Equide Infektiöse Anämie (EIA)
Verfasst: 11.12.2006, 14:21
So, nun eröffne ich doch dieses Thema.
Also, wie ja wohl schon hinreichend bekannt ist brach diesen Sommer / Herbst bei uns die "Equide Infektiöse Anämie" aus.
Dies war und ist auch Auslöser der wildesten Spekulationen und Anschuldigungen. Ich hoffe, daß ich hier einigermaßen umfassend Informieren kann, denn ich bin sozusagen "mitten drin" gewesen.
Als Erstes zu den Symptomen:
Hierzu gibt es ein gut zusammengestelltes Info-Blatt des Thüringer Sozialministeriums. Die entsprechenden Pressemitteilungen findet ihr hier .
Zunächst erst einmal: Die in dem Info-Blatt beschriebenen Symptome treten erst im Endstadium auf. Vorher haben die Tiere etwas Fieber, vielleicht einen Augenentzündung, nichts wirklich spezifisches. Wir hatten zwei Tage vor der endgültigen Diagnose zwei Spezialisten auf dem Hof (Prof. Dr. GF. Schusser, Uni Leipzig und Dr. U. Hörügel vom Pferdegesundheitsdienst Sachsen / Thüringen), die beide nach der Untersuchung der erkrankten Tiere der Meinung waren daß es KEINE infektiöse Anämie wäre, und ganz optimistisch den Hof verließen. Nun, wir wurden zwei Tage später Alle eines Besseren belehrt.
Als Zweites zu der Übertragung:
Es sind zwei Übertragungswege relevant.
a) Übertragung durch blutsaugende Insekten (Bremsen, Mücken usw.) Im Insekt ist das Virus etwa 4 Stunden überlebensfähig. Deswegen scheiden Zecken aus. Ein Pferd muß von etwa 10 Infizierten Bremsen gestochen werden, damit der Infektionsdruck für eine Ansteckung hoch genug ist.
b) Übertragung durch nicht sterile Injektionsnadeln bzw. kontaminierte Blutprodukte (Seren, Medikamente).
In getrocknetem Pferdeblut ist das Virus bis 7 Jahre (!) infektiös. Zur Ansteckung reicht eine einzige Injektion aus. (In Irland brach im Juni die EIA aus, weil mehrere Fohlen mit kontaminiertem "Fohlenstarter" behandelt wurden.)
Aktueller Fall bei uns:
Ende Juli erkrankte ein Pferd auf unserem Hof, das im Mai / Juni mehrere Serumbehandlungen wegen extremen Warzenbefalles bekam. Symptome waren: Schlappheit, Fieber, dunkler Urin. Der TA behandelte zunächst auf Kreuzverschlag. Es kamen dann später Ödeme hinzu. Eine Woche später plötzlich starkes Nasenbluten und wenige Stunden später plötzlicher Tod. Laut Blutbild war eine akute Herzmuskelentzündung die letztendliche Todesursache.
Der Vater der Besitzerin ist Chirurg (Human-Medizin), er sprach mit dem TA ab, daß es nicht notwendig sei eine Obduktion durchzuführen.
Drei Wochen später wurden immer mehr Pferde krank. Symptome: Mattheit, Fieber. Meines hatte eine Augenentzündung. Die Meisten der erkrankten Tiere erholten sich schnell. Bei Zweien verschlimmerte sich der Zustand immer weiter bis eines Mitte September verstarb. Es wurde nach Leipzig zur Obduktion gebracht. Einen Tag später bekamen wir Besuch von o.g. Spezialisten. Zwei weitere Tage später die Diagnose von der Obduktion. Es wurde daraufhin von allen Pferden Blut genommen. Das Ergebnis: 8 Pferde infiziert, darunter auch Meines. (Eines der Pferde befand sich da ebenfalls schon im Endstadium). Diese acht Pferde wurden am 27.9. eingeschläfert.
Es wurde noch mehrere Ansteckungfälle in der Umgebung bekannt. Dazu äußere ich mich auf Anfrage.
Jedenfalls ist der mysteriösetste Fall eine Stute aus Berlstedt bei Weimar, die KEINERLEI Kontakt zu anderen Höfen hatte. Ihr frisch geborenes Fohlen war negativ!
Bei der ersten Nachuntersuchung auf unserem, Hof mußten uns noch einmal zwei Pferde verlassen, darunter die Lieblingsstute von meinem Sundown.
Die zweite Nachuntersuchung Mitte November ergab keine weiteren Fälle. Am Mittwoch nun wird der letzte Test gemacht, so daß wir am nächsten Montag den Hof hoffentlich wieder frei haben.
Wie kam die EIA zu uns?
Eine Frage die uns alle beschäftigt, auf die es aber keine abgesicherte Antwort gibt.
Manchem wäre es lieb, wenn es eines unserer Pferde mitgebracht hätte, die aus Rumänien stammen. Dies ist aber bei Betrachtung des zeitlichen Verlaufes eher unwahrscheinlich, auch weil die Einfuhrbestimmungen hier sehr streng sind. Nach Überprüfung durch das Sozialministerium wurden diese auch eingehalten. Zudem waren die rumänischen Pferde seit Jahren im Bestand. Das einzige dafür in Frage kommende Pferd war im Mai in der Tierklinik Bad Langesalza zum Gesundheitscheck. Und die hätten es sicher gemerkt, wenn es EIA gehabt hätte.
Wir dagegen haben folgende Vermutung:
Das Anfang August verstorbene Pferd wurde (unwissentlich) mit kontaminiertem Serum behandelt. Durch die außerordentliche Bremsenplage hat sich das Virus auf 2/3 der Pensioner-Herde ausgebreitet.
Leider läßt sich das nicht beweisen, denn das erste verstorbene Pferd wurde nicht obduziert.
So, das war lang, aber hoffentlich hilfreich.
Abschließend:
Am Donnerstag (14.12.2006) findet in Leipzig noch einmal eine Info-Veranstaltung zu diesem Thema statt. Hier die info:
"Informationsveranstaltung über Infektiöse Anämie der Einhufer (Pferde) für alle Pferdebesitzer und Pferdehalter"
Kurzvorträge und Diskussion: Leitung Prof. Dr. Schusser
Ort: Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig, Medizinischen Tierklinik, Hörsaal, An den Tierkliniken 11, 04103 Leipzig
Zeit: 14.12.2006, 18.00 Uhr
Vorträge:
1. Prof. Dr. GF. Schusser: "Heutige Klinik der Infektiösen Anämie"
2. Prof. Dr. H. Müller: "Das Virus der Infektiösen Anämie und Diagnose"
3. Dr. U. Hörügel: "Der jetzige Seuchenzug der Infektiösen Anämie"
4. Prof. Dr. U. Truyen: "Bekämpfung der Infektiösen Anämie"
5. Diskussion: "Schutz vor Infektiöser Anämie in der neuen Turniersaison 2007"
Information: Telefon 0341/ 9738320
Email: schusser@vmf.uni-leipzig.de
Nachzulesen auf:
http://www.sachsens-pferde.de/Neue_Dateien/hauptS.html
(ganz unten!)
Ich werd sehen, daß ich daran teilnehmen kann.
Also, wie ja wohl schon hinreichend bekannt ist brach diesen Sommer / Herbst bei uns die "Equide Infektiöse Anämie" aus.
Dies war und ist auch Auslöser der wildesten Spekulationen und Anschuldigungen. Ich hoffe, daß ich hier einigermaßen umfassend Informieren kann, denn ich bin sozusagen "mitten drin" gewesen.
Als Erstes zu den Symptomen:
Hierzu gibt es ein gut zusammengestelltes Info-Blatt des Thüringer Sozialministeriums. Die entsprechenden Pressemitteilungen findet ihr hier .
Zunächst erst einmal: Die in dem Info-Blatt beschriebenen Symptome treten erst im Endstadium auf. Vorher haben die Tiere etwas Fieber, vielleicht einen Augenentzündung, nichts wirklich spezifisches. Wir hatten zwei Tage vor der endgültigen Diagnose zwei Spezialisten auf dem Hof (Prof. Dr. GF. Schusser, Uni Leipzig und Dr. U. Hörügel vom Pferdegesundheitsdienst Sachsen / Thüringen), die beide nach der Untersuchung der erkrankten Tiere der Meinung waren daß es KEINE infektiöse Anämie wäre, und ganz optimistisch den Hof verließen. Nun, wir wurden zwei Tage später Alle eines Besseren belehrt.
Als Zweites zu der Übertragung:
Es sind zwei Übertragungswege relevant.
a) Übertragung durch blutsaugende Insekten (Bremsen, Mücken usw.) Im Insekt ist das Virus etwa 4 Stunden überlebensfähig. Deswegen scheiden Zecken aus. Ein Pferd muß von etwa 10 Infizierten Bremsen gestochen werden, damit der Infektionsdruck für eine Ansteckung hoch genug ist.
b) Übertragung durch nicht sterile Injektionsnadeln bzw. kontaminierte Blutprodukte (Seren, Medikamente).
In getrocknetem Pferdeblut ist das Virus bis 7 Jahre (!) infektiös. Zur Ansteckung reicht eine einzige Injektion aus. (In Irland brach im Juni die EIA aus, weil mehrere Fohlen mit kontaminiertem "Fohlenstarter" behandelt wurden.)
Aktueller Fall bei uns:
Ende Juli erkrankte ein Pferd auf unserem Hof, das im Mai / Juni mehrere Serumbehandlungen wegen extremen Warzenbefalles bekam. Symptome waren: Schlappheit, Fieber, dunkler Urin. Der TA behandelte zunächst auf Kreuzverschlag. Es kamen dann später Ödeme hinzu. Eine Woche später plötzlich starkes Nasenbluten und wenige Stunden später plötzlicher Tod. Laut Blutbild war eine akute Herzmuskelentzündung die letztendliche Todesursache.
Der Vater der Besitzerin ist Chirurg (Human-Medizin), er sprach mit dem TA ab, daß es nicht notwendig sei eine Obduktion durchzuführen.
Drei Wochen später wurden immer mehr Pferde krank. Symptome: Mattheit, Fieber. Meines hatte eine Augenentzündung. Die Meisten der erkrankten Tiere erholten sich schnell. Bei Zweien verschlimmerte sich der Zustand immer weiter bis eines Mitte September verstarb. Es wurde nach Leipzig zur Obduktion gebracht. Einen Tag später bekamen wir Besuch von o.g. Spezialisten. Zwei weitere Tage später die Diagnose von der Obduktion. Es wurde daraufhin von allen Pferden Blut genommen. Das Ergebnis: 8 Pferde infiziert, darunter auch Meines. (Eines der Pferde befand sich da ebenfalls schon im Endstadium). Diese acht Pferde wurden am 27.9. eingeschläfert.
Es wurde noch mehrere Ansteckungfälle in der Umgebung bekannt. Dazu äußere ich mich auf Anfrage.
Jedenfalls ist der mysteriösetste Fall eine Stute aus Berlstedt bei Weimar, die KEINERLEI Kontakt zu anderen Höfen hatte. Ihr frisch geborenes Fohlen war negativ!
Bei der ersten Nachuntersuchung auf unserem, Hof mußten uns noch einmal zwei Pferde verlassen, darunter die Lieblingsstute von meinem Sundown.
Die zweite Nachuntersuchung Mitte November ergab keine weiteren Fälle. Am Mittwoch nun wird der letzte Test gemacht, so daß wir am nächsten Montag den Hof hoffentlich wieder frei haben.
Wie kam die EIA zu uns?
Eine Frage die uns alle beschäftigt, auf die es aber keine abgesicherte Antwort gibt.
Manchem wäre es lieb, wenn es eines unserer Pferde mitgebracht hätte, die aus Rumänien stammen. Dies ist aber bei Betrachtung des zeitlichen Verlaufes eher unwahrscheinlich, auch weil die Einfuhrbestimmungen hier sehr streng sind. Nach Überprüfung durch das Sozialministerium wurden diese auch eingehalten. Zudem waren die rumänischen Pferde seit Jahren im Bestand. Das einzige dafür in Frage kommende Pferd war im Mai in der Tierklinik Bad Langesalza zum Gesundheitscheck. Und die hätten es sicher gemerkt, wenn es EIA gehabt hätte.
Wir dagegen haben folgende Vermutung:
Das Anfang August verstorbene Pferd wurde (unwissentlich) mit kontaminiertem Serum behandelt. Durch die außerordentliche Bremsenplage hat sich das Virus auf 2/3 der Pensioner-Herde ausgebreitet.
Leider läßt sich das nicht beweisen, denn das erste verstorbene Pferd wurde nicht obduziert.
So, das war lang, aber hoffentlich hilfreich.
Abschließend:
Am Donnerstag (14.12.2006) findet in Leipzig noch einmal eine Info-Veranstaltung zu diesem Thema statt. Hier die info:
"Informationsveranstaltung über Infektiöse Anämie der Einhufer (Pferde) für alle Pferdebesitzer und Pferdehalter"
Kurzvorträge und Diskussion: Leitung Prof. Dr. Schusser
Ort: Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig, Medizinischen Tierklinik, Hörsaal, An den Tierkliniken 11, 04103 Leipzig
Zeit: 14.12.2006, 18.00 Uhr
Vorträge:
1. Prof. Dr. GF. Schusser: "Heutige Klinik der Infektiösen Anämie"
2. Prof. Dr. H. Müller: "Das Virus der Infektiösen Anämie und Diagnose"
3. Dr. U. Hörügel: "Der jetzige Seuchenzug der Infektiösen Anämie"
4. Prof. Dr. U. Truyen: "Bekämpfung der Infektiösen Anämie"
5. Diskussion: "Schutz vor Infektiöser Anämie in der neuen Turniersaison 2007"
Information: Telefon 0341/ 9738320
Email: schusser@vmf.uni-leipzig.de
Nachzulesen auf:
http://www.sachsens-pferde.de/Neue_Dateien/hauptS.html
(ganz unten!)
Ich werd sehen, daß ich daran teilnehmen kann.