Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

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Neumi
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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Neumi » 08.02.2022, 15:24

MrCanister123 hat geschrieben:
08.02.2022, 10:48
Finds bissl schade dass halt die ursprüngliche Saplingbogentradition mit dem Motto (Wald- gutes Holz finden - geilen Bogen bauen) nicht mehr so erhalten bleibt, aber vllt. scheiden sich da auch die Geister.
Der ursprüngliche Gedanke wäre dann hier nachzulesen: https://fletchers-corner.de/viewtopic.p ... ow#p179929
Sehnenbackings werden als OK beschrieben. Horn wird nicht erwähnt (damals eine klare Lücke im Regelwerk).

Mind. einen Kompositbau-Versuch gab es schon 2016: https://fletchers-corner.de/viewtopic.p ... 2A#p502315
Einen Bogen aus Bambus mit Sehnenbacking oder ein Bogen mit Kabelbacking gab es auch schon. Ist das noch Standard?
MrCanister123 hat geschrieben:
08.02.2022, 10:48
Weil was kann ein als Beispiel genannter 30# Standart -Hasel /Esche Bogen gegen sowas bewirken?
Ich wusste nicht, dass wir uns im Krieg befinden. Nee, ernsthaft: für mich gibt es hier kein gegeneinander, sondern ein gemeinsames Event, bei dem nach wie vor auch neue Methoden zum Einsatz kommen.
Und ganz ehrlich finde ich einen wirklich gut gebauten Selfbow klasse, z.B. einen ohne Set. Oder mit wirklich ansprechendem finish. Oder neuen Ideen bez. der Gestaltung oder auch einfach ungewöhnlich schnell und, und, und...
Und weil Du Standard-Bogen schreibst: was ist denn Standard? Hasel und Esche können beides gute Bogenhölzer sein, speziell Esche mit Ihrer kaum zu übertreffenden Zugfestigkeit, die einem bei richtiger Bauweise zu einem Ausnahmebogen verhelfen kann. Es können auch genauso gut Kunstwerke sein, es wurden schon zahlreiche im Rahmen der Saplingbow-Events gezeigt.

Für mich persönlich ist es so, dass ich schon seit mehreren Saplingbows an einem Tag nach dem 01.01. irgendwo in den Wald gehe und mir spontan einen Sapling suche. Ohne Plan, der entwickelt sich hinterher, wie hier eben zu einem Kompositbogen. Letztes Jahr war es halt Spitzahorn aus dem dann 2 Selfbows wurden.

Und Ruhm und Ehre ist mir sowas von egal, ich muss meinen Bogen auch nicht an einer Abstimmung teilnehmen lassen ;)
Preise gibt es eh keine mehr, warum auch immer.

Und zum Schluß: genau genommen sollte man dieses Thema nicht in einem Bauthread diskutieren, sondern im Thema zum Saplingbow: https://fletchers-corner.de/viewtopic.p ... 71#p580208

Und ein allerletztes noch, bitte nicht falsch verstehen, ist aber meine Meinung: ich finde Deine Einlassung ganz ehrlich gesagt etwas befremdlich, ich glaube es ist das erste Mal in insgesamt 14 Saplingbows, dass so ein Einwurf kommt.
Grüße - Neumi
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Uranus79
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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Uranus79 » 08.02.2022, 15:37

Das wäre eine Idee mit den zwei Kategorien, weil was MrCanister123 sagt, ging mir auch durch den Kopf...

Viele Grüße, Uranus

Indie12
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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Indie12 » 08.02.2022, 16:17

Ich glaub diese Einlassung entstand, weils diesjahr gleich 3 Komposits hat :o

Aber vllt könnten wir den ganzen abschnitt zum thema vllt dahin verschieben, wo er hingehört? (Siehe neumi)

Hat ja nu echt nix im baufred hier zu suchen.

My2ct

Martin

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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von MrCanister123 » 08.02.2022, 18:00

Oje, so vertiefen wollte ich das Thema doch gar ned... :(
Es war lediglich ein Gedanke von mir. Du siehst es aber selbst, wenn ich extra schreibe, dass es " keine negative Kritik oder Ähnliches ist" als Angriff und stellst meine Meinung als "befremdlich" dar.

Will damit ja kein Fass aufmachen aber ich glaub ich bin mit der Einstellung nicht ganz der Einzige so wie es sich herausliest.
Schaffa Schaffa

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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Mühle » 08.02.2022, 19:52

Ich bin der Meinung, daß jeder bauen kann was er will. Ob es der Mehrheit gefällt, sieht man ja dann
bei der Abstimmung zum Schluß. Ich kann Mr Canister Gedanken schon nachvollziehen, macht bitte kein
Theater deswegen.
LG Mühle
sprach Abraham zu Bebraham:kann ich mal dein Zebra ham?

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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Neumi » 08.02.2022, 21:34

MrCanister123 hat geschrieben:
08.02.2022, 18:00
stellst meine Meinung als "befremdlich" dar.
befremdlich = Erstaunen hervorrufend. Nach 5 Wochen und dann ausgerechnet in meinem Bauthread könnte ich deine Äußerung auch anders interpretieren. Ich bleibe aber bei der zuerst genannten Definition, so ist es gemeint.

Weiter geht's, die Uhr tickt.
Heute waren die Verstärkungen für die WA-Enden dran. Da ich zuviel Holz hätte wegnehmen müssen um Holzverstärkungen zu benutzen, habe ich auf Horn umentschieden. Also Reste gesucht und ca. 1 mm dicke Stücke geschnitten und dann mit der HLP erhitzt und in Form gebogen. Danach mit schwarz eingefärbtem Epoxid geklebt.
Außerdem gab es noch ein sehr dünnes Hornpatch über die Bruchstelle am Bauch (Foto vergessen). Da ich nicht lange warten wollte, habe ich meinen Heizlüfter auf die Stelle pusten lassen, so dass der Bauch auf ca. 90° C erhitzt wurde. Das Epoxid ist dann nach 20 Min. ausgehärtet. Allerdings war das ein Spiel mit dem Feuer, bei 56° C rückenseitig habe ich den Lüfter abgeschaltet und das Konstrukt wieder runter gekühlt.
Außerdem gabs noch ein paar Sehnen auf die große Bruchstelle.

Hornschalen.jpg
gebogene Hornschalen
Hornschale geklebt.jpg
zusätzliche Sehnen.jpg
zusätzliche Sehnen, unscharfes Foto, pardon
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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Indie12 » 09.02.2022, 11:13

Neumi, aus deinem Projekt kann man bei all den Reparaturen quasi einen Erste-Hilfe-Workshop für fast jede Fehlerstelle an einem Bogen machen, der nicht nur aus Holz besteht.

Ich find´s superspannend und drück dir alle mir zur Verfügung stehenden Daumen, dass du den noch richtig gebogen bekommst. Idealerweise innerhalb der Zeit, aber wenn´s erst später wird, ist das auch großartig. Bogenkrimi ;D

Gruß

Martin

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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Neumi » 09.02.2022, 12:30

Moin und danke für's Daumen drücken - heute entscheidet sich, ob das ein Bogen wird oder nur ein Versuch.
Grüße - Neumi
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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Neumi » 12.02.2022, 11:42

Noch ist das Konstrukt im Spiel. Nachdem die an der großen Bruchstelle zusätzlich aufgebrachten Sehnen vermeindlich trocken waren, habe ich es gewagt und auf Standhöhe aufgespannt. Sah garnicht so gut aus :-X

Schwachstelle.jpg
das Foto ist nicht so toll, aber ich denke man sieht die markierte weißliche Stelle ganz gut. Zuviel Dehnung in diesem kurzen Bereich
schwach aufgespannt.jpg
man erkennt sofort das Ungleichgewicht, die Schwachstelle=große Bruchstelle ist markiert
Schstelle groß.jpg
größere Ansicht der Schwachstelle

In dieser Form macht das keinen Sinn, also habe ich in die Trickkiste gegriffen und zunächst 4 Lagen Hanffaser, eine nach der anderen, mit Fischleim aufgeklebt um die Dehnung zu begrenzen. Danach noch eine relativ dicke Lage Sehnen drüber geklebt.

Hanf.jpg
Hanffasern am Stück
Schwachstelle geflickt.jpg
Schachstelle zusätzlich geflickt

Da die Uhr weiter tickt, habe ich direkt danach die eingefärbte Rohhaut aufgezogen und auch schon die Verzierungen angebracht. Alles nicht fein gearbeitet, sondern grob. Und dann zwei Brutal-Trocknungs-Nächte mit Heizlüfter durchgeführt. Zunächst wurde die erneut geflickte Stelle auf ca. 50° C erhitzt, danach nur noch auf 40° C. Jetzt ist das Konstrukt definitiv trocken und deswegen war es heute Zeit für den Aufspannversuch.
Selten soviel geschwitzt, das leise Knistern bei jedem weiteren Zoll in die Biegung bringen macht sogar mich mächtig nervös :-X
Jetzt bin ich bei 25" Auszug, nach jedem Zoll Auszug habe ich gewartet bis das knistern aufhört, aber im Moment hat mich der Mut verlassen. Ich lass das Ding jetzt mal aufgespannt und entscheide dann, ob ich auf Sicherheit oder auf Risiko gehe.
In der Zwischenzeit muss ich noch eine Sehne wickeln.

aufspannhilfe.jpg
Nach zusätzlicher Reparatur auf der Aufspannhilfe
Standhöhe.jpg
Standhöhe nach letzter Reparatur
25 Zoll.jpg
60#@25" der rechte WA wäre der untere, vielleicht noch einen Hauch zu stark. Da aber mit aufgelegtem Pfeil etwas weiter oben an der Sehne gezogen wird und somit der untere WA stäker biegt, als auf der Tillerwand, könnte es auch so schon passen
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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Hieronymus » 12.02.2022, 12:05

Spannend... Ich drück dir weiter die Daumen ;)

GRUß MARKUS
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
Salvador Dalí

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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Neumi » 12.02.2022, 13:36

Danke für's drücken, aber an dieser Stelle wird das Experiment beendet.
Ich habe noch bis 27" gezogen, aber nach genauer Ansicht gesehen, dass der Bruch bei noch weiterem Auszug unweigerlich erfolgen wird. Es wäre unsinnig und unnötig gefährlich hier weiter zu machen. Vielleicht mache ich die Reparatur in Ruhe noch fertig. Dass es möglich ist, zeigt mir dieses Experiment. Es war einfach nur zu wenig Zeit für die Reparatur.

Hier noch eine Detailaufnahme des Rückens. Man sieht dass das Rohhaut-Backing kurz vor dem entgültigen Bruch ist. Allerdings nicht an der Bruchstelle, sondern am Anfang der zur Reparatur aufgebrachten Hanf- und Sehnenfasern. Diese waren also eindeutig zu kurz und hätten bis zur Wicklung gehen müssen, also 4,5 cm länger Richtung Bogenmitte und nach außen ähnlich lang.
Insgesamt habe ich wieder so einiges gelernt.
Einen optisch ähnlichen "Orkbogen" werde ich auf alle Fälle bauen (sowas steht schon lange auf dem Programm), aber dann mit korrekten Verhältnissen zwischen Sehne, Holz und Horn.

Ende.jpg
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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Coal » 12.02.2022, 18:51

Das war/ist ein sehr interessantes Projekt samt unglaublichem Reparaturversuch :o
Schade daß deine Bemühungen bis jetzt noch unbelohnt geblieben sind.
Grüße
Coal
Wer nur einen Hammer hat, für den schaut jedes Problem aus wie ein Nagel.

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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Chirurg » 12.02.2022, 20:48

Schade, da steckte viel Herzblut in diesem Projekt, lG Stephan

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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Neumi » 17.02.2022, 20:25

Ich sorge im Nachgang zum Saplingbow noch für ein wenig Unterhaltung :D :D
Da ich noch nicht aufgeben will, habe ich einen weiteren Reparaturversuch gestartet ::) >:)

Zunächst musste die Rohhaut wieder entfernt werden, allerdings nur bis kurz nach der Bruchstelle (bis zum Beginn der Wicklung). Dazu habe ich ein nasses Tuch aufgelegt und dann mit Folie eingewickelt. Bei Fischkaltleim kann man durch das aufweichen die Verklebung sehr einfach lösen. In diesem Fall also ein Vorteil. Allerdings sollte man solche Verklebungen gut vor Nässe schützen, denn allein durch das anfassen wird dieser Kleber wieder aktiviert, also klebrig. Wenn ich Wicklungen mit Kaltleim herstelle, mache ich anschließend noch eine Lage Warmleim drüber, das hilft schon mal sehr gut und danach dann noch irgendeine Versiegelung (Wachs, Harz, Ölmischungen...).

Rohhaut und sehnen aufweichen.jpg
hier ist nur das nasse Tuch zu sehen

Den Sehnenbelage hätte ich auch einfach runter messern können, aber ich wollte nicht unnötig ins Holz schneiden, vor allem aber brauche ich ein paar Zentimeter vom alten Sehnenbelag zur Überlappung mit dem neuen. Das aufquellen dauert bei Warmleimen deutlich länger, speziell bei Mischungen mit dem selbst hergestellten Schwimmblasenleim dauert der Quellvorgang recht lange. Den getrockneten Schwimmblasenleim wieder aufzuquellen und aufzulösen dauert deutlich länger als bei Haut- oder Sehnenleim, d.h. also auch dass dieser Leim deutlich weniger feuchteempfindlich ist.

Dann habe ich die Bruchstelle bis auf den Grund des Risses ausgeschliffen und ein Patch mit sehr ähnlicher Rückenwölbung hergestellt, ich habe ja noch die 2te Hälfte des Stämmchens :)
Anschließend mit Epoxid geklebt. Mal sehen ob diese Variante funktioniert...
Rinderrückensehnen habe ich auch schon in ausreichender Menge zerfleddert, so dass ich schon bald die erste Lage aufbringen kann. Da ich das Gewicht der ursprünglichen Sehnenlage kenne, kann ich relativ genau berechnen wieviel Sehnen ich kleben muss :)

Bruchstelle ausgeschliffen.jpg
die Bruchstelle ist ca. 6-7 mm tief ausgeschliffen
Bruchstelle ausgeschliffen02.jpg
Patch.jpg
Das Patch, hier noch mit temporärem Griff, damit es sich zum schleifen gut greifen lässt
geklebt.jpg
geklebt
Sehnenansatz.jpg
der alte Sehnenbelag zur Überlappung mit dem neuen
Sehnen zerfleddert.jpg
ausreichend Sehnen zerfleddert
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Re: Saplingbow 14, Neumi, Pfaffenhütchen

Beitrag von Kemoauc » 17.02.2022, 20:31

Oh,Mann, Du bist echt eisern. O0
Bin gespannt,was da am Ende rauskommt. :D
Grüßle,
Kemoauc
Haseldübel
Fichtendübel
Balsadübel

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