Release und Geschichte...

Technik und praktische Umsetzung
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sundancewoman
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Beitrag von sundancewoman » 10.11.2005, 17:39

Genau!!
Welche Trageweise und wann? Sollten beide Bogentransport-Möglichkeiten gängig sein. Wer von uns war in so seinen Streifzug dabei?

Im Ernst, das waren nicht 3 Zielscheiben auf 90 Meter verteilt. Auch, wenn sie Kreise galoppiert haben, haben 5 oder 12 Pfeile gereicht ohne nachzuladen?
Wer von Euch legt rechts auf und zieht mit Daumen und: zum Brust oder zu Gesicht?
Wie ist das dann, mit schnell nachladen?
SW
Es komt nicht darauf an, den bequemsten Weg zu finden, sondern den Richtigen zu gehen

Niels

Beitrag von Niels » 10.11.2005, 18:02

Sag ich doch. Es ist alles reine Spekualtion. Da gibt es folglich auch kein falsch oder richtig.

Aber eine bestimmte Spekulation zur Pfeilaufbewahrung ist doch eher nicht geeignet, den "offenen Release", um den es ja hier geht, zu erklären, oder?

Wenn es um eine historische Darstellung geht, ich also einem Interessierten was dazu erklären möchte, wie es wahrscheinlich gewesen ist, würde ich mich dennoch an die Variante "Spitze nach oben" halten, denn die ist nunmal zumindest bei den Begräbnissen belegt (angerostete Spitzen am Köcheroberteil).

Polvarinho
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RE:

Beitrag von Polvarinho » 17.11.2005, 11:20

Original geschrieben von Niels
Aber eine bestimmte Spekulation zur Pfeilaufbewahrung ist doch eher nicht geeignet, den "offenen Release", um den es ja hier geht, zu erklären, oder?


Hi Niels,

das hier hat Horsebow unter einem anderen Thema ins Forum gestellt.

Das dürfte eine Menge unserer offenen Fragen klären....:

Zitat:
Holger Riesch schreibt in "Pfeil und Bogen zur Merowingerzeit" auf S. 68:
"Nach Ausweis der archäologischen Situation in Zentralasien und Osteuropa finden sich die Charakteristika der Altdorfer Köcherform, d.h. flachovaler oder segmentförmiger Korpus, nach oben gerichtete Pfeilspitzen und zur Aufnahme der Befiederung breiterer Boden, bereits bei der Ausrüstung hunnezeitlicher Reitervölker. Dem Schießen zu Pferde angepaßt, erlaubte die Trageweise am rechten Oberschenkel das Greifen der schweren Vorderpartie eines langen Schaftes gleich unterhalb der Spitze, so dass sich der Pfeil mit der rechten aufgrund der günstigen Gewichtsverteilung sicher an die den Bogen fassende linke Hand bringen ließ. ... Der merowingische Kulturraum kopierte die fremden Reiterköcher erkennbar seit dem späten 6. Jh. im Anschluss an die awarische Einwanderung nach Pannonien, und zwar vornehmlich auf dem "Umweg" über langobardische Vermittlung. ...
Und auf S. 71:
"Die ursprünglich reiternomadische Art und Weise der Pfeilaufbewahrung erfuhr in Mitteleuropa auch über die Merowingerzeit hinaus eine nachhaltige Überlieferung. So existieren in der hoch- und spätmittelalterlichen, deutschen Buchmalerei zahlreiche Darstellungen solcher flach-ovalen Pfeilbehälter mit oben herausschauenden Projektilköpfen, die zur adeligen Jagdausrüstung gehören. ... Schließlich wurden sogar die relativ kurzen Behältnisse für Armbrustgeschosse dem Köcherdesign der Steppe nachgeahmt. ... Zeitlich wärhte die "Mode" des Pfeiltransports nach dem Vorbild der Steppenvölker vom Frühen Mittelalter bis in die Epoche der Renaissance."

Ich kann das Buch wirklich empfehlen!

Weitere Literatur zum Thema "Köcher":

Borger, R.: Der Bogenköcher im Alten Orient, in der Antike und im Alten Testament, Göttingen 2000

Calmeyer, P.: Köcher. B. Archäologisch. In: Reallexikon der Assyrologie und Vorderasiatischen Archäologie. Berlin – New York, 6. Bd. 1980-83, S. 45-51

Clausing, Ch.: Zu den Köchern der Urnenfelderzeit, In: Archäologisches Korrespondenzblatt 28, 1998, S. 379-390

Haiduck, Hermann: Ein mittelalterlicher Köcher aus der Wurt Niens, Lkr. Wesermarsch. In: Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland 19, 1996, S. 73-78; 8 Abb.

Hoppe, M.: Drei hallstattzeitliche Pfeilköcher aus Treuchtingen-Schambach, Ldkr. Weissenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken. In: Archäologisches Korrespondenzblatt 13, 1983, S. 85-94

Revesz, L.: Die Bereitschafts-Bogenbehälter (Gorytos) in den Gräbern der ungarischen Landnahmezeit. Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae 44, 1992, Akademidi Kiado, Budapest, S. 345ff.

Steuer, Heiko: Köcher. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Hrsg. Johannes Hoops, Bd. 17, Berlin 2001, S. 76-84

Wahrscheinlich finden sich noch in vielen Büchern zur allgemeinen Bogengeschichte weitere Hinweise auf Köcher bestimmter Zeitepochen. Wir sind also ganz und gar nicht auf Spekulationen angewiesen, authentische Nachbauten sollten mit ein wenig Literaturstudium zu machen sein.
Gruß, horsebow

Ende Zitat.


Leider wissen wir jetzt immer noch nicht, wie man ordentlich mit dem Daumen schießt.
Eigene Versuche endeten bisher immer mit dem drohenden Verlust dieses doch relativ wichtigen Körperteils.... :-( :-( :-(

Gruß

Polvarinho
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

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