Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Threads und Präsentation zum 9. Saplingbow-Turnier
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vEngel
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Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 02.01.2017, 21:51

Ich hatte eigentlich vor einen Hartriegel aus meinem Garten zu verarbeiten, aber weil heuer fast jeder Hartriegel nimmt, wollte ich zusätzlich auch was anderes probieren. Deshalb habe ich heute noch einen Fliederast aus Mutters Garten geschnitten.

flieder_vorher.jpg
Der rot markierte Ast wurde ausgewählt

IMG_20170102_161111.jpg
Strauch nachher

IMG_20170102_154714.jpg
Rinde

IMG_20170102_154701.jpg
Knospe (leider unscharf, könnte morgen nochmal ein Foto machen, falls gewünscht)

IMG_20170102_160023.jpg
Schnittstelle am Strauch

IMG_0603.JPG
Durchmesser an der Schnittstelle

Der Kern wandert ziemlich zwischen den Ringen hin und her, ist das bei Flieder normal? Oder hat der schon Pilze oder ähnliches Ungemach?

IMG_0600.JPG
Blick auf Bauchseite des Staves

IMG_0601.JPG
Gesamter Stave, Seitansicht


Ich habe den Stave dann (ohne den Griffbereich) auf Mark mit dem Ziehmesser und einem Hufhobel runtergearbeitet. Ich habe die Rinde auf dem Rücken draufgelassen, ich hoffe das mindert die Rissgefahr auf dem Rücken.

Ursprünglich wollte ich den Griff in die deflexe Stelle in der Bogenmitte setzen, dann wäre der Bogen ca. 1.8 bis 2 m lang. Es gäbe dann allerdings "deflexe steife Recurves". Deshalb hatte ich an folgende Lösung gedacht:
stave_rücken.JPG
Potentielle Sehnenlage auf dem Rücken

stave_seite.JPG.JPG
Seitansicht

Dann wäre der Bogen halt nur noch ca. 1.6 lang. Ich habe 30 Zoll Auszug. Ich hatte daran gedacht den Reflex an den weiß markierten Bereichen etwas rauszudämpfen, damit der linke Teil im Bild ähnlicher wie der rechte liegt.

Ich schätze es wäre sinnvoll den Bogen im Griffbereich mitbiegen zu lassen. Dann gäbs evtl auch weniger Problem mit Rissen im Griffbereich, wenn ich den Stave komplett auf Mark runterarbeite.

Würdet ihr das Biegen vor oder nach dem Trocknen machen?

Wie ich sehe ist der Stave im Vergleich zu den anderen wirklich sehr krumm. Vielleicht ist der Stave dann doch für einen Anfänger zu kompliziert, vielleicht schneide ich noch einen weiteren.
Zuletzt geändert von vEngel am 04.01.2017, 09:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Heidjer
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel

Beitrag von Heidjer » 02.01.2017, 22:38

1. Flieder mit farbigen Kern, poliert, ist eines der schönsten Bogenhölzern überhaupt.
2. Das Flieder fladert, ist völlig normal (die Verkernung hält sich nicht an Jahrringgrenzen).
3. Flieder reißt bei der Trocknung wie die Hölle, paß da gut auf, auch bewegen tut er sich gerne.
4. 160cm finde ich für 30" Auszug sehr knapp, ich würde wenigstens 173cm (68") NtN also 175cm gesammt anpeilen.
5. Biegungen richten so früh wie möglich.
6. Flieder im Saplingturnier finde ich ausgesprochen sportlich, ich wünsche Dir viel Glück und werde den Thread aufmerksam verfolgen, gib Dir Mühe und verzweifel nicht beim ersten Riss. ;)


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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vEngel
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel

Beitrag von vEngel » 03.01.2017, 12:16

Danke für die Ratschläge, ich habe den Stab jetzt komplett aufs Mark runtergearbeitet, weil ich bei der Griffposition noch nicht sicher bin. Wenn ich den Bogen länger machen möchte habe ich halt eine überwachsenen Totast in einem wurfarm. Bisher steckt der noch unter der Rinde, deshalb weiß ich nicht wie schlimm der ist. Ich denke mit einem aufgeleimten Griffstück aus dem selben Ast müsste es auch ganz gut aussehen, und es gibt auch keinen gefüllten Spalt.

Bisher gibts noch keine Risse, das Holz hat bisher aber auch keine temperaturen über -5 grad ertragen müssen. Leider muss der Flieder morgen zwei Stunden in ein warmes Auto, mal sehen was dabei passiert. Ich werde mir dann Zuhause auch noch einen Ersatz-Hasel oder Hartriegel schneiden.

ciao
Pablo

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel

Beitrag von Osboan » 03.01.2017, 14:28

Achtung bei der Rinde!
Meine Erfahrung mit Flieder ist folgende: wenn du die Rinde oben lässt, wird diese (vor allem die mehrlagige Bastschicht, bei der man anfangs schon meint, man schneidet in Jahresringen rum) später steinhart und eine ganz schöne Plackerei beim Runternehmen. Wenn du den Stamm bis auf den Markkanal runtergemessert hast, kannst du am Rücken die Rinde ruhig ganz runternehmen. Das geht in frischem Zustand super und du sparst dir ein paar Stunden (kein Sch**ß ;) ). Danach die Bauchseite mit Leim zu bestreichen, schadet unter Umständen nicht.

Dann solltest du ihn bald dämpfen und richten und ihn dann zum Trocknen so einspannen, wie du ihn nachher haben willst. Dein Knabe riecht nämlich schon förmlich nach Drehwuchs und Spannungen im Holz. Das kann sehr unangenehm werden, wenn du den nicht fixierst.

Ich habe vor 2 Jahren einen Flieder im Saplingturnier am Start gehabt und habe ihn wie beschrieben trocknen lassen - war aber auch ein selten gerades Prachtexemplar:http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=73&t=26272&hilit=saplingbow+7%2C+osboan
Hat klaglos funktioniert. Der Bogen ist dann allerdings nicht rechtzeitig fertig geworden. Hab ihn später fertig gemacht, aber die Präsentation steht noch aus, weil ich ihn schon hergegeben habe ::)
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)

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Mühle
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel

Beitrag von Mühle » 03.01.2017, 21:49

Flieder sol ja ein super Bogenholz sein, allerdings auch nicht ganz einfach. Viel Glück ,Mühle
sprach Abraham zu Bebraham:kann ich mal dein Zebra ham?

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel

Beitrag von vEngel » 04.01.2017, 07:33

Osboan hat geschrieben:Wenn du den Stamm bis auf den Markkanal runtergemessert hast, kannst du am Rücken die Rinde ruhig ganz runternehmen. Das geht in frischem Zustand super und du sparst dir ein paar Stunden (kein Sch**ß ;) ). Danach die Bauchseite mit Leim zu bestreichen, schadet unter Umständen nicht.


ok, ich hab die Rinde mal runtergenommen, dabei ist mir dann auch der fürchterliche Drehwuchs aufgefallen. Ich werde mir heute nochmal einen anderen Ast suchen. An der Rinde ist mir der Drehwuchs nur an den unteren 40 cm aufgefallen. Ich hatte gehofft das es weiter oben anders ist, weil der Stamm dann in einem Seitenast weitergewachsen ist.

entrinden.jpg
Entrinden, im Hintergrund sieht man den Stuhl, den ich als temporäre "Werkbank" benutze.

drehwuchs.jpg
Drehwuchs in unteren Teil.

IMG_20170103_162556.jpg
Abzweigung in Seitenast,


Beim Trocknen ist mir noch nicht ganz klar, warum die Bauchseite (Leim) langsamer trocknen soll als der Rücken, ich dachte dann gibts nur noch mehr Spannungen im Rücken, weil dann dort das Holz am schnellsten schrumpft. Oder reißt bei Flieder der Bauch noch leichter?

ciao
Pablo

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel

Beitrag von Osboan » 04.01.2017, 08:30

Nein, der Leim am Bauch verhindert ja nicht gänlich die Verdunstung, er verlangsamt sie nur. Der Rücken hält von Haus aus besser zusammen, weil die Cellulosefasern der Zellwände ja durch Hemicellulosen und Lignine auch miteinander gut quervernetzt sind. Außerdem ist das Schwundmaß in Richtung der Holzstraheln bei Holz im Schnitt ca. 50% geringer als in tangentialer Richtung. Soll heißen: ohne Leim schrumpft der gewölbte Rücken stärker als der Bauch. Somit erhältst du durch den Leim (oder Öl, Farbe, etc) in etwa ein Gleichgewicht.

Ahja, der Drehwuchs sieht echt fürchterlich aus :-\ Besser echt nen anderen nehmen.

Trotzdem viel Erfolg und Freude beim Bau, Grüße,
Oscar
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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel

Beitrag von vEngel » 04.01.2017, 09:28

Hast wohl recht, jetzt hab ich nochmal die Säge ausgepackt.

IMG_20170104_085014.jpg
Zweites Stämmchen

IMG_20170104_090007.jpg
Nachher

IMG_20170104_085913.jpg
Das blieb übrig

IMG_20170104_090715.jpg

IMG_20170104_090742.jpg
Seitansicht


Muss mich nur bald entscheiden ob ich versuche da zwei Bögen rauszuholen oder ob ich den Knick neben der Hausnummer als Griff wähle (dazu tendiere ich momentan). Heute Mittag muss es ins Auto passen.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 04.01.2017, 10:32

Weiter gehts

IMG_20170104_101628.jpg
Querschnitt Stamm 2

IMG_20170104_101456.jpg
Ausgewähltes Stück

Muss ich wohl im Griff noch etwas zurückbiegen.

Beim zweiten Stamm scheint der Drehwuchs etwa schwächer zu sein wie beim ersten, das werde ich weiter benutzen. Bin schon gespannt wie es weiter oben ausschaut.
IMG_20170104_101239.jpg
ca. 40° auf 67 cm im unteren Stammteil

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von benzi » 04.01.2017, 11:06

die Gedanken dazu welche Seite ich einpinsel kann ich nicht nachvollziehen:

der zukünfitge Bogenrücken ist mMn viel nasser als der Kern, das war bei meinen Holler deutliche zu fühlen, Rinde würde das ausgleichen, daher lassen wir sie bei langsamer Trocknung drauf und diese muss am Bogenrücken durch Leim/Öl/Farbe/Wachs ersetzt werden... meine Gedanken dazu...

liebe Grüße benzi
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von vEngel » 05.01.2017, 13:36

Ich habe den zweiten Stamm angefangen die Rinde abzuziehen
IMG_0613.JPG
Immer noch massiver Drehwuchs, schätzungsweise etwas mehr als 360°


Trotz des Drehwuchses mache ich mit dem Stave mal weiter... Gibts da Tricks beim Tillern, um das Verdrehen zu minimieren?

Die Darrprobe (mit Mikrowelle, sehr oft in kurzen Intervallen erhitzt) ergibt ca. 30-31% Holzfeuchte. Interessant war, das nach den ersten Erhitzungen kleine, radiale Haarrisse entstanden sind, die sich später wieder geschlossen haben.

Den ersten Stamm habe ich jetzt zersägt und kleine Trocknungsteststücken mit unterschiedlicher Versiegelung (Leim nur am Ende, auf Bauch, am Rücken an beiden), gemacht, die kommen dann in mein sehr trockenes Wohnzimmer (30% Luftfeuchte), und zwei in den Keller (18°, 55 % Luftfeuchte).

IMG_0614.JPG
Probestückchen für Trocknungsversuch


Hoffentlich schaffe ich es noch den Rohling heute zu biegen. Hab ihn komplett auf Mark runtergearbeitet, weil die Hauptbiegestelle ja am Griff ist.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von bowjo » 05.01.2017, 13:49

Moin,

also ich möchte dir ja nichts mies machen, aber für mich sieht der Bursche eher für einen Wanderstock geeignet aus. Aber vielleicht?

Gruß
Sven
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Nur wer fragt, kann Antworten bekommen.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von max2 » 05.01.2017, 14:52

Leg mal Deine mikrowellengetrockneten Stücke auf den Ofen und schau, ob Sie nicht doch noch Gewicht verlieren.

Bei 30 % muss der Flieder ja schon tot gewesen sein.

Edit: und für einen Wanderstock wär mir das Ding zu krumm, da stolpert man ja drüber. :)

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von fatz » 05.01.2017, 15:09

Ich denk auch, dass da noch Wasser rausgeht.

Mite in bissl daempfen koennt's auch noch ein Korkenzieher werden. Wenn das ein Bogen wird bin ich schwerst beeindruckt.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Saplingbow 9, Grünschnabel, Flieder

Beitrag von Bowster » 05.01.2017, 15:31

bei deinem zweiten Stamm da ist nichts mehr mit minimieren

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