Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

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Stefan73
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Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Stefan73 » 03.05.2020, 14:55

Hallo,

neben dem kurzen Holler habe ich momentan einen Eiben-Stave in der Mache. Das Stück ist 2,20 lang und will ein ELB werden, angepeiltes Zuggewicht im Bereich oberhalb von 100 lbs.

Allerdings habe ich Zweifel an der Qualität des Kernholzes und bitte Euch deswegen, doch mal einen Blick auf die Bilder zu werfen.

Der Splint sieht für mich durchgehend sehr gut aus und ist relativ dick. Weil ich dem Kern nicht recht traue (der wirkt relativ inhomogen, je näher das Material am Markkanal liegt, es gibt ein paar Längsrisse und drumherum halte ich das Holz für ein bisschen spröde), hatte ich überlegt, vom Splint nichts abzutragen, sondern den Bogen stur vom Bauch her weiterzubearbeiten. Ich denke nämlich, dass der Kern besser wird, je näher er am Splint liegt. Die Frage ist dann natürlich, wieviel Kern am Schluss überhaupt noch übrig bliebe bei dieser Herangehensweise. Kann man einen Eiben-ELB bauen, nur aus dem Splint oder mit nur sehr wenig Kern?


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Vielen Dank und viele Grüße!

Stefan

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Hieronymus
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Hieronymus » 03.05.2020, 15:18

Hallo Stefan,


ich glaube nicht , das der Stave für ein 100# Elb geeignet ist. Ich sehe bröseliges Kernholz, Ringschäle, sehr unschöne Äste und das Splint/Kernverhältnis ist nicht ideal. Ich würde versuchen einen 50-60# Bogen daraus zu bauen, aber mehr nicht. Es hat schon einen Grund, wenn man premium Eibe für hohe Zuggewichte verwendet.


Gruß Markus
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Neumi
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Neumi » 03.05.2020, 19:56

Dieser stave ist ein perfektes Beispiel dafür, dass das Holz den Bogen vorgibt und nicht der Wunsch des Bogenbauers ;)
Ich würde den Splint auf max. 10 mm reduzieren, dann die Gammelstellen entfernen und mind. die eine Gammelaststelle ausdübeln.
Die da:
IMG_2234-min.JPG
Aber es fehlen Fotos vom Rücken (der Splint sieht übrigens hervorragend aus).
Dann, wenn alles an Gammel identifiziert und entfernt und an notwendigen Stellen gedübelt ist, kannst Du mal schauen was die Zuggewichtswaage zeigt.
Es ist auch kontraproduktiv von Gammelstellen 2 Fotos ohne Beschriftung zu posten, das verwirrt und macht es nicht einfacher einen Überblick zu bekommen.
Noch was: die Kernfarbe sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität aus, schneide mit dem Ziehmesser, wenn der Schnitt glänzt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es gut ist.
Grüße - Neumi
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Hieronymus » 03.05.2020, 20:19

@Neumi, also wenn ich mir das Bild anschaue sieht das Holz an der Stelle ziemlich keksig aus... auch der Splint wirkt an dieser Stelle nicht wirklich vertrauenserweckend . Mag sein das es auf dem Bild anders wirkt wie es in Wirklichkeit ist, aber was ich auf dem Foto sehe ….sieht nicht gut aus.
IMG_2240-min.jpg

@Stefan wo liegt diese Stelle im Bogen. Kannst du ein Bild einstellen , wo du diese Stelle markierst. Je nach dem wo die Stelle liegt und du den Splint reduzierst, kommt da nimmer viel Zuggewicht raus
Gruß Markus
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Tom Tom » 03.05.2020, 20:34

@Markus
Nö dat is alles gut. Das ist mit der Ziehklinge gearbeitet bei leichtem Strich gegen die Faser. Ich schließ mich Neumi an der Splint is top.

Dübel den Ast aus und schau mal was der Bodentiller sagt. Was hast du für n Querschnitt im Griff und für ne Länge?

Lg Tom Tom
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von locksley » 04.05.2020, 00:02

Der Splint schaut doch gut aus. Das einzige was Eibe nicht ab kann ist zu trocken. Mir ist auch noch kein Eibenbogen an einer vermeintlichen Schwachstelle gebrochen, bisher nur zwei nach jahrelangem Einsatz an Sprödigkeit.
Ich würde sagen erhalte soviel wie möglich vom Splint und probiers. Wenn es kein Bogen werden will bricht das Ding auf dem Tillerstock.
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Hieronymus » 04.05.2020, 10:12

OK Jung so sei es ;) Meine Auge sind entzündet und alt ;D, meine Eibe hat die zwei letzten Sommer nicht überstanden. Ich habe sehr viel Spannungsrisse im Holz, die teilweise erst beim tillern aufgetreten sind und meine Eiben sehen ähnlich, wie Stefan seine... So entstand mein Eindruck.

GRUß MARKUS
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Stefan73 » 05.05.2020, 10:05

Hallo :)

Also, erstmal: vielen Dank für die vielen Meinungen!

Der Stand ist so, dass ich nach Lektüre von Markus' Beitrag erstmal zum Hobel gegriffen habe und den Kern weiter reduziert habe. Danach habe ich wieder hier reingeschaut und mich gefragt, ob ich mit dem Hobel vielleicht ein bisschen voreilig gewesen bin. (Was kein Problem wäre, und auch ganz sicher nicht als Kritik gegenüber Markus gemeint ist: Bitte halte Dich bloß nicht mit Beiträgen zurück - ich schätze Deine Meinung sehr.)

Jedenfalls hat der Stave zwei Längsrisse, einen in jedem Arm, und längs dieser Bereiche scheint mir das Holz etwas bröselig. Insgesamt wirkt mir das Kernholz, wie gesagt, ein bisschen unhomogen. Es gibt viele Stellen, wo das Material glänzt, wenn ich mit dem Hobel drüber gehe. Aber es gibt eben auch die Stellen mit den Rissen. Letztere werde ich als nächsten Schritt erstmal mit Epoxi ausföhnen. Dann werde ich den dämlichen Ast ausbohren. Das wird spannend - sowas hab ich noch nie gemacht.

Anschließend bringe ich den Stave dann weiter in Form und werde mal sehen, ob und wie weit ich den Splint noch reduzieren kann.

Und dann gehts schön langsam ans Biegen und dann schau ich mal, was mit dem guten Stück so geht.


Ich habe aus dem gleichen Holzstoß noch drei oder vier weitere Eibenstämme gleicher Länge und mit vermutlich ähnlicher Qualität. Die gehe ich nach und nach an und dann wird man schon sehen, ob ein ELB mit ordentlich Schmackes dabei ist. Für diese ersten Versuche mit Eibe bin ich sogar ganz dankbar, dass das wohl kein First-Class-Holz ist. Das wäre zu schade für meinen aktuellen Standard.

Und bei den nächsten Fotos werde ich mit erhöhter Sorgfalt vorgehen und ordentlich beschriften ;D


Viele Grüße!

Stefan

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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Hieronymus » 05.05.2020, 11:03

Kein Problem... Nur hatte ich nichts von Hobel oder Kernholz abtragen geschrieben ;) Ich hatte nur was von schlechtem Splint Kern Verhältnis geschrieben und das heisst zu viel Splint und zu wenig Kern.
2. Du siehst das Holz und kannst es fühlen und damit besser einschätzen als wir mit den Bildern.
3. Immer mal ein paar Meinungen abwarten, wir sind auch alle nur Menschen und können Fehler machen.

Mach mal ordentliche Bilder von den Stellen die du meinst und eines mit der gesamten Ansicht des Bogens mit den eingezeichnet Stellen
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Neumi » 05.05.2020, 12:28

Stefan73 hat geschrieben:
05.05.2020, 10:05
Und bei den nächsten Fotos werde ich mit erhöhter Sorgfalt vorgehen und ordentlich beschriften ;D
Recht so ;D
Und wie Markus schon geschrieben hat, es geht darum zu wissen wo die gammelstellen liegen.
Bei solchen aststellen mit schwarzem gammel außen rum, kann man oft den astrest einfach raus drücken/schlagen. Vorausgesetzt dass das schwarze bis zum Rücken durch geht. Deswegen sind bei solchen Stellen Fotos von Rücken und Bauch gut. Am besten kratzt du das schwarze erst mal vorsichtig raus.
Grüße - Neumi
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Wolfric » 05.05.2020, 13:26

Sofern meine überschaubare Eibenerfahrung (bisher zwei Eiben gebaut, 65#, 85# und 70- 80# Recurve in Bau) hier beitragen weiß ich nicht. Ohne den Rohling in allen Maßen zu kennen und live zu sehen, schließe ich mich der Meinung an, dass du das Holz entscheiden lassen solltest.

Such Dir evtl. Beispielmaße für den Bogen für dein gewünschtes Zugewicht und zeichne die mal an. Dann kannst Du bereits sehen ob noch Reserven am Rohling vorhanden sind.

Was die Ästchen und Äste in deinem Stamm betrifft habe ich die Erfahrung gemacht, dass das immer unterschiedlich sein kann. Wenn ich gemeint habe das wird nie etwas wurde ich auch schon für Mut belohnt und es hat gehalten. Bei manchen Fällen überrascht die Eibe dann mit einem Riss oder Bruch... irgendwie unberechenbar bei der Qualität die Du da an Stock hast.

Abschließend habe ich aber noch eine Frage in die Runde.

Wenn Ihr von Premiumeibe sprecht. Kann mir jemand einen Tip geben wo ich da mal einen Stave erwerben könnte? Gern via PN.

Vielen Dank.
"Geh gleich zum Schmied und ned zum Schmiedl!"

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Tom Tom
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Tom Tom » 05.05.2020, 13:33

@Wolfric
Maße übertragen bringt nur bedingt was, da die Qualitätsunterschiede auch bei feinringigem Holz sehr unterschiedlich sein können.

lg Tom Tom
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Stefan73
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Stefan73 » 05.05.2020, 17:18

Wolfric hat geschrieben:
05.05.2020, 13:26
Wenn Ihr von Premiumeibe sprecht. Kann mir jemand einen Tip geben wo ich da mal einen Stave erwerben könnte? Gern via PN.
Oh, das würde mich allerdings auch interessieren. Nicht für gleich. Aber irgendwann demnächst möchte ich dringend einen ordentlichen Eibenbogen bauen.

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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von apaloosa » 05.05.2020, 22:22

Hi,
da fällt mir sofort "Blacksmith77K" hier aus dem Forum ein, ist zwar seit Mitte 2019 nicht mehr eingeloggt gewesen aber ich gehe davon aus, dass er seine PNs noch liest.

VG
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Wolfric
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Re: Eibe-ELB mit 100# - geht das mit dem Kern?

Beitrag von Wolfric » 06.05.2020, 08:02

Tom Tom hat geschrieben:
05.05.2020, 13:33
@Wolfric
Maße übertragen bringt nur bedingt was, da die Qualitätsunterschiede auch bei feinringigem Holz sehr unterschiedlich sein können.

lg Tom Tom
Ja, danke für den Hinweis. Da gebe ich Dir auf alle Fälle recht. Ich finde die Unterschiede bei Eibe echt bemerkenswert... ich mein Unterschiede gibt es bei allen Hölzern. Eibe fällt mir aber als extrem auf in dem Bezug.
"Geh gleich zum Schmied und ned zum Schmiedl!"

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