Startboxensyndrom

Alles zum Thema Pferde, Pferdeausbildung, etc.
Der Steppenreiter

Startboxensyndrom

Beitrag von Der Steppenreiter » 18.05.2006, 08:08

Es gibt Pferde, oft ist dieses Verhalten bei hochblütigeren zu beobachten, die beim Start ein im Galoppsport nicht unähnliches Verhalten zeigen - das Startboxensyndrom.

Sie galoppieren die Bahn gerade hinunter, halten selbstständig, laufen ordentlich zurück, aber sobald es zum Start kommt, werden sie unruhig und manche sind dann kaum noch zu halten.

Was für Erfahrungen habt ihr, vorallem wie löst ihr dieses Problem? Wie gesagt nicht jedes Pferd reagiert so, viele sind einfach faul und laufen eh' kaum, sobald sie 'mal spitz gekriegt haben, wie's geht.

Andere Pferdecharaktere heizen sich aber so gewaltig auf, daß zielgerichtetes Üben kaum noch möglich ist.

Pochifiore

Beitrag von Pochifiore » 18.05.2006, 08:25

Hallo Christian,

Als Besitzer solch eines hochblütigen Tieres (und ehemalige Reiterin vieler solcher Pferde ;-) ) würde ich sagen, dass man es zwischendrch langsam angehen lassen muss.

Also das gesamte Prozedere im Schritt machen. Eventuell das erstmal in kleine Einzelschritte zerlegen und diese in Ruhe verlangen. Dann können diese immer mehr zusammengesetzt werden - aber eben in Ruhe und langsam!

Lob (in welcher Form auch immer man das normalerweise macht: Click, Belohnung, Streicheln, Nachgeben,...) gibt es reichlich und in den richtigen Momenten.

Wenn das Pferd sich aufregt wird erstmal für das ruhige Stehen gelobt. Dann für ein paar ruhige Schritte usw.

Nach einiger Zeit kann man es dann mal in ruhigem Trab versuchen. Schließlich in ruhigem Galopp.

Im Prinzip wird das ähnlich sein wie bei Ausritten auf Galoppstrecken. Die Pferde wissen das und wollen rennen. Da hilft erstmal nur Konsequenz und eben ruhiges Angehen der Sache. Gerne auch mal stehenbleiben und dann ein paar leichte Übungen abfragen, die man auch im Stehen machen kann.

Es kann sein, dass man das immer wieder mal zwischendurch machen muss.

Ich hoffe ich habe das Problem richtig verstanden und dass Dir das weiter hilft.

Liebe Grüße,
Sandra

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 18.05.2006, 08:45

Du hast das Problem richtig verstanden. Das was du vorschlägst, habe ich alles schon praktiziert - Resultat kaum Erfolg, zumindest kein beständiger.

Oder - bei mir klappt es einigermaßen, versucht es ein anderer, ist die Kacke wieder am dampfen.

LaCroix
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 552
Registriert: 25.02.2005, 15:27

Beitrag von LaCroix » 18.05.2006, 09:54

Das Problem haben wir beim Rennpassrennen (aus richtigen Startboxen) auch oft.

Wenn man das nicht haben will, kann man es ziemlich gut korrigieren, indem man an den Start geht, sich komplett auf einen turniermäßigen Ritt vorbereitet, und dann einfach nicht startet , sondern nach hause geht oder gemütlich im Schritt reitet. Für gewöhnlich kappt das die Verbindung zwischen "Startplatz-Rennen", und das Pferd hat nicht so eine "Vorfreude".
temporarily out of order

Polvarinho
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1494
Registriert: 18.01.2005, 10:19

Beitrag von Polvarinho » 18.05.2006, 18:18

Kenn ich.....

Meiner hat dieses Syndrom erfunden....


Kann mich den Vorrednern nur anschließen.

Training variabel gestalten!

Das Wichtigste überhaupt!!!

Das Pferd keine Hilfen vorwegnehmen lassen nach dem Motto...: "Ich weiß eh schon, was Du willst und ich machs schon mal, dann ist früher Feierabend...."

Und wenns nicht schnell genug geht ->


AUFREGEN!!!


Da hilft nur:


ABREGEN!!!

Laaangsamer werden, Galopp mit Schrittphasen so wechseln, wie es das Pferd eben nicht will.

Starten im Schritt und in immer andere Richtungen, spez. dann, wenn das Pferd glaubt -> Jetzt geht es aber bestimmt los. Dann eben gerade NICHT starten, sonder Hintern in Bahnrichtung und "Stehübungen"

Für etwas länger ruhig stehen gibt es eine Grasfresspause u.s.f.

Oder man macht aber ganz was anderes...
Von Rennmodus in z.B. Schulterhereinmodus.
Das erstaunt und lenkt ab vom rennen. Erst wenn Ruhe eingekehrt ist geht es weiter.



Ein eher persönliches Problem ist:

Ich werde heiß dabei!
Ja, ich mag das! Über die Bahn jagen - oder überhaupt mal ein schnelleres Galöppchen! Eigentlich ist es mir recht....

....und dieses doofe Pferd MERKT DAS SOFORT und wird heiß dabei..... :motz :bash

Also zügeln wir uns beide. Gedanklich und praktisch. Was hilft ist: GÄÄÄÄÄÄHHHHNEN gaaaaanz laaaaange, Atemzyklus bewußt beeinflussen und

.....friendly game bis zum Kotzen....

(wie Judith Maus jetzt sagen würde)

laaangwierige Kiste das...... *GÄHN*


kleines post scriptum:

Habe gestern wieder von ihm
(im Galopp / 1 Pfeil) geschossen.
Fragt mich nicht, wie es gegangen ist...
Die Situation war einfach da und wir habens getan.............
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

Benutzeravatar
shewolf
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2202
Registriert: 12.09.2003, 11:22

Beitrag von shewolf » 19.05.2006, 11:18

Habe noch kein Pferd geritten, dem nicht die Hufe jucken, wenn die beiden anderen schon vor ihm die Bahn runter galoppiert sind ;-)

Da ich aber anstatt dem XX das eingekreuzte Sofa bevorzuge :D war das noch nie ein großes Problem. Mit dem Kopf in die bahnabgewandte Ecke stellen hilft. Im schlimmsten Fall lasse ich ihn/sie kreiseln, und bis zu unserm Start geht das dann schon.
Thoughts are magnetic -
you attract what you think about most.

windbergreiter
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 56
Registriert: 27.07.2005, 14:14

Beitrag von windbergreiter » 19.05.2006, 16:10

Hallo Claus,

zu Deiner Info:

Im Gegesatz zu Dir schieße ich zur Zeit doppelt so viele Pfeile (2) von meinem jungen Pferd wie Du. Musst dich also warm anziehen. :D :D

Aber Spass beiseite.
Auch ich bin seit knapp 2 Jahren Besitzer eines
Pferdes mit ausgeprägter Lauffreude
Rasse Kabardiner mit etwas Vollblutanteil (vieleicht etwas zuviel)
Er kam ziemlich abgemagert und verängstigt aus einem Seidle - Russland Transport in den Nachbarstall.
Seit 2005 habe ich ihn unterm Sattel.

Das Eingewöhnen und Einreiten verlief absolut
problemlos.
Das Pferd ist mir gegenüber ehrlich, folgsam und aufmerksam.
Fremden gegenüber aber sehr misstrauisch. Er zeigt sofort ein Abwehrverhalten wenn er sich
bedrängt oder eingeengt fühlt.
Nachdem ich ihn auf die Bahn nahm
erlebte ich eine Überraschung.

Das Pferd expodierte förmlich am Start.
Ich benötigte die Hälfte der Bahnstrecke um ins Gleichgewicht zu kommen. An Bogenspannen
und Pfeileinlegen war nicht zu denken.
Danach musste ich am Zügel einwirken um ihn rechtzeitig zum Stehen zu bringen.
An dieser Situation änderte sich bis zum heutigen Tag nicht viel.
Trotz Ablenkungen - Dressur - Fressen - Gaitner Gasse - cool sein etc. bewahrte er sich seine Lauffreude.
Er weiss genau wann ich punkten will und versucht dann, mich mit Zeitpunkten zu unterstützen. :D :D

Trotzdem bin ich der Ansicht das wir durch abwechslungsreiches Trainung und viel Geduld,
( kommt Zeit kommt Rat )ein für beide Seiten akzeptables Ergebnis erreichen werden.
Bis dahin werde ich nach 2 - 3 Ritten mit wackeligen Beinen vom Pferd steigen, mit zittrigen Händen meine Pfeile ziehen - und
mich dabei SAUWOHL fühlen.

Der Steppenreiter

Er weiß genau

Beitrag von Der Steppenreiter » 19.05.2006, 16:38

Er weiss genau wann ich punkten will und versucht dann, mich mit Zeitpunkten zu unterstützen.


Besonders imposant sind dann die Hochstarts, wie wenn du dein Motorrad mit zuerst angezogener Handbremse unter Vollgas losläßt.

Es sind auf jedenfall Pferde, die uns alles abverlangen - restlos alles....

Polvarinho
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1494
Registriert: 18.01.2005, 10:19

RE:

Beitrag von Polvarinho » 19.05.2006, 19:00

Original geschrieben von windbergreiter
Er weiss genau wann ich punkten will und versucht dann, mich mit Zeitpunkten zu unterstützen. :D :D
- und (ich werde)mich dabei (weiterhin) SAUWOHL fühlen.


Das ist wirklich sehr nett und mitdenkend von Deinem Seson..... :D :D

Ist es sicher, Rolf, das es NICHT am Bogengebrauch und den damit verbundenen Umständen liegt.....?!?
Wie läuft er über die Bahn wenn er am Zügel geht! Ist er da auch so schnell? Hat er dabei ein Anlehnungsproblem?
Und wie ist es, wenn ihr überhaut keine Begrenzung bzw. Absperrmaterial gebraucht, er also keinerlei Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit, kein Canon-Syndrom, fürchten muß? Und wie ist das bei Galoppaden im Gelände?

Schönes WE noch und wir können ja mal telefonieren.....

Und: DU hast recht!!!! ....gaudeamus igitur!!
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

Horsewoman

RE:

Beitrag von Horsewoman » 19.05.2006, 22:42

Original geschrieben von windbergreiter
Im Gegesatz zu Dir schieße ich zur Zeit doppelt so viele Pfeile (2) von meinem jungen Pferd wie Du. Musst dich also warm anziehen. :D :D


Na da bin ich gespannt, wie viele Pfeile Du in dieses Jahr mit Cisco schießt... so gut trainiert wie in diesem Jahr war er noch nie!! :D :D

Cowboy
Full Member
Full Member
Beiträge: 146
Registriert: 26.12.2003, 19:09

Beitrag von Cowboy » 23.05.2006, 08:20

Hi Steppenreiter...
Der Galopp ist eine einprogrammierte Fluchtgangart, um das zu ändern und daraus eine koordinierte Bewegung zu machen hilft es, wenn das Pferd AUfgaben bekommt, die es machen muss.

WIe ich das anstelle, kannst Du Dir sicher vorstellen, ansonsten kannst DU DIr ein Beispiel an dem Trailreiten nehmen, dass ist nur noch Galopp über Stangen, wo die Pferde sich bewußt bewegen müssen.

Ansonsten bringt es FAST gar nichts, das Pferd ruhig bekommen zu wollen, oft passiert es, dass man als Reiter auf einem aufgeregtem Pferd passiv wird, um es nicht noch hochzupuschen.

Habe das mit meiner 2 Jahre probiert, ohne Erfolg.
Ich betreibe dann Provokationstraining, ich galoppiere dann einige Zirkel und Verlange danach eine kontrollierte Bewegung im SCHritt, z. B. ein Seitengang über eine Querstange, am anderen Ende galoppiere ich auf dem an deren Zirkel an, komme wieder an der Seite der STange (liegt bei X) an und gehe in die andere Richtung seitwärts.

DIe Kontrolle braucht man beim aufgeregtem Pferd, nicht beim ruhigen, da hat man sie eh.

SOlange ein Pferd auf solche schnellen Wechsel mit STress reagiert (also nass am Hals, ansonsten trocken) sollte man nicht mit denen auf die Bahn.

Den ANfang des Parcours also so gestalten, dass man dort auch Achten und Volten reiten kann, wenn das Pferd los will, werde aktiv und arbeite es. und dann gehe ruhig runter, galoppiere kurz vor dem Ende an und lass es am Ende der 90m immer kurz stehen.

Thies
[url=http://www.foren.de/system/user_thies_b.html]
GENTLE-HORSE-FORUM[/url]

Horsewoman

Sehr sehr richtig!

Beitrag von Horsewoman » 23.05.2006, 10:51

Sehr richtig!! Man sollte nach einen schnellen Galopp immer noch ein Trail (z.B. rückwärts L) gehen können. Interessanter Weise sind bei einem Turnier, wo eine Quarter Meile mit auf dem Programm steht, oft genau die Pferde gut platziert, die auch im Trail vorne sind.

Mal eine andere Frage? … hat schon einmal jemand Erfahrungen in Richtung Gangpferde gemacht. Spez. interessiere ich mich da für Missouri Fox Trotter. Interessant wären auch töltene Traber. … Warum immer im Galopp? Wenn es auch andere Möglichkeiten gibt?

Voraussetzung wäre natürlich, dass diese spez. Gänge ohne Anlehnung zu reiten sind.

Vielleicht könnte das auch ein neues Thema werden?

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 23.05.2006, 12:24

Ja Thies,

das mit den Achten und Volten am Anfang habe ich auch schon gemacht, sogar das Hinstehen klappt, sowohl vorne wie hinten. Das Problem liegt dann eher im Weitergehen...

Und wenn es dann losgeht geht es los wie der Blitz - und bisher ist es mir nur ganz selten gelungen, das Pferd dazu zu bringen, dass der Rücken mitschwingt und ich merke, aha es arbeitet mit.

Einen Sprung in die Bahn legen oder sogar zwei, drei, äh , weiß nicht ob ich so'ne gute Lebensversicherung habe oder mit dem Leben abgeschlossen - kurz dazu fehlt mir noch der Mut. Auf jedem anderen, aber nicht auf einem, ich deute es mal als kopflosen Raser...

Aus der Bahn ausbrechen und Volten reiten, ist kontraproduktiv, weil es Zügeleinsatz erforderlich macht und meine Feststellung ist die: Wenn ich das Pferd alleine machen lasse, fängt der Rücken eher an mitzuarbeiten und das Pferd wird etwas ruhiger. Meinen beruhigendem Zureden scheint es zugänglich zu werden.

Schweiß am Hals als Zeichen von Aufregung? Aha, nach dem zweiten Mal kann ich dann aufhören und habe garnix gemacht, soviel Aufregung ist da! Zur Zeit übe ich ausschliesslich Schritt die Bahn rauf und runter, inclusive langem beidendigem Stehenbleiben. Mittlerweile klappt es auch wieder, nur was tun, wenn jetzt wieder der Galopp hinzukommt - vorraussichtlich kommt es dann wieder zum alten Programm...

Das Pferd läßt mich einfach nicht in seinen Kopf, Herz, Gemüt, irgendwie komme ich mir vor wie ein Gast... Am Boden ist Führung da, auf dem Rücken bei Ausritten ungefähr eine dreiviertel Stunde. Der Nachhauseweg kann ganz schön stressig werden. Steige dann ab und gehe voran, steige wieder auf reite etwas, steige wieder ab usw. Manchmal mache ich auch auf dem Rückweg einfach wieder kehrt. So nach dem Motto handle paradox, damit du Gehör findest. Immer mit vollkommenem Gleichmut und Sanftheit und trotzdem, sie läßt mich nicht in ihren Kopf...

Und das ist es dann auf der Bahn: Keine Connection zum Pferd! Der einzige Vorteil den ich bisher aus all diesen Erfahrungen und Überlegungen und Versuchen gemacht habe ist der, dass alle anderen Pferde, denen ich bisher begegnet bin, ein Kinderspiel sind, sie sind wie offene Bücher du mußt sie nur lesen.

Polvarinho
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1494
Registriert: 18.01.2005, 10:19

RE:

Beitrag von Polvarinho » 23.05.2006, 15:40

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Zur Zeit übe ich ausschliesslich Schritt die Bahn rauf und runter, inclusive langem beidendigem Stehenbleiben. Mittlerweile klappt es auch wieder, nur was tun, wenn jetzt wieder der Galopp hinzukommt - vorraussichtlich kommt es dann wieder zum alten Programm...


Steppi,

Britta meint dazu:

Laaangsame Galopparbeit auf gebogenen Linien, Seitengänge (auch im Galopp) immer wieder unterbrochen von Schrittpausen mit totaler Entspannung.... Dann erst wieder auf die Bahn wenn das alles gut klappt, hier wieder zuerst Schritt, vielleicht Schulterherein und dann erst wieder Galopp. Gibt es wieder Ansätze zum Rennen -> Schulterherein im Schritt. Ansonsten bei jedem kleinen Ansatz zum Rennen -> durchparieren zum Schritt oder Stehen, ev. Rückwärts richten und so weiter...

Vielleicht hilfts....

P.S.: Ist das Wotai?
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 24.05.2006, 14:31

Jepp... Stuten halt! Horsewoman meinte mal sie seien um einiges komplizierter als Walache und Hengste. Wenn du dann noch 'ne kurze, gescheckte nimmst, die zwar ganz hübsch ist, aber halt geschenkt, kommt Wotai bei raus...

Ich werd's versuchen - sag Grüße!

Antworten

Zurück zu „Bogenreiten Pferde“