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RE: Samick Equus
Verfasst: 12.03.2004, 21:59
von Archiv
Original geschrieben von Alphastern
Sollte man mit Glas belegte, bzw. mit Glas verarbeitete Bögen auch ab und zu ölen? Oder anderweitig pflegen?
Ich verwende dazu ´Poliboy fixneu Politur´, also eine Möbelpolitur, die vorallem den Lack pflegt, aber auch Flecken beseitigt und Kratzer überdeckt.
Poliboy
Verfasst: 12.03.2004, 22:59
von Alphastern
@ Benz:
Na perfekt, das hab ich eh im Haus. Danke! :-) :-)
RE: Poliboy
Verfasst: 12.03.2004, 23:41
von Archiv
Original geschrieben von Alphastern
@ Benz:
Na perfekt, das hab ich eh im Haus. Danke! :-) :-)
@Alphastern
Hallo, hab noch den Zusatz "für helle Möbel" vergessen, sonst könnte sich Dein Bogen farblich etwas verändern

RE: Leinölfirnis
Verfasst: 13.03.2004, 11:15
von mmx109
wenn Leinölfirnis dem Bogen schadet
gibt es auch Leinöl das gut ist oder ist generell Leinöl schadhaft.
Original geschrieben von benz
Original geschrieben von Mike-Bravo
@Longbow Alex
Danke für den Tipp. Habe mir heute mal etwas Leinölartiges aus'm Baumarkt geholt.
Ich möchte nochmal auf den Beitrag von Nordbogen hinweisen, nachdem Leinölfirnis vermutlich die Bruchgefahr erhöht, dies gilt vermutlich noch mehr, wenn ich die Eindringtiefe erhöhe.
Politur
Verfasst: 13.03.2004, 11:48
von Alphastern
@ Benz:
jo, genau das habe ich da. Aber der Bogen ist schon recht dunkel.
RE: RE: Leinölfirnis
Verfasst: 13.03.2004, 11:51
von Archiv
Original geschrieben von mmx109
wenn Leinölfirnis dem Bogen schadet
gibt es auch Leinöl das gut ist oder ist generell Leinöl schadhaft.
Da mir selber nicht klar war, in welchen anderen Formen es Leinöl gibt, hab ich heute morgen etwas gegoogelt, folgende beiden links sind sehr informativ:
http://www.kremer-pigmente.de/bindem06.htm
http://www.kreidezeit.de/farben_daten/P ... firnis.pdf
Das Problem scheint zu sein, daß das "Leinöl mit Siccativ verkocht" wird, damit es schneller trocknet, das ergibt dann die besagte Leinölfirnis.
Bei dem ersten link sind auch andere Formen von Leinöl angeben, die meiner Meinung nach sehr gut geeignet sind und dem Bogen nicht schaden.
Leinl
Verfasst: 13.03.2004, 12:23
von Longbow Alex
Reines, kaltgepresstes Leinöl ohne Siccativ trocknet nur richtig, wenn es in dünnster Schicht auf das Holz aufgetragen wird& nach wenigen Minuten evtl Überstände abgewischt werden. Ansonsten trocknen diese Stellen nie so richtig. Aber auch so dauert das Trocknen ewig.
Kochen und Siccative (Kobalt oder Zirkoniumverbindungen, früher auch Bleiverbindungen) beschleunigen einzig den natürlichen Trocknungsvorgang. Bestimme reine, ungesättigte Öle (keine Halböle) trocknen nicht durch verdunsten eines Lösemittels (so z.B. manche 1K Lacke) sondern durch Oxidation, Radikalbildung und anschließende Kettenbildung (Polymerisation).
Kochen führt zur Vorvernetzung des Leinöls, deshalb trocknet es schneller, Siccative beschleunigen nur die Radikalbildung. Das Endprodukt der Reaktion bleibt gleich.
Ich zweifele immer noch an der Erhöhung der Bruchgefahr durch Auftrag von Leinöl (egal welche Zubereitung), die Eindringtiefe ist sehr sehr gering und findet kaum ein Schichtaufbau statt.
Ich glaube hier wäre der Zeitpunkt mal einen Chemiker oder Ingenieur nach seiner Meinung zu fragen.
Gruß,
Alexander
Verfasst: 13.03.2004, 12:43
von Nullman
Womit wir bei der Unterscheidung von Leinöl und LeinölFIRNIS wären...
Da war doch mal was in nem Thread...
LOCKSLEY!!!! Such mal bitte!

Schneller
Verfasst: 13.03.2004, 12:53
von Longbow Alex
Reines Leinöl: Öl aus gepressten Leinsamen, t.w. kaltgepresst
Leinölfirnis: Gereinigtes, gekochtes Leinöl, mit Siccativ versetzt.
Es gibt auch noch "Standöl", ein unter Sauerstoffabschluß erhitztes Öl, das nicht schneller, dafür aber klarer und wetterfester auftrocknet. Früher durch einfaches Warten und Abziehen der oberen Phase aus luftdicht verschlossenen Leinölbehältnissen gewonnen. Verunreigungen
fielen aus und sanken nach zum Grund.
Nur zur Vollständigkeit: Das von Nacanina bereits beschriebene Halböl: Balsamterpentin aus der Pinie + Leinölfirnis (1:1) ==> schneller trocknend und tieferes Eindringen, Ideal zur Grundierung von besonders saugfähigem Untergrund.
Verfasst: 13.03.2004, 14:11
von Nacanina
@Longbow Alex
ich nehme als Erstes Leinöl (das von Kremer) mit max 20% Balsam Terpentinöl. Danach Leinöl mit einem Zusatz von ca 20 - 30 % Dammar in Terpentinöl gelöst.
Diese Mischung besteht aus 2 Teilen Terpentinöl und 1 Teil Dammar. Das beschleunigt die Trocknung und hilf eine dünne Schicht aufzubauen.
Das ist aber LUXUS! Ich meine ganz klar, dass einfaches Leinöl (entweder aus dem Reformhaus oder von Kremer (1 l: 4,35 €) völlig ausreichen.
Die Kobalt (oder Zirkon) Firnisse finde ich nicht akzeptabel (Schwermetalle, Abrieb...)
Unter einer Grundierung verstehe ich allerdings etwas anderes.
RE: Leinölfirnis
Verfasst: 13.03.2004, 18:05
von Archiv
Original geschrieben von Longbow Alex
Kochen führt zur Vorvernetzung des Leinöls, deshalb trocknet es schneller, Siccative beschleunigen nur die Radikalbildung. Das Endprodukt der Reaktion bleibt gleich.
Wenn dem so wäre, warum sollte dann jemand für "Sonneneingedicktes Leinöl, Oleum crassum" 180 Euro pro Liter bezahlen, wenn das Endprodukt das gleiche bleibt?
Ich mein das nicht bös, ich bin halt neugierig, und wie geschrieben ist mir mein Eibebogen nach dem Behandeln mit Leinölfirnis um die Ohren geflogen, diese Erfahrung müssen ja andere nicht unbedingt auch machen.:knuddel
Einigkeit durch Experiment
Verfasst: 13.03.2004, 19:31
von Longbow Alex
Ich hab hier ein wenig Leinöl, kaltgepresst, sikkativfrei und ungekocht und werde bei Gelegenheit dann mal Firnis und eine empfindliche Federwage kaufen. Wenn ich dann mal ganz viel Zeit habe wird ein Holzbrettchen in 2 Teile gesägt, verschieden behandelt und die Bruchlast geprüft. Berichte dann. Im Nachhinein ist es sicher schwer herauszufinden ob es an der Firnis lag, das der Bogen gebrochen ist, mann kann es ja nicht mehr rückgängig machen um den Bruchtest mit anderer Oberfläche zu wiederholen.
@Nacanina
Verständliche Haltung, ich persönlich halte mich da an die Stiftung Ökotest, die mal Firnisse angeschaut hat und Kobalt oder Zirkonverbindungen für vertretbar hielt.
Verfasst: 15.03.2004, 09:12
von Nacanina
An der sonne angedicktes Leinöl ist wirklich eine Option, wenn man Schäfte oder Bögen bemalen will. (Pigmente rein = fertig)
Geht auch ganz einfach: Öl in Schüssel mit glattem Rand, Glasplatte drüber, stehen lassen.
Ist ein Traditionelles Bindemittel in der Ölmalerei. Erprobt!
RE: Sportleröl
Verfasst: 24.03.2004, 20:16
von mmx109
Original geschrieben von Mike-Bravo
@Longbow Alex
Danke für den Tipp. Habe mir heute mal etwas Leinölartiges aus'm Baumarkt geholt.
Werde mich aber trotzdem noch mal nach einem guten Sportleröl umsehen.
habe reines Leinöl kaltgepreßt aus der Apoteke
geholt 250 ml 5,00 Euro zieht langsam ein ist zwar teuer aber wenns das richtige ist egal...
Leinöl
Verfasst: 24.03.2004, 22:34
von Falk
Alles ganz spannend zu lesen hier - ich möchte auch noch ein paar Dinge beisteuern:
Ich habe viele Jahre meine Holzschäft ausschließlich geölt - wiederholt mit Leinöl/Zedernholzöl etwa 3:1 gemischt. Richtig! Rezept à la Saxton Pope. Später habe ich das teure Zedernholzöl auch meist weggelassen. Manch einer dieser Schäfte ist 15 Jahre im Einsatz. Für eine erhöhte Bruchgefahr durch Leinöl spricht das ersteinmal nicht, aber aufgepaßt:
Ich öle keinen Bogen in dieser Weise ein. Ich bin der Überzeugung, daß ein satt (!) eingeölter Bogen immer an Stringfollow zulegen muß. Öl führt im Holz zu einer verminderten inneren Reibung und ermöglicht damit "Verschiebungen" im Holz, die sich dann als Set nachteilig bemerkbar machen.
Leinöl wird schließlich durch Sauerstoffzutritt verharzen, d.h. es wird kristallisieren. Kristalle => Kristallisationsdruck => Zerstörung der Zellstruktur des Holzes => ganz schlecht!
Man muß Leinöl häufig auftragen, um schließlich ein versiegelnde Wirkung zu erreichen. Jedes mal erhöht man das Gewicht der Wurfarme ein kleines aber unnötiges Bißchen. Viel schlimmer aber: An Stellen mit feinen Rissen, Fugen oder an nicht völlig geschlossenen Verleimungen wird mit der Zeit das verharzende Öl durch Sammelkristallisation den Spalt weiten und kann zur Ablösung von z.B. Hornnocken führen. Ich habe früher auch meine Messergriffe mit diesem Öl behandelt und mich dann nach wenigen Jahren gewundert, warum mir immer die Griffschalen vom Metall hochgedrückt werden! Bei meinen Pfeilen sind mir ganz analog so nach und nach immer wieder die Spitzen abgefallen - allerdings auch, weil Leinöl mit der Zeit das verwandte Epoxydharz aufweicht.
Ein leichtes Einölen und sofortiges Abwischen des Überschusses - okay - mach ich auch heute noch bei einem neuen Bogen - warum weiß ich auch nicht - Intuition! Aber dann kommen mehrere Lagen Schellack zum Einsatz. Hin und wieder eine Spur Wachs (ohne Terpentinöl). Fertig!