Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Bogenschiessen in der Praxis, mediterran, Daumentechnik u.a.
Ralph
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Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Ralph » 06.12.2019, 18:24

Hallo Miteinander,

also…wie soll ich es sagen…
Ich benötige einfach etwas Nachhilfe.

Vor Kurzem habe ich in einer Bogensportzeitschrift einen Auszug eines neuen, nicht kleinen Buches über den Bogensport zur Kenntnis nehmen können.

Dort wurde auch darauf hingewiesen, dass man zu dieser Sache die Autorin unter der Rubrik „Frag die Expertin“ kontaktieren könne.
Aber ich möchte erst mal die hiesigen „Normalos“ befragen, damit ich mich nicht vollkommen zum Klops mache, wenn ich die Expertin - oder andere "Fähige und erfahrene Schützen" kontaktiere ;) .

Worum geht es:

In dem Auszug wurden diverse Trainingsvariationen bezüglich des Bogenschießens aufgezeigt.

Unter dem Oberbegriff „Sinneswahrnehmungen variieren“ wird unter anderem empfohlen:

„Übungen für den vestibulären Sinn (Gleichgewichtssinn)…

Bei geringem Seegang im Meer stehen (knietief) landeinwärts schießen (Achtung auf die Sicherheit des Umfeldes)…

Übungen für den akustischen Sinn (Hörsinn)
…..Tragen von Ohrstöpseln…Kopfhörer….

Übungen für den olifaktorischen Sinn (Geruchssinn)
Schießen unter verschiedenen Geruchseinflüssen

Übungen für den gustatorischen Sinn (Geschmackssinn)

…Verschiedene Geschmacksrichtungen während dem Schießen ausprobieren: süß, salzig, scharf, bitter z. B. durch Bonbons, Lutschpastillen, Zucker oder Ähnlichem…“


Gut…also der Einfluß von Musik (Kopfhörer etc.) oder Stille ist nachvollziehbar und trainingswissenschaftlich unterlegt. Entsprechendes gibt auch im Bereich des Militärs.

Aber hinsichtlich des Restlichen ja….sagen wir mal „Vorgeschlagenen“ weiß ich nicht wirklich, wohin ich das einordnen soll…:

Soll mich das Geruchssinnstraining dazu befähigen, es besser zu ertragen, wenn einer in der Turniergruppe nach Schweiß stinkt oder einen fahren gelassen hat ?

Oder soll das gustatorische Sinnestraining dazu verhelfen, besser zu schießen, obgleich das Steak der Verpflegungsstation einen ranzigen Nachgeschmack hinterlassen hat.

Soll das Schießen bei Seegang eine Art Kneipkur sein….?

Oder ist das schlichtweg Unsinn ?

Ratlos… ???
Ralph
"Timur spricht:
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So hätt' er mich als Wurm geschaffen." - Goethe, West-östlicher Diwan, Buch Timur

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Hieronymus
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Hieronymus » 06.12.2019, 18:37

Hallo Ralph,

mit dem Gleichgewichtssinn habe ich gehört, aber in einem anderen Zusammenhang. Nicht im Wasser, sonder auf einem Bein stehend schießen.... das soll wohl beim Training vom Intuitiven schießen helfen.
Was den Geruch/Geschmack und Hörsinn angeht kann ich mir nur Vorstellen, dass dabei andere Verknüpfungen entstehen, sprich wenn mehrere Sinn angesprochen werden, muss die Information, die das Gehirn erhält wichtig sein und es gibt einen besseren Lerneffekt??? Das kann aber auch völliger Blödsinn sein...

Ps.: Es konnte natürlich auch sein, dass ich durch gezieltes ansprechen der einzelnen Sinne mein Gehirn trainiere, sich nicht von andere Einflüssen ablenken zu lassen, sondern nur noch auf den Ablauf des Schusses zu konzentrieren.

Gruß Markus
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wanttostart
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von wanttostart » 06.12.2019, 20:57

Es ist wohl nachgewiesen, dass, wie Hieronymus es ja schon ansprach, der Lernerfolg sich steigert, wenn viele Sinne bei der Ausübung einer Tätigkeit angesprochen werden.
So werden die verschiedensten Bereichen des Gehirns gleichzeitig gereizt und das Gesamtgeschehen prägt sich besser dem Gehirn ein.
Das ergibt einen höheren Lernerfolg.
Belege habe ich gerade nicht parat, lassen sich aber finden.

VG
Mögest du warme Worte an einem kalten Abend haben, Vollmond in einer dunklen Nacht und eine sanfte Straße auf dem Weg nach Hause. (irischer Segen)

Ralph
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Ralph » 06.12.2019, 21:20

Also in Sachen Seegangsschießen ...gut, wenn es genügend rüttelt könnte man das als eine Art Gleichgewichtstraining ansehen. Kann mich selbst jedoch nur schwer entsinnen, wie stark der Seegang im knietiefen Wasser sein muss, damit man ins Taumeln kommt.
Das Bild des Schützen, der im Meer stehend gen Strand ballert, dürfte allerdings wohl nur in Ostfriesland als eine Selbstverständlichkeit durchgehen... ;D

Die Ansprache von Sinnen kann jedoch auch sinnlos sein:
Nicht jeder, irgendwie und irgendwo angesprochene Sinn trägt zum (gewünschten) Lernerfolg bei. Insbesondere nicht, wenn er absolut nichts mit dem angesprochenen Verhaltensmuster zu tun hat. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren, aber wie soll sich eine Geschmacks- oder Geruchswahrnehmung auf eine rein voluntative körperlich-mechanisch, ggf. taktile Tätigkeit auswirken ? Denke kaum, dass sich eine Art Pawlowscher Reflex antrainieren lässt: Marke - Es schmeckt nach Orange - Ablaß ! Es schmeckte nach Salz - die Entfernung war 35,6 Meter... ! (Es hat schon nicht funktioniert, als einmal jemand behauptete "Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz!" ;) ).

Das geht mir zu sehr in die allgemeine Richtung "In Wohlfühlatmosphäre schießt es sich besser - also nehme ich nen Orangenschnongs, weil ich Orange mag und schon schießt es sich besser.". Dann kann man das Ganze gleich bei der Lieblingskleidungsfarbe und der Problematik fortsetzen, ob das Lieblingsschnuffeltuch dabei sein muß und es sich dann besser schießt. Das ist mir zu allgemein und zu unbelegt.
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Ravenheart » 09.12.2019, 09:57

Is mir zu esotherisch.
Bogen-Pfeil-Ziel-Auszug-Ablass.
Mehr BRAUCHT man nicht.

Wer mehr MÖCHTE - bitteschön..
Aber es geht auch ohne... ;)

Rabe

PS:
WENN man mit allen "Sinnen" schießen will, dann eher so.
Gehör: Rauschen Wind oder Regen? Gibt es im Schussbereich hinweise auf Personen oder Tiere?
Geruch: Wald, Wiese oder Steppe? Wo bin ich?
Sehen: Lichtverhältnisse? Distanz? Gibt es im Schussbereich hinweise auf Personen oder Tiere? Auf Hindernisse?
Kann ich mich auf die Ameise im Kill focussieren?
Fühlen: Wie stark ist der Seitenwind? Halte ich den Griff locker? Bin ich im Anker?
etc... ;)

Ralph
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Ralph » 09.12.2019, 17:35

@ Rabe

Ja, so ähnlich habe ich das bisher auch gesehen.

Aber man sollte ja auch für Neues/Unbekanntes offen sein und oft übersieht man etwas. Das mit dem Seegang z. B. hatte ich als Gleichgewichtsübung so nicht gesehen - obgleich das vielleicht nicht für alle praktisch realisierbar sein dürfte. ::)

Aber vielleicht findet sich noch eine andere Erläuterung für die Sache mit dem Schmecken und Riechen. ???
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Haitha » 09.12.2019, 22:25

Frag mal die Expertin bezüglich des olfaktorischen...habe sowas ja nun auch studiert und im Leistungssport noch nie gehört oder erlebt. Was nichts heißen muss.

Kann mir nur vorstellen, dass bestimmte Gerüche konzentrationsfördern sind. Aber solche Mikrofaktoren sind immer nur für besondere Fälle. Die Zielform des Schießens muss man ja nun auch in anderen, fremden Umgebungen ausführen.

Ziehe morgen Abend auch mal meine Bücher zu Rate. Könnte ja sein, dass ich zu selektiv war oder der "Esotherik"-Warnmodus aka Bullshit-Detektor an war. Aber ich schaue nach!
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Heidjer » 11.12.2019, 00:10

Möglicherweise trainiert man damit auch das Ausblenden von Ablenkungen die nichts mit dem eigentlichen Schuss Ablauf zu tun haben.
Bei vielen "hochrangigen" Turnieren zum Beispiel fällt die letzte Entscheidung um die Plätze auf der Treppe vor einen großen Publikum, wenn hunderte Zusehen, treffe ich nicht mal mehr die Scheibe.
Da könnte es helfen, wenn ich es schaffe, den Focus wirklich nur auf den Schuss zu lenken und alles andere völlig ignorieren könnte.

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Spanmacher » 11.12.2019, 19:58

Der Gedanke von Dirk, Einflüsse im Training "auszuschalten" hat was.
Allerdings habe ich keine Ahnung, ob die Dame das gemeint hat.
Unabhängig davon finde ich Dirks Gedankengang interessant.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Hieronymus » 11.12.2019, 20:35

Ja, da bin ich bei Dirk (siehe oben, nur laienhafter ausgedrückt...). Das Ganze muss ja nicht bewusst ablaufen, sowie ich sehe 100 Leute ach du Schreck, sondern unterbewusst werden meine Sinne getickert und stören mich in meiner Konzentration auf den Schussablauf. Das kann marginal sein, aber den Profis vielleicht helfen ihre Konzentration zu halten. Aber das ist wie mit allem, dem einen hilft es beim Schießen Heavy Metal auf den Ohren zu haben, die anderen brauchen die Stille der Natur usw. ;)

Gruß Markus
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Ralph » 11.12.2019, 23:25

Einflüsse von Musik und / oder Stille - das sich das je nach Typ förderlich oder hinderlich auswirkt, ist bereits untersucht worden und wird auch entsprechend im Sport, bei der Arbeit, zur Förderung des Einkaufsverhaltens (Supermarkt etc...), beim Militär mittelbar oder unmittelbar angewandt.

Der Ansatz von Dirk "Ablenkung /Abschaltung" ist ein Gedanke.

Nur ob oder dass der übers Riechen oder Schmecken realisiert werden kann, will mir nicht so recht einleuchten.

Auch wenn es blöd klingt, aber heute hat mich bei meinen Schießübungen hinterm Haus keiner gestört...die Leistungen oder Schlechtleistungen wurden aber weder besser oder schlechter, obgleich einmal Mintkaugummi, einmal Orangenbonbon, einmal ein Rest weichgekauter, in die Backentasche gesteckter Lebkuchenrest sowie ein Strang unter die Zuge gelegte Sardellenpaste verwendet wurden. Auch tat sich nichts, als 5 Räucherstäbchen entzündet und rund um mich in die Erde gesteckt wurden (bis auf dass einmal vor Qualm das Ziel fast nicht mehr sichtbar war...).

Ratlos... ::)
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von fatz » 12.12.2019, 07:02

Probier mal n Knochen von nem Huehnerhaxn 7 Woche im Garten verbuddeln und dann mitm Kupferdraht um den Hals haengen.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Markus » 12.12.2019, 10:38

Ich bin da bei Dirk - es geht um das Ausblendenkönnen ablenkender Faktoren.
Es soll die Konzentrationsfähigkeit geschult werden.

Morgen beginnt die PDC-Darts WM. Das sind alles gute bis sehr gute Darter. Aber nicht jeder kommt mit der Situation auf der Bühne zurrecht. Und das liegt allein am Kopf (und am Training).
Ich kann jedem Schützen nur empfehlen, sich eine Dartscheibe zuzulegen und regelmäßig zu spielen. Fördert die Konzentrationsfähigkeit enorm (die Frustrationstoleranz geht ebenfalls steil nach oben ;D )

Wüstenwolf
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Wüstenwolf » 12.12.2019, 14:42

Das mit der Konzentration mag ja beim Turnier stimmen, aber nicht im Wald.( anpirschen, Wild stellen, und bis zum erlegen muß ich mich auf tausend Dinge Konzentrieren) Riechen,hören, schmecken die Luft über die Zunge gleiten lassen.Und so weiter.
Wer sein eigener Lehrmeister sein will, hat einen Narren zum Schüler.
Deutsches Sprichwort

Ralph
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Re: Nachhilfe bei Trainingsvariationen

Beitrag von Ralph » 12.12.2019, 16:52

@ Fatz:
Biohuhnknochen oder Ordinärer ?

@ Markus

Also nein.. ein Kyudoka, der Dartpfeile empfiehlt... >:(

Da hätte man doch zumindest kulturhistorisch Entsprechendes erwartet ... ;)
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