Erster (Hasel) Bogen

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Arvid
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Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Arvid » 06.09.2020, 23:55

Hallo zusammen,

Mich hat auch das Bogenfieber gepackt und ich bin dabei meinen ersten Bogen zu bauen und stehe jetzt vor folgendem Problem/ Fragestellung:

Ich habe, um die Sehnenlage im Griff in Richtung Mitte zu korrigieren, die Nocken/Tips? an beiden Wurfarmen um 1 cm (je in die selbe Richtung) von der Scheitellinie verschoben. An der einen Seite (die mit dem ehemals dünneren Durchmesser) habe ich jetzt folgendes: der Bogen scheint sich zu "verdrehen". Dies liegt nicht daran dass der Stave selbst verdreht ist, sondern an dem runden Querschnitt und dasss ich ihn durch das Verschieben der Nocke "verdreht" geschnitzt habe. Ich hoffe es ist verständlich was ich meine. Zum besseren Verständnis und da auf Fotos schlecht zu erkennen, habe ich (trotz mäßiger Zeichenkünste) versucht eine Skizze anzufertigen. (Den Bogenbauch habe ich versucht etwa parallel mit dem Bogenrücken zu schnitzen, sodass sich dieser mit verdreht). Ich schätze die Verdrehung auf etwa 20° über einen Bereich von 35 cm.
IMG_20200906_225243_compress90.jpg
Wie schätzt Ihr dies ein und wie wird der Bogen sich bei Auszug verhalten? Ist das problematisch und gibt es Handlungsbedarf?


(PS: Der Stave ist jetzt trocken und grob in Form gebracht. Flachbogen, 180NtN (insgesamt 185), Grifflänge circa 13 cm, Fadeout je 5 cm, Breite hinter Fadeout ca 4,5 cm, Breite für 46 cm konstant, dann über 35 cm linear auf 13 mm auslaufend.

Stand: Ich habe versucht einen Bodentiller durchzuführen, bin damit jetzt zufrieden und baue gerade an einem Tillerstock und warte auf das bestellte Sehnengarn um mir eine Tillersehne zu bauen.)


Liebe Grüße und vielen Dank im voraus
Arvid

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von schnabelkanne » 07.09.2020, 09:13

Servus, mir hat dieser link geholfen.

viewtopic.php?f=15&t=16362&hilit=Verdrehter+Wurfarm

Ist die Verdrehung auch schon vor dem Einspannen?
Zeig mal ein Bild vom Stave mit dem betreffenden Ende, da kann man dann mehr sagen.

Ich hab auch schön öfters auf den letzten 15 cm am Rücken begradigt, wenn der Stave schon vorher am Ende verdreht war.
Wenn die Verdrehung erst bei Belastung auftritt dann musst du aber am Bauch korrigieren, s. Bild gelb/rot markiert.

Aber bitte bevor du wegnimmst zeig vorher ein Foto!!!!,,


Lg Thomas
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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Ravenheart » 07.09.2020, 10:04

Habe ich es richtig verstanden?

Der Stave machte insgesamt über die ganze Länge eine leichte Kurve.
Verband man Ende mit Ende, lag die Sehnenlinie neben dem Griff bzw. an der Griffseite.
Also hast Du die Enden zur Gegenseite hin schräg gebaut, so dass die Sehnenlinie nun mittig durch den Griff verläuft?

Also so:
Knickstave.jpg
Richtig?

Rabe

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Arvid » 07.09.2020, 13:42

Erstmal vielen Dank für die schnellen Antworten.

@Thomas: die Verdrehung ist von Anfang an, da ich ihn so geschnitzt habe. Wirklich belastet habe ich ihn noch nicht. Max 5 cm beim Bodentiller würde ich sagen. Dabei habe ich an der verdrehten Stelle keine große weitere Änderungen gespürt.

@Rabe: ganz genau. Ganz mittig ist die Sehnenlage am Griff noch immer nicht, aber annähernd. Habe ihn aber nur leicht schräg gebaut, da ich mich zu doll nicht getraut habe. Die vorherige Mitte des Endes/Tips liegt jetzt ganz an der Seite des neuen Tips. (Etwa 1 cm verschoben)
(Sehnenkerbe habe ich noch nicht eingeschnitten)
IMG_20200907_132315_compress73.jpg
IMG_20200907_132343_compress35.jpg
IMG_20200907_131740_compress98.jpg
IMG_20200907_131847_compress96.jpg
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Lieben Gruß
Arvid

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von fatz » 07.09.2020, 16:26

Arvid hat geschrieben:
07.09.2020, 13:42
@Rabe: ganz genau.
Warum hast den Bogen nicht von Anfang an richtig in den Stave gelegt? Wenn das bei einem Hasel nicht geht, einfach einen neuen nehmen....
Nebenbei: wenn du einen Hasel vor dem Trocknen aufspannst und er 2 Wochen so trocknet, bleibt er so. Es gibt also keinen Grund fuer so Kaspereien....
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Arvid » 07.09.2020, 17:53

Habe versucht ihn so gut, wie für mich irgendwie möglich, so zu legen, dass alles passt. Ist halt auch mein Erster, aber meine, dass es beim weiterdrehen dann iwo anders gehakt hätte. Aber Fehler sind ja da um sie beim nächsten Mal zu vermeiden. Von daher (und da ich keinen anderen Stamm habe) würde ich wenn möglich gerne versuchen mit diesem weiter zu machen, sodass der nächste umso besser wird. Gibt es da noch Aussicht auf Erfolg?

Danke für den Tipp:
"Nebenbei: wenn du einen Hasel vor dem Trocknen aufspannst und er 2 Wochen so trocknet, bleibt er so"

Zählt das auch für andere Hölzer (Holunder gibt es hier mehr als Hasel)?

Liebe Grüße

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von schnabelkanne » 07.09.2020, 18:31

Servus, die Verdrehung ist nicht so schlimm.
Es gibt halt wie immer mehrere Möglichkeiten, ich würde einfach auf den letzten 10 bis 15 cm am Rücken die Kante mit dem Ziehmesser etwas begradigen. Bei Hasel sollte das an den Enden kein Problem sein.

Man kann auch mit Hitze und Dampf das Ende etwas zurückdrehen, ist aber nicht so mein Favorit
.
Warte aber noch auf andere Meinungen und ja Holler ist ein super Bogenholz das du auch zum Trocken einspannen kannst.
lg Thomas
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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Neumi » 07.09.2020, 18:54

Dieser schiefe Rücken ist an den enden vollkommen problemlos.
Nur und wenn ich es richtig verstanden habe, liegt die Sehne an beiden enden am Rand?
Das ist nicht gut, aber so wie der stave aussieht, kannst du den in der Mitte mit der dämpfmethode richten. Sieht so aus, als wäre die Kurve genau in der Mitte.
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von fatz » 07.09.2020, 20:14

Arvid hat geschrieben:
07.09.2020, 17:53
Zählt das auch für andere Hölzer (Holunder gibt es hier mehr als Hasel)?
Zu Holler kann ich nur sagen, dass andere da geile Boegen draus gebaut haben. Mit hat's die alle an irgendwelchen Astgnubbeln zerissen. Und nein, "in Form Trocknen" geht definitiv nicht mit allen Hoelzern. Hartriegel macht da zB. gar nicht mit und kriecht danach einfach zurueck.
Zum Bogen in den Stave legen noch ein Tip: wenn du den Stave an den Ende lose auflegst haengt der meistens schon so wie Bogen reingehoert, ausser du hast da was total verknorztes.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Arvid » 07.09.2020, 22:57

Erstmal vielen Dank bis hierhin.

Freut mich ja erstmal zu hören, dass es wohl noch geht. :)

@Thomas: meinst du einfach die auf dem Foto schraffierte Fläche wegschneiden und den Bauch dann wieder parallel zum "neuen" Rücken? Habe da ein wenig Angst, da dann (an der engsten Stelle) nur noch etwa 6 mm intakter Rückenring verbleiben. Oder sollte ich es einfach nur angleichen und nicht komplett "gerade" machen? Wenn das hält, hört es sich nach einer recht einfachen Lösung an :)
IMG_20200907_221522_compress12.jpg
@Neumi:
Neumi hat geschrieben:
07.09.2020, 18:54
Dieser schiefe Rücken ist an den enden vollkommen problemlos.
Heißt das, dass ich es deiner Meinung nach einfach so lassen kann wie es ist?

Die Sehne (auch wenn ich noch keine habe) würde jetzt an beiden Enden mittig und am Griff fast mittig verlaufen. Wenn ich sie jeweils am Ende an den Rand legen würde, wäre sie komplett mittig im Griff. (Weiter schräg, sodass sie im Griff komplett mittig und am Ende ebenso mittig wäre, habe ich mich nicht getraut zu gehen.)
Ich habe nochmal geguckt, der Knick/Kurve liegt am Ende des Fadeouts, ehr am Anfang des Wurfarmens (auf der WA-Seite, wo das Ende "verdreht" ist). Wäre dieser komplett gerade, hätte ich nicht um einen Zentimeter versetzen müssen und hätte jetzt das Problem mit dem verdrehten Wurfarm nicht. Werde ich nächstes Mal wohl so machen bevor ich anfange den zur Seite hin zu schnitzen. ;D
Könnte jetzt versuchen ihn ein wenig zu biegen/dämpfen, sodass er bei mittiger Lage an den Enden ebenso komplett mittig im Griff zu liegen kommt. Der Wurfarm wäre dann, da schon geschnitzt allerdings noch immer verdreht.

Liebe Grüße

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Kemoauc » 07.09.2020, 23:56

hmnjain, nicht auf der eh schon zuviel abgenommenen Seite was entfernen. Das wird ja noch schiefer. ::) Gemeint ist wohl eher: Ignoriere die Verdrehung,was die Nocke angeht. Die Sehne muß in der Nock nicht zwingend soo gerade in der Nock aufliegen,das es gekauft aussieht. Durch die Mittellinie ist wichtiger. n.m.M. ;)
aalso: mein Weg wäre eher, zu versuchen,durch Seitenabnahme den Tip etwas mittiger zu schnitzen und dann den Rest der Gesamtbiegung,damit die Sehnenlage mittig kommt, durch Biegen im Griff zu erreichen, Und zwar vor dem Weitertillern! Denn der restlich verbliebene Spielraum wird beim Tillern aufgebraucht.
Oder aber,eine weitere Alternative: den verschnitzten Tip durch ca 5-6cm Kürzung in eine etwas weniger schlimme Lage zu bringen und dann mal sehen ob ich nah genug an die vergurkte Mittellinie rankomme,um das mit Biegen im Griff und ner Wiki-Nocke in den Griff zu kriegen. :D
Und: nimm nicht auf dem Rücken,sondern am Bauch ab.
Ein verdrehter Holler und nach Rabes Anleitung zu einer geraden Biegung gebracht:
viewtopic.php?f=74&t=28020
Ich hab dir mal diesen Link eingefügt,nicht aus Eitelkeit,sondern nur,weil ich weiß,wo mein Sch#!ß... >:) rumliegt. ;)
Vllt fügen dir die Anderen auch noch ein paar Links ein,mit ähnlichen Sachverhalten und lösungen ein. Einfach damit Du nicht wieder zu so ner Verzweiflungslösung greifen musst. :D
Grüßle,
Kemoauc
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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von schnabelkanne » 08.09.2020, 05:42

Servus, ja ich hab es so gemeint wie du es angezeichnet hast.
Warte noch ab bis du auf Standhöhe bist, dann kannst du ja immer noch korrigieren, vielleicht ist es ja nicht notwendig wie Neumi schon schrieb.
lg Thomas
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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Neumi » 08.09.2020, 11:25

Arvid hat geschrieben:
07.09.2020, 22:57
Heißt das, dass ich es deiner Meinung nach einfach so lassen kann wie es ist?

(Weiter schräg, sodass sie im Griff komplett mittig und am Ende ebenso mittig wäre, habe ich mich nicht getraut zu gehen.)
Zu1: Ja, die äußeren ca. 10 cm bleiben sowieso steif.

Zu 2: ich habe nicht verstanden wie Du das meinst.
Grüße - Neumi
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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von Arvid » 09.09.2020, 11:14

Toll hier soviel Antworten zu bekommen. Dankeschön!
Neumi hat geschrieben:
08.09.2020, 11:25
Arvid hat geschrieben:
07.09.2020, 22:57
(Weiter schräg, sodass sie im Griff komplett mittig und am Ende ebenso mittig wäre, habe ich mich nicht getraut zu gehen.)
Zu 2: ich habe nicht verstanden wie Du das meinst.
Grüße - Neumi
Ich habe ja die Tips um circa je ein Zentimeter verschoben, sodass die Sehnenlage weiter in Richtung Griffmittel wandert. Mit weiter schräg meine ich, dass ich mir eine noch weitere Verschiebung der Tips (um ganz in die Bogenmitte zu kommen) nicht getraut habe.

------------------

Ich würde erstmal versuchen den Griff mit der Dämpfmethode zum biegen zu kriegen und dann schauen wie ich weitermache.
Hier noch eine kurze Frage. Soll ich, auch wenn die eigentliche Kurve/Knick am Fadeout bis Anfang Wurfarm liegt, dennoch ehr im Griff biegen, um die gedämpfte Biegung nicht im arbeitenenden Bereich zu haben? (Habe Angst das die Biegung sonst später wieder zurück wandert.)
Im Griff ist ein Recht großer Ast. Macht sowas beim biegen Probleme? Macht es Sinn den Griff vor dem biegen schon ein wenig weiter auszuarbeiten, um nicht ganz so viel Material zu biegen? Wenn ja, ich wollte den Griff eigentlich etwa 2,5 cm breit (und 4 cm Tief) machen. Sollte ich ihn wegen des Astes lieber 3 cm breit machen? (Waren jetzt doch mehr als noch eine Frage ::) )


Habe mir gestern erstmal ein Tillerstock und eine Tillersehne gebaut. Freue mich schon wenn es dann weitergeht. :)

Liebe Grüße

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Re: Erster (Hasel) Bogen

Beitrag von schnabelkanne » 09.09.2020, 11:26

Servus, ich würde ihn erst korrigieren wenn du auf Standhöhe bist, wenn die Sehne dann 1 cm aus der Mitte ist, kannst du das mit Schmälern der Tips oder des Griffes noch ausgleichen ohne Biegen zu müssen und wenn die Sehne etwas mehr zur Abschussseite neigt ist das ja auch ok.
Lass den Griff und die Tips noch so breit und tiller ihn mal bis auf Standhöhe, dann siehst du genau wieviel du korrigieren musst.
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