Bogen bespannen

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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Hobbinrood
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Bogen bespannen

Beitrag von Hobbinrood » 23.11.2009, 09:46

Ich hab da mal ne ganz komische Frage, in der TBB1 steht leider nichts darüber.  Hab auch schon im Bogenbauthread gepostet, siehe
http://www.fletchers-corner.de/index.php?topic=12331.0

Als der Eschenbogen fertiggetillert, hab ich ihn mal vor dem Tempern aufgespannt und ein paar Probeschüsse gemacht. Da war das aufspannen auch noch recht Problemlos.  Ich weiß ja nicht wieviele Techniken des Bogenaufspannens es gibt, aber eine Freundinn zeigte mir, wie man ihn, im Stehen, zwischen Kniekehle (linkes Bein=)und Fußgelenk (rechtes Bein) klemmt und ihn dann mit dem linken Arm biegt, um so die Sehne einzulegen.
Oh man ich hoffe die Erklärung ist einigermaßen verständlich  ??? Sie sagte mir, das es die gängigste Methode wäre.

Nunja, nach dem Tempern und 3 Wochen Ruhezeit, wollte ich ihn mal auf Standhöhe bringen. Aber ich bekomme den Bogen nicht weit genugg ebogen, um die Sehne einzuhängen --> ist zu schwer! Und ich bin nicht unbedingt schwächlicher Natutr :D

Vor dem Tempern hatte er ca. 50#. Also denke ich mal, das er jetzt vielleicht 55#, habe ihn nicht lang getempert.

Ich frage mich nun, ob es noch andere Techniken gibt, um einen Bogen zu bespannen. Schließlich geht das ja auch bei 100#.

Beste Grüße, Frank.
Wenn einen das Bogenbaufieber packen kann, dann habe ich wohl Malaria!

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Gruener Junge
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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Gruener Junge » 23.11.2009, 09:54

Hi,

Schon mal mit ner Spannschnur versucht ?


Gruß
Der Kluge gibt nach ! ähm, Darum haben so viele Dumme das sagen

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Ravenheart » 23.11.2009, 10:32

Es gibt 3 Methoden-Familien mit jeweils mehreren Arten...

1. Spannschnur (die beste!)
2. Durchsteigen
3. Wegdrücken

Bild

Zu 1: Die Unterschiede liegen in der Befestigung der Spannschnur:
1a) An den Bogenenden sind oberhalb der Sehnenkerben zusätzliche Spannkerben. Die Spannschnur hat an den Enden lediglich Öhrchen, die in die Spannkerben eingehängt werden.
1b) Die Spannschnur hat an den Enden Leder-Säckchen (erfordert lange Überstände am Bogenende),
1c) Die Spannschnur hat an den Enden Leder-Laschen (Bogenenden dürfen nicht dick sein und müssen mind. 1,5 cm Überstand haben),
1d) (v.a. für Recurves) Spannschnur hat an einem ende ein Säckchen, am anderen einen "Bremsschuh"

Zu 2:
2a) wie gezeichnet, Bogen liegt auf dem Fuß und wird hinter dem Knie gehalten und nach vorne gezogen,
2b) Bogen steht hinter dem Fuß und wird auf das Knie gelegt und nach hinten gezogen,

Zu 3:
3a) (wie gezeichnet) Bogen steht an dem Fuß der Seite, wo die Hand drückt,
3b) Bogen steht an dem Fuß der Seite, wo die Hand zieht.
(Je nach Bogenlänge)

Rabe
Zuletzt geändert von Ravenheart am 23.11.2009, 13:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Trinitatis » 23.11.2009, 10:54

Push pull Methode, funktioniert aber nur bei Langbögen: Und da finde ich es auch genau so gut wie das Aufspannen mit der Spannschnur, voraus gesetzt mal hält den Bogen nicht fest, sondern stützt ihn nur.

http://www.youtube.com/watch?v=ToxG3LiWHco

LG Dani
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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Snake-Jo » 23.11.2009, 14:08

Kleine Ergänzung:

4. Bogen schräg am Boden z.B. mit unteren Tipp gegen eine Wand.
mit dem linken Knie in der Griffmulde fixieren
mit dem rechten Bein den Bogen abstützen
mit der rechten Hand den Bogen nach oben ziehen
mit der linken Hand die Sehne einfädeln

Bild

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Gruener Junge » 23.11.2009, 15:17

Hi,

@ Snake-Jo  Also bei der 4.Methode muß ich Dir wiedersprechen. Mach ich nie wieder  :'(
                    Hab mir so bei meinem ersten Bogen (Take-Down Recurve) einen WA voll verdreht.

Wer Hunderte € für einen Bogen ausgeben kann, oder Tagelang Arbeit in einen Selfbow steckt, wird wohl ca.10 € für ne Spannschnur haben.

Gruß
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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Ravenheart » 23.11.2009, 15:22

@ Snake-Jo: Prima!  :) Hinweis: Typische Spannmethode in Afrika! Dabei wird das ferne Bogenende oft zwischen den Zehen gehalten.

Bewertung der Methoden:

Zu 1: Spannschnur
Vorteile:
1. Sanfteste Methode, die immer gewährleistet, dass der Bogen gleichmäßig und gerade belastet wird.
2. Erfordert am wenigsten Kraftaufwand (wenn die Spannschnur-Länge stimmt!)
3. Für LB und Recurves verwendbar
Nachteile/Risiken:
1. Man muss immer die Spannschnur mitführen (und nicht verlieren)
2. Bogenenden müssen zur Spannschnur passen, also nicht universell
3. Spannschnur kann abrutschen (Verletzung, Bogenbeschädigung)
4. Vorgang im Verhältnis langsam und fummelig.

Zu 2: Durchsteigen
Vorteile:
1. Für LB, RC und RB jeden Typs verwendbar
Nachteile/Risiken:
1. Durchsteigen "hakelig", Stolpergefahr, Bogen kann verschmutzt werden
2. Gefahr den Bogen ungleichmäßig oder schief zu belasten (Verdrehen bei Recurves)

Zu 3: Wegdrücken (Push & Pull)
Vorteile:
1. Schnellste Methode
2. Bogen wird ohne zu verdrehen symmetrisch belastet
Nachteile/Risiken:
1. Nur für LB geeignet
2. Erfordert bei stärkeren Bogen viel Kraft + Übung
3. Abrutschender Bogen kann in's Gesicht schlagen
4. Unteres Bogenende wird zerkratzt / verschmutzt

Zu 4: "Draufknien"
Vorteile:
1. Relativ geringer Kraftaufwand nötig
2. Bogen kann nicht verdreht werden
Nachteile/Risiken:
1. Fernes Bogenende kann zerkratzt oder verschmutzt werden
2. Nur für LB geeignet
3. Knie nicht am Griff = asymmetrische Belastung

Fazit:

Man sieht DAS Ideal gibt es nicht. Für RC und RB scheiden 2 Methoden schon aus.
Letztlich hilft nur: Ausprobieren, und den besten weg für sich finden!

Rabe

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Botjer » 23.11.2009, 15:35

Ein weitere Vorteil der "Push & Pull"-Methode:

Man kann damit herausfinden, ob der Bogen vom Zuggewicht zu einem passt - zumindest grob.
Anders gesagt: Wenn man es mit dieser Methode nicht schafft einen Bogen zu spannen, kann man davon ausgehen, dass er auch zum Schießen - auf Dauer - zu stark für einen ist.
LG Niels

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Ravenheart » 23.11.2009, 16:51

Gewagte These...  ;D ;D ;D

Ich schieße auch stärkere als meine üblichen LB problemlos ein paar Stunden lang....
Wenn ich meine aber mal mit P&P spannen will, sehe ich dabei aus wie "ein Schlangenbeschwörer mit Blähungen"... Ist schon auch etwas Technik- Übung notwendig....
:D

Rabe

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Snake-Jo » 23.11.2009, 18:00

@Rabe: Geht mir auch so. Mir liegt die Methode 4 am meisten, weil ich damit auch starke Bögen problemlos spannen kann. Man hat ja sozusagen noch mind. ein Bein zur Hilfe. Ansonsten: Gute Zusammenstellung auch mit der Bescheibung der Vor- und Nachteile. Könnte eigentlich ins Lexikon.  :)

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von core225 » 23.11.2009, 18:10

nun hab ich auch mal eine Frag die hier prima reinpasst... wie bekomm ich die passende Länge für die Spannschnur raus? hab nen 66" Bogen und auf der Verpackung der Schnur stand nichts?!

meine Meinung: Spannschnur! Lieber fummel und investier ich ein bisschen Zeit bevor ich meine WAs verdrehe... das ist es mir wert :)

MfG Core
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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Snake-Jo » 23.11.2009, 18:17

@Core: Hängt von deiner Körperlänge und der Standhöhe des Bogens ab. Man sollte die Spannschnur so einstellen, das man mit geradem Rücken und wenig Kraftaufwand den Bogen zu sich hoch ziehen kann. Eventuell sogar mit der Kraft der Beine bei gestreckten Armen.
Mit anderen Worten: Es muss bandscheibenschonend und für dich bequem sein.
:)

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Trinitatis » 23.11.2009, 18:27

Push Pull ist meiner Meinung nach nicht mit Kraftaufwand verbunden, viel eher mit der richtigen Technik... Wenn der Bogen richtig gehalten wird, und der obere drückarm im richtigen verhältniss zueinander stehen seh ich da kein Kraftaufwand. So spannte ich z.B. schon mehrere Bögen über 100# auf. Das ziehen des Bogengriffs kann man gut aus der Hüfte machen, da hat man dann auch genug KRAFT ohne sich dabei anstrengen zu müssen.

Das mit dem Abrutschen ist natürlich eine Sache ja, ist mir bisher ein mal passiert, und hab die Ohrfeige meines Lebens bekommen... Seit dem drehe ich den Kopf immer vom Bogen weg. Und seit nunmehr 2 Jahren habe ich keine Probleme mehr damit gehabt.

LG Dani
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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Botjer » 23.11.2009, 18:43

ravenheart hat geschrieben:Gewagte These...  ;D ;D ;D


Ok, ok, dann ist dass eben meine private Methode mir meine Schwäche vor Augen zu führen …  ;D
LG Niels

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Re: Bogen bespannen

Beitrag von Hobbinrood » 23.11.2009, 19:23

WoW... da kann ich nur sagen: DANKE DANKE DANKE für die vielen Antworten und tollen Tips!
Habs ausprobiert, ich fand die Wegdrück-Methode am besten. Gleich noch eine Frage im Anschluss:
Ab wieviel # sollte man mit einer Spannschnur arbeiten? Damit ich beim erschaffen meines nächsten Bogens gleich die 2te Sehenkerbe mit einberechnen kann.

Grüße Frank.
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