Wenn ich zur Relevanz der japanischen Schießtechnik(en) für eure Problemstellung noch einmal etwas anmerken darf:
So ganz grundlegend unterscheidet man 3 historische (Familien von) Techniken:
- hosha, zu Fuß
- kisha, zu Pferd (yabusame, kasagake, inuomono)
- dôsha, Wettkampfschießen unter den sehr spezifischen Bedingungen des 100 m langen und 5 m hohen Außenganges des Sanjusangendô
Was als modernes Kyudo betrieben wird, stammt entweder mehr oder weniger direkt vom
hosha der Heki Ryû oder ist eine moderne Mischform (Shomen stil) mit deutlichen Einflüssen aus dem
dôsha (das im 17. Jahrhundert auch von bestimmten Zweigen der Heki Ryû entwickelt wurde).
Ihr werdet meines Wissens ausserhalb Japans kaum jemanden finden, der
kisha kompetent repräsentiert, ob nun Ogasawara Ryû oder Takeda Ryû. (Das ist ziemlich genau die japanische Entsprechung zum Polo - teuer und gesellschaftlich erheblich exklusiver als Kyudo.) Der Kontakt zu Herrn Miyagawa ist da sicher das erfolgversprechendste.
Bestimmte technische Parallelen ergeben sich sicher aus dem gemeinsamen Bogentyp und historischer Wechselwirkung (die Ogasawara Ryû z. B. lehrt nicht nur
kisha, sondern auch sehr zeremonielle Formen zu Fuß), aber letztlich enthält weder modernes noch klassisches Kyudo in seinen Varianten alle die Antworten, die ihr für eure Zwecke braucht.
Es ist eben etwas grundlegend anderes, ob die (historische) Aufgabe lautet,
- im vollen Galopp auf wenige Meter im Vorbeireiten
- kniend / stehend / robbend in Schlachtfeldformation auf sehr verschiedene, längere Distanzen
- oder sitzend 24 Stunden lang so viel wie möglich
zu schiessen.
Daneben gab es überdies chinesisch - konfuzianistisch inspirierte Demonstrationsformen mit psychologisch-ethischen Aspekten, magische Praktiken mit dem Bogen (dämonenvertreibende Shintozeremonien mit Flötenpfeil) etc.
Und die verlangsamten Bewegungungen des modernen Kyudo (die man als "zeremoniell", aber auch als didaktisch vereinfachte, idealisierte Lernform begreifen kann), sind dann von diesen historischen Ursprüngen noch einmal ein gutes Stück entfernt.