Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnittlich

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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Granjow
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Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnittlich

Beitrag von Granjow » 26.07.2012, 08:48

Hoi zäme,

War vorgestern mit einem neuen («neu» naja, schon ein Jahr alt, praktisch das erste Mal geschossen, vorher nie beachtet) Eschenbogen und drei Lärchenpfeilen unterwegs (Plus zwei Judo Points). Ich beginne immer mit Weitschüssen und versuche, etwa an den gleichen Ort zu schiessen.

Reichweite etwa 120 m, links/rechts-Abweichung 20 cm. Normalerweise sind das 1 bis 2 Meter, war aber auch etwas Glück dabei. Danach habe ich auf einen Pfahl im Boden geschossen (jaaa … der stand direkt neben einem einbetonierten Wasserschacht) aus 25 m Entfernung und diesen mehrere Male getroffen oder gestreift (so oft, dass es kein Zufall war). Mit anderen Bogen/Pfeil-Kombinationen schiesse ich sonst auf 15 m niemals so genau. Muss ich als Bogenbauer ja auch nicht :D

Meine Frage aus Neugier: Wie genau trifft denn ein durchschnittlicher Bogenschütze, wenn Pfeile auf Bogen abgestimmt sind? Ist das etwa der Rahmen? (Der Pfahl war so 8 cm dick, Treffer oder Streifschuss etwa jeder 4. Pfeil.)

Simon

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MoeM
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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von MoeM » 26.07.2012, 10:10

MIR persöhnlich (als eher noch unterdurchschnittlicher Schütze) offenbart sich da immer die Konzentration als wichtigster Faktor. Wenn ich "alles richtig" mache, vom Einnocken bis zum Nachhalten, treffe ich auf 20m schon mal Gold auf ner normal kleinen Scheibe oder durchbohr ne leere Bierdose. Aber die Freude über den Treffer macht mich dann schon wieder kribbelig, sodass der nächste meist gründlich daneben geht- ganz zu schweigen vom nächsten, der "jetzt aber rein muss".
Was ich damit auszudrücken versuche ist, dass die Konstanz im Trefferbild immer so groß ist wie die Konstanz in der Anwedung DEINER vertrauten Technik.
Einen guten Treffer spüre ich z.B. auch meist schon bevor der Pfeil das Ziel erreicht- ganz einfach an dem "Gefühl" unmittelbar nach dem Ablass...
Grüße Moe

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Netzwanze
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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Netzwanze » 26.07.2012, 10:33

Sagen wir mal so, ein durchschnittlicher Fita-Schütze wird den 8cm Pfahl auf 25m Entfernung zu 80% treffen; ein guter Schütze sicherlich zu 99%. Die gleiche Präzision erreicht jeder andere Schütze mit einer Visierung (dazu zähle ich auch Leute mit festem Anker und einer Visierung über die Pfeilspitze - ideal Nullpunkt bei 25m).
Ein traditioneller Schütze (ohne System) wird ähnlich gut sein, jedoch muss er hierzu lange trainieren. Dann wäre er aber kein durchschnittlicher Bogenschütze mehr.
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)

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Bowster
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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Bowster » 26.07.2012, 10:44

MoeM hat geschrieben:MIR persöhnlich (als eher noch unterdurchschnittlicher Schütze) offenbart sich da immer die Konzentration als wichtigster Faktor. Wenn ich "alles richtig" mache, vom Einnocken bis zum Nachhalten, treffe ich auf 20m schon mal Gold auf ner normal kleinen Scheibe oder durchbohr ne leere Bierdose. Aber die Freude über den Treffer macht mich dann schon wieder kribbelig, sodass der nächste meist gründlich daneben geht- ganz zu schweigen vom nächsten, der "jetzt aber rein muss".
Was ich damit auszudrücken versuche ist, dass die Konstanz im Trefferbild immer so groß ist wie die Konstanz in der Anwedung DEINER vertrauten Technik.
Einen guten Treffer spüre ich z.B. auch meist schon bevor der Pfeil das Ziel erreicht- ganz einfach an dem "Gefühl" unmittelbar nach dem Ablass...


So geht´s mir auch, nach ein paar genialen Schüssen, denke ich: jetzt hab ich´s aber drauf, und dann: Katzenjammer, nichts geht mehr, ich schiesse jetzt seit 4 Monaten, wird das irgendwann besser mit der Konstanz beim Treffen??

mit freundlichen Grüßen vom Chiemsee

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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Galighenna » 26.07.2012, 11:23

@Bowster
Ja das wird irgendwann besser! Genau das kenne ich auch. Irgend ein schlauer Mensch hat mal gesagt: "Du selbst bist dein stärkster Gegner" Ich schieße nicht wirklich gut, weil selten, aber auch ich weiß direkt beim Ablass ob ich einen guten Schuss hingelegt habe oder nicht.

Hinzu kommt folgendes:
@Granjow
Ich habe einen Bogen, der mir eigentlich zu schwer ist um damit dauerhaft zu schießen. Er hat 52#@28", aber mit diesem Bogen schieße ich am liebsten, weil einfach das Gefühl stimmt. Aus irgendeinem Grunde tun die Pfeile mit dem Bogen das was ich von ihnen erwarte, und so treffe ich wenn die Konzentration stimmt auf ca 20m durchaus mehrmals hintereinander eine etwa Bierdeckelgroße Fläche. Meist ist aber nach dem 4. Schuss schluss, weil dann die Konzentration aufgrund der Freude über das Klasse Ergebnis weg ist.
Du kannst als Intuitiv-Schütze durchaus auf 20m recht zuverlässig einen Bierdeckel treffen. Das Training fördert zwar AUCH die Konstanz deiner Technik, aber hauptsächlich und das ist der wichtigste Punkt, sorgt es dafür das deine Konzentration nach mehreren guten Treffern nicht aus den Fugen gerät.
Ein weiterer Faktor weshalb du mit dieser Kombination vermutlich so gut getroffen hast:
Vielleicht passt das Setup einfach besser als bei den anderen Bögen/Pfeilen, und vielleicht hast du dich mit diesem Bogen einfach sehr wohl gefühlt. Genau wie ich mit dem eigentlich zu starken 52#er...
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MoeM
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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von MoeM » 26.07.2012, 12:16

Das bessere Schießen mit einem zu starken Bogen/Selfbow kenn ich auch- der Vorteil ist, dass du weniger ans treffen denkst/denken kannst- durch den nahezu dynamischen Ablass kommst du nicht in die Verlegenheit zielen zu wollen. Das im Anker halten ist für mich der häufigste Grund (deutlich) daneben zu schießen. Erst versuchst du den Bogen genauer auszurichten, dann stells du fest, dass er verdreht oder gekippt ist und dann passt plötzlich der Griff nicht mehr etc.... also lösen bevor noch mehr Murks rein kommt und der Pfeil ganz verzieht :(
Grüße Moe

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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Ravenheart » 26.07.2012, 13:20

..bei mir ist es nach wie vor ganz stark von der Tagesform abhängig:

Es gibt Tage, das schieße ich auf 15 m 9 von 10 Pfeilen in einen Bieruntersetzer und spalte einen Bleistiftdicken Ast mit ein paar Versuchen mittig, andere Tage schieße ich auf die selbe Distanz 3 von 10 an einem Strohballen vorbei...

Auf Turnieren kommt es immer noch hin und wieder zu "Einbrüchen", wo mehrere Ziele hintereinander gar nix geht... Und vorher oder hinterher gab es ganze "Killserien"....
Den berühmten "Harburger-Roven-Mützenschuss" (armdicker Stamm auf 50 m) habe ich bereit mehrfach erwischt. In Turnieren liege ich meist in meiner Klasse so zw. Platz 5 und 10, über alle Klassen gerechnet meist immer noch im vorderen Drittel, aber für die "Top 3" hat's bisher meistens nicht gereicht...

Empfinde mich daher als "erfahrenen Durchschnittsschützen"...

Rabe

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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Galighenna » 26.07.2012, 13:40

@Moem
Es geht bei dem Bogen glaube ich weniger um die vermeidung von bewusstem Zielen durch das hohe Zuggewicht. Ich ziehe den Bogen Problemlos aus! Er ist jedoch deshalb zu schwer, weil er z.B. für einen Parcour zu ermüdend wäre. Nach 50 Schuss merke ich die Belastung schon deutlich, so das ich meistens dann auch das Schießen einstelle.
Mit dem Bogen ist aber einfach das Gefühl stimmig, sowohl vom Setup her, also das die Pfeile das zu tun gedenken was ich möchte, als auch irgendwie das Schussgefühl beim Release.
Der Bogen gibt mir einfach immer sehr deutlich Rückmeldung wenn ich einen Schuss verk***. Wenn ich sauber löse und auch gut treffe ist der Bogen sehr leise und die Sehne macht ein gefälliges leichtes zoinnngggg. Wenn ich Mist mache knallt sie eher und dann schlägt auch der Pfeil an, oder der Bogen hat Handschock das mir die Zähne wackeln.
Ich ankere durchaus, aber nur 0,5-1s. Einfach damit ich weiß: Jepp jetzt hab ich voll ausgezogen. Ich darf mich aber absolut nicht dabei erwischen auch nur den Bruchteil eines Gedankens daran zu verschwenden über den Pfiel zu peilen. Allein der Gedanke reicht schon, das der Schuss misslingt. Daran muss ich noch arbeiten.
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Mike W.
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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Mike W. » 27.07.2012, 00:54

MoeM hat geschrieben:Erst versuchst du den Bogen genauer auszurichten, dann stells du fest, dass er verdreht oder gekippt ist und dann passt plötzlich der Griff nicht mehr etc.... :(


Dann achtest du zuviel auf die unwichtugen Dinge und läßt dich vom Wichtigsten ablenken!
Schieß mal, wenn du im Lagerfeuerschein mit viel Konzentration das Ziel eben noch erkennen kannst und auf den Bogen kein Licht fällt. Dann kann dich nichts vom Ziel ablenken.( Nicht mal die Besucher vom Dorffest die gespannt den Flug der Leuchtnocken verfolgen ;D )

Galighenna hat geschrieben:Ich ankere durchaus, aber nur 0,5-1s.


Da lasse ich mir mehr Zeit. Mein Anker zeigt bestimmt um die 30° nach oben, dann gehe ich aus der Hüfte runter ins Ziel. wenn mein Gefühl sagt:" passt", löse ich.

Im Schnitt freffe ich auf etwa 20m die festgestecken( leeren) Zigarettenschachteln mit etwa jedem 2.-3. Pfeil.
Wenn es schlecht läuft treffe ich mit 6 Pfeilen nicht Eine.
In Ausnahmefällen treffen 5-6 Pfeile, aber selten.
Katastrophal wird es bei noch kürzeren Entfernungen!


Gruß Mike
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56" Hybrid 52#@29"

Nichts was ich schreibe ist persönlich zu nehmen, außer ich weise extra darauf hin!
Das Heute ist das Morgen von Gestern, nur ohne Illusionen!
Rettet den Wald!! Esst mehr Spechte!!

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GroBo
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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von GroBo » 27.07.2012, 09:14

Mir geht es wie den meisten anderen, die hier bereits geschrieben haben.
Ich schiesse am besten, wenn mein Kopf frei ist und ich mich nicht auf
technische Dinge konzentriere. Da die Technik dennoch ungemein wichtig ist,
versuche ich das zu trennen d.h. entweder Technikkontrolle oder Treffen.
Bis ca. 30 m habe ich meistens recht gute, reproduzierbare Gruppen von 3, 4 oder auch
mal 5 Pfeilen von 6, bei größeren Entfernungen wird es bei mir schlechter, hier
müsste ich mehr trainieren. Aber die beschriebenen guten und schlechten Tage
gibt es bei mir definitiv auch, die Ergebnisse variieren dann dementsprechend.

Peter

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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von the_Toaster (✝) » 27.07.2012, 10:04

Wenn ich es schaffe beim Schießen nicht zu denken pflanze ich sechs Pfeile auf 50 Meter ins Gelb.
Für den zweiten Durchgang brauche ich dann schon die ganze Scheibe... ::)
Und beim Dritten muss ich mich dann bücken... >:)

Am besten bin ich wenn ich mich mit irgend jemandem über irgend etwas unterhalte und ich nebenbei schieße.
Dann landen die Pfeile einfach so genau mittig in der Scheibe oder im Bären...

Ach so:

Ich betrachte mir aber auch ganz gerne Pfeile, die im Flug einen Ast touchieren und dann zerplatzen.
Geiler Spezialeffekt!!!
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Lord Hurny » 27.07.2012, 11:31

Ich hatte schon Phasen, wo ich über Wochen hinweg auf 25 Meter regelmäßig 4 von 6 ins Gelbe geschickt hab, ab und zu auch alle 6.
jetzt bin ich wieder in einer Phase (seit 4 Monaten!!!), wo ich manchmal nicht einmal die Tafel treffe und Pfeil suchen gehen muss :P

Diese extremen Leistungsschwankungen haben aber sehr wenig mit dem Equipment zu tun. Ich weiss auch meist was ich falsch mache (Luftanker, unterschiedlicher Auszug, keine Rückenspannung, etc...), kriegs aber trotzdem nicht auf die Reihe...
lg,
Lord Hurny

der manchmal den Bogen überspannt...

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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Galighenna » 27.07.2012, 11:44

@Hurny
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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von jetsam » 27.07.2012, 12:04

Kinners, gott wie mich was Ihr schreibt beruhigt...
Die Annahme nach einer (in der Regel der ersten) befriedigend versenkten Passe, jetzt ja also zu wissen, wie es geht,
ist bei mir grundsätzlich der Startschuß zum Pfeilesuchen... :P :D
Dies ist die Welt.
Wundervolle und schreckliche Dinge werden geschehen.
Sei ohne Furcht.

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Re: Wie genau trifft man mit guter Ausrüstung – durchschnitt

Beitrag von Lord Hurny » 27.07.2012, 12:13

ne, Goldfieber! ;D

ich hab keine Ahnung, ich denke nicht - ich schiess ja keine Bewerbe, ausser das ÖvD Wunschtraum Turnier ;D, für das reicht die Leistung >:)

aber im ernst:
ich treffe sehr gut bzw. am besten mit einem Auszug von 25-26", will aber unbedingt mit dem mir anatomisch vorgegebenen Vollauszug von 27-28" schiessen.
lg,
Lord Hurny

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