Unverhoffter Eibensegen - was tun?

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Stefan73
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Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Stefan73 » 17.10.2019, 12:38

Hallo liebes Forum.

Eigentlich war ich ja noch in der Mitlese-Phase, habe vor einer Weile meine ersten Gehversuche gemacht, deutlich Blut geleckt und also den Plan gefasst, erstmal so zehn oder 20 Bögen aus Hasel zu bauen, um ein echtes Gefühl für die Sache zu kriegen. Dann, so dachte ich mir, kann ich mich mal nach anderem Holz umschauen und bestimmt auch mal irgendwo eine Eibe ergattern. Bis dahin also viel Erfahrung sammeln und das gute Holz nicht kaputtstümpern.

Jetzt ist mir aber ein riesenhafter Stapel aus Abfallholz hier am Feldweg dazwischengekommen - mit jeder Menge frisch geschnittener Eibe dazwischen, vermutlich aus gerodeten Hecken vom Acker. Es war mir nicht möglich, das Zeug liegen zu lassen, also habe ich den Besitzer ausfindig gemacht und der wiederum hätte alles zu Hackschnitzeln verarbeitet und war überaus freundlich. Im Ergebnis sitze ich jetzt auf einer ganzen Reihe von Stämmen, Stämmchen und Ästen, die sowieso erstmal zum Trocknen weggelegt werden müssen.

Aber: Beim Lesen im Forum habe ich gelernt, dass die Qualität von Eibe von Feuerholz bis 200 lbs reichen kann. Und ich wiederum kann echt nicht gut einschätzen, was aus meinem Vorrat machbar sein könnte. Deswegen habe ich mal einen von den Stämmen (Durchmesser im Anschnitt 9,5 oder 8 Zentimter, je nach Sichtweise) fotografiert, Stirnseite abgesägt, bisschen geschliffen und mit Leinöl eingestrichen. Was ich sagen kann: Wir sind hier im Alpenvorland, gut 500 Meter über Null, aber ziemlich satter Boden und auch eher sauer als alkalisch. Besonders schattig wird der Standort auch nicht gewesen sein, dafür sind für mein Gefühl die Stämme zu lang und zu massig in Relation zu den Jahresringen. Wie auch immer: Ich weiß es halt nicht.

Mögen vielleicht ein paar der hiesigen alten Hasen einen Blick drauf werfen und mir bitte eine Einschätzung geben? Ich wäre echt dankbar, dann kann ich das Holz - hoffentlich - fachgerecht präparieren und mich wieder meinen Haseln zuwenden, bis die Eibe dann wirklich ruft.

Viele Grüße und schonmal vielen Dank!

Stefan
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Hier sieht man ganz gut die Krümmung.
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IMG_0094-konvertiert-komprimiert.pdf
3,50 lang, nur leicht gekrümmt.
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IMG_0102-konvertiert-komprimiert.pdf
Mit Leinöl eingestrichen, deswegen deutlich dunkler als der trockene Anstrich.
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Ravenheart
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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Ravenheart » 18.10.2019, 10:42

Keine Spitzenqualität, aber bis ca 70, 80# locker brauchbar.

Rabe

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Stefan73
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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Stefan73 » 18.10.2019, 11:42

Hallo Rabe,

vielen Dank für die Antwort. Und bin froh: Für meine Bedürfnisse ist das perfekt. Top-Material hätte mich bloß verkrampft vor lauter Angst, es zu verpfuschen.

Eine Sache ist mir aber beim Einlagern aufgefallen. Nämlich gibt es ziemlich viel Drehwuchs. Ein paar Stücke Verschnitt habe ich probeweise gespalten - hat prima geklappt, nur standen die Enden bei jeder Hälfte am Ende ordentlich im Winkel zueinander. An den größeren Stämmen lässt sich die Drehung im Holz ebenfalls erkennen. Ist das arg schlecht? Mit dem Spaltkeil werden das sicher keine besonders ebenmäßigen Staves. Ist es besser, die Stämme mit der Bandsäge aufzumachen, oder fällt mir der Drehwuchs so oder so auf die Füße?

Viele Grüße!

Stefan

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Ravenheart » 18.10.2019, 16:42

.... besser is Aufsägen!
Aber erst mal NICHT zu dünn, nur halbieren, sonst verziehen die sich zu stark!

Wundert mich übrigens, Eibe mit viel Drehwuchs ist selten...

Rabe

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Tom Tom » 18.10.2019, 16:56

Könnte auch an falsch interpretierten Spannrückigkeit liegen

Lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Stefan73 » 18.10.2019, 19:09

Ich werds jedenfalls mit Sägen versuchen, jeweils halber Stamm. Schätze, das ist die sicherste Variante. Und natürlich kann es auch sein, dass ich die Sache falsch deute. Spannrückigkeit ist mir jetzt ein neuer Aspekt. Werd mal eben die Suchfunktion anschmeißen :)

Viele Grüße!

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Tom Tom » 18.10.2019, 19:18

Informier dich bitte über Druckholz bei Eibe vorm aufsägen. Fals du nichts findest helfen wir dir gerne weiter.
Schönes Holz übrigens :)

Lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von schnabelkanne » 19.10.2019, 17:44

Servus, ja lass dir mit den Aufsägen Zeit - ist sowieso besser wenn die Eibe etwas Zeit noch mit der Rinde verbringt.
Die Enden versiegeln und dann leg die Staves auf 2 Böcke oder Sessellehnen und dann zeichne die Bogenmitte an.
Spann eine Schnur von Stirnseite zu Stirnseite und dann mach ein paar Bilder und stell sie rein, dann kann man etwas mehr zum aufsägen sagen, bei den Bildern sollte man auch die Stirnseite sehen.
@ Tom Tom - die Qualität dieser Eibe würde ich nun wirklich nicht als sehr gut bezeichnen, bin aber auch nicht der Eibenexperte.
lg Thomas
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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Stefan73 » 21.10.2019, 12:00

Hallo :)

Also: Ich lasse der Sache mit dem Sägen gerne noch ein paar Wochen. Zwischenzeitlich grabe ich mich durchs Netz auf Suche nach weiteren Infos über Eibe. (Ich liebe Holz, eigentlich jedes, aber Eibe ist schon ein besonders faszinierender Werkstoff :) )

Die Geschichte mit dem Druckholz deute ich so: Besonders bei Ästen, die ja tendenziell eher horizontal am Baum hängen, bildet die Pflanze jeweils quasi am Trizeps stärkere Strukturen, damit der Ast stabil bleibt. Das erklärt die unterschiedlichen Abstände der Jahresringe auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Anschnittes (hatte mich deswegen eh schon gefragt). Ich werde also darauf achten, den Schnitt so zu setzen, dass das Druckholz möglichst komplett auf der einen Seite bleibt - oder?

Zu denken gibt mir immer noch der Drehwuchs. Der ist schon tatsächlich vorhanden. Ich werd heute Nachmittag mal noch ein paar Bilder von meinen Testspaltungen machen, daran kann mans recht gut sehen.

Und überhaupt: Vielen Dank für Eure Hilfe - ich kann mir ganz gut vorstellen, dass die Leute immer wieder mit dem gleichen Kram daherkommen am Anfang, so wie ich jetzt auch. Denke, das kann schon auch nerven. Ich bin jedenfalls echt froh, dass ich hier ein paar kompetente Ansprechpartner gefunden habe.

Viele Grüße!

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Ravenheart » 21.10.2019, 15:45

Tipp am Rande: Bei Definitions-Fragen lohnt sich auch immer ein Blick in das FC-Wiki...:
http://www.bogensportwiki.info/index.ph ... =Druckholz

Rabe

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von MrCanister123 » 22.10.2019, 09:43

Ich lese interessiert mit.
Eibe ist für mich Neuland, hab ich mich noch nie rangetraut weil das Holz so weich ist und ich mich mit dem Früh/- Spätholz so gut wie gar nicht auskenne :D
Schaffa Schaffa

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Ravenheart » 23.10.2019, 16:14

Weich ja, aber damit auch gut zu bearbeiten - wenn auch mit Tücken (Span-Ausriss)...
Dennoch aber zäh und elastisch - und Spitzen-Qualität ist im Kernholz alles Andere als weich....

Vorschlag zur Annäherung:
Jeder, der eine größere Menge an Eibe bekommt oder angesammelt hat, hat auch "B" oder gar "C"-Ware dabei.
Versuche doch mal, an solche Stücke ran zu kommen (Spender vor!) und schnitze da mal ein wenig dran rum...
Das ist sehr lehrreich und senkt dennoch die Hemmschwelle... ;-)

Rabe

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Stefan73 » 23.10.2019, 17:46

und schnitze da mal ein wenig dran rum...
Das ist sehr lehrreich und senkt dennoch die Hemmschwelle... ;-)
Das kann ich voll und ganz bestätigen. Ich habe mich direkt über ein paar Stücke hergemacht und war sofort begeistert von der Art wie, naja - cremig - sich das Holz schneidet. Ich habe gesehen und gespürt, wie leicht Späne ausreißen können und wie glatt die Schnittkanten sind, ganz anders als bei Hasel. Das hat erstens einen Haufen Spaß gemacht und zweitens tatsächlich ein bisschen die Ehrfurcht vor der Eibe gelöst.

Tatsächlich gäbe es in dem Haufen, aus dem ich mein Holz habe, noch ein paar für meine Augen sehr interessante Stämme. Die kriege ich aber ums Verrecken nicht raus, weil sie nicht zuoberst liegen. Und 3,50 Meter Länge bei > zehn Zentimter Durchmesser kann ich einfach nicht rausziehen. Ans Auto binden geht nicht, weil ich dafür in den Acker reinfahren müsste. Raufklettern und Ausgraben wollte ebenfalls nicht klappen, weil in dem Wirrwarr da oben jeder Ast wieder an irgendeinem anderen Ast festhängt. Und am Ende stehst Du dann wieder selber drauf rum. Es war zum Haare raufen.

Hat vielleicht jemand hier schon mal sowas gemacht - und möglicherweise einen Kniff, wie sich das lösen ließe? Dann hätte ich es hier mit Eiben-Überfluss zu tun. Und in dem Fall wäre ich jedenfalls gerne bereit, auch was davon abzugeben.

Viele Grüße!

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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Kemoauc » 23.10.2019, 22:16

Vllt lohnt sich dann doch die Anschaffung einer Akkuflex und einem passenden Kreissägeblatt dafür, um die Hinderungsgründe abzusägen. ;D
Grüßle
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Re: Unverhoffter Eibensegen - was tun?

Beitrag von Kemoauc » 23.10.2019, 22:28

Oder der Besitzer hat nen Schlepper und holt Dir das für ein paar gute Kisten Bier, ein paar Euronen o.Ä. da raus.
So würde mans jedenfalls hierzulande regeln.
Grüßle,
Kemoauc
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Balsadübel

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