildet dieser Bogen ein Dreieck ("angular bow"), wie es auch immer wieder auf Stelen zu sehen ist. Im vollen Auszug ergibt sich dann das D-Profil (die stumpfwinklige Spitze des Dreiecks liegt in der hand und ist so nicht mehr sichtbar).
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@ Uli

Beitrag von Taubert » 30.11.2003, 13:23

Hallo Uli,
ich meld mich mal als Daumenringsschießer auf Deine Frage:
Für das von Dir beschriebene Flugverhalten kann es eine Vielzahl von Ursachen geben, drum einige Hypothesen:
a) Beim Schuß (Rechtshandschütze) mit dem Daumenring wird die Sehne nach rechts abgelenkt. Die Rechtsauflage am Bogen bildet hierzu eine "Gegenkraft", die den Pfeil besser stabilisiert als die Linksauflage.
b) Haltung des Bogens.
Hast Du beim Schießen den Bogen jeweils senkrecht gehalten oder gekippt? Die Koreaner z.B. Kippen den Bogen bei Rechtsauflage nach rechts.
c) Armhaltung
Die Armhaltung zum "absichtsvollen" Zielen variiert beträchtlich bei Linksauflage vs. Rechtsauflage. Du brauchst also eine gewisse Anzahl von Schüssen, dich jeweils "einzunorden".
d)Spine:
Der Pfeil könnte tendenziell zu steif sein.
e) Leitfeder
Hat sie jeweils vom Bogen weg gezeigt?
f) Lösen
Würdest Du Das Lösen mit dem Daumenring bereits als "gleichmäßig" einstufen? Ebenso die Ankerposition bei Rechts- bzw. Linksauflage?

Vielleicht probierst Du es noch einmal, hältst möglichst viele Faktoren konstant und berichtest dann noch einmal.

Gruß Götz

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Beitrag von Uli » 30.11.2003, 13:25

@Steinmann
Das mit dem Lederdaumenring habe ich aus einer TB. Da ging es darum, ob der Pfeil mit einem Daumen aus einem festen Material schneller ist als bei einem Daumenring aus Leder.

Ich habe vorhin mal bewust auf das Abrollen der Sehne geachtet. Bei einem Auszug mit 3 Fingern rollt die Sehne mehr ab als beim Daumenring. Wenn ich mir nun die Abbildungen vom Paradoxon im "Praktischen Handbuch für TB" von Hilary Greenland ansehe, wird durch das Abrollen der Sehne der Pfeil nach außen geschoben und kommt dadurch leichter um den Bogen rum.
Das könnte das Problem sein. Wenn ich nun, wie Steinmann sagt, den Bogen mitdrehe könnte der Pfeil beim Schießen mit Daumenring besser um den Bogen rumkommen.
Also testen und weiter üben.

@Taubert
Danke für die vielen Tipps. Das werde ich jetzt mal so alles durchprobieren. Und wie du schon bemerkt hast, mein Schießstil mit dem Daumenring kann nach den paarmal probieren noch nicht allzu gut sein.

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Zur vorderasiatischen Bogenform

Beitrag von Taran » 30.11.2003, 16:06

Also noch mal zum "angular bow", dem "eckigen" Bogen:
So sah er gespannt aus: Bild
und so im vollen Auszug. Bei der Belagerung einer Stadt beschießt die Assyrische Elite hinter großen Turmschilden hervor die Feinde:
Bild
Dass auch bei den Assyrern die Sehne manchmal sinnwidrig "verlegt" wurde, um das Gesicht nicht zu zerschneiden, sieht man hier:
Bild
Bild
Beide Bilder zum Vergrößern klicken!
Offenbar handelt es sich um Auszug mit dem Daumen. Man sieht sehr schön den gekrümmten Zeigefinger, der über den Daumen gelegt wird. Dennoch läuft der Pfeil auf der linken Bogenseite entlang - also nicht wie beim fernöstlichen Auszug!
Wer den "angular bow" entspannt sehen will, braucht sich nur Grozers Assyrerbogen anzuschauen.
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Beitrag von Nacanina » 30.11.2003, 20:04

ja, passt, der ägüptische Bogen ist ja wohl auch übernommen von den Assyrern (oder anderern Asiaten.
Die Bogenform ist identisch.
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@ Taran

Beitrag von Taubert » 30.11.2003, 20:08

Hallo Stefan,

also die reitenden Bogenschütezen im unteren Bild scheinen mit Daumenring zu schiessen, allerdings Rechtsauflage. Daher auch der hochgestreckte Dauen, mit dem wohl der Pfeil im Galopp fixiert wird.
Im oberen Bild mit dem Bogenschützen im Wagen ist die Handstellung schwer zu erkennen. Ich würde aber fast für mediterranen Auszug plädieren, da der Unterarm vgl. hoch über der Zugebene des Oberarms steht (vielleicht zeigt das Original das besser). Damit wäre die Pfeilauflage jeweils "orthodox".

Gruß Götz

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Beitrag von locksley » 04.12.2003, 19:20

Ich glaub ich habe die Tut Bilder gefunden. Mal nur die halbe Senhe hinter dem Kopf und einmal die sehen komplett hinter dem Kopf mit Anker am Hinterkopf.

Bild

Bild
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Beitrag von Nacanina » 04.12.2003, 19:50

ja, korrekt.
Das einem von dem Schrein, das andere von der Elfenbeintruhe.
Fehlt nur noch der Fächer. Hast du den auch?
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Beitrag von locksley » 04.12.2003, 20:20

Hab ich auch ging vorhin nur beim speichern unter. Wird noch nachgereicht.
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Da isser

Beitrag von locksley » 04.12.2003, 22:58

Hier noch die versprochene Fächerabbildung. Da darf er alles richtig machen.

Bild
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