Holz-Reiterbogen

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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kra
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Beitrag von kra » 24.09.2006, 15:55

@Rifle, gerne

Details:
Ursprünglich war ein ein reiner Bambusbogen mit ziemlich starkem Reflex. Dann hat mich das Michele gebissen (ich wollte etwas mehr Zugstärke) und hab ihn mit Sehne belegt (ca. 3 Lagen in zeitlichen Abständen, dabei habe ich verm. die meisten der möglichen Fehler gemacht... :bash ). Dann hat es beim Tocknen der Sehne (im Sommer im Auto.... :bash ) äh... etwas Probleme mit dem Bambus am Bauch gegeben. Der Bogen ist mir einmal umgeschnappt (aus der Standhöhe, er hat eine leichte Verdrehung im unteren WA) und der Bambusbauch ist gerissen (und ich hab am anderen WA auch schon erste Risse durch den Zug der trocknenden Sehne gefunden ;D ). Hab dann diese Schicht abgeschliffen und eine Lage Osage aufgeklebt und nach dem Tillern noch 1 1/2 Lagen Sehne aufgebracht. Dann in Ruhe über 4 Wochen trocknen lassen ... und dann wieder 3/4 Lage Sehne abgeschmirgelt weil er zu stark war. :bash ;D :bash

Aufbau ist also

Sehne
Bambus Streifen
Bambus Stehende Streifen verleimt
Bambus Stehende Streifen verleimt (teilweise abgeschliffen
Osage (max 2mm)

Das Ganze ist also kein geplantes Ergebnis sonder "ist hat so geworden..." :D
Der Bogen war, als er noch rein Bambus + Sehne war bereits sehr schön zu schießen - aber ich konnte ja nicht warten...
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Rifle
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Beitrag von Rifle » 24.09.2006, 20:29

Danke für die Ausführungen, das war ja eine lange Odyssee.
Die Arbeitszeit die da inzwischen drin steckt ist ganz schön gewaltig. Da ist ja inzwischen enorm viel Sehne drauf! DEN Aufbau wird es nicht oft geben. De Bogen ist sehr schön auch wenn er etwas unymetrisch geraten ist(hauptsache er funktioniert gut). Bambus wird im Zusammenspiel mit Sehne öfter Längsrisse beim trocknen bekommen, oder was sagst du? Na ja viele Kompositbögen hatten ja einen Bambuskern.
Ich denke dein nächstes Projekt wird Horn beinhalten...
Noch ca. 5 Bögen und dann fang ich auch mit Sehne an.

Ich wünsch dir viel Spaß damit und daß er keine Zicken mehr macht. :D :D :D

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Snake-Jo
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2 Jahre später

Beitrag von Snake-Jo » 06.01.2007, 10:21

Nach einer Phase von 2 Jahren des ständigen Schießens mit einem Manau-Reiterbogen mit Kirschholzfacing bin ich weiterhin von Design und Material überzeugt. Ber Bogen hat immer noch 32 lb, zeigt den normalen "Manau-Set" und schießt sich völlig weich auch bei Vollauszug.
Nun habe ich einen gleichartigen Bogen aus Manau mit einem Pflaumenholzfacing gemacht. Dies ist etwas zu stark geraten (4 mm), der Bogen war nicht spannbar (Schraubstock, beide Hände, Gewalt). Also habe ich ihn am Rücken flach gemacht (entkront) und vom Pflaumenholz noch 1 mm abgenommen. Der Bogen hat nun 48 lb und ich werde ihn solange einschießen, bis er sich nicht mehr setzt oder verzieht. Ach ja: Diesmal habe ich die Siyahs nicht angeleimt, sondern in das Manau reingebogen und nur bauchseitg mit Obstbaumholz verstärkt. Der Bogen benötigt also keine Wicklungen mehr.
Problem bei den Manau-Reiterbogen ist ja unter anderem, dass sie sich nach dem Aufspannen ohne Angabe von Gründen seitlich verwinden. Ein Bogenbau-Kollege meinte dazu: "Ja, so ist das. Nimm den Bogen und bieg ihn in die andere Richtung, dann paßt das!"
Damit alle Neueinsteiger in die Materie wissen, wovon ich spreche: Dieses Modell mit zurückgesetztem Griff und ca 150 cm Länge (ungebogen):

Bild

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Trinitatis
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Beitrag von Trinitatis » 16.01.2007, 19:45

So... erstmal wow. bon ganz hin und weg von diesem thead... und den bögen...

jetzt hab ich auch noch ein paar fragen, und zwar... wie bringt man denn den bogen, und den grif in eine andere form ??? wird das auch gedämpft wie beim recurve, und dann im entsprechendem winkel festgespannt, oder wie wird das da gemacht ??? zum zweiten. wie leime ich denn das laminat, bzw das funier auf den bauch des bogens ??? mit vielen vielen schraubzwingen ??? soll ich das funier zuvor aufdämpfen, dass es sich besser biegen läßt ??? bin beim reiterbogen bau absoluter laie... drum wohl auch besser erst mal einen aus rattan, als gleich ein komposit bogen oder... wenn ich so auf ca 40 bis 50 LBS kommen würde wär ganz gut, aber das steht nicht im vordergrund... im vordergrund steht, dass es funktioniert nicht bricht und sich schiessen läßt..

danke schon mal im voraus...

LG Dani
LG Dani

Wer ein Ziel verfehlt,
der trifft oft ein anderes...

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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 19.01.2007, 18:32

@Trinitatis:
Griff biegen: Ja, das geht genauso wie bei den Recurves: dämpfen und in einer Form festhalten (mit Schraubzwingen) oder bei Manau: einfach nur mit Heißluftpistole erhitzen und trocken biegen, sodann ein Weilchen festhalten in der gewünschten Biegung (etwas drüber), loslassen, paßt! :o (oder auch nicht).

Furnier ist ja dünn (3 mm), das braucht nicht vorgebogen werden, höchstens, wenn Du es über die Recurves oder Siyahs mit rüberziehst. Dann nimmst Du einfach den Siyah als Form.

Aufleimen: Ja, viele, viele Schraubzwingen, ca alle 6 cm eine. Eventuell anfangs ausleihen. Man kann auch erst einen Wurfarm fertigmachen und dann am nächsten Tag den zweiten.

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Beitrag von Archiv » 19.01.2007, 18:56

Hallo Snake -Jo Eine frage habe ich dann noch
Kann man auch dünn gehobelten Bambus auf Manau leimen?
Ist dann als Kleber Pomal oder Uhu endfest 300 besser

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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 20.01.2007, 10:55

@Bulga: Können kann man vieles, die Frage nur, wie sinnvoll? :D

Bambus auf Manau ist "Eulen nach Athen tragen". Beides ist sehr biegetolerant, Manau noch mehr als Bambus. Daher ist ein Backing mit Bambus nicht sinnvoll.
Als Facing ebenfalls nicht, da die Qualitäten bei Bambus eher in den Eigenschaften für ein Backing liegen. Als Facing ist Bambus zu reaktionsträge und zu schwer, außerdem wegen der Außenrundung auch schlecht zu verarbeiten.
Ausnahem: "Reaction-wood" aus Bambus (also hochkant verleimt). Lohnt aber auch nciht, da das dünne Facing von 3 mm, dass eventuell notwendig ist, aus "reaction wood" schlecht machbar ist.
Besser ist es, ein stärkeres Manau auszuwählen (s. Manau-Thread) und dann auf Facing und Backing zu verzichten.
Ich hatte bei meinen Reiterbogen immer ein relativ wurfschwaches Manau verwenden müssen, daher bei mir ein Facing aus Kirschen-, Eiben- oder Plfaumenholz.

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Beitrag von Joel Hug » 22.01.2007, 18:56

Jetzt hab auch ich noch ne Frage:
Müssen die Hölzer für ein Facing oder Backing
auch langsam getrocket werden, oder kann man
solche Leisten beim Schreiner holen?

Joel Hug
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Beitrag von Joel Hug » 25.01.2007, 17:40

Wars ne doofe Frage, oder kann mir wirklich keiner Bescheid sagen? 8-| :-(

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Beitrag von Archiv » 25.01.2007, 18:44

Hallo Joel Hugich kann nur sagen das ich schon Facing beim Schreiner geholt habe und so angeklebt hab hat gehalten und beim trocknen würde ich langsam machen da sonst meistens risse entstehen
Gruß Bulga

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Beitrag von Snake-Jo » 25.01.2007, 21:20

@Joel: Nee, ist schon o.k. die Frage! :-)

Der Schreiner hat meist nicht das passende druckstabile Holz fürs Facing, deshalb sägen sich die meisten Bogenbauer die Leiste selber aus einem Reststück. Wenn Du Glück hast, dann hat er Ahorn. Davon dann eine Leiste in ca 3 mm.

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Re: Holz-Reiterbogen

Beitrag von Snake-Jo » 05.12.2007, 13:07

So, nun ist nach langer Zeit des Gebrauchs der Holz-Reiterbogen mal ein Fazit nötig:
Zwei meiner Bogen sind im Facing gebrochen, zwei halten (noch).
Ich komme zu folgenden Schlussfolgerungen:
- Holzreiterbogen sind machbar und können auch eine Weile halten, bedürfen jedoch auch einer speziellen und sorgfältigen Fertigung (s.u.)

Das Manau-Material verträgt eine große Biegung, während ein Facing auf Manau oft nicht druckstabil genug ist. Es bekommt zuerst Knitterfalten und bricht dann direkt an der Stelle der stärksten Durchbiegung. Dabei wird das drunterliegende Manau ebenfalls beschädigt. Am Bogenrücken ist meist kein Schaden zu erkennen.
Folgerung:
Das Facing darf nicht zu dick sein (max. 3 mm).
Das Facing sollte nur aus allerbestem, druckstabilen Holz sein. Die besten Erfahrungen habe ich tatsächlich mit Eibe gemacht.
Der Tiller sollte im Gegensatz zu den Holz-Horn-Sehne-Komposits möglichst gleichmäßig über den ganzen (biegbaren) Wurfarm erfolgen,also ein Halbkreis-Tiller.
Tötlich sind dann sogenannte Biegebäuche, die bei Manau manchmal erst nach längerem Gebrauch auftreten. Hier wäre also die Option des Nachtillern offen zu lassen.

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Re: Holz-Reiterbogen

Beitrag von Snake-Jo » 13.01.2011, 09:59

So, mal wieder ins Leben gerufen wegen aktueller Nachfrage. In der Nachfrage (PN) ging es um Holzreiterbogen aus Manau.
Prinzipiell kann man die Manau-Bogen wie die normalen Recurves aus Manau entwickeln, nur statt des eingebogenen Recurves einen eingespleisten Siyah. Ein Facing aus Kirschbaum-, Pflaumen- oder Eibenholz empfiehlt sich für bessere Haltbarkeit.
Hier ein Beispiel:
Manau-RB.jpg


Manau mit Siyahs aus Kirschbaumholz, 150 cm lang, 35 lb/28"

Grachus
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Re: Holz-Reiterbogen

Beitrag von Grachus » 13.01.2011, 11:16

Dank dir Snake-Jo für das erneute einstellen!

Ich plane auch etwas in der Art, wollte aber (man sollte ja nach Möglichkeit bei dem Material bleiben) aus kleinen Rattan Stücken Siyahs zurecksbiegen und tempern, damit sie "härter" sind als der Rest des bogens und diese dann einspleissen.

An ein Facing habe ich zunächst nicht gedacht, da ich den Bogen nur mit Rattan Siyahs ausprobieren möchte.

Denkst du das die Siyahs aus getemperten Rattan halten werden? Ein Problem sehe ich darin andere Hölzer für die Siyahs zu verwenden, da Rattan sehr leicht ist, und durch Hölzer wie Robinie, Ulme oder Kirsche die Enden zu schwer werden würden, und das die Pfeilgeschwindigkeit herabsetzen würde.

Mfg
GRachus

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Re: Holz-Reiterbogen

Beitrag von Snake-Jo » 13.01.2011, 11:31

@Grachus: Siyahs aus Rattasn werden zu klobig und erinnern schnell an normale Recurves. In der Regel sind Siyahs (Wurfarmhebelenden bei Komposits): deutlich abgesetzt, anders in Holz und Form als der Bogen, meist gerade, selten gebogen und eingespleißt, selten aufgebaut.

Du kannst natürlich das Manau am Ende in einem scharfen Winkel unter Zuhilfenahme von trockener Hitze (dämpfen nicht nötig)
biegen, dann in der Tiefe reduzieren und bauchseitig mit 2-3 Laminaten aufbauen und dann eine günstige Siyahform reinraspeln.

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