Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

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Der Wanderer
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Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Der Wanderer » 29.03.2009, 18:04

Ich habe schon wieder eine Frage an die erfahrenen Bogenbauer.
Also, ich arbeite ein "Reststück" von ca. 85 cm Länge und etwa 3 cm Breite zu einem Kinderbogen auf. Die Dicke ist etwa 1 bis 1,5 cm. Das Stück stammt aus einem mißglückten Versuch einen Pflaumenschößling zu spalten. Ich habe jetzt so in etwa die äußere Form der Wurfarme herausgearbeitet.  Wenn ich jetzt noch von der Dicke was weg nehme, damit meine Enkel, 5 Jahre, den bogen spannen können, wird mir das teil zu schlank. ich bin deshalb auf den Einfall gekommen, dass ich ja die Arme hohl arbeiten könnte, damit die Wurfarme an Dicke verlieren.
Deshalb meine Frage an die erfahrenen unter Euch, ist so was sinnvoll oder bringt das nichts?

Gruß Martin

Matthias Herp
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Matthias Herp » 29.03.2009, 22:52

Hallo Wanderer!

Bei einem Wurfarm abeiten vor allem die äußeren Schichten (außer bei Perry Reflex). Wenn du jetzt eine Hohlkehle machst, dann wird der Bogen schwächer., aber das "Verbindungsstück" (das so gut wie keine Arbeit leistet) hat aber "tote" Masse, die den Bogen langsamer macht.

Vielleicht wäre es besser den Bogen "breit" zu lassen, und dafür dünner zu machen.

Liebe Grüße,
Matthias

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Ravenheart
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Ravenheart » 30.03.2009, 09:34

Nimm mal eine Pappröhre (von ner Küchenrolle o.ä.), schneide die längs auf, und biege sie dann und schau, wie sie sich verhält!
Das sollte die Frage beantworten!

Rabe

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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von AZraEL » 30.03.2009, 17:03

da muss ich grade mal wiedersprechen, lieber rabe  ;D

schau dir mal die bambusbelegten bögen von bruno ballweg an, der gestaltet den bauch der wurfarme auch hohl. auf den bildern seiner homepage kann man das nicht ganz so gut erkennen, aber ich habe seine bogen auf burg satzvey letztes jahr live gesehen, und da ist es mir aufgefallen.
...jedenfalls werfen sie keine sachen mehr nach mir, vielleicht, weil ich einen bogen mit mir rumtrage?

AxelK
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von AxelK » 30.03.2009, 17:18

Hallo
Das ist wie eine Art umgekehrtes umgekehrtes Traping.Weil man normal bei umgekehtem Traping von außen nach innen was wegnimmt also ist das ja doppelt umkekehrt.
Ich denke auch dass  dieses Holz keine Arbeit übernimmt und es wäre sogar möglich dass dadurch Stauchrisse auftreten.Man muss da nur an das Prinzip des Langbogens mit rundem Querschnitt denken.Dabei wir das Holz der Ecken(die es bei rechteckigem Querschnitt gäbe) weggenommen  , weil dieses keine Arbeit übernimmt und somit nur unnützes Gewicht darstellt.
Also mach dünn und breit! ;)
Gruß Axel

Taran
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Taran » 30.03.2009, 22:41

Bei einer Hohlkehle werden die Kanten stärker belastet bzw. überlastet. GAAAANZ schlecht. Wie der Rabe sagt: Die Kanten werden nach außen gedrückt und es gibt böse Überraschungen. Wenn der Bogen zu schlank wird - was meinst du damit? Werden die Wurfarme zu dünn? Dann mach einfach schmaler, Langbogenform.
Kinderbögen sind gar nicht so einfach!
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captainplanet
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von captainplanet » 31.03.2009, 07:31

Anzustreben ist so eine Bauform nicht. Aber funktionieren kann sie trotzdem wenn man es nicht übertreibt.

Die zur Zeit an anderer Stelle diskutierten Bhutan-Bögen aus Bambusstreifen haben außen eine Hohlkehle und funzen ganz gut wie es den Anschein hat.
Bester Rindengrapscher von FC!!!

Der Wanderer
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Der Wanderer » 01.04.2009, 09:48

Danke erst mal für die Antworten.
Also, übertreiben will ich es ja auch nicht mit der Hohlkehle. So kräftig ist mein Enkel ja nun auch noch nicht, dass er einen 4 bis 5 cm breiten Bogen ziehen kann. Nach anfänglichen Überlegungen, den Bogen ca. 3 cm breit zu machen werde ich wohl auf knappe 1,5 bis maximal 2 cm  zurückgehen. Bei einem Ausgangsdurchmesser des "Stammes" von ca. 4 cm wird die Hohlkehle so doll nun auch wieder nicht. Ich wollte nur die Dicke in der Mitte der Bogenarme nicht zu dick machen und wollte einfach den Jahresringen folgen. Wenn die Wurfkraft so etwa 5 bis 8 Pfund beträgt hat der Bengel schon ganz schön zu tun.
Zusätzlich muß ich ja auch noch mal sehen was ich da für Pfeile mit dazu baue.

Gruß Martin

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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Taran » 01.04.2009, 18:18

@Captainplanet. Die
Bhutanbögen sind aber aus Gras, nicht aus Holz... ;D

Ich hab mal einen sehr robusten Kinderbogen gebaut aus zwei verleimten Bambusstreifen, separat getillert, ganz flach innen gemacht und belly-to-belly verleimt, also so:
()
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Taran » 04.04.2009, 13:10

Das war ein 7-8cm dickes Bambusrohr - aus dem Gartenmarkt.
Beide Stücke waren abgeflacht, so dass die Kante nur noch 1mm stark war und innen keine Höhlung mehr verblieb. Beide waren getillert und "windelweich" - aber du weißt ja, "doppelte Dicke = achtfache Stärke". Dann mit PU-Leim zusammengeleimt. Auf den Außenseiten nachgetillert.
Leider weiß ich nicht, wo meine Galeriebilder grade sind...
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von ThomasThome » 03.09.2015, 16:59

Nur der Vollständigkeit halber. Ich habe gerade das gleiche Problem. Esche mit sehr hoher Rückenwölbung trotz 25 cm Stamm...
achso, der link:

http://paleoplanet69529.yuku.com/reply/ ... ehfjfntmko

AndiE
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von AndiE » 03.09.2015, 17:21

Hallo

Der Bogen im Link ist einer der vielen tollen Bögen von Sim(s)on, dem besten Bogenbauer für historische Bögen den ich kenne.
Er gewinnt fast jedes Mal den Bogen des Monats und des Jahres in den amerikanischen Foren und das zurecht.
Die sogenannten "hollow limbs" haben einige seiner Bögen. Einfach mal die weiteren Beiträge ansehen und staunen. Besonders der zweiteilige snakey Goldregen mit hollow limbs ist der absolute Wahnsinn. Das ist mit Abstand das Beste was ich je in Sachen Selfbows gesehen habe.
Also wenn Simon das so baut dann funktioniert das auch.

MfG
Andi
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Bowster
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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Bowster » 03.09.2015, 18:17

AndiE hat geschrieben:Hallo

Der Bogen im Link ist einer der vielen tollen Bögen von Sim(s)on, dem besten Bogenbauer für historische Bögen den ich kenne.
Er gewinnt fast jedes Mal den Bogen des Monats und des Jahres in den amerikanischen Foren und das zurecht.
Die sogenannten "hollow limbs" haben einige seiner Bögen. Einfach mal die weiteren Beiträge ansehen und staunen. Besonders der zweiteilige snakey Goldregen mit hollow limbs ist der absolute Wahnsinn. Das ist mit Abstand das Beste was ich je in Sachen Selfbows gesehen habe.
Also wenn Simon das so baut dann funktioniert das auch.

MfG
Andi

Erst mal vorab, auch für mich ist simson ein Bogenbauer, dessen Kunstwerke mir extrem gut gefallen, ich kenne auch seinen snaky Goldregen, einer der geilsten Bögen, die ich bei primitive archer gesehen habe. Nur das Beste ist er vielleicht für viele in Sachen Optik. Ich gehe aber mal davon aus, das er was die Leistung angeht, weit davon entfernt ist ein bester Bogen zu sein, da hat Simon genügend andere Bögen gebaut, die extrem leistungsfähig sind, ich gehe ausserdem auch davon aus, daß der Erbauer dies ebenso sieht. So ein extremes hollow limb Design ist nach meinen bisherigen Erfahrungen(Selbstversuche) eher nicht so tolle, was die Leistung angeht, die WAe werden dann ausserdem seitlich je mehr hollow, desto kippeliger.

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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von Kemoauc » 03.09.2015, 19:08

Hollo, Wanderer,
so ähnlich (ohne Hohlkehle) hab ich vor ein paar Jahren den zweiten Bogen meines Jüngsten gemacht, war Blutpflaume, ca 2cm Durchmesser. Ne kleine Wochenendarbeit, während die Kinder bei der Oma waren. Der lebt immer noch (mit massiv Set, aber wurscht)
Beim erstenmal ziehen sagte er "Au,ist der stark", vorher hatte er nur ne "getillerte" Bettlatte, zwei Wochen später konnte er ihn ohne Probleme voll ausziehen, schoss ihn ein 3/4 Jahr und dann kam der nächste.
Will damit sagen: bei so einem Kinderbogen mach dir nicht zuviel Gedöns, tiller ihn gut, das er nicht bricht und gut ist.
Die sind nicht für die Ewigkeit.
Ein paar gute Pfeile sind da viel wichtiger.
Gruß,
Kemoauc
Haseldübel
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Balsadübel

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Re: Eine Hohlkehle im Wurfarm, ist das sinnvoll?

Beitrag von AndiE » 06.09.2015, 11:51

Bowster hat geschrieben:Erst mal vorab, auch für mich ist simson ein Bogenbauer, dessen Kunstwerke mir extrem gut gefallen, ich kenne auch seinen snaky Goldregen, einer der geilsten Bögen, die ich bei primitive archer gesehen habe. Nur das Beste ist er vielleicht für viele in Sachen Optik. Ich gehe aber mal davon aus, das er was die Leistung angeht, weit davon entfernt ist ein bester Bogen zu sein, da hat Simon genügend andere Bögen gebaut, die extrem leistungsfähig sind, ich gehe ausserdem auch davon aus, daß der Erbauer dies ebenso sieht. So ein extremes hollow limb Design ist nach meinen bisherigen Erfahrungen(Selbstversuche) eher nicht so tolle, was die Leistung angeht, die WAe werden dann ausserdem seitlich je mehr hollow, desto kippeliger.


Hallo

In Sachen Leistung wird es immer bessere Bögen geben. ;)
Was Simon in Sachen Leistung aus z.B. Osage rausholt steht den "Großmeistern" Vögele und Ballweg in Nichts nach.
Aber kontaktiere ihn doch mal über eines der amerikanischen Foren und frag ihn ob Du mal bei ihm vorbei schauen kannst. So weit ist das von Dir aus nicht. Er ist ein sehr netter Mensch mit sehr viel Wissen und man sieht nicht jeden Tag über 300 traumhaft schöne Selfbows auf einen Blick. ;)

MfG
Andi
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