Re: Geht beides: Intuitiv +System?
Verfasst: 02.11.2010, 13:10
Jouh ! Leider !Galighenna hat geschrieben:Es fehlt uns nur oft die Geduld und die Zeit, genau das zu Trainieren und darauf zu vertrauen.




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Jouh ! Leider !Galighenna hat geschrieben:Es fehlt uns nur oft die Geduld und die Zeit, genau das zu Trainieren und darauf zu vertrauen.
Ähm...shortRec hat geschrieben: Ähnliches gilt bspw. beim Tischtennis. Die Bälle sind viel zu schnell, als dass man auf sie reagieren könnte. Der Spieler muss seinen Schlag ansetzen, _bevor_ sein Gegner den Ball spielt. Das geht nur, wenn man gut anthizipieren kann und ein gut verinnerlichtes Bewegungsprogramm zur Verfügung hat.
Das braucht man auch beim Bogenschießen. Die Zielerfassung, also die Einschätzung der Entfernung in Abhänigkeit des Pfeilfluges (bei den Reitern kommt noch die Bewegung des Pferdes dazu) ist die Antizipation, die gelernt werden muss, dass Bewegungprogram, dass "geschrieben" werden muss ist der Schussablauf. Deswegen ist Schussablauftraining, bei dem es auf kurze bis mittlere Entfernung (abhängig vom Können des Schützen) so unglaublich wichtig. Dabei geht es nicht um das Treffen, sondern darum, auf ein leicht zu treffenden Pfeilfang (große Scheibe) möglichst viele Pfeile konzentriert mit möglichst gleichem Ablauf sauber zu schießen, so dass alle Pfeile möglichst eng bei einander auf der Scheibe stecken.
Ja und nein. Ich habe keines der bekannten Zielsysteme, zumindest ist es mir nicht bewusst. Also nix mit abgreifen oder über die Pfeilspitze peilen oder sonstiges. Aber treffen will ich doch und tue das auch relativ zuverlässig. Ich hab gar keinen Frust. Jedenfalls nur manchmal. Auf die Gefahr hin, dass hier jetzt irgendwer austickt, aber ich glaube noch immer nicht an die Geschichte, dass intuitive Schützen nicht zielen würden.shortRec hat geschrieben: Wenn du dir Zeit bei jedem Schuß nehmen kannst und willst und dir Treffer etwas bedeuten, bist du mit einem (Ziel-)System ganz gut beraten. Da die Frustrtionstoleranz bei "einfach mal draufhalten" schon arg strapaziert werden kann. Dann ist es mit der Entspannung auch dahin...
Ralph, ich muss dir in diesem Punkt widersprechen.Ralph hat geschrieben: Die Konditionierung dauert ewig.![]()
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Um ein wenig Haarspalterei zu betreiben - auch das unbewusste Treffen benötigt einen Zielvorgang. Auch wenn der ganz anders aussieht als der eines Systemschützen.Ralph hat geschrieben:Der Unterbewußt, weil ausreichend eingeschliffen/konditionierte Schütze trifft, weil er die Umstände erfasst und die Auge-Hand-Koordination diesen folgt (vgl. auch die Ausführungen vo G... zum Autofahren und schalten....). Dann triffts Du wirklich ohne zu Zielen.
Ich gehöre wohl zu denen, die richtig Bock darauf haben. Alle unsere Langbogner, die an DSB-Wettbewerben teilnehmen, sind inzwischen zu einem System übergegangen (die meisten point of aim). Ich bin der einzige, der hartnäckig weiter feilt am intuitiven Schießen. Da ist es mir fast egal, dass die alle schon um einiges besser schießen als ich.Ralph hat geschrieben: Aber wie gesagt: Das richtig zu trainieren dauert ewig. Und weil keiner so richtigen Bock darauf hat, wird dieser Effect auch nicht für existent genommen!
Ergo:Galighenna hat geschrieben:Das witzige daran ist, du merkst es nicht! Du kannst nicht bewusst unbewusst schießen. Das erscheint im Gedanken irgendwie paradox aber es ist so.
Wenn du beim Autofahren unbewusst kuppelst und schaltest merkst du das ja auch nicht, sondern du fährst einfach und freust dich das das so gut funktioniert (oder auch nicht, z.B. als Anfänger oder als Sonntagsfahrer *gg*)
Die Faszination kann ich gut nachvollziehen - und intuitiv gelungene Schüsse brennen sich in der Erinnerung ein.Ich bin fasziniert von den Abläufen, die sich im Denken abspielen, während des Schusses. Und ich bin fasziniert davon, herauszufinden, wie sich das denn anfühlt, wenn man sich ganz und gar dem Unterbewussten überlässt.
Mmmh - ich glaube doch, dass du es merken kannst. Du kannst das unbewusste Tun tatsächlich beobachten, ohne Einfluss auf dieses Tun zu nehmen. Das ist dann bewusst unbewusstes Schießen.Galighenna hat geschrieben:Du kannst nicht bewusst unbewusst schießen. Das erscheint im Gedanken irgendwie paradox aber es ist so.
Wenn du beim Autofahren unbewusst kuppelst und schaltest merkst du das ja auch nicht, sondern du fährst einfach und freust dich das das so gut funktioniert (oder auch nicht, z.B. als Anfänger oder als Sonntagsfahrer *gg*)
Genau daher - so jedenfalls meine Meinung - hat eine Vorwegnahme im Sinne von Vorwegdenken oder Vorwegantizipieren Wollen - beim BS nichts zu suchen. Denn genau das ist es, was Dich dann letztlich doch behindert. Es mag sein, dass Du Dir Deinen Schußablauf immer wieder vorstellen kannst und somit Deine BEwegungsabfolge vorwegnehmen kannst (was Du, wenn Du sie richtig konditioniert hast, nicht mehr nötig ist....).kra hat geschrieben:@BogenschützeZur Antizipation (im Sinne der Def. bei Jo für die Verwendung im Sport, Dank für die Zusammenstellung!!) - ist imho essentiell beim Bogenschießen. Weil sich das Gehirn, ob bewußt oder nicht, ein Bild machen muß wie der Pfeil fliegt. Der ganze Schuß muß vorher im Kopf abgelaufen sein. Vom beginnenden Aufnehmen des Ziels,der Haltung des Bogenarms, das Ausziehen des Bogens über den Ablaß, den Pfeilflug bis zum Einschlag ins Ziel. Wenn das Alles vorher abläuft (oder besser während des Schusses) abläuft kann man von einem intuitiven Schuß sprechen. Je näher (zeitlich) die Antizipationen an den eigentlichen Vorgang heranrücken desto eher gerät man in Gefahr, bewußt (und visierend) zu schießen. Manchmal klappe es auch, wenn ich während des Ablaufs den nächsten Schritt antizipiere - aber das gelingt nur, wenn ich sehr gelöst bin.
Ich glaube, von Fred Aspell stammt der Satz: "werde zum Pfeil" um Schießen zu lernen, ich meine "werde zum Schuß selber".