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Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 01.01.2022, 19:28
von klausmann84
Soooo erstmal allen ein frohes hoffentlich diesmal wirklich besseres 2022

Ich traue mich meinen neuesten (3.) Bogen zu präsentieren, auch wenn das ein komisches Teil ist.
Ich hatte ein Eibenstämmchen gespalten, beim Trockenen hat es sich seitlich verzogen. Der Markakanal wanderte im Holz mal nach rechts und links, dementsprechend wenig homogen verteilt die Qualität im Holz. Fotos hatte ich hier mal reingestellt und mir wurde eher nicht empfohlen daran zu arbeiten: viewtopic.php?f=14&t=32154

Nachdem der Bogen fertig ist, kann ich das komplett nachvollziehen. Dazu mehr und weitere Details unten.

Erstmal die Daten:

Design komplett aus der Hüfte geschossen: Eibe Flachbogen, kurze steile Recurves, Schussfenster, fast "centershot",
Griffaufsatz aus Eichenholz, Tipoverlays aus Wurzelholz unbekannter Spezies (beides Fundhölzer), Ledergriff

172 cm NtN, 43# @ 28''; Set müsste ich raten: ca 2 Zoll, Gewicht des gesamten Bogen 496 g

10 Strang Dacron oder so mit Öhrchenwicklung usw aus Leinen, Silencer (ich bin sofort Fan) aus Kunstfaserwolle: Gewicht dann ca 11g

Aktuell schieße ich damit 13 gpp Pfeile und die gehen trotzdem noch ausreichend flott raus. Die Pfeile die bei etwa 9,5 gpp liegen sind ziemlich flott für meinen Geschmack aber völlig falsch gespined, sie schlagen an. Nach 50 Pfeilen war der Tiller ziemlich aus der Balance, nach der Korrektur ist er bis jetzt stabil geblieben, schätze 200 hat er weg oder mehr.

So dann Fotos:
abgespannt
abgespannt
Standhöhe
Standhöhe
Auszug
Auszug
Rückenansicht gesamt
Rückenansicht gesamt
Bauchansicht gesamt
Bauchansicht gesamt
Dübel
Dübel
entlanggepeilt I
entlanggepeilt I
entlanggepeilt II
entlanggepeilt II
Tipoverlay am Recurve Detail
Tipoverlay am Recurve Detail
Tip-Breitenvergleich
Tip-Breitenvergleich
Griffdetail
Griffdetail
Ups, aus versehen schon auf Absenden gedrückt bevor der Beitrag fertig war...

Ich vermute es gibt ein paar Fragen und sicher auch Kritik, zurecht.

Zum Tiller kann ich sagen dass ich bewusst ein paar Stellen steifer gelassen habe ohne zu wissen, ob das unbedingt notwendig war bzw. ist. Ich habe noch nie so ein seltsames Stück Holz bearbeitet.

Die Recurves sind bewusst schmal und dick gehalten, habe sie durch Einsägen und Auffüllen mit Zahnstochern und Epoxy + Kohlenstoffigment gebogen. Die Rohhaut soll nur etwas unsaubere Sägeschnitte verdecken. Seltsame Technik, aber erfüllt ihren Zweck sehr gut.

Ansonsten hat der Bogengriff ca. 15 Grad Verdrehung gegen den Uhrzeigersinn im Vergleich zu den Tips. Ich habe den Griff absichtlich aus der Mitte versetzt um den ursprünglichen seitlichen Verzug zu kompensieren, musste aber zusätzlich noch im Griff dämpfen und später noch einen Wolfschen Keil installieren. Jetzt ist die Form stabil und der Bogen lässt sich wunderbar ausziehen und schießt sehr gut. :)
Finish ist so lala, steckte genug Arbeit drin und ich habe auch nicht damit gerechnet, dass er so lange hält.
Ach ja: wer errät, welcher Tip komplett ab war? :D

Viele Grüße und viel Spaß beim Saplingbau... Klaus

Re: Experimentelle Eibe 43 @ 28''

Verfasst: 01.01.2022, 19:36
von Hieronymus
Den hast du wirklich gut hinbekommen. Set sehe ich nicht wirklich viel, also unter 1'' . Der Tiller wirkt sehr harmonisch, also Daumen hoch. Nur die schwarzen Striche sind nicht ganz meins, aber Geschmacksache. ;)

Gruß Markus

Re: Experimentelle Eibe 43 @ 28''

Verfasst: 01.01.2022, 19:39
von Rotzeklotz
Da hast du ein tolles Ergebnis aus einem schwierigen Stück Holz rausgeholt! :)
Was ist da auf der Rückenseite auf die Recurves aufgesetzt?

Re: Experimentelle Eibe 43 @ 28''

Verfasst: 01.01.2022, 19:42
von klausmann84
Lest nochmal weiter oben unterhalb der Fotos, wie dort bereits erwähnt habe ich zu früh auf Absenden gedrückt. Die Erklärung für beide Phänomene ist dort (mittlerweile) angegeben. Die schwarzen Linien sind nicht kosmetisch sondern funktional, auf den Recurves liegt jeweils ein Streifen Rohhaut, der ist allerdings eher kosmetisch. Danke schonmal für die Komplimente!

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 02:07
von Mühle
Gutes Ergebnis fü ein schwieriges Stück Holz. Set finde ich voll im Rahmen und Tiller auch.
Mühle

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 09:35
von MrCanister123
Der Tiller sieht echt gut aus, kann man echt nix sagen, Daumen hoch :)

Bei den *Eddingstrichen* bin ich bei Markus, ist au ned sooo meins, aber ansonsten echt gut gelungen

Das kleine Stückchen Leder wäre für meine Riesenhände glaub zu klein ( sieht aber vllt auch nur so aus auf dem Bild :) )

Gruß Basti

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 10:27
von klausmann84
MrCanister123 hat geschrieben: 02.01.2022, 09:35 *Eddingstrichen*
Hieronymus hat geschrieben: 01.01.2022, 19:36 die schwarzen Striche
Okay, ich versuche es mal mit Bildern zu illustrieren was der Hintergrund dieser Striche ist:

Ich habe zum Biegen der Recurves die Dinger eingesägt, und Zahnstocher als Abstandhalter zum Fixieren der Spaltöffnungen enigesetzt:
Recurve vor dem Epoxieren I
Recurve vor dem Epoxieren I
Recurve vor dem Epoxieren II
Recurve vor dem Epoxieren II
das ganze habe ich seitlich abgeklebt und schwarzen Epox reingefönt...
Epoxy + Pigment
Epoxy + Pigment
Draufsicht fertig
Draufsicht fertig
Rotzeklotz hat geschrieben: 01.01.2022, 19:39 Was ist da auf der Rückenseite auf die Recurves aufgesetzt?
Dieser Recurve ist mir durch eine Dummheit abgebrochen, auch sieht man die gefüllten Sägeschnitte seitlich bis auf den Rücken durchgehen, also unsauber gearbeitet.
vor dem Aufkleben der Rohhaut
vor dem Aufkleben der Rohhaut
Deshalb habe ich dann bei beiden Recurves Rohhaut oben drauf geklebt um diese unschönen Stellen zu verdecken.

Das Leder habe ich nur gemacht weil ich diesen Wolfschen Keil nochmal gewickelt habe:
eingeklebter Keil, vor der Wicklung
eingeklebter Keil, vor der Wicklung
Die Wicklung war nicht schön und sicher auch etwas unbequem zu greifen. Wäre die nicht, hätte ich glaube ich kein Griffleder genommen. Die Größe reicht aber völlig aus, da die Last nur vom Druckpunkt auf die Daumenwurzel/ den Handballen übertragen wird.

Thema Set. So sah der Rohling nach dem Bodentiller aus:
Seitenprofil nach dem Bodentiller
Seitenprofil nach dem Bodentiller

Ich hoffe ich konnte etwas zur Aufklärung der mysteriösen Striche beitragen und warum ich etwa 2 Toll Set berechne... VG Klaus

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 10:35
von MrCanister123
Hut ab für die bilderreiche Dokumentation, da könnt ich mir ne Scheibe davon abschneiden :D
Nur interessehalber: Warum hast die Recourves nicht ohne die eingesägten Kerben gebogen?

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 10:40
von klausmann84
Gute Frage. Meine bisherigen Versuche mit Dampf waren nur bei Hasel erfolgreich. Bei der Dicke der WA Enden habe ich befürchtet, dass beim Versuch einen engen Radius in die letzten 10 cm einzubiegen, einfach die Enden steif bleiben und es dann am Übergang in die WA anfängt zu biegen. Dann kam mir die Idee das einfach mal auszuprobieren. Ursprünglich woillte ich einfach Keile einkleben, aber mach mal so viele kleine Holzkeile nur mit Handwerkzeugen... ;-)

Ich finds im Übrigen auch nicht schön und glaube nicht dass ich das so nochmal machen werde. Aber bei dem Holz fühlte ich die Freiheit alles auszuprobieren. Ich hätte nie gedacht dass da ein gut schießbarer und schneller Bogen rauskommt.

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 17:28
von Neumi
Der ist Dir gelungen, Thumbs up. Die gestreiften Recurves finde ich optisch sehr nett.
2 Anmerkungen:
zum einen solltest Du einen 2 Komponenten-Kleber immer zuerst mischen und erst danach Pigmente o.ä. zugeben.
zum anderen sollte man die Klebestelle bei einem derart abgerissenen Teil wie hier dem Recurve immer mit einer Wicklung sichern. Ich wundere mich, dass das Teil überhaupt hält.
Grüße - Neumi

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 18:12
von klausmann84
Besten Dank, vor allem auch für die Verbesserungsvorschläge!

Also erst Epoxy verrühren und dann erst das Pigment zugeben: Ich meine auch gaanz grob so vorgegangen zu sein. Nach deinem Tip würde ich die Schritte noch penibler trennen, sodass ein Foto wie oben nicht mehr zustande kommt. :)

Ja hält (noch), Endfest 300 ist schon ganz guter Kleber und scheinbar habe ich keinen Verarbeitungsfehler gemacht. Dennoch war ich selbst etwas erstaunt. Ich kann da auch keinerlei Ermüdungserscheinung erkennen, aber vielleicht sollte ich dennoch zur Sicherheit mal ne Wicklung machen. Glaube da wird man vor einem Bruch auch nix bemerken, zumal da ja die Rohhaut drauf ist.

Oder ich warte einfach mal wie lange der Kleber das mitmacht. ;D

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 19:23
von schnabelkanne
Servus, hohe Handwerkskunst, der Tiller schön harmonisch und ein Wolfscher Keil, da bin ich beeindruckt.
Möge er lange halten.
Lg Thomas

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 19:28
von Spanmacher
Ich bin mir sicher, dass solche Experimente für sehr viele Bogenbauer interessante Erkenntnisse erbringen können. Deswegen vielen Dank für Deine Risikobereitschaft.
Ich bin bestimmt nicht der Einzige, der diesen Versuch mit großem Interesse verfolgt.

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 02.01.2022, 19:36
von klausmann84
Danke euch allen für die angenehmen lobenden Worte, tut gut nach der ganzen Arbeit. :)

Re: Experimentelle Eibe 43# @ 28''

Verfasst: 04.01.2022, 06:33
von Bogenbas
Oha. Bei den Unmengen an Saplingposts hätt ich den hier fast verpasst. Sehr schön und sehr inspirierend. Werd ich bestimmt auch mal versuchen, nur eben mit Holzkeilen. Ich glaub da gibt es passend welche vom Baumarkt, fürs Fließen legen wenn ich mich nicht irre 🤔. Den Spalt hast du ohne Hitze geöffnet? Denkst du das würde auch noch funktionieren wenn man nicht ganz so tief einschneidet? Also zum Beispiel 3mm vom Rücken stehen lässt. Oder wie viel ist es denn bei dir?