Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

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Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Gornarak » 02.01.2014, 18:49

Ich hab schon Neujahr den Garten meiner Eltern gelichtet. Dabei sind mir eine Kornelkirsche (Cornus mas) und als Backup ein Bluthasel (Corylus maxima 'Purpurea') unter die Klappsäge gekommen. Die Kornelkirsche ist so zäh, dass ich erst dachte, meine Werkzeuge wären stumpf. Dann ließ sich der Hasel im Vergleich aber wie Butter bearbeiten.

Hier die Kornelkirschenbeweisfotos:

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Hier die Haselbeweisfotos:

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Insgesamt habe ich zwei Staves von der Kornelkirsche und einen von der Hasel erobert. Mein erster Kandidat wird die dünne Kornelkirsche und mein Backup der gemütliche Hasel. Ich glaube, wenn ich den ersten Stave versaue, bin ich ganz dankbar, wenn der zweite nicht so kompliziert ist. Die dicke Kornelkirsche möchte ich mir für später aufheben.

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Der Hasel misst an der dicksten Stelle knapp 8 cm.

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Bei der Kornelkirsche sind es knapp 5 cm.

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Mit einem Handbeil und einem Ziehmesser habe ich die dünne Kornelkirsche zunächst auf den Markkanal runtergearbeitet.

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Danach ging es den Seiten an den Kragen.

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Im Anschluss habe ich den Rücken von der Rinde befreit. Die Struktur erinnert mich ein wenig an Hollunder. Die Borke ist aber "knuspriger".

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Sie lässt sich nicht, wie z.B. bei Esche oder Wacholder in langen Streifen abziehen. Deswegen habe ich vorsichtig ein kleines scharfes Ziehmesser über Kopf verwendet.

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Die letzten Reste des Bastes habe ich mit einer Ziehklinge entfernt.

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Das Holz war übrigens unter der Rinde pitschepatsche nass.

Mit Maßband und Bleistift habe ich die Bogenmitte markiert.

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Um den Sehnenverlauf festzulegen, habe ich eine Schnur gespannt.

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Bei den Bogenmaßen habe ich mich an Blacksmiths ELB-Anleitung orientiert. Aufgrund des dünnen Saplings musste ich aber schon ein wenig variieren. auch werde ich vermutlich einen guten Teil über den Markkanal tillern müssen.

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An Ästen habe ich seitlich etwas mehr Platz gelassen.

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Wie allgemein üblich habe ich die Enden mit Holzleim vesiegelt, damit das Holz dort langsam und gleichmäßig trocknet. So reißt es dort nicht ein. Zusätzlich habe ich auch den Bereich des Bogens, den ich aufgrund der Maßvorgaben nicht auf den Markkanal runterarbeiten konnte komplett eingeleimt. Hoffentlich gibts dadurch keine Risse.

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Da ich jetzt schon völlig fertig war, gab es für den anderen Kornelkirschenstave und den Hasel nur noch eine Quick-and-dirty-Behandlung. Dabei wird an Bauch und Seiten nur gerade so viel geschnitzt, dass das Holz angeschnitten ist. Die Rinde am Rücken wird nur etwa auf zukünftiger Bogenbreite entfernt. Enden und Äste werden wie sonst auch mit Holzleim versiegelt. Ich hoffe, dass so wenn etwas reißt, das am Bauch oder den relativ unkritischen Seiten geschieht.

Ich habe das im November mit drei Feldahornstaves so gemacht und bisher zeigen die keine Risse. Das Holz lagert auf dem Dachboden momentan aber auch recht kühl. Das Verfahren ist nur als Erste Hilfe gedacht und ersetzt nicht die spätere ordentliche Bearbeitung.

Die Haselrinde habe ich mit der stumpfen Seite eines großen Ziehmessers heruntergeschabt. Das Verfahren kann man in diesem Video sehen: http://www.youtube.com/watch?v=whlGZtx0FJM

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Ich lagere die Staves an einem kühlen Platz ohne sie einzuspannen. Die Kornelkirsche hab ich noch gewogen um zu merken, wann der Stave kein Gewicht mehr verliert und also trocken ist: 1675 g.

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Gornarak » 03.01.2014, 18:44

So was macht man jetzt solange der Bogen trocknet? Da das gute Stück ja ELB-ähnlich werden soll, braucht es auch ordentliche Nocken. Ich bin noch ein wenig am überlegen, aber mich hat ein gut abgelagertes Stück Apfelholz angelacht. Unter Umständen gibts also keine Nocks aus Horn oder Geweih, sondern aus Apfelholz. Bei der Gelegenheit würde der Markkanal dann auch gleich zum Arrowpass werden.

Ich hab mir also mit der Klappsäge eine Scheibe Holz abgeschnitten und die Schnitte für die zukünftigen Nocks mit einem Bleistift angezeichnet. Die bekommen stehende Ringe, damit sie sich im Betrieb nicht spalten.

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Die Schnitte habe ich mit der Japansäge gemacht.

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Danach wurden die Löcher Stufenweise mit der Bohrmaschine und Holzbohrern mit 10 mm, 8 mm und 6 mm vorgebohrt.

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Danach kam ein Kegelbohrer zum Zuge.

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Im Anschluss hab ich mit einer Raspel die Form verfeinert.

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1600 g keine Risse

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Gornarak » 07.01.2014, 19:44

Heute habe ich einen kleinen Riss an einem Ast im steifen Griffbereich entdeckt. Die Schnittflächen hatte ich eingeleimt, aber nicht den Übergang von Ast zu Bogenrücken. Das habe ich jetzt nachgeholt.

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Bisher hat das Holz 15% seines Ursprungsgewichtes verloren.

Dann hab ich die Zeit genutzt, und schonmal den finalen Breitentaper angezeichnet. Ich hab das diesmal am inzwischen ebenen Bauch gemacht, weil mir das leichter fällt. Da ich den groben Breitentaper auf dem Rücken angezeichnet hatte, weiß ich trotzdem an welchen Stellen ich für Äste mehr Material stehenlassen muss.

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Ich konnte auch noch ein wenig an den Nocks arbeiten. Dazu habe ich sie mit Alleskleber auf provisorische Wurfarmenden geklebt. Für die Bearbeitung habe ich eine Multifunktionsbohrfräsmaschine verwendet.

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Die können noch gut Material loswerden, aber es geht in die richtige Richtung.

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1425 g kleiner Riss im steifen Griff

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Chirion » 07.01.2014, 20:18

Das nimmt ja schon richtig Formen an, nicht schlecht
Chirion lehrt Pfeil und Bogen zugleich zu sein und eins mit dem Ziel zu werden

Den Bogen gespannt, durchstreifst du, der Beute entgegen, die Schattentäler der Nacht

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Gornarak » 12.01.2014, 17:22

Ich hab die Nocks weiter geformt. Damit ihr seht welchen Weg die Reise nimmt, bin ich schonmal grob mit 80er und 120er Papier drüber und hab sie fürs Foto angefeuchtet.

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Den Rest werd ich dann direkt am Wurfarm machen. Da sollten sie noch etwas schlanker werden. Der Wurfarm selbst wird bei den Arbeiten dann zum Schutz mit Malerkrep abgeklebt.

Der Bogen hatte jetzt drei Tage das gleiche Gewicht und darf vom Dachboden auf den Fußboden des unbeheizten, begehrbaren Schuhschrankes meiner Freundin umziehen.

1375 g Miniriss am Ast im Griff

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Ravenheart » 12.01.2014, 20:32

Sehen aus wie Pottwalzähne.. :D :D :D
Süß!

Rabe

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Gornarak » 12.01.2014, 20:48

Nur die Größe unterscheidet sich marginal :)

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Aber mal im Ernst - (wo) siehst du Nachbesserungsbedarf?

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Ravenheart » 12.01.2014, 21:11

Keinen, das war keine Kritik! Mir gefallen sie!

Rabe

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Gornarak » 12.01.2014, 21:15

Achso - wollt nur sichergehen, dass ich nichts übersehe, weil es meine ersten (aus Holz) sind.

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Ravenheart » 12.01.2014, 23:02

Na ja, aus Holz sind sie ja funktional sinnlos - lediglich Schmuck und Zusatzgewicht.

Aber wenn's so sein soll... :)

Rabe

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Gornarak » 15.01.2014, 19:37

Die Kornelkirsche hat ein paar kleine Risse am Bauch bekommen, wo ich den Markkanal nicht freigelegt habe. Die wurden dann nochmal mit Holzleim versiegelt.

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Ich bin mir nicht sicher wie sehr sich die Risse noch ausbreiten. Jetzt, wo ich sie gebastelt habe, möchte ich aber gerne die Apfelnocks benutzen. Die würden aber nicht zum Design eines Haselbogens passen. Deswegen werfe ich noch den Götterbaum ins Rennen, den ich abgestaubt habe.

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Ich musste mit dem Ziehmesser die schlechte Seite wegschnitzen, weil ich keinen Lärm mit Beil oder Keilen machen durfte. Das war insbesondere an ein paar Ästen doof. Insgesamt lässt sich Götterbaum aber prima bearbeiten. Leichter als Hasel würde ich sogar sagen.

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Die Rinde hab ich ebenfalls mit dem Ziehmesser vom Rücken abgenommen.

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Jetzt bräuchte ich nochmal Ratschläge zur Kornelkirsche. Die Bogenmitte liegt genau im Knick.

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Eigentlich wollte ich den Reflex unten haben. Wenn ich den Bogen aber so halte, kommt der untere Wurfarm extrem weit nach vorne und der obere nach hinten. deswegen tendiere ich dazu, den Reflex nach oben zu nehmen. Sieht das machbar aus?

Das Zweite Problem ist, dass die Sehne nicht durch den Griff geht. Ich muss also Dämpfen.

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Eigentlich wäre es ja ganz gut, im Griff zu biegen, weil da später keine Spannungen auftreten. Der ist aber ziemlich dick und meine Erfahrung mit Hasel und Platane hat gezeigt, dass sich bei der Masse wenig tut wenn man versucht den Griff zu richten. Meine Idee ist nun den geraden Wurfarm mittig zu richten, also etwa da, wo auch der untere den Knick hat. So würde ich dan quasie ein seitlichen Doublewavedesign erreichen. Ist das eine gute Idee?

Inzwischen hat die Kornelkirsche 24% ihres Ursprungsgewichts verloren. Sie wiegt jetzt 1275 g und hat kleine Risse an Griff und Bauch.

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Chirion » 15.01.2014, 19:55

Hartriegel (is auch Cornus) lässt sich solange er feucht ist, wie ich jetzt weiß, gut mit Dampf biegen, es wäre also möglich den Reflex im Wurfarm anzupassen und dabei auch gleich die Sehenenlage zu korrigieren, wie gut das im biegenden Teil des Wurfarms hält werde ich aber auch erst am Ende des Turniers wissen :)
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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von acker » 16.01.2014, 00:20

Hm, ich würde beide Wurfarme über eine Form biegen per Dampf , den einen Wurfarm abschwächen und den anderen etwas RD angleichen .
Aber, das ist auch keine leichte Nr, da hast Du Dir kein leichtes Stück ausgesucht .
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Gornarak » 16.01.2014, 07:11

Als hätte ich schonmal ein leichtes Stück bearbeitet :)

Beim Reflex reinbiegen fragt sich halt, wie sehr der drin bleibt. Reflex rausbiegen bringt meiner Meinung nach auch nur optisch was. Wenn ich sehe, wie meine Platane sich beim zweiten Dämpfen wieder zurück in Form gezigen hat, scheint die Spannung immer noch im Holz zu stecken.
Drüber nachgedacht hab ich auch, bin aber eher skeptisch, was das bringt.

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Re: Saplingbow 6, Gornarak - Kornelkirsche/Bluthasel

Beitrag von Chirion » 16.01.2014, 09:38

Das ist das Problem bei asymmetrischen Biegeaktionen die reflex gewachsene Seite hat natürlich immer eine viel stärkere Tendenz Ihre Form beizubehalten als es jedes gebogene Stück Holz haben kann.
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