Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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pollux
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Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von pollux » 06.09.2013, 09:47

Hallo Ihr Lieben,

ich wollte mal nachfragen, wie ihr das so haltet beim Nachwuchs. Mein Sohnemann ist jetzt infiziert - endlich, nchdem seit 3 Jahren Bögen für ihn rumliegen.

Aber das mit der Technik - das ist halt schwierig, weil ich hab ja überhaupt keine Geduld bei sowas.
Zugegeben, der muss es auch gleich ohne sämtliche Hilfsmittel lernen, also kein Nockpunkt, keine Pfeilauflage, Selfnocken die nicht klemmen. Tab und Armschutz kriegt er auch nicht, braucht er ja nicht - ist ja fast kein Gewicht auf dem kleinen Rattan.

Aber ankern soll er halt, wenn möglich an einem fixen Punkt im Gesicht, ich hab ihm jetzt mal klassisch den Mundwinkel vorgegeben. Aber jetzt hat er sich selber eine Technik ausgedacht, der Bogen wird dabei waagrecht gehalten und geankert wird so 3cm vor der Brustwarze in der Luft. Und das schlimme, jetzt trifft er jedesmal. Und ist jetzt überzeugt, dass seine Technik die einzig Wahre ist.

Was mach ich jetzt? Falsch lernen lassen, weil Spass und Erfolg motivieren? Rigoros auf den Ankerpunkt bestehen und in Kauf nehmen, dass er dann die Lust verliert? Er ist ja er 6 Jahre und will natürlich treffen, nicht was lernen, dass ihm vermeintlich nichts bringt?

Wie macht ihr das mit euren kleinen Bogenschützen?

liebe Grüße

polly
"Wenn du mit einem Holzbogen nicht gut schiesst, ist es allein deine Schuld, und nur deine. Hierin liegt die Herausforderung. Immer wenn ein Problem auftritt, kannst du es sofort lokalisieren. Das Problem bist du."
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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von acker » 06.09.2013, 09:52

Nun, so wird / wurde bei den Indianern / Naturvölkern ja auch geschossen und wenn er trifft ! ? So what !
Ich würde ihm eine Pfeilauflage an den Bogen machen , das macht es erheblich einfacher für ihn.
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

Beblibrox

Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von Beblibrox » 06.09.2013, 09:55

Hallo Polly,

Mein Tipp: Lass Deinen Ableger von jemand fremden schulen. Das ist besser als alles andere. Die Bälger ;-( hören ja doch NIE auf Mamma oder Papa.

Kenn mich da aus, meine ist 16 und eine tierische Nervensäge ::)

Gruß
Karlheinz

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kra
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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von kra » 06.09.2013, 10:02

Meine Meinung - laß ihn machen wie er es für gut empfindet.

Bsp, ich hatte dem Sohn eines guten Belkannten einen kleinen Bogen geschenkt, dazu ein paar Pfeile und machen lassen (auch von seiner FAm. hat keiner was mit Bogenschießen).

Nach ca. nem halben Jahr sind wir dann zu Dritt (Sohnemann, Papa als Groopy und ich) auf ei kleines Turnier gegangen und mir sind fast die Augen ausgefallen, als ich gesehen habe, wie e zieht: Zeigefinger und Daumen klemmen den Pfeil und weil das nicht reicht, um den Bogen auszuziehen hat er mit dem Mittelfinger auf der Sehne nachgeholfen - klassischer Indianer-Stil.

Und geschossen hat er auch ganz gut - und vor allem mit Spaß!!

Von daher, Acker hat schon Recht... mit 6 Jahren ist er noch voll in der Spielphase, will aber schon. Da kannst zu viel Motivation kaputt machen.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von bowa » 06.09.2013, 10:07

„Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als Eure Schulweisheit sich erträumen lässt“

Wer trifft hat Recht. ;D
Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.
Die zehnte summt die Melodie von Tetris.

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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von pollux » 06.09.2013, 10:08

acker, wenn er ihn weiterhin waagrecht hält, braucht er wahrlich keine Pfeilauflage :D
aber du meinst, ich soll ihn lassen...

Beblibrox: Also fremdschulen geht ned, des ist ja scho wieder so ein Aufwand des zu organisieren und wir schiessen halt hinten auf der Wiese hinterm Haus, je nachdem wann sichs ausgeht und wie lang er auch Lust hat. Für 20 Minuten jemanden(vor allen wen überhaupt !? ) einzubestellen, naja des ist nichts Gescheites. Aber dass dein 16jährige fürchterlich ist, glaub ich dir gern - die böse, böse Pubertät :D

kra, du meinst auch, lassen, wie er es als richtig empfindet. Den Spass will ich ihm ja auf keinen Fall nehmen (und die ganzen Kinderbögen sollen ja auch endlich mal geschossen werden ::) )


Hat mein Sohn Glück mit euch ;D
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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von Janitschar » 06.09.2013, 10:10

Tja,

wenn du auch die Schwierigkeiten so hoch am Anfang setzt, baruchst du dich auch nicht wundern wenn er sich eine Alternative sucht.
Also seine Kreativität spricht definitiv für ihn ;D

Mit Pfeilauflage und Nockpunkt hätte dein Kleiner gleich passable Ergebnisse geschossen.

Bei mir im Kinderhort begegne ich solchen Dingen mit einer Erhöhung der Entfernung.
Dort erfahren die Kinder sehr schnell, dass sie doch eine gute Technik brauchen um doch zu treffen.
Und wenn Sie da am Verzweifeln sind, nehmen sie auch wieder Hinweise an.
Auf 5m mag ja so manches funktionieren, aber auf 10m sieht es dann anders aus.

Doch da ist aber immer der Grad zu "hab keinen Bock mehr" sehr schmall!

Gruß
Stephan
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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von kra » 06.09.2013, 10:11

pollux hat geschrieben:...
Hat mein Sohn Glück mit euch ;D


Das sagte meine Frau auch immer wieder, wenn ich die Jungs in Schutz nahm (sie hat kaum Jungs-Erfahrung...)
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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von locksley » 06.09.2013, 10:15

Einfach mal machen lassen. Ich habe ja auch in diesem Alter autodidaktisch angefangen und ca. fünf Jahre den klassischen indianischen Stil geschossen, wie ich viel später erfahren habe. Das machen wohl die meisten Kinder so, weils einfacher ist und vielleicht auch in unserer Natur liegt.

Hauptsache die Kleinen haben Spaß und treffen, da freuen die sich wie die Schneekönige.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)

Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.

Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)

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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von Wilfrid (✝) » 06.09.2013, 10:22

Also , Second Release, so heißt der mit Daumen-Zeigefinger gehaltene Pfeil, Zug unterstützung mit Mittel und später Ringfinger lßt er, wenn da ein Fingernagl mal gelitten hat ;-). Ansonsten ist das eine gute Art, auszuziehen. Es gibt Leut , die schießen so 60#
Naja, Brustanker ist jetzt auch nichts neues, so hat unser Zimmermann auf dem Hof mit seinem 50# Flitzebogen 20 Pfeile unterschiedlichsten Spines auf 10 m in nen 100mm Kreis gesetzt...
Polly, laß ihn machen, der lernt schon das richtige

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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von Mike W. » 06.09.2013, 10:45

Hi Polly,

mein Jüngster wird nächste Woche 8.
Wenn man Kinder in dem Alter beim Spiel/ Hobby zu viel Regeln aufstellt, ist das wie Arbeit.
Es macht ihnen einfach keinen Spaß mehr.
Das ist dann so wie ich oft beim Kinderfußball beobachten konnte, wenn die Kinder/ Enkel nur wegen den Erwachsenen über den Platz hetzen und Angst haben diese zu enttäuschen.
Lass ihn spielen!

My Way: Ich schieße mit meinem Junior zusammen auf'n Hof.
Er 6 Pfeile, ich 3. Auf Ringscheibe!
Gleiche Entfernung, weil iches ihm nicht zu einfach machen will!
Anfangs Luftanker, unterschiedlicher Auszug, jedesmal anderer Stand, der Bogen mal auf 2Uhr - mal auf 12.........
Nach einer Weile: Papa, warum triffst du immer und ich nicht?
Antwort: Weil ich das immer gleich mache!
Dann hab ich ihm erklärt was ich mache und warum.
Hat er beschlossen: Das probiere ich auch mal!
Er hat dann festgestellt das er besser trifft. Da wollte er natürlich gewinnen.
Ich hab ihm die Freude gemacht! Er gewinnt nun "komischerweise " hin ud wieder, aber nur wenn ich sehe das er auf alles achtet! ;) Wenn er dann im Eifer des Gefechts anfängt seine Haltung zu vernachlässigen, hab ich meine 3 Pfeile in der Mitte. ;D
Dann sag ich nur:Wenn du nicht ordentlich schießt, dann wird das richtig langweilig!
Oder: Du willst wohl da Ziel nicht kaputt machen?
Was meinst du, wie konzentriert so ein Kind plötzlich schießen kann?

Vielleicht hilft das ja.

( Nebenbei:Ich hab ne Lizenz für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Schießsport und habe mehrere Jahre die Vereinsjugend trainiert. Das hat bisher immer geklappt. ;D )

lG Mike
55" Hybrid 54#@29"
56" Hybrid 52#@29"

Nichts was ich schreibe ist persönlich zu nehmen, außer ich weise extra darauf hin!
Das Heute ist das Morgen von Gestern, nur ohne Illusionen!
Rettet den Wald!! Esst mehr Spechte!!

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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von arcus » 06.09.2013, 11:10

lass dem Kaya seinen Schießstil-- denn wer trifft hat recht !


Arcus

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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von klaus1962 » 06.09.2013, 11:33

Hallo Polly

Mike hat es ja schon sehr treffend beschrieben und ich kann mich seinen Worten nur anschließen, weil ich es auch so mache bzw. gemacht hab. Du weißt, daß meine Töchter schon älter sind(zB ist 15 auch ein schwieriges Alter). Aber selbst da gilt das gleiche Prinzip. (auch in vielen anderen Disziplinen ;) )
- Anfangen mit Vorzeigen ohne weitere Belehrungen oder Kommentare ... nach dem Motto:"so mache ich das"
- Kinder mögen aber prinzipiell keine Regeln ... also erstmal "wild", aber unter Beobachtung drauf los werken lassen.
- Kinder haben einen ziemlichen Nachahmungstrieb ... also selbst als Vorbild wirken.
- mit Geduld darauf warten, bis gefragt wird, warum etwas nicht klappt. (dieser Tag oder die Stunde kommt unweigerlich von selbst)
- erst dann greift eine Hilfestellung.

Gruß
Klaus

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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von pollux » 06.09.2013, 11:40

So viele Antworten! Danke!
Und überall Männersolidarität ;D

'Aber das mit Vormachen und auf weitere Distanzen mal daneben schiessen lassen, scheint mir doch ein sehr guter Weg. Neid ist ja ein wahnsinnig effektives Antriebsmittel, nicht wahr?

Und beim Vormachen ist es ja auch so, dass ich nicht grossartig geduldig sein muss 8)

Der Spass sollte wohl an erster Stelle stehen, ist ja bei uns auch nicht anders.
Deshalb kriegt er jetzt auch ein Tab ("Muss des so sein Mama, dass die Finger so weh tun? " )
Pfeilauflage kriegt er, wenn er den Bogen wieder senkrecht - halb schräg halt- hält. Oder ich lass es, weil dann ist die Versuchung, den Ellgoben durchzustrecken viel geringer und er haut sich die Sehne nicht so leicht auf den Arm.
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Re: Kindertraining und Mama ist ne pädagogische Null

Beitrag von acker » 06.09.2013, 12:43

Polly, er wird den Bogen in der horizontalen halten WEIL er keine Pfeilauflage hat, dadurch wird ihm das alles zu nervig mit dem Einnocken, Pfeilrunterfallengedönse...zumindest war es bei meinem Alex so .
Der hatte zuerst den Bogen auch waagerecht gehalten , weil er auch keine Pfeilauflage hatte, ich habe dann mit sek Kleber ein kl Stück Holz angebracht und siehe da es ging dann auch anders ;)
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