brauche Rat zu Schwarzdorn

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hunter
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brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von hunter » 16.03.2012, 13:04

brauche Rat zu Schwarzdorn

Hallo Bogenbauer,
brauche mal einen Rat bezüglich Schwarzdorn. Das Holz wächst bei uns in ausreichenden Mengen und
ist für mich leicht zu beschaffen. Ein erster Versuch aus diesem Holz einen Bogen zu bauen ist 2011
kläglich gescheitert , da der Stengel den ich geerntet hatte schon nach wenigen Tagen jede Menge
Längsrisse aufwies. Nun hab ich hier im Forum gelesen das Schwarzdorn bekannt ist für diese Art
von Rissen...aber das schreckt einen Bogner nicht wirklich.... und so habe ich meinen zweiten Versuch
vor drei Wochen gestartet.

Stengel....4 cm Dick..1,77m lang...recht gerade...Lagerung Im Schuppen...keine Heitzung.
Schnittflächen sofort mit Leim versiegelt....nach etwa einer Woche einen Längsriss..vom oberen
Ende etwa 20 cm Lang.
Den gerissenen Teil hab ich abgesägt...die Schnittfläche neu versiegelt...seit her keine weitern Risse.

Meine Frage nun : soll ich den Stave einfach so lassen wie er ist, ihn weiterhin so trocknen lassen ?
oder macht es im Hinblick auf das Vermeiden weiterer Risse Sinn...die grobe Bogenform nun heraus
zu arbeiten..??..nach dem Prinzip...weniger Masse...weniger Risse ?

Meine zweite Frage..wie geeignet ist Schwarzdorn wirklich um einen guten Bogen zu bauen..wer von Euch
hat einen brauchbaren Bogen aus Schwarzdorn gebaut.

Freu mich auf Antwort

Gruß....hunter

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Wilfrid (✝)
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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Wilfrid (✝) » 16.03.2012, 13:14

Sowas immer gleich bis zum Markkanal freilegen bzw in Rohform bringen, je weniger Holz zum Schrumpfen da ist, um so geringer werden die Unterschiede im Quer und senkrecht schrumpfen. Längsschnitt in dem Markkanal kannn Helfen, Spalten hilft bestimmt.
Wenn ´s das nächste Mal, pssiert, das es reißt, drück den Spalt zu sammen (am Spaltling), damit unterstützt Du den Zug in Umfangsrichtung, du bringst Druckspannung rein.

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Gornarak » 16.03.2012, 13:23

@hunter: Ist die Rinde schon runter?
Hier ist ein Schwarzdorn von Blacksmith77k: viewtopic.php?f=16&t=17887

@Wilfrid: Was meinst du mit "zusammendrücken"? Einfach ne Schraubzwinge anbringen und nicht weiter behandeln bis der Stave trocken ist?

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Wilfrid (✝)
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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Wilfrid (✝) » 16.03.2012, 13:41

entweder das oder Draht drum und zusammendrehen

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Ravenheart
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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Ravenheart » 16.03.2012, 13:52

Umpressen mit Draht oder ähnlichem hilft nicht wirklich, da die Risse durch SCHRUMPFEN entstehen (die äußeren schichten verlieren zuerst das Wasser, außen schrumpft er, während er innen noch nass und dick ist!)- und DAS kann auch der Draht nicht verhindern!

Helfen tut nur, das Holz so zu bearbeiten, dass es a) von innen und außen gleichzeitig trocknet und be die äußeren Schichten sich zusammen ziehen können, OHNE dass es zu Spannungen kommt: Also Spalten und / oder schmal schneiden!

Rabe

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Frankster
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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Frankster » 16.03.2012, 14:43

Hi,

ich hatte zuletzt einen Versuchsbogen aus Schwarzdorn gebaut. Nicht schön, ca. 160cm lang, mitbiegender Griff aus nur einem 3cm dicken Stamm. Probleme mit Trocknungsrissen gabs bei dieser geringen Dicke keine. Der Bogen hat über 50 lbs (mehr schafft meine Zugwaage nicht) bei 28" Auszug. In den Tiller hab ich keine Feinarbeit gesteckt, was zu rund 2" Set führte. Dennoch wirft der Bogen sehr zackig. Einen ähnlich leistungsfähigen Bogen aus so dünnen Holz hab ich bislang nur aus gelbem Hartriegel hinbekommen. Allerdings scheint mir Schwarzdorn eine höhere Rückstellkraft zu haben.
Gutes Gelingen!
Nimm nicht den ganzen Baum wenn Dir ein Ast genügt

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Gornarak » 16.03.2012, 15:27

Was meinst du mit Rückstellkraft?

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Ravenheart » 16.03.2012, 16:26

Er meint "Rückstellgeschwindigkeit"!

Zum Verständnis ein Gedankenexperiment:

Stelle Dir zwei 30 cm lange Rundstangen vor, 10 mm Durchmesser...
Eine aus Bambus - eine aus kalter Lakritze.
Nun spannst Du beide an einem Ende nebeneinander ein und biegst das andere Ende beider 5 cm zur Seite -
nehmen wir mal an, die KRAFT, die Du zum Verbiegen brauchst, sei bei beiden gleich groß (so kalt is die Laktitze...) -
und lässt beide gleichzeitig los!

Welche ist schneller wieder gerade? Klar, der Bambus - denn seine Rückstellgeschwindigkeit ist wesentlich größer.
Im Sprachgebrauch wird häufig gesagt "er hat die höhere Rückstellkraft", weil Kraft = Leistung = Geschwindigkeit (etwas unpräzise) gleich gesetzt wird.

Rabe

PS: Ich gebe zu, der Vergleich hinkt etwas, weil Lakritze auch plastisch verformbar ist! Macht aber anschaulich! Ein gutes Beispiel für "geringe Rückstellkraft" ist Rattan. Ein Bogen mit 40# Zuggewicht aus Rattan wirft wie ein 30#er aus Bambus, weil das Rattan einfach träger reagiert.

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Güssenjäger » 16.03.2012, 16:41

Ravenheart hat geschrieben: Ein Bogen mit 40# Zuggewicht aus Rattan wirft wie ein 30#er aus Bambus, weil das Rattan einfach träger reagiert.


Rabe,Rabe !!! :D :D :D

Du hast meinen Rattan-Recurve getempert mit 56# @ 28" noch nicht gesehen !!! ;D ;D ;D O0

Gruß

Gerd
Viele Grüße
Gerd

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Ravenheart » 16.03.2012, 17:06

Brauche ich gar nicht!
Ich hab Eddys Rattan-RB mit 60# geschossen..... 8)

Ja, ab rund 60# holt Rattan gewaltig auf! Der Grund ist simpel: Rattan ist SAU-leicht! :D
Das macht die Trägheit wett...
Aber eben erst in höheren Regionen...

Rabe

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von hunter » 16.03.2012, 18:07

Ui..Rabe...so en bogen aus Lakritze das wär doch mal was....vor allem man könnte ihn mit den Zähnen tillern
selbst Gebissträger.. ;D
Mal im Ernst..war schon sehr anschaulich erklärt..die Sache mit der " Rückstellkraft ".
Aber nun erst mal Dank an Alle für die Antworten auf meine Frage. Werden den Stave mal auf grobes Bogenmass
herunter arbeiten und warten was passiert. Sollte das Teil dann ohne weitere Risse trocknen versuche ich einen
ordentlichen Bogen draus zu bauen. Bin dann mal gespannt wie sich das mit der Rückstellgeschwindigkeit verhält.

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Chirion » 16.03.2012, 18:31

Schlehe oder Schwarzdorn sollte man bei dünnen Stängeln immer gleich auf Bogenrohform runterarbeiten, wenn im Griffbereich die ganze Dicke erhalten bleibt dann den Griff auf der Bauchseite bis zum Markkanal mit der Japansäge einschneiden, ob die Rinde runterkommt oder nicht ist dabei erst mal gar nicht so wichtig, aber an den Wurfarmen runter bis Markkanal. Übergang zum Griff fliessend, dann Trocknen, ev auf eine Latte aufgespannt, das kann etwas helfen seitliches Verziehen abzuschwächen
Chirion lehrt Pfeil und Bogen zugleich zu sein und eins mit dem Ziel zu werden

Den Bogen gespannt, durchstreifst du, der Beute entgegen, die Schattentäler der Nacht

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Ravenheart » 16.03.2012, 18:43

PS: aber bitte trotzdem das Versiegeln nicht vergessen!

...außer bei Lakritze... :D

Rabe

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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Chirion » 16.03.2012, 18:55

Hab Grad nachgelesen, Süssholz aus dem Lakritze ja hergestellt wird ist eine mehrjährige aber leider nicht verholzende Pflanze, also doch nix mit Lakritzebogen
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Re: brauche Rat zu Schwarzdorn

Beitrag von Snake-Jo » 17.03.2012, 09:06

Ich habe die gleichen Erfahrungen mit Schwarzdorn gemacht, mein Erfolgsrezept in leicht abgewandelter Form wie von den Vorrednern beschrieben:
- Aufsägen bis Markkanal bzw. längs halbieren, Rinde dran lassen.
- Markkanal plus Umfeld 1 cm versiegeln, ebenso die Enden und alle Astlächer
- im kalten Schuppen vortrocken, rund 4-6 Monate
- auf Stave-Übermaße sägen und weiter im Schuppen trocken
- wenn nach einigen Wochen alles unzerrrissen bleibt, langsam in trocknere Gefilde umlagern, dabei ruhig schon weiter bearbeiten

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