Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

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vEngel
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 06.01.2017, 00:30

Hallo zusammen,

ja, ist wohl weit entfernt von einem optimalen Fliederstamm. Ich muss wohl länger suchen, und mehr Glück haben, um so schöne Stämmchen zu finden wie Osboan.

Ich hab die Mitte mal länger mit der HLP traktiert und mit der Hand wippend runtergebogen. Leider habe ich kein Bild von vorher. Flieder scheint wirklich sehr biegsam zu sein. Ich bin gespannt wieviel davon bleibt. Durch die HLP ist die Luftfeuchtigkeit im Keller gleich auf 40% gesunken, hab den Stave mal in Frischhaltefolie eingepackt. Bei der nächste HLP Session werde wohl einen Balken oder ein Paletten-Mittelstück nehmen, dann kann ich in zum Trocknen bewegen.

griff-hlp.JPG
Nach langem föhnen

IMG_0621.JPG
Dann vielleicht doch als Wanderstock brauchbar


Was mir mehr Sorgen macht ist der Drehwuchs und die Tillerei. Ich mache mir aus dem Rest von Stamm 1 mal einen "grünen" Probe-Wurfarm zum testen.

Allerdings scheinen andere hier präsentierte Flieder-Bögen ebenfalls sehr verdreht zu sein, z.B. http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=28415, es ist offenbar doch möglich einen verdrehten Flieder zu verarbeiten.

Wegen der Feuchte: Das Stück war aus dem ersten Stamm geschnitten. Ich hab mal den Kamin angefeuert und es neben die Brennkammer gelegt. Jetzt nach ca. 1 Stunde war es immer noch gleich schwer wie zuvor. Allerdings lag der Stamm schon einige Tage auf der Terrasse (bei Minusgraden) und war ca. 3 Stunden im Auto. Dort könnte er auch schon Feuchtigkeit verloren haben.

PS. Ich finde Charakterbögen sehen schön aus. Ich mag es auch Holz zu verarbeiten, das auf meinem eigenen Grund gewachsen ist. Wenn es nicht klappt dann habe ich zumindest gelernt wie man mit schwierigem Holz umgeht, und wo die Probleme sind.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von max2 » 06.01.2017, 09:01

Du hast mein vollstes Einverständnis, probier mal.

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bowjo
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von bowjo » 06.01.2017, 10:24

Ja vielleicht, wer weiß. Ich bin auf jeden Fall gespannt was draus wird und werde das hier mit Interesse verfolgen.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Nur wer fragt, kann Antworten bekommen.

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vEngel
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 06.01.2017, 17:38

Nach einer Nacht im Wohnzimmer (auf dem handwarmen, nicht heißem Kachelofen) haben alle Stücke bei denen der Rücken nicht mit Holzleim "versiegelt" war Risse am Rücken bekommen. Die Bauch- und Stirnseiten waren noch alle ok. Ich habe auch die Stücke auch gewogen, die Werte liegen leider noch zuhause, das komplett versiegelte Stück hatte soweit ich mich noch erinnere halb so viel Gewicht verloren wie die anderen.

Die Stücke im Keller haben noch keine Risse, dort gibt es aber keines, welches nicht am Rücken versiegelt wurde.
IMG_0622.JPG
Risse bei allen nicht am Rücken versiegelten Exemplaren.


Bei den Rissbild vom Raben http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=14&t=7756&p=389824&hilit=flieder#p389824 sind die Risse im "mittleren Radius" am größten, und gehen dann eher zur Rinde wie zum Bauch. So ähnlich sah das bei meinem "Mikrowellengaren" aus, nur das die Risse kleiner waren und nicht so weit gingen. Für mich sieht es so aus, als ob es sinnvoller wäre nur den Rücken zu verleimen. Wenn die Trockentests in den nächsten Tagen zeigen das es reicht nur den Rücken zu versiegeln, werde ich den Bauch nicht versiegeln.

Ich habe die Erklärung von Osboan auch nicht so ganz verstanden:

Nein, der Leim am Bauch verhindert ja nicht gänlich die Verdunstung, er verlangsamt sie nur. Der Rücken hält von Haus aus besser zusammen, weil die Cellulosefasern der Zellwände ja durch Hemicellulosen und Lignine auch miteinander gut quervernetzt sind. Außerdem ist das Schwundmaß in Richtung der Holzstraheln bei Holz im Schnitt ca. 50% geringer als in tangentialer Richtung. Soll heißen: ohne Leim schrumpft der gewölbte Rücken stärker als der Bauch. Somit erhältst du durch den Leim (oder Öl, Farbe, etc) in etwa ein Gleichgewicht.


Sollte das Schrumpfen nicht möglichst gleichmäßig passieren? Dann wäre es nach deiner Erklärung sinnvoller die Trocknung am Rücken zu verlangsamen, anstatt den Bauch und den Kern langsamer schrumpfen zu lassen, oder?

ciao
Pablo

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von Osboan » 07.01.2017, 11:14

Hmm, je mehr ich über das Problem nachdenke, desto weniger plausibel erscheint mir meine eigene Erklärung jetzt selbst ::)
Vielleicht ist es eher so: man arbeitet einen Rohling runter und lässt den Griff noch ganz. Dann trägt man Leim auf und das verhindert eventuell das Einreißen am Bauch und vor Allem im Griffbereich. Dadurch dass der gekrümmte Rücken tangential so stark schrumpft, zieht er ja den Bauch auseinander. Vielleicht hilftder Leim ja eher, dass der Bauch zusammengehalten wird? Und im Griffbereich trage ich den Leim eh auf Bauch und Rücken einschließlich der Fadeouts auf, um diesen gleichmäßig runterzutrocknen.

Mei, da hab ich wieder was verzapft...nächstes mal besser Klappe halten ;D

Wobei ich bei Flieder sogar schon die Erfahrung gemacht habe, dass dieser ab einer Dicke von ca. 5 cm sogar bei langsamer Trocknung in der Rinde reißt. Vielleicht hätte da nicht mal der Leim geholfen. Jedenfalls ist es so, dass ein Rohling immer über die schwächste Seite reißt.

Vielleicht kann einer der erfahreneren Holztrockner hier helfen, das zu erörtern.
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von Heidjer » 07.01.2017, 16:24

Also ich lese nur intressiert mit, mir ist es noch nicht gelungen einen größeren und dickeren Flieder rissfrei trocken zu bekommen. Ich habe seit zwei Jahren die Möglichkeit zwei Flieder in bogentauglichen Maßen zu schneiden, aber eben wegen der Trocknungsprobleme stehen die noch, ich schneide die nicht, wenn es nur Brennholz wird. ;)

OT: acker willst Du immer noch einen haben? Dann schneide ich einen, einen Tag vor unseren Treffen um und bring ihn mit. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von Osboan » 07.01.2017, 17:44

Also dickerer Flieder, so 8 auf 6 cm ist fast gar nicht gerissen, wenn er mit der Bandsäge geteilt wurde und in der Pelle trocknen durfte. Bloß am Bauch kleinere Risse, aber nix Problematisches. Dafür musst du halt dann umständlich die trockene Rimde loswerden. Gut, bei Liguster ist das noch schlimmer ::)

Edit: Waren heute bei der Tante mit dem Flieder umd da konnte ich endlich den Fliederbogen vom Sapturnier von vor 2 Jahren abfotografieren. Naja. Zumindest den Bogen, die Sehne hatten sie gerade verlegt :-\ Ich stell bei Zeiten mal Bilder rein, aber heute Nacht hat mich auch die Grippe erwischt :-[
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von Esmar » 07.01.2017, 18:28

Ne Tante mit Flieder ist immer gut und hätt ich auch sehr gerne!!!! (Bei uns sagt man umgangssprachlich zu den Mäusen auch Flieder oder manchmal auch Knete oder Geld!!!!)

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von Osboan » 08.01.2017, 10:26

Ok, ich seh' schon, hier nimmt mich keiner mehr ernst :P :D
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 08.01.2017, 23:12

Die Holzfeuchte der Darrprobe betrug doch 43%, hatte oben den Wassergehalt angegeben. Meine Trockenteststücke haben nach 70 Stunden im Trockenen Wohnzimmer (20..21 Grad, 30% Luftfeuchte) folgende Holzfeuchte:

1: Enden versiegelt (gerissen): 24%
2: Enden + Bauch versiegelt (gerissen): 27%
3: komplett versiegelt: 33%
4: Enden + Rücken versiegelt: 29%

Bei den Stücken im Keller (17-18 Grad, 40% Luftfeuchte):
5: Enden + Rücken: 31%
6: komplett versiegelt: 37%

So wie das aussieht werde ich wohl nur den Rücken versiegeln, außer es gibt demnächst bei Teststück 4 Risse. Ich denke der Schwund fängt erst so richtig an, wenn Fasersättigungsbereich deutlich unterschritten wird. Bisher sind die Stücke noch einigermaßen halbkreisförmig.

Das mit Mikrowelle darrgetrocknete Stück (unversiegelt) hat keine sichtbaren Risse mehr (nur während der Trocknung gabs feine Risse, die sich wieder schlossen, die könnte man vielleicht mir etwas weniger Leistung oder Versiegelung der Enden auch umgehen). Leider hatte ich den Schwund während der Trocknung nicht dokumentiert, daher weiß ich nicht mehr genau bei welcher Holzfeuchte der Schwund einsetzt und wann die Haarrisse sichtbar waren. Vielleicht sollte man den kompletten Stave in diesem Holzfeuchtebereich besonders vorsichtig trocknen.
IMG_0625.JPG
Darrprobe (inzwischen wieder bei ca. 4% Holzfeuchte).

Leider passt der Stave nicht in meine Mikrowelle ;)

Eine Frage: Wenn ich den Rücken mit Leim bestreiche muss ich ihn später wieder wegbekommen. Stelle ich mir nicht so einfach vor. Hat das schon mal jemand probiert?
Vielleicht sollte ich gleich ein schichtbildendes Öl (wie z.B. das Osmo Hartwachsöl) oder einen Klarlack verwenden, dann kann ich den Rücken wenigstens gleich so lassen. Allerdings versiegelt das evtl. weniger gut wie Holzleim? Hmm, eigentlich wollte ich aber ein stark anfeuerndes Öl benutzen, um die Holzstruktur schön rauskommen zu lassen, das ist das Osmo Hartwachsöl aber nicht.

Bisher habe ich keine Ersatz-stave geholt, da ich sowieso relativ wenig Zeit für das Projekt habe und ausgerechnet das letzte Wochenende des Saplingbows schon anderweitig belegt ist. Wenn ich eine zusätzliche Bogen versuche, dann wird er sehr einfach gehalten sein.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 09.01.2017, 01:18

Nach der ganzen Trockungsgeschichte mal wieder was vom Bogen. Die Biegung im Griff hat sehr gut gehalten, das ganze schaut jetzt so aus:

nach_biegung_im_griff.JPG
Nach Biegung im Griffbereich, Länge zwischen den Zwingen 190 cm.


Als Anfänger (mein erste Hasel ist ja noch nicht ganz fertig) gefällt mir das ganz gut, Flieder soll ja sehr biegsam sein, deshalb ist der leichte Reflex wohl schon ok. Die natürlich geflippten Tips gefallen mir. Mich stört nur der Deflex im linken Wurfarm (soll später mal den unteren geben) etwas. Eigentlich wollte ich im arbeitenden Bereich nichts biegen, wie seht ihr das?

Wegen meinem 30 Zoll Auszug wollte ich auch eher einen längeren Bogen mit größerem steifen Griffteil bauen, vielleicht ist 190 cm aber wohl doch zu lang, und es gibt dann noch mehr Verdrehung wegen dem Drehwuchs.

Die Sehenlage schaut auch nicht so schlecht aus. Wenn er sich beim trocknen noch etwas weiter in die Drehwuchsrichtung verdreht passt es.
blick_über_rücken.JPG
potentielle Sehnenlage


im rechten Arm gibts noch eine Problemstelle im Holz, ansonsten ist der Rücken komplett astfrei und sieht gut aus.
Verwachsung.JPG
Blick schräg auf den Wurfarm

Verwachsung2.JPG
Blick von vorn, Richtung Tip

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von Exus » 09.01.2017, 06:34

Habe selber 8 neue Flieder Rohlinge werde die zur Sicherheit einfach mal den Rücken mit Leinöl Firnis einölen mach ich ja sowieso immer mit den Bögen :-)

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 10.01.2017, 20:46

Weiter gehts. Gestern abend habe die den deflexen Wurfarm vorsichtig mit der HLP geradegebogen. Hab mit nem Infrarotthermometer die Oberflächentemperatur im Auge behalten, sollte größtenteils kleiner 80° geblieben sein.

IMG_0632.JPG
begradigter Wurfarm


Danach die restlichen Baststückchen mit Akkuschrauber und roter Nylon-Fächerbürste entfernt, und den Rücken zweimal mit OSMO Topoil (Arbeitsplattenöl/wachs, hatte ich noch einen Rest rumstehen, bildet ne Schicht auf der Wassertröpfchen stehen bleiben) geölt. Dann auch noch die Enden an der Seite leicht zugeschnitten, wie es in einem früheren Thread hier empfohlen wurde.

IMG_0631.JPG
Bast komplett entfernt


Ich überlege mir, ob ich es schon auf Rohform runterarbeiten soll, ist ja noch ca. 3.5 cm dick. Bisher ist das Stück noch knapp 2,7 kg schwer und verliert es nur zögerlich Wasser (ca. 100 g/Tag, Feuchte war gestern bei 37%). Ich fürchte wenn ich ihn so lasse wird er zu spät trocken. Allerdings hab ich im Forum widersprüchliche Aussagen zum verziehen von Flieder gelesen, aber bei dem massiven Drehwuchs bin ich skeptisch. Vielleicht reichts ja ihn gut festzuzwingen.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 10.01.2017, 21:04

Alternative Bergahorn Flitzebogen nach Bhutan Art

Heute morgen sind mir am Gartenzaun noch einige dünne Bergahorne aufgefallen, die wachsen hier wie Unkraut. Ich hab mal 4 Stück abgesägt, Durchmesser ca. 2,5 bis 3,5 cm. Ich werde versuchen sie zu einem Takedown Flitzebogen im Bhutan Stil (Wurfarme im Griffbereich zusammengewickelt) zu verarbeiten.

Image1012156287.jpg

Image-1778201030.jpg

Image1238415161.jpg

Image1955417001.jpg
nach dem Schnitt.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 13.01.2017, 23:59

Bergahorn

Am Mittwoch Abend hatte ich die noch entrindet:

IMG_20170112_073605.jpg

IMG_20170111_213118.jpg
Dickster Ast/Stämmchen

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