Ich möchte einen Bogen mit viel Geschichte präsentieren.
Das Licht der Welt erblickte er bereits 2017 als ein extralanger Robinien-Mölleverschnitt, Gesamtlänge etwas 180cm, davon etwa 15cm pro WA Hebel und etwa 25cm Griff inkl. Fades.
Da ich diesen Absatz bzw. Dickensprung zwischen arbeitendem WA und starrem Hebel nicht mag, den man beim Mölle oft sieht, wurden die Enden nur einen Hauch dicker gelassen und auf den Rücken eine Lamelle Riopalisander geklebt, den ich in der Gittarrenwerkstatt bekommen hatte. Dazu noch Tipps aus Ebenholz aus derselben Quelle. Alles nicht so gewichtsoptimiert, aber hübsch anzusehen.
Das ganze als Takedown mit selbstgemachten Edelstahlhülsen.
Da ein TD viel Extraarbeit macht und die Jahresringe nicht die dicksten sind, wurde ein Angstbacking aufgebracht, Rohhaut aus Hundekauknochen mit D3-Holzleim geklebt. Dann wurde ich übermütig: durch die aus Angst etwas dick gehaltenen Hülsen war der Griff recht breit. Um das zu kompensieren wollte ich den Bereich, in dem der Pfeil anliegt, etwas schmaler gestalten. Dabei war ich wohl etwas gierig, auf jeden Fall knackte es irgendwann. Das reparierte ich etwas halbherzig mit Holzleistchen und einer Manschette aus Rohhaut. Nicht besonders hübsch, aber es hielt und die Rohhaut ist ein gutes Material als Pfeilanlage.
Durch ein Zusammenspiel aus nicht ganz spielfreien Hülsen, etwas Deflex, den ich versehentlich eingebaut habe und auch etwas griffnahem Set sah der Tiller etwas schief aus. Ich hab sogar noch ein Foto aus 2017 gefunden. Erstaunlicherweise hat er lange ohne Stauchbrüche in den überlasteten griffnahen Bereichen gehalten bis zu einem Schießen bei wirklich knackigem Frost. Vllt hab ich die da aber auch erst entdeckt, keine Ahnung.
Der Bogen hatte etwa 30# und warf eigentlich ganz gut.
Wie es so ist, fristete er aber nach einem Jahr intensiver Nutzung ein Regaldasein, weil andere, folgende Bögen dann doch besser warfen und die Abstimmung der Pfeile aufgrund schmalerer Griffe einfacher.
Letztes Jahr hatte ich wenig Zeit zum Bogenbau. In der Hoffnung, eine Überarbeitung eines alten Bogens würde schneller gehen als ein Neubau und weil ich Regalleichen generell nicht mag, nahm ich mir eben diesen Bogen her und probierte ein Paar Sachen aus.
Erst wurde er um ca. 8cm gekürzt.
Dann sollte er reflexe Enden bekommen. Durch die Rohhaut und den geklebten Palisander war dämpfen nicht möglich, also wurden die Hebel mit der Bandsäge in etwa 4mm dicke Lamellen geschnitten und mit eingeschobenem Furnier in Sägeblattstärke (Birke glaub ich) in Reflex geleimt.
Danach wurde der Tiller überarbeitet, Richtung Tips der Breitentaper nochmal verschmälert und der Rücken um etwa 8mm getrappt. Die griffnahen Bereiche wurden entlastet.
Die Übergänge von WA zu reflexen Enden wurden etwas gewichtsoptimiert und gefälliger gestaltet.
Noch ein paar neue Tipoverlays aus Pflaume, von denen ich erwarte, dass sie etwa zur selben Farbe nachdunkeln wie der Palisander.
Die Stöße der Steckverbindung wurden noch mit zwei Neodymmagneten versehen, damit der Bogen abgespannt nicht auseinander fällt. Das hab ich von Simon Siess abgeguckt (primitive-bows.com), danke für die Inspiration an dieser Stelle!
Hier die Daten:
172cm NtN
40#/28"
886g
19cm Standhöhe
Robinie, Rohhaut, Pflaume, Palisander
Griff mit dünnem Leder umwickelt
10 Strang Dacron Sehne
Geschwindigkeit wird bei Interesse nachgereicht. Ich tippe auf ca. 160fps, wobei meine Pfeile etwas schwerer als 10 gpp sein dürften.
Etwas Handschock hat er bestimmt, aber ich merk den nicht störend. Er wirft mMn. ziemlich gut und da ich meist mit Rad und/oder Zug zum Parcour oder Turnier anreise, ist ein TD einfach perfekt.
So, danke fürs lesen bis hier, jetzt Bilder:
Viele Bilder

Danke fürs Schauen!
Gruß Martin