Startboxensyndrom

Alles zum Thema Pferde, Pferdeausbildung, etc.
Steppenreiter

Re: Startboxensyndrom

Beitrag von Steppenreiter » 08.11.2007, 13:04

Also gut ein paar Beispiele:

1. Das Pferd versteht nicht:
Das Pferd reagiert bei Zügelanzug mit vermehrten Aktionen, aber nicht stillstehen.
Ursache: das Pferd versteht nicht. Zügelanzug verursacht Schmerzen und diesen versucht es zu lindern und nimmt den Kopf hoch, verwirft sich, zeigt vermehrten Vorwärtsdrang.
Lösung: Dem Pferd die Bedeutung der Zügelanzüge beibringen. Das geht mit einer Stufenleiter der Intensität und der unmittelbaren Belohnung bei korrektem Verhalten, dem Nachlassen der Zügel.

2. Das Pferd kann nicht:
Ein großes Rechteckpferd soll ohne Anlehnung gesetzt galoppieren. Dazu muß es ganz bestimmte Muskelgruppen ausgebildet haben, z.B. Bauchmuskeln und die der Hinterhand. Es hat also genügend Kraft um sich mit dem Reitergewicht zu tragen. Je schwerer der Reiter umso schwerer die Aufgabe. Erwarte ich von meinem Pferd nun einen gesetzten Galopp ohne zuvor es dafür zuvor muskulär in Form gebracht zu haben, werde ich scheitern.

3. Das Pferd will nicht:
Pferde sind wahre Meister im sich Entziehen für sie schwierige Aufgaben. Haben sie einmal verstanden wie man  Arbeiten vermeidet, werden sie es immer wieder tun. Hier ist unbedingte Konsequenz gefragt. Geithner nennt das, "be strict!"

Und jetzt zum eigentlichen Thema dem "Startboxensyndrom"
Was sid die Ursachen dafür?
1. Ein Vorwegnehmen einer Aufgabe
2. Starke Aufgeregtheit, die vom Reiter nie bearbeitet wurde
3. Überanstrengung oder Schmerzen
4. Fehlerhaftes Verhalten (Widersetzlichkeit), dass nie korrigiert wurde

Alle diese Ursachen sind aber Korrekturaufgaben für denjenigen, der sie lösen muß. Dem Pferd etwas neues beibringen und es korrigieren sind aber zunächst einmal zwei unterschiedlich schwierige Aufgaben.

Beim Vorwegnehmen einer Aufgabe, bietet sich an den Platz oder die Zeit an/bei dem/der losgaloppiert wird zu verändern. Nicht sofort nach dem Zurückkommen, erst ab Mitte der Bahn, dann wieder Anfang usw.

Bei starker Aufgeregtheit hilft neben ab und Aufsteigen, auch besondere Aufgaben beim Startplatz einzubauen und den Startplatz zum Ruheplatz umzufunktionieren. Pausen sind Belohnung und Pause gibt es nur beim Startplatz.

Bei Überanstrengung und Schmerzen - sofort aufhören, Ursachen finden, Pferd vorher trainieren.

Bei Widersetzlichkeit hilft ruhige und ganz konsequentes Abverlangen der Aufgabe mit viel Belohnung bei gutem Verhalten. Dazu muß das Pferd aber zuerst einmal unbedingt den Reiter akzeptieren und respektieren, sonst geht garnix.

Grey
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 75
Registriert: 13.11.2006, 11:01

Re: Startboxensyndrom

Beitrag von Grey » 09.11.2007, 11:26

;) Achtung jetzt kommt was gaaanz langes...... ;D

Es bezieht sich alles auf den letzten Post von Steppi  :-*

Also gut ein paar Beispiele:

1. Das Pferd versteht nicht:
Das Pferd reagiert bei Zügelanzug mit vermehrten Aktionen, aber nicht stillstehen.
Ursache: das Pferd versteht nicht. Zügelanzug verursacht Schmerzen und diesen versucht es zu lindern und nimmt den Kopf hoch, verwirft sich, zeigt vermehrten Vorwärtsdrang.
Lösung: Dem Pferd die Bedeutung der Zügelanzüge beibringen. Das geht mit einer Stufenleiter der Intensität und der unmittelbaren Belohnung bei korrektem Verhalten, dem Nachlassen der Zügel.

Das Pferd versteht nicht…wirklich? Anders: was hat es verstanden? Oder versteht es bloß mich nicht in diesem Moment auf diese Situation bezogen? Und nun zum Zügelanziehen….je nach Reitweise ist das ja was völlig unterschiedliches. Bei mir ist es zum Beispiel Nicht zum Bremsen oder verlangsamen gedacht. Es ist dafür, das es den Kopf hergibt, sich rund macht, vorwärts-abwärts geht, bzw. einem LEICHTEN Druck in eine bestimmte Richtung nachgibt (und zwar dem Druck auf den Hals durch den Zügel, nicht dem druck im Maul). Und es ist was anderes ob das Pferd das gelernt hat oder etwas anderes. Und ich halte nicht unbedingt etwas von Intensität: das würde nämlich bei so manchem Pferd bedeuten, dass ich ihm massivst die Backenzähne massieren muß um es zu verlangsamen , geschweige denn anzuhalten. Wäre es in diesem Fall nicht sinnvoller, dem Pferd was anderes beizubringen? Wie ihm zu zeigen, dass es einen schwerpunktveränderung gibt und es deshalb langsamer werden soll? Stichpunkte könnten hierzu sein: Bodenarbeit (die 856.) und/oder Signalreiten
2. Das Pferd kann nicht:
Ein großes Rechteckpferd soll ohne Anlehnung gesetzt galoppieren. Dazu muß es ganz bestimmte Muskelgruppen ausgebildet haben, z.B. Bauchmuskeln und die der Hinterhand. Es hat also genügend Kraft um sich mit dem Reitergewicht zu tragen. Je schwerer der Reiter umso schwerer die Aufgabe. Erwarte ich von meinem Pferd nun einen gesetzten Galopp ohne zuvor es dafür zuvor muskulär in Form gebracht zu haben, werde ich scheitern.

Ja gebe ich dir recht. Aber welcher Reiter unter uns weiß welche Übungen für welche Muskelgruppen wichtig sind? Wie man ein Pferd ausreichend schult, damit es unter den schwerpunkt treten kann? Welche körperlichen Gegebenheiten beim Pferd vorhanden sind, die es zu beachten gilt bzw. was ein pferd dann im endeffekt körperlich machen kann und was nicht. Tierärzte und Ausbilder der Wiener Hofreitschule mal ausgenommen (übrigen Claus: Danke für den Buchtipp: Finger in der Wunde -> genial). Kannst Du Deine Pferde so ausbilden? Sind deine Pferd so ausgebildet?

3. Das Pferd will nicht:
Pferde sind wahre Meister im sich Entziehen für sie schwierige Aufgaben. Haben sie einmal verstanden wie man  Arbeiten vermeidet, werden sie es immer wieder tun. Hier ist unbedingte Konsequenz gefragt. Geithner nennt das, "be strict!"

Auch hier gebe ich Dir zum Teil recht. Aber für mich spielt hier Motivation und das Thema Respekt bzw. Rangordnung auch eine große Rolle. Es will einfach nicht! Ist für mich kein Argument. Es hat mich nicht verstanden, nicht akzeptiert oder es ist aus körperlichen Gründen nicht dazu in der Lage sind sehr wohl Argumente. „Be strict!“ Ja und zwar immer, auch bei sich selbst….immerhin sind wir diejenigen die die Fehler machen.

Und jetzt zum eigentlichen Thema dem "Startboxensyndrom"
Was sid die Ursachen dafür?
1. Ein Vorwegnehmen einer Aufgabe
2. Starke Aufgeregtheit, die vom Reiter nie bearbeitet wurde
3. Überanstrengung oder Schmerzen
4. Fehlerhaftes Verhalten (Widersetzlichkeit), dass nie korrigiert wurde

Alle diese Ursachen sind aber Korrekturaufgaben für denjenigen, der sie lösen muß. Dem Pferd etwas neues beibringen und es korrigieren sind aber zunächst einmal zwei unterschiedlich schwierige Aufgaben. Jawoll…aber etwas neues beibringen ist einfacher, als einen Fehler mit alten Lernmuster korrigieren zu wollen

Beim Vorwegnehmen einer Aufgabe, bietet sich an den Platz oder die Zeit an/bei dem/der losgaloppiert wird zu verändern. Nicht sofort nach dem Zurückkommen, erst ab Mitte der Bahn, dann wieder Anfang usw.

Ich weiß nicht ob sich das so sehr anbietet….beim Signalreiten wird ja das geforderte Verhalten durch Druckentlastung sofort belohnt. Das heißt, wenn ein Pferd an einer Stelle unaufgefordert angaloppiert, wird es an genau dieser Stelle zurückgenommen und zwar so lange bis es das nicht mehr macht, bis es wartet ob das Signal kommt oder nicht….ist zwar manchmal mühseelig hilft aber. Und je eher man so ein Muster erkennt umso besser. Auf der Bogenbahn würde das bedeuten: Nix galopp, schritt, rumstehen, mit dem Bogen rumfuchteln….oder meinst du das mit Zeit und ort? Aber selbst das ist ja nicht immer die Lösung. Beispielt: Altes erfahrenes Turnierpferd macht im Training alles super mit, wartet auf die Signale, egal was…absolut super. Und sobald er gerafft hat: Es ist Turnier, ist schluß mit Lustig, weil der Zosse genau weiß, dass man eben im Ring nix korrigieren darf! Was also tun…..in diesem Fall hat geholfen: Ihn im Turnier starten lassen und zwar etliche Male und ihn dort tatsächlich korrigiert. Hat jedes Mal einen Score von 0 zur Folge, sprich 10-12 Turniere waren für Katz. Pferd schlechter Ruf und Reiter war als Looser verschrien. Und dann hatte das edle Roß abgespeichert: Mist! Korrektur kommt auch hier…und seither läuft er wieder vorne mit. Haben auch wir die Zeit und den Mut auf fremden Bahnen zu riskieren unsere Pferde zu korrigieren, wenn wir dadurch auf dem letzten Platz landen?

Bei starker Aufgeregtheit hilft neben ab und Aufsteigen, auch besondere Aufgaben beim Startplatz einzubauen und den Startplatz zum Ruheplatz umzufunktionieren. Pausen sind Belohnung und Pause gibt es nur beim Startplatz.

Warum soll auf und Absteigen helfen? Wem hilft das? Dem Pferd? Dem Reiter? Kann das Pferd dadurch nicht auch lernen: Ich rege mich auf -> mein reiter steigt ab,somit habe ich meine Ruhe! Oder er steigt ab, da ist was gefährliches….Das kann auch eskalieren. Wenn der Respekt und Sicherheit nicht vorhanden ist, dürfte das das falsche Mittel sein. Und wenn es ein mental fürchterliches Sensibelchen ist, denke ich mir, ist eine Desensibilsierung vom Boden aus sinnvoller. Wenn das Roß zur temperamentvollen sorte gehört, sollte es sich eigentlich schon gar nicht erst so aufregen müssen, wenns los geht. Denn das aus einer Rennsemmel rauszubekommen, düfte aus mentalen Gründen sehr schwer sein. Vor allem wenn sein reiter ja eigentlich auf solch stolze schnaubende Kampfrösser stolz ist….

Bei Überanstrengung und Schmerzen - sofort aufhören, Ursachen finden, Pferd vorher trainieren.

Ja. Uneingeschränkt ja. Nur sind wir alle so sensibel zu erkennen, wann ein pferd überfordert ist bzw. siehe oben…..

Bei Widersetzlichkeit hilft ruhige und ganz konsequentes Abverlangen der Aufgabe mit viel Belohnung bei gutem Verhalten. Dazu muß das Pferd aber zuerst einmal unbedingt den Reiter akzeptieren und respektieren, sonst geht garnix.

Jawoll….ebenfalls uneingeschränkt.

Vielleicht sollten wir aber auch unsere eigenen Erfahrungen „Wort für Wort“ á la Gebrauchsanweisung für andere austauschen. In dem Stil: ich habe das bei diesem Problem gemacht und es hat geholfen oder auch nicht. Was kann man noch machen oder versuchen? Und zwar am liebsten ohne Kritik unter Gürtellinie sondern im sachlichen Bereich und noch besser, man trifft sich nicht nur zum Bogentraining sondern vielleicht auch mal zu Pferdetraining/Reitertraining?

So das war mein Wort zum Wochenende  ::) ;D

Grüzzels Grey
Zuletzt geändert von Grey am 09.11.2007, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
Gr?zzels Grey

Spring! Entweder Du f?llst oder es wachsen Dir Fl?gel!

Antworten

Zurück zu „Bogenreiten Pferde“