hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
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Mordrag
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hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Mordrag » 30.04.2018, 20:48

Hallo liebe Bogensportler,

ich trainiere nun seit 2015 bei uns im Verein die Jugend und Erwachsenen am Bogen. Nun habe ich mit einem 13 jährigen Schützen ein Problem welches ich nicht eigenständig gelöst bekomme.

Der Schütze ist bei uns seit über 2 Jahren im Verein und hat sich kontinuierlich gut entwickelt. Er hat mit dem Jagdbogen begonnen und schießt seit über einem Jahr olymp. Recurve. Auf 3D-Turnieren schießt er weiterhin Jagdbogen. Seid ca. 3-4 Monaten hat er ein echt übles Problem entwickelt. Sowohl beim olymp. Recurve (weniger intensiv) als auch beim Jagdbogen.

Ich beschreibe euch mal seinen Schussablauf:

Jagdbogen: Er stellt sich gut zum Ziel und geht normal in den Anker. Der Pfeil ist dabei auf einer Linie zum Ziel. Er müsste jetzt nur noch lösen. Allerdings geht er nun mit der Spitze des Pfeils weit unter das Ziel. Nun versucht er anscheinend verkrampft wieder in Richtung Ziel nach oben zu gehen. Dies scheint ihm aber nicht zu gelingen. Er reisst dann den Bogenarm mit Schwung nach oben und versucht scheinbar im richtig Moment zu lösen. Ab und zu trifft er damit auch das Ziel. Aber viele Pfeile gehen einfach nur weit drüber oder drunter.

Mit dem olymp. Recurve ist das Problem wohl nicht so ausgeprägt. Dort ist zwar das selbe Problem vorhanden (mit offener Hand und Bogenschlinge), aber deutlich geringer.

Er selbst ist mit diesem Zustand natürlich total unzufrieden, kann sich aber nicht erklären warum er das tut oder woher es kommt. Man merkt auch wie er langsam die Lust verliert weil er einfach nichts mehr trifft.

Ich habe mit ihm schon diverse Übungen und Versuche durchgeführt. Nach kurzer Zeit sind wir aber wieder am Anfang.

Er hat eine ganze Weile nur auf Scheiben ohne Auflage geschossen. Das klappt wunderbar. Im Techniktraining glänzt er. Aber sobald eine Auflage, ein 3D Tier oder irgendein anderes Ziel getroffen werden muss, ist es vorbei.

Ich bin schon echt am verzweifeln mit dem Jungen. Vor allen Dingen weil er wirklich gute Fortschritte gemacht hat und auch sehr an unserem Sport hängt.

Hat jemand von euch noch Ideen? Ich geh auch mit ihm gerne zum Bogenpsychologen. :D
Der Pfeil ist nicht weg....er ist jetzt nur woanders. ;-)

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Blacksmith77K
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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Blacksmith77K » 30.04.2018, 20:58

Ja, geh raus mit ihm auf Weite schießen. Nimm ihm den Druck was treffen zu müssen....

Der Bub ist 13... Lass ihn mit Leistungsdruck in Ruhe, die haben eh die Arschkarte mit Schule, Umfeld und Kollegen...
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
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...and several yew warbows...

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von fletchershans » 04.05.2018, 17:54

wenn die üblichen bekannten sechs Methoden nicht helfen, dann sollte er langfristig mentale Übungen durchführen, zB Eberspächer oder http://www.educatium.de/bogenschiessen-mental/
, die sich übrigens auch die Großen der Welt nach denselben Problemen vornahmen,


Sommer !!!

Weidenbogen
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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Weidenbogen » 04.05.2018, 22:20

Moin,
ich weiß nicht ob es hilft. Ich hatte und habe noch immer, jetzt manchmal, ein ähnliches Erleben. Ankern und absinken des Pfeiles. Hab das dann filmen lassen ohne weiter zu kommen.
Für mich war es dann so, im Moment des Lösens verändert sich meine Wahrnehmung minimal, sie wechselt sehr schnell, für einen kaum wahrnehmbaren Moment, zwischen Ziel und Pfeil hin und her. Es hat lang gebraucht bis ich drauf gekommen bin. Geholfen hat mir schießen ohne irgend etwas treffen zu wollen. Ich habe auf unterschiedliche Entfernungen in einen Sandhaufen geschossen. Dadurch bin ich auf den Blickwechsel aufmerksam geworden und konnte das langsam bewusst ändern.
Nur so als Idee: Der Jung könnte schießen ohne etwas treffen zu wollen oder zu müssen. Ich würd ihm nicht sagen das er auf etwas achten soll, sondern ihn einfach mal ohne etwas treffen zu wollen probieren lassen, völlig absichtslos. Es ist möglich ihm fällt dann selber etwas auf was es bei IHM ist. Ob ihm was aufgefallen ist würd ich erst einmal nicht fragen. I

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Felsenbirne » 22.08.2018, 15:34

Das Ganze hat nichts mit Leistungsdruck oder ähnlichen zu tun. Es ist eine klassische Target Panic. Ich habe 12 jahre damit rumgehampelt und alle möglichen Bücher gelesen und Tips befolgt, bis hin zu einer Sporthypnose.
Sämtliche theorien zu dem Thema sind leider Gottes Schwachsinn..
Hat alles nix gebracht bis ich einen Bogenschützen aus den USA kennengelernt habe der eine Methode hat wie man das Problem wieder los wird. Beim trad. Schützen ist es häufig das sog. Snapshooting. (Nicht in den Anker kommen und aus der Bewegung lösen) Bei Visierschützen kommt häufig das Freezing vor (unter dem Ziel einfrieren).

Gerne kannst du mir eine PN schreiben wenn du da mehr wissen möchtest
Gruss Matthias

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Squid (✝) » 22.08.2018, 18:01

Ich bin da ganz bei der Birne.
Variante 1: Ich muss zielen, treffen, genau sein.
Ergebnis: Zwanghaftes Gehampel vor dem Ziel, langes Zielen, zittern im Arm. DANEBEN.
Variante 2: Ich bin Instinktiver Schütze. Ich muss nicht ankern.
Ergebnis: Nicht denken, viel zu frühes Lösen, Schwupps isser weg. DANEBEN.

Tatsächlich ist "easy going" das Mittel zur Lösung. Sobald man zu dem Ergebnis "is doch Wurscht" wo der Pfeil hingeht ist man ganz gut aufgestellt. Die guten Ergebnisse stellen sich nämlich erst dann ein.

Ich nehme da immer gerne den legendären Mützenschuss als Beispiel. Drölf Bogenschützen woilen einen toten Baum von so ca. 10 cm Durchmesser aus 40 m beschießen. Der erste trifft. Und sagt: Das lag an der Mütze. Der zweite schießt. Daneben. Der dritte sagt: Gib mir die Mütze. Schießt und trifft. Der Vierte hat das Kunststück genau so nachgemacht.

Will also noch jemand sagen, dass Bogenschießen nicht Psychologie pur ist?

;-)
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Felsenbirne » 22.08.2018, 18:31

Tatsächlich ist "easy going" das Mittel zur Lösung
Nein
Gruss Matthias

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Squid (✝) » 22.08.2018, 20:02

Doch!
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Felsenbirne » 23.08.2018, 07:56

Squid entschuldige bitte, aber ich habe mich seit mehr als einen Jahrzehnt damit beschäftigt. Du weisst schlicht nicht wovon du sprichst. Wenn das so einfach wäre. Die Aussage Kopf frei und blablabla ist GENAU das GEGENTEIL von Richtig.
Gruss Matthias

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Ragnar_AT » 23.08.2018, 09:06

Immer drauf, immer drauf ... >:)

Aber ernsthaft - Menschen sind verschieden, da kann man nicht die gleiche Lösung für alle erwarten.
"The man who reads nothing at all is better educated
than the man who reads nothing but newspapers."
-- Thomas Jefferson

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Felsenbirne » 23.08.2018, 09:11

Ragnar_AT hat geschrieben:
23.08.2018, 09:06
Immer drauf, immer drauf ... >:)

Aber ernsthaft - Menschen sind verschieden, da kann man nicht die gleiche Lösung für alle erwarten.
Wenn jemand eine Grippe hat, hilft eine Behandlung gegen Fußpilz nichts. Aber es soll jedem überlassen bleiben eine Mütze beim Schießen zu tragen. Wenns hilft...
Gruss Matthias

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Squid (✝) » 23.08.2018, 11:43

Hmmm, so dogmatisch kann es nicht sein.
Es kann funktionieren, aber dass man sich mit diversen Techniken behilft?
Aber ich bin ein Beispiel für Blödsinn.
Ich hab nie irgendwelche Kurse oder Schulungen beglückt.
Ich baller in die Gegend und irgendwie trifft man auch.

Die Selbsticherheit, die man nun mal braucht - man hinter fragt nicht jeden vergurkten Pfeil - die kann man lernen.
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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Ragnar_AT » 23.08.2018, 12:03

Wenn jemand eine Grippe hat, hilft eine Behandlung gegen Fußpilz nichts.
Hmmm, da bin ich mir nicht so sicher. Wenn einem der Arzt letzteres als ersteres verkauft, hilft es höchstwahrscheinlich. Nennt sich Plazebo-Effekt, und es gibt davon tausende belegte Fälle.
Womit wir beim Thema sind - der Psyche des Patienten oder Schützen. Und da kann auch eine Mütze helfen.

Und wo wir gerade dabei - ich warte auf einen hieb- und stichfesten Beweis, daß die "Wirkung" von Medikamenten NICHT auf dem Plazebo-Effekt beruht ...
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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Felsenbirne » 23.08.2018, 13:42

Ich baller in die Gegend und irgendwie trifft man auch
dann sollte dich Target Panic auch nicht weiter interessieren. Aber jemand der gerne trifft und das auch konstant tun möchte,
hat eventuell andere Gedanken dazu.
Ragnar_AT
wenn die Diagnose nicht stimmt, habe ich immer ein Problem. Die Beschreibung des Falles ist aber absolut typisch und entspricht genau dem Schema. Ich gehe davon aus dass der Ersteller andere technische Einflüsse bereits ausgeschlossen hat.

Zudem ist die Methode die mir geholfen hat in jedem Fall nützlich, da sie zu einem vom Schützen kontrollierten Schußablauf führt.

Der TE hat sich bei mir per PN gemeldet, ich werde ihm meine Erfahrungen und Lösungswege direkt weitergeben.Somit bin ich raus hier
Gruss Matthias

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Re: hüpfender Bogenarm (Goldangst?)

Beitrag von Ravenheart » 23.08.2018, 14:01

OT:
Ragnar_AT hat geschrieben:
23.08.2018, 12:03
Und wo wir gerade dabei - ich warte auf einen hieb- und stichfesten Beweis, daß die "Wirkung" von Medikamenten NICHT auf dem Plazebo-Effekt beruht ...
Hmm, das ist etwa das Selbe wie wenn Kreationisten die Evolution bestreiten, weil es dafür keinen Beweis gäbe...
(Dabei kann jeder 5-Klässler den Beweis führen...)

Ich hoffe, das ist nicht ganz ernst gemeint... Dennoch:

Es gibt sie, Du hast sie nur nicht.
Was meinst Du mit "ich warte auf "...? Dass jemand kommt und sie Dir bringt?

Medikamente werden in großen Labors entwickelt und (in anderen) für die Zulassung getestet. Und da liegen natürlich auch die Beweise vor.
Zur Zulassungsprüfung gehört i.d.R. auch ein Plazebo-Blindtest, d.h. eine Gruppe von Versuchspersonen bekommt das echte Medikament, eine Andere nur einen Plazebo. (OHNE dass sie wissen, wer was bekommt!)
Wenn dann bei denen mit dem echten Medikament eine Wirkung eintritt, bei den Anderen nicht, ist der Beweis schon erbracht.

Dass die Ergebnisse nicht per Google downloadbar sind oder nicht bei Tante Mimi im Bäckerladen rumliegen, bedeutet doch nicht, dass es sie nicht gibt!?

Vorschlag:

Kauf ein Breitband-Antiseptikum. (Is ja auch ein Medikament für äußerliche Anwendung!)
Fülle 2x Gelatine in je eine Schale und lass die abkühlen. Sprühe dann EINE mit dem Antiseptikum ein.
Dann grabbel mit "Kaufhausfingern" auf beiden rum und stelle die Schalen ein paar Tage warm.
Die entstehenden Bakterien-/Pilzrasen vergleichst Du.

Ist er auf der Eingesprühten auch nur geringer, wirkt das Antiseptikum. Beweis erbracht.

Oder:
Schon mal ne Narkose bekommen? Schon mal beim Zahnarzt örtlich betäubt worden? Das EINSETZEN der Wirkung könnte man (ignorant) noch als Plazebo-Effekt kleinreden. Aber das Nachlassen auch? Hihi...

Und nicht zuletzt: Auch Tiere nutzen Medikamente! Und das sogar, OHNE zu wissen, dass sie es tun! Wie soll das ein Plazebo-Effekt sein?

Rabe

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