Fletchers-Corner

3b. Schichtverleimte Siyahs

Dazu nimmt man am besten ein Holz, welches sich gut im Dampf oder mit der Heißluftpistole erwärmen und biegen läßt. Ich biege 4 mm starke Leisten aus Ahorn- oder Kirschbaumholz  "trocken" mit der Hand nach Augenmaß, indem ich die Leiste an einem Ende in den Schraubstock spanne, mit der Heißluftpistole die zu biegenden Bereiche erwärme und dann vorsichtig "ums Eck" biege. Kontrolle mit einer Schablone für den Siyah meiner Wahl. 4-5 dieser grob vorgebogenen Leisten werden dann auf eine Siyahschablone geleimt. Die Schablone stelle ich mir aus einer Fichtenholzbohle mittels Stichsäge und Bandschleifer her (hab leider kein Bild). Die Form der Schablone kann man aus authentischen Abbildungen von Siyahs eruieren, die man 1:1 mittels Fotokopierer heraufvergrößert. Abbildungen z.B. aus der Traditionel Bowyer´s Bible.

@Andy: Das Verkleben bzw. Spleißen kommt dann unter 4.
@Matthias: Die Genehmigung zum Einbau meiner Bilder  in den Wiki hatte ich schon weiter oben gegeben, danke für die Mail. Du findest die Bilder in meiner Galerie unter Reiterbogenbau. Es wird aber noch mehr Stoff geben, eventuell noch etwas abwarten, bis ich fertig bin.

4. Befestigen der Siyahs am Wurfarm
Es gibt 3 Grundtypen der Befestigung:
1. der überlappende Spleiß (Bild oben, untere Schicht ist schon die Hornschicht).
2. der Schwalbenschwanzspleiß (Bild unten)
3. Das einfache Aufleimen einer Siyahholzschicht auf den durchgezogenenen Rahmen (bis zum Tipp):
Beim Schwalbenschwanzspleiß wird oft noch eine "Brücke" aus Holz zur Satabilisierung drübergeleimt. Dazu weiß Eldoro sicher noch mehr.

Und wie kriegen wir jetzt den Winkel und die Länge des Siyahs raus?

Ich hoffe mal, dass ich jetzt die richtige Brücke meine, denn es gibt zwei 

Diese "Brücke" über den Siyah heißt im Arabischen "Kasan", ich denke, dass dies das bessere Wort ist, denn Siyah ist auch Arabisch und Brücke könnte man mit "Sehnen"-brücke verwechseln.
Der Hauptgrund, warum ein Stück Holz im Kasanbereich aufgeleimt wurde, war der, dass dort ein Dreicksprofil ist und man ansonsten das ganze mit Sehnen auffüllen müsste. Hat auch noch den Vorteil, dass es die Klebung etwas verstärk.
Der Kasan ist am Rücken Spitz und am Bauch, wo das Horn aufgeleimt wird, flach oder auch etwas rund, der Siyahquerschnitt ist meist unterschiedlich von Bogentyp zu Bogentyp ( geht von Rechteckig bis zu Oval ), der Rücken des Wurfarms aber meistens flach.
Ich kann nur drei verschiedene Kompositebögen aufzählen, wo ich mir ganz sicher bin, dass solche " Brücken " verwendet worden sind : türkische Kompositebögen, bei den chinesischen Bögen und bei den Koreanischen.
Dabei varieren auch die länge, was vorallem bei den Türkischen sehr interessant ist, denn um so länger der Kasanbereich, desto stabiler war der Bogen. Die türkischen Flight bögen hatten einen längeren Kasanbereich als die Kriegsbögen, die brauchten etwas mehr Wurfarm. Zudem war der Kasanbereich von türkischen Flightbögen länger als der arbeitenden Teil. Also am Kasanbereich kann man auch oft schon den Bogentyp feststellen , wobei das nicht immer so eindeutig ist 
Ich denke das reicht für´s erste über Kasan, sonst schlafen wohl einige noch ein

@ graph zahl ganz ruhig kommt doch noch alles, step by step, sonst wird´s wieder unübersichtlich, aber wenn es so dringen ist :
Türkischen Flightbögen : 10 cm lang, 45°-50°.
Koreanischer Scheibenbogen : ca. 12cm lang ( oder länger ), 60°
Chinesischer Kompositebogen : bis zu 25 cm lang !!! 60°-80°

Zu den Koreanischen Siyahs wurde schon was gesagt, dass sie etwas anders aufgebaut sind.
Bei den Chinesischen Bögen waren 25 cm lange Siyah normal, ich würde aber lieber etwas kürzer bauen, sind etwas instabil. Die hatten auch einen sehr scharfen Winkel, mit biegen ist da meistens nichts!

Ansonsten schau dir einfach mal ein paar Bilder an.

Edit : Zu 4.1 Beim überlappenden Spleiß kann man den Siyah auch auf den flachen Kern kleben, ohne das das Horn schon aufliegt, ohne abschleifen und ohne anpassen
Falls man im Kasanbereich diese Brücke aufleimen möchte und der Kern dort auch gebogen ist, viel Spaß, das ganze muss passgenau sein und ist ein Haufen Arbeit.

@Eldoro: Vielen Dank für die Ausführungen zum "Kasan". Hilfreich wäre hier noch eine schematische Zeichnung.

@GraphZahl: Wie Eldoro schon schrieb: Kommt noch! Ich folge erstmal dem von mir angekündigten schematischen Aufbau, dann widmen wir uns den spezielleren Fragen. Übrigens kannst Du, genau wie wir alle, Dir einfach mal ein paar authentische Bogen anschauen (Museen, Fachbücher, Publikationen) und Dir dann anhand der Originalmaße die Länge der Siyahs im Verhältnis zum Wurfarm und zur Gesamtbogenlänge selbst berechen. So machen wir das auch, wenn wir authentische Bogen herstellen. Die längsten Siyahs hatten neben den Chinesen die Hunnen: bis zu 38 cm !!!

Ich hoffe die Zeichnung ist Verständlich, ich habe sie einfach mal um ein paar Begriffe erweitert, für wichtig halte ich jedoch nur Siyah und Kasan.
Die Verbindung zwischen Siyah und Kasan kann auch varieren, ich hab so ziemlich den einfachsten Weg gewählt.

Also erst einmal danke, das Ihr euch die mühe macht, alles mal ganz genau zu schildern.
Mich würde interresieren, wie man die Schichtverleimten Siyah`s herstellt (auf dem Foto von Snke-Jo die Nr.:4), denn nicht jeder hat das glück, gewachsene Siyah`s zu finden. Es wäre klasse, wenn man dazu noch von der Herstellung Bilder bekommen könnte.

Danke Michael

Auch würde mich interessieren, wie dick Knochenplatten (bei einer beidseitigen Seitenbeklebung) sein müssen, damit die Stabilität bringen ohne zu viel Masse auf den Siyah zu bringen.

@Bogensport: Die Bilder kommen noch, bin gerade erst weider aus dem Urlaub zurück, mußte Schlangen fotografieren. 

Lord Bane: Das ergibt sich von alleine. Die Knochenplatten waren vom Hirschgeweih, welches ja kein Horn, sondern vom Aufbau her Knochen ist. Wenn man das schwammige innere Knochengewebe abträgt, verbleiben noch 3-4 mm Schichtdicke des äußeren Hirsch"horns" und so war das auch bei den authentischen Bogen: 3-4 mm.

Snake-Jo hat geschrieben: Die Bilder kommen noch, bin gerade erst weider aus dem Urlaub zurück, mußte Schlangen fotografieren. 

Hallo Waldfee! 

Ich wünsch mir nur die schon angekündigten Bilder. Ich finde das ganze nach wie vor hoch interessant!

Zum Thema Anspleißen der Siyahs bietet der Link von Eldoro weiter oben auch hervorragendes Bildmaterial. Weil wirklich sehenswert hier nochmal der Link: http://www.hornbow.com/makebow3.html

mfG

Ich hab jetzt auch nochmal die Siyahs überarbeitet. Die kamen mir zu dünn vor und waren etwas labrig. Beim nächsten mal werde ich das Schichtverleimteholz meiden, ich würde es in Zukunft überhaupt nicht mehr verwenden, und Siyahs bauen, wie sie schon Snake-Jo vorgestellt hat. Dann werde ich auch noch ein paar ausfürhliche Bilder machen, falls es jemanden interesieren sollte. Ich hab den jetzigen Siyah einfach etwas abgeschliefen um Klebefläche zuschaffen und hab dann ein Stück Eberesche stehend drauf geleimt. Der Siyah ist nun 2,3cm+ Sehnenschicht im Knie dick. Es wurde auch noch ein Steg ausgearbeitet um die dann die Sehne läuft. Das Horn ist ein bischen über den Siyah geklebt.

@Boettger: Ja, kein Problem, ich bin ja noch da! 
Winterzeit ist Bastelzeit und so werde ich die lange vernachlässigten Threads mal wieder "bedienen".

@Eldoro: Bei Dir war wohl auch Sommerpause und nun geht es weiter? 
Jedenfalls schöne Arbeit und interessant: Dieser doppelte Knick bzw. das doppelte Siyahknie. Damit kann man den Gesamt-Winkel kleiner machen,  der Einzelwinkel ist dann größer, was sicher bautechnische Vorteile hat. Es bringt aber auch etwas mehr Gewicht hinein.
Hier ein Bild zur Befestigung der Siyahs mittels Schwalbenschwanz-Verbindung an einen Wurfarm aus Bambus (mein Punkt 4.2.)

Ja, ich hatte wirklich Sommerpause 
Wenn ich mich nicht irre, ist das Bild von Chinesischen Kompositebögen. Das Bild gibt es glaube ich auch in Atarn, da standen ein paar interessante Sachen in dem Beitrag drinnen.

3. Das einfache Aufleimen einer Siyahholzschicht auf den durchgezogenenen Rahmen

Weiter oben fehlte noch das Bild dazu. Arbeitsgang:
Aus einem Stammstück mit Ast im richtigen Winkel lassen sich mehrere Siyah-Hölzer heraussägen, die genau der Faser folgen. Eines dieser Stücke wird nun auf den am Ende im richtigen Winkel (hier: 45°) vorgebogenen Rahmenholz geleimt.





Ein zweites von diesen "Aststücken" kann man nun bauchseitig aufleimen und damit den Rahmen einfassen: eine sehr sichere Verbindugn für sehr starke Bogen (nicht abgebildet). Oder aber man nimmt das gebogene Holzstück nur bauchseitig und arbeitet den Siyah-Umriss heraus (braune Linie).

Würde sows auch mit gedämpften (vllt. mehreren Schichten) Bauteilen funktionieren?

@Christopher: Ja, das geht sehr gut, zumal man ja an die gebogenen Stamm- oder Aststücke nicht immer gut herankommt.

Der Werdegang eines schichtverleimten Siyahs:
- Schablone aus einer Bohle sägen
- 4 mm starke Holzleisten (bervorzugt: Pflaumen-, Kirschen-, Eiben-, Ahornholz)  mit Heißluftfön warm machen und grob in Kurve bringen
- Schicht für Schicht auf die Schablone leimen (Ponal) und mit Schraubzwingen fixieren
es reichen meist 5 Schichten a 4 mm = 20 mm Siyahbreite
- Siyah in Form bringen und mit überlappenden Spleiß, mit Kerbe oder direkt auf den gebogenen Rahmen leimen
Hier nochmals das Bild von verschiedenen Siyahs, mal genau schauen, welche schichtverleimt sind. 


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